Hochzeitsreden 2.0: Von Herzen sprechen im digitalen Zeitalter (eBook)

Sprache und Form

Stil der Rede

Hochzeitsreden können in verschiedenen Stilen vorgetragen werden. Wichtig bei der Auswahl des Stils ist, dass er zu deiner Rede passt und du dich wohl fühlst. Es gibt aber noch weitere Faktoren, die du bei der Wahl des Redestils berücksichtigen solltest. Er sollte zum einen deine Beziehung zum Brautpaar bzw. zu einer der beiden Hauptpersonen widerspiegeln. Zum anderen sollte dein Stil zum Rahmen der Hochzeit passen. Handelt es sich eher um eine formelle oder legere Feier? Hast du deinen Redestil gefunden, wirst du während deiner Rede authentisch wirken und das Publikum mit deinen Worten berühren und begeistern. Im nachfolgenden findest du eine Auflistung der gängigsten Stile inklusive ihrer Merkmale. Oft werden auch mehrere Stilformen innerhalb einer Rede angewendet. So darf beispielsweise eine emotionale Rede auch lustige Elemente beinhalten.

Traditionell und formal

Dieser Stil zeichnet sich durch seine höfliche und respektvolle Sprache und traditionelle Elemente aus. Dementsprechend eignet sich der Stil für traditionelle Hochzeiten und formelle Feiern. Ein Beispiel: Der Brautvater pointiert in seiner Rede feierlich die Bedeutung der Eheschließung und die Rolle der Familie.

Emotional und persönlich

Hier liegt der Fokus auf emotionale Erlebnisse sowie persönliche Geschichten und das Zeigen von Gefühlen. Redende mit einer engen persönlichen Bindung zum Brautpaar bzw. zur Braut und/oder Bräutigam wählen diesen Stil bei intimen Hochzeiten. Ein Beispiel: Der Bräutigam erzählt die Kennenlerngeschichte und bekundet der Braut seine Liebe.

Lustig, humorvoll und locker

Die Stimmung wird durch humorvolle Anekdoten und gelegentlichen Witzen aufgelockert. Der Stil passt zu allen, die die Zuhörerschaft zum Lachen bringen und eine entspannte Atmosphäre erzeugen wollen. Ein Beispiel: Der Trauzeuge hält eine Rede voll mit lustigen Erlebnissen aus der Vergangenheit des Bräutigams.

Gottesfürchtig

Bei diesem Stil wird die Bedeutung der Hochzeit betont. Dabei wird eine ernste und respektvolle Sprache verwendet. Reden für traditionelle und religiöse Hochzeiten werden in diesem Stil vorgetragen. Ein Beispiel: Die Rede beschreibt die Ehe als heiligen und bedeutenden Bund.

Poetisch

Tiefergehende Botschaften werden durch die Verwendung von Zitaten, Gedichten, Metaphern oder literarischen Anspielungen ans Publikum vermittelt.

Poetische Hochzeitsreden kreieren eine romantische oder künstlerische Atmosphäre. Ein Beispiel: Die Trauzeugin der Braut betrachtet in ihrer Rede das Thema Liebe auf philosophische Weise und untermalt diese mit passenden Zitaten.

Geschichtenerzählend

Wie der Name des Stiles schon verrät, wird die Rede in Form einer Geschichte erzählt. Bestenfalls folgt die Geschichte einem roten Faden und erzeugt einen Spannungsbogen, wodurch das Publikum gespannt von Anfang bis Ende zuhört.

Ein Beispiel: Die Schwester der Braut behandelt in ihrer Rede die Geschichte der Braut von der Kindheit bis zur Hochzeit.

Dankend und würdigend

Der Ausdruck von Dankbarkeit und Anerkennung bildet hier den Kern. Oft wird mit diesem Stil die Anstrengung und Unterstützung aller Helfenden gewürdigt, die an der Hochzeitsorganisation beteiligt waren. Ein Beispiel: Das Brautpaar bedankt sich bei allen Beteiligten für ihre Hilfe und Unterstützung.

Sprachliche Mittel und Rhetorik

Bei deiner Hochzeitsrede ist es wichtig, das Brautpaar und die Gäste direkt anzusprechen, um eine persönliche Atmosphäre zu schaffen – mit der Verwendung der Pronomen “du” oder “ihr” erzeugst du dabei noch mehr Nähe.

Eine persönliche Verbindung stellst du am besten her, indem du die Namen des Brautpaares oder eventuell wichtiger Familienmitglieder oder enger Freunde erwähnst. Um Emotionen zu wecken, kannst du Anekdoten, also persönliche Geschichten und Erlebnisse, einbauen – je nachdem welche Stimmung du erzeugen möchtest, können diese lustig, emotional oder nachdenklich sein.

Nutze zusätzlich eine gefühlvolle Sprache, wie Emotionen erweckende Adjektive und Ausdrücke sowie bildhafte Metaphern und Vergleiche, um die emotionale Tiefe deiner Rede zu verstärken. Ein Beispiel für Adjektive und Ausdrücke, die Emotionen wecken: “herzergreifend”, “einzigartig”, “unvergesslich”. Und ein Beispiel für einen Vergleich: „Eure Liebe ist wie ein Leuchtturm, der auch in stürmischen Zeiten den Weg weist“ – Verfasser unbekannt. Neben der Metapher und dem Vergleich, gibt es aber auch noch weitere sprachliche Mittel, die du gut in deine Rede einbauen kannst: Die Alliteration wiederholt denselben Anfangslaut in aufeinanderfolgenden Wörtern wie z.B. “Liebe, Lachen und Lebensfreude”. Die Anapher wiederholt ein Wort oder eine Wortgruppe am Anfang eines Satzes wie z.B. “Ihr habt gelacht, ihr habt geweint, ihr habt gemeinsam geträumt.” Und der Klimax steigert Ausdrücke, um Spannung aufzubauen, wie z.B. “Heute feiern wir nicht nur einen besonderen Tag, nicht nur eine besondere Liebe, sondern den Beginn eines wunderbaren Abenteuers.” Wie schon im Unterkapitel mit der Zielsetzung erwähnt, ist Humor ein großartiges Werkzeug, um die Atmosphäre aufzulockern.

Ein paar leichte Witze oder Scherze, die respektvoll und angemessen sind, sowie selbstironische Kommentare können die Zuhörer zum Lachen bringen und die Stimmung heben. Aber auch ein klarer Aufbau (Begrüßung, Einleitung, Hauptteil, Schluss), sanfte Übergänge (z.B. durch Zitate, Sprüche, Anekdoten etc.) und das Setzen von Pausen gehören zu einer guten Redekunst. Probiere also gerne die oben genannten sprachlichen Mittel aus und gestalte so eine fließende, eindrucksvolle und unvergessliche Rede.

Form der Rede

Neben dem Stil der Rede gilt es zusätzlich die Form der Rede zu bestimmen. Mache dir also Gedanken, in welcher Form du deine Rede vortragen möchtest.

Fließtext

Die wohl am häufigsten gewählte Form ist der klassische Fließtext inkl. Einleitung, Hauptteil und Schluss. Den Aufbau kennst du bereits aus dem Kapitel “Vorbereitung auf die Rede”. Auch Erzählungen, Briefe und Geschichten sind eine Art des Fließtextes. Kurzer Exkurs zurück in die Schulzeit: Erzählungen und Geschichten werden dabei in der Vergangenheitsform (Präteritum) geschrieben und vorgetragen. Die Besonderheit beim Brief ist, dass dieser bzw. die Rede im Präsens (Gegenwartsform) verfasst und direkt an das Brautpaar gerichtet wird.

Aufzählung

Die Aufzählung ist eine einfache Form, um deine Hochzeitsrede zu gestalten. Du kannst beispielsweise 10 Gründe aufzählen, weshalb das Brautpaar perfekt zueinander passt. Auch gemeinsame Erlebnisse oder Wünsche an das Brautpaar bzw. eine der Hauptpersonen lassen sich auf diese Art leicht erzählen. Die einfache Form sollte dich aber nicht davon abhalten, eine passende Begrüßung bzw. Einleitung und einen stilvollen Schluss zu verfassen.

Dialog

Eine Form mit etwas Abwechslung ist der Dialog. Sie eignet sich besonders gut, um die Rede mit zwei bzw. mehreren Personen zu präsentieren. Du kannst deine Hochzeitsrede beispielsweise wie ein fiktives Gespräch zwischen Braut und Bräutigam aufbauen – deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Achte, analog zur Aufzählung, auch hier auf eine geeignete Einleitung und einen runden Schluss.

Gedichte und Reime

Das poetische Pendant zum Fließtext sind Gedichte und Reime. Sowohl in unserem E-Book als auch im Internet findest du viele Beispiele von Gedichten und Reimen zum Thema Hochzeit. Für den Fall, dass die Beispiele für deine Rede nicht passend sind, kannst du auch ein eigenes und persönliches Gedicht verfassen. Dabei solltest du unterschiedliche Aspekte berücksichtigen. Für die Textlänge und Themenfindung gilt das Gleiche wie bei Reden in Form eines Fließtextes: Halte dich kurz und lege dich auf ein Thema fest. Entscheidend bei Gedichten ist die Betonung, also der Rhythmus des Gedichts, welchen man Versmaß nennt. Insgesamt gibt es vier unterschiedliche Versmaße, aus denen du wählen kannst: Jambus, Trochäus, Daktylus und Anapäst. Auch wenn du noch nichts von einem Versmaß gehört haben solltest, sagt dein Ohr dir beim Nachsprechen, dass die Verse in der ersten Variante schöner klingen als in der zweiten:

(- = betont, / = unbetont) .

Wie du am Rhythmusschema der betonten und unbetonten Silben sehen kannst, hängt das nicht nur mit der inhaltlichen Veränderung der beiden Verse zusammen, sondern insbesondere mit dem fließenden...