Die Befreiung der Seele von der Angst (eBook)

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2024 | 1. Auflage
306 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-9749-0 (ISBN)

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Die Befreiung der Seele von der Angst -  Robert Sardello
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Die Angst ist unsere dunkle Gefährtin, sie begleitet uns vom Moment des Erwachens bis in die Tiefen des Traums... Es mag vielleicht so scheinen, als würde die Freiheit von der Angst darin bestehen, diese dunkle Gefährtin ein für alle Mal loszuwerden. So verbringen wir unsere Zeit mit der Suche nach mehr und mehr Komfort. Wir suchen Ablenkung beim Shopping, in der Unterhaltung oder im Urlaub... aber solche Maßnahmen betäuben die Präsenz der Angst nur vorübergehend. Da die Welt voller Situationen ist, die unweigerlich Angst hervorrufen, gibt es kein Entrinnen... Wohl können wir aber innere Ressourcen entwickeln, die uns helfen, der Angst zu begegnen. Wie wir das tun können, steht im Mittelpunkt dieses Buches.

Alles, was US-amerikanischer Tiefenpsychologe und Geist-Humanist Robert Sardello (Jahrgang 1943) lehrt und schreibt, geht von einer Phänomenologie der Seele aus. Von den 90er Jahren an wurde Sardello wegen seiner neuen Ansätze in verschiedensten 'herkömmlichen' Lebensfeldern von einem ständig wachsenden englischsprachigen Publikum geschätzt. Sowohl sein schriftliches Werk, als auch die von ihm und Cheryl Sanders Sardello in der School of Spiritual Psychology (North Carolina) angebotenen Kurse, ließen in ganzheitlicher Weise neues Licht, neue Wärme hineinströmen in die Bewältigung von Furcht und Angst, im Umgang mit den zwölf Monatstugenden, mit der Liebe, der Religion, mit Geld sowie in andere Themenbereiche von aktuellem Belang. James Hillman, ein prominenter Kollege Sardellos, sagte es einmal so: "Was auch immer Sardello berührt, bricht mit verblüffend neuer Bedeutung auf." Von einem weiteren Zeitgenossen heißt es: "Robert Sardello ist einer der wenigen modernen Denker, die wirklich wissen, wie man mit der Ödnis des modernen Lebens umgeht."

Kapitel I: Eintritt in die Gefahren der Angst


Die Angst ist unser finsterer Geselle, der begleitet uns vom Moment des Aufwachens bis in die Tiefen der nächtlichen Träume. Hier eine kleine Kostprobe der landläufigsten Ängste: den Job zu verlieren; dass ein Kind stirbt; alt zu werden; körperliche Gewalt zugefügt zu werden; krebskrank zu werden; eine Beziehung zu verlieren; nicht gut genug zu sein; nicht für seine Familie sorgen zu können. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Sich von der Angst zu befreien, scheint zunächst zu bedeuten, diesen dunklen Begleiter ein für alle Mal loszuwerden. So verbringen wir unsere Zeit damit, mehr und mehr Komfort zu suchen. Wir suchen Ablenkung beim Einkaufen, bei der Unterhaltung oder im Urlaub. Wir kaufen teure Autos, gehen häufig essen, verbringen zu viel Zeit vor dem Fernseher oder ziehen in eine bewachte Wohnsiedlung, wo es "sicher" ist. Wir gehen in Therapie oder schließen uns einer Selbsthilfegruppe an, nehmen Prozac, tragen eine Waffe bei uns, leben in Verleugnung und Isolation. Aber solche Maßnahmen dämpfen die Angst nur vorübergehend, so dass sie darunter noch intensiver wird und das Bedürfnis nach mehr Komfort noch größer wird.

Da die Welt voller Situationen ist, die unweigerlich Angst auslösen, gibt es kein Entkommen. Frei von Angst zu werden kann also nicht bedeuten, die Angst abzuschaffen. Das wäre so, als würde man sagen, dass die einzige Möglichkeit, sich in einer Ehe frei zu fühlen, darin besteht, die Ehe aufzulösen. Wir können jedoch innere Ressourcen entwickeln, die uns helfen, uns der Angst zu stellen. Wie wir das tun können, ist das Thema dieses Buches.

Das Evangelium behauptet zu Recht, dass vollkommene Liebe die Angst vertreibt. Da es aber nur wenige unter uns gibt, die in der Lage sind, vollkommene Liebe zu erlangen, scheint eine Abschaffung der Angst unerreichbar zu sein. Und dennoch, wenn wir uns ihr nicht stellen, nährt sie sich von selbst, nagt an der Substanz unseres Wesens und kann uns völlig überwältigen. Über längere Zeit kann uns die Angst unsere Menschlichkeit rauben. Wenn wir ihr jedoch mit den Ressourcen eines bewussteren Seelenlebens begegnen, so bemächtigt sie sich unser nicht mehr, sondern sie fordert uns heraus, immer mehr von unserer Menschlichkeit zu entdecken.

Angst rührt viele Reaktionen auf, die die Seele auslaugen und verwirren können. Um das Bewusstsein wahrhaft vertiefen zu können, müssen wir uns ein umfassenderes Bild von der Seele im menschlichen Leben machen. Für die gewöhnliche Auffassung kommt die Seele einer Ansammlung innerer Erlebnisqualitäten gleich: der Fantasie; Gefühlen, die eine reflektierende Komponente in sich tragen, dem, was jenseits der bewussten Erfahrung liegt. So verstanden bestimmt die Seele die Art und Weise, wie wir sowohl auf äußere Ereignisse zugehen als auch auf sie reagieren. Meine Auffassung der Seele ist insofern eine etwas weiter gefasste, als dass sie die Einflüsse mit einschließt, die aus der äußeren Welt auf uns einwirken. Solche Ereignisse in der Welt leben in der Seele weiter, und zwar nicht nur als Erinnerungen, sondern als Ballungen oder Spreizungen im Feld der Seele. Angst zieht die Seele zusammen. Wenn wir uns Fürchten, fühlen wir uns einsamer, isolierter, weniger mit der weiteren Welt verbunden und mehr von den Reichtümern unseres inneren Lebens abgeschnitten. Weitet sich die Seele jedoch, so bietet sie uns einen Weg, mit den in jedem von uns befindlichen zerstörerischen Kräften konstruktiv zu arbeiten. Die Seele lebt auf an Eigenschaften wie Freude, Mitgefühl, Wahrheit, Lust, Schenken, Dienen, Schönheit und sogar inneres Kämpfen. Am stärksten aber drückt sich die Seele in einer Vielzahl von Taten der Liebe aus – im Knüpfen tiefer Beziehungen mit anderen, Im Bilden des Vermögens zu dienen, im Öffnen unseres Herzens für die spirituellen Reiche. Wenn wir lernen, diese Qualitäten bewusst beizubehalten und auf neue Art und Weise weiterzuentwickeln, kann uns das sehr weit bringen in der Heilung der Angst in der Welt.1

Wir beginnen mit der einfachen Definition von Angst als das, was die unmittelbare Erfahrung unserer wahren menschlichen Identität abstumpft – die Erfahrung dessen, was wir als Individuen sind. Um ganz Mensch zu sein, müssen wir das Geheimnis unseres Körpers im Verhältnis zur Größe der Welt und des Kosmos erkennen. Menschliche Identität erfordert auch ein Eingehen unsererseits auf die inneren Qualitäten des Erlebens – wie Gefühle, Emotionen, schöpferisches Denken, Erinnerung, einen Sinn für das Schicksal, und alle die zarten Eigenschaften –, die das Leben als sinn- und bedeutungsvoll werden lässt, und nicht bloß als eine zufällige Aneinanderreihung von Ereignissen. Unsere wahre Menschlichkeit besteht ferner darin, dass wir uns an der Wirklichkeit von etwas orientieren, das größer ist als wir selbst, und solche Wirklichkeit auch zu erleben: das Mysterium des Andersseins, die Realität des Sakralen, ein Vermögen, das Heilige zu empfinden.

Wenn uns die Angst überkommt, wird unser Gefühl, ganz Mensch zu sein, angegriffen. Hier ist ein Beispiel für einen solchen Fall von Angst, geschrieben von einer Teilnehmerin unserer Workshops. Der Fall ist lehrreich, weil er nicht besonders ungewöhnlich ist und zugleich auch die Elemente enthält, die allen Erfahrungen mit Angst gemeinsam sind:

Es war ein Spätsommertag irgendwo auf einer Straße in Colorado. Es war Nachmittag. Mein Freund und ich waren auf dem Rückweg von Denver. Ein schöner Urlaub war zu Ende. Wir sprachen über seine Eltern, die wir zwei Tage lang besucht hatten. Wir waren erst zwei Stunden zuvor losgefahren. Ich war am Steuer. Es war schon spät am Tag, als wir auf die Autobahn fuhren. Mein Freund redete. Ich erinnere mich, dass ich über etwas gelacht habe. Wir befanden uns auf der Auffahrtsspur. Ich gab Gas. Ich schaute in den Außenspiegel – die Fahrspur hinter uns war frei. Ich drehte meinen Kopf und schaute über meine Schulter – alles klar. Ich setzte meine Blinker, schaute wieder in den Rückspiegel und wechselte nach links. Ich setzte mich wieder aufrecht hin und schaute nach vorne auf die Spur vor uns – direkt auf die Stoßstange eines riesigen Lkw. Unser Auto schien ihn bereits zu berühren. Alles andere verschwand. Es gab kein Geräusch, kein Licht, keine Umgebung mehr. Es gab nur den Lkw, die Kupplung, die Bremse, das Lenkrad, die Gangschaltung und mich. Mein Herz raste nicht, sondern hörte auf zu schlagen. Ich schwitzte nicht; mir war eiskalt. Meine Hände, mein Mund und meine Augen waren trocken wie eine Wüste. Mein Körper war nicht wirklich steif; er funktionierte vollkommen richtig. Aber er tat nur das, was nötig war, sonst nichts. Eine endlos erscheinende Zeit lang war ich allein mit dem Lastwagen und versuchte, ihm zu entkommen. Als er schließlich etwa fünf Meter vor mir war, schien die Welt zu mir zurückzukehren. Mit den Geräuschen, der Umgebung und dem Licht kehrten auch die Zeit und mein Bewusstsein zurück. Die Zeit zeigte mir, dass ich immer noch ziemlich schnell unterwegs war, etwa fünfzig Meilen pro Stunde. Mein Bewusstsein sagte mir, dass wir gerade dem sicheren Tod entkommen waren. Meine körperlichen Reaktionen veränderten sich. Ich begann zu zittern. Mir war eiskalt und ich schwitzte gleichzeitig. Ich hatte Schwierigkeiten, das Auto auf der Straße zu halten. An der nächsten Raststätte hielt ich das Auto an und saß einfach ein paar Minuten lang zitternd und weinend da und ließ mich von meinem Freund trösten. Die Situation hatte sich so spontan ergeben, dass ich keine Chance hatte, Angst zu empfinden, bis sie vorbei war. Die gefährliche Situation dauerte nicht länger als eine Minute; aber ich brauchte etwa eine Stunde, um wieder in einen Zustand zu kommen, in dem mein Körper und mein Geist einigermaßen funktionierten.2

Selbst bei dieser momentanen Erfahrung ist es leicht zu erkennen, wie die Angst die Seele einengt. Unsere Sinne sind verengt. Die Zeit verändert sich. Wir sind plötzlich isoliert. Die Breite und Weite des Bewusstseins verschwindet. Die Angst rast durch den Körper und verursacht Wellen des Zitterns, einen kurzzeitigen Zusammenbruch. In dieser Beschreibung hilft die liebevolle Anwesenheit eines Freundes, die Person wieder in einen normalen Zustand zu versetzen, aber die Auswirkungen der Angst hallen im Körper weiter nach. Man stelle sich vor, was die Angst anrichtet, wenn sie nicht nur ein vorübergehendes Ereignis wie hier ist, sondern ein ständiger Begleiter im Leben. Die gleichen Faktoren wirken wie in dieser Beschreibung, wenn auch auf einer subtileren Ebene, und haben schlimme Auswirkungen auf den Körper, die Seele und den Geist. Wie die Frau im Auto sind wir nur noch auf das Überleben ausgerichtet. Unser Körper wird gepanzert. Wir verlieren den Kontakt zu unserem Innenleben, und unsere Verbindung zu anderen und der Welt schwindet.

Als Gesellschaft haben wir auf viele Arten von anhaltender Angst so reagiert, dass wir sie überdecken, anstatt mit ihnen auf eine Weise...

Erscheint lt. Verlag 15.10.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Entspannung / Meditation / Yoga
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
Schlagworte Angstbewältigung • Angst und Beziehungen • Angst und Geld • Angst und Terrorismus • Liebe und Angst
ISBN-10 3-7597-9749-0 / 3759797490
ISBN-13 978-3-7597-9749-0 / 9783759797490
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