Der Eltern-Guide bei Lernstörungen (eBook)

Was deinem Kind hilft, wenn das Lesen, Rechnen oder Schreiben schwerfällt. Schwächen erkennen - Kompetenzen fördern
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
192 Seiten
Humboldt (Verlag)
978-3-8426-1752-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Eltern-Guide bei Lernstörungen -  Andrea Christiansen
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Wenn Kindern das Lesen, Schreiben oder Rechnen schwerfällt, schlägt die Freude an der Schule und die Neugier auf Neues schnell in Frust um. Die Kinder entwickeln oft ein Gefühl von 'nicht genug sein'. Wenn Schularbeiten in Stress ausarten, viel geschimpft wird und das Kind im Unterricht nicht mehr mitkommt, hilft dieser Ratgeber dabei, Lösungen zu finden. Andrea Christiansen erklärt, wie Lernstörungen entstehen und was Eltern tun können, um ihr Kind zu unterstützen, mit guten Argumenten in der Schule Gespräche zu führen und professionelle Hilfe zu finden. Denn jedes Kind verdient die Chance, die Welt der Buchstaben und Zahlen mit Freude zu entdecken und Spaß am Lernen zu entwickeln.

Andrea Christiansen ist seit 25 Jahren erfolgreiche Heilpraktikerin mit Schwerpunkt Psychosomatik. Nachdem ihr ältester Sohn in der Schule mit Lernschwierigkeiten zu kämpfen hatte, entschied sie sich, eine Ausbildung zur Lerntherapeutin zu absolvieren. Seit 2007 ist sie als Diplomierte Legasthenie- und Dyskalulietrainerin tätig und unterstützt vorwiegend Kinder in der schulischen und psychischen Entwicklung. Andrea Christiansen lebt mit ihrem Mann und einem Kater in Schleswig-Holstein.

Andrea Christiansen ist seit 25 Jahren erfolgreiche Heilpraktikerin mit Schwerpunkt Psychosomatik. Nachdem ihr ältester Sohn in der Schule mit Lernschwierigkeiten zu kämpfen hatte, entschied sie sich, eine Ausbildung zur Lerntherapeutin zu absolvieren. Seit 2007 ist sie als Diplomierte Legasthenie- und Dyskalulietrainerin tätig und unterstützt vorwiegend Kinder in der schulischen und psychischen Entwicklung. Andrea Christiansen lebt mit ihrem Mann und einem Kater in Schleswig-Holstein.

SO LERNT DEIN KIND


Alles Lernen ist das Ergebnis von Erfahrungen und Sinneseindrücken. Das beginnt direkt ab Geburt deines Kindes – und auch schon vorher, im Mutterleib.

Das menschliche Gehirn unterliegt permanenten Veränderungen durch die Sinneseindrücke, die es aufnimmt und verarbeitet. Nach der Geburt wächst das neuronale Netz, bestehend aus Nervenzellen und Verbindungen, rasant. Jeder Sinneseindruck führt zu weiteren Verbindungen.

Lernen braucht Sinnesreize


Heutzutage kann die Hirnforschung diese Entwicklung und die Hirnaktivität bei bestimmten Tätigkeiten genau abbilden. Zum Beispiel zeigt ein Geiger eine stärkere Entwicklung der Hirnbereiche für seine linke Hand im Vergleich zur rechten. Die sensorische Erfahrung der linken Hand, die Saiten spürt und Druck für Tonveränderungen ausübt, ist deutlich größer als bei der rechten Hand, die den Bogen starr führt.

Eine Klavierspielerin hingegen hat ausgeprägte Gehirnareale für beide Hände, da sie gleichermaßen Bewegung und Tastenkontakt erfahren. Mit zunehmendem Alter wird es schwieriger, diese Fähigkeiten zu erlernen, weshalb viele Pianisten und Pianistinnen schon im frühen Kindesalter das Klavierspielen beginnen.

Für die Wahrnehmungsbereiche eines Kindes ist eine vielfältige Erfahrung auf vielen Sinnesebenen notwendig. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass du deinem Kind etliche Reize in Form von viel und buntem Spielzeug anbieten sollst. Im Gegenteil, moderne Kinderzimmer sind oft visuell überfrachtet, was vor allem Kinder mit hoher Auffassungsgabe überfordern kann. Kinder mit schwächeren Filtersystemen, wie zum Beispiel bei ADHS, haben Schwierigkeiten, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden und sind permanent überfordert.

Neuronale Defizite nachtrainieren


Das Gehirn ist hauptsächlich damit beschäftigt, Sinneseindrücke einzuordnen und zu bewerten. Neue Erfahrungen von außen sind notwendig, um es umzustrukturieren und neue Nervenverbindungen zu bilden. Auf diese Erfahrungen und Fertigkeiten kann das Gehirn dann in der Folge zurückgreifen. Es erkennt Ähnlichkeiten, sortiert Unterschiedliches ein und bewertet Emotionen neu, um sie getrennt zu speichern.

Die Entwicklungsfähigkeit der Neuronen ist jedoch auch genetisch bedingt. Für Kinder mit Legasthenie bzw. biogenetischer LRS bedeutet dies, die angeborenen Defizite in bestimmten Arealen können durch regelmäßige Übungen mit speziellen Trainingsverfahren je nach Stärke der Störung nachtrainiert werden. Auch wenn sich nicht alles dadurch auffangen lässt, kann sich die schulische Leistung doch merklich verbessern.

Nachtrainieren durch Wiederholen

In einer Studie der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitätsklinik Marburg wurde herausgefunden, dass bei Kindern mit biogenetischer LRS bzw. Legasthenie die Aktivierung der für die jeweilige Teilleistung benötigten Hirnareale im Vergleich zu nicht betroffenen Kindern deutlich langsamer und geringer ausfällt. Um also Inhalte vom Arbeitsgedächtnis ins Langzeitgedächtnis zu übertragen und dort sicher zu verankern, sind deutlich mehr Wiederholungen erforderlich.

Die Schweizer Familientherapeutin Madeleine Humm macht darauf aufmerksam, dass Kinder möglichst viel Anregungen im taktilen Bereich und viel Bewegung benötigen. Einem Kind, das sich viel bewegt, fällt es auch leichter, sich im Zahlenraum zu bewegen, da es gelernt hat, sich im Raum zu orientieren. Kinder, die Wasser aus einem größeren Gefäß in ein kleineres umfüllen, welches dabei überläuft, können sich besser Vorstellungen von Mengen machen. Ganz besonders die Bewegung in der Natur, das Klettern auf Bäumen oder Klettergerüsten befähigt Kinder später in der Schule, nicht nur oben und unten, hinten und vorne sowie rechts und links zu unterscheiden. Sie kommen auch besser zurecht mit den Begriffen Plus und Minus im Rechnen und dem Voranschreiten auf einem Zahlenstrahl.

Ein weiterer Aspekt ist der emotionale Bezug zum Lerninhalt. Wenn Hormone ausgeschüttet werden, die mit Freude verbunden sind, erfolgt die Speicherung schneller und ist dauerhafter.

Für das Üben zu Hause

Mit diesem Wissen kannst du die Übungen für dein Kind verbessern. Du musst also nicht ständig etwas Neues üben oder auf immer neue Art und Weise. Ganz im Gegenteil. Übe ein Thema erst einmal immer gleich, wenn du festgestellt hast, dass dein Kind dadurch etwas besser lernt. Baue lustige Dinge mit ein, z. B. Quatschtexte oder Roboterlesen (Sprechen in Silben). Dann hat dein Kind auch Spaß daran.

Negatives Feedback hilft, Fehler zu vermeiden


Seit einigen Jahren ist es in der Schule nicht mehr gestattet, dass Kinder beim Schreibenlernen einfach drauflos schreiben, ohne korrigiert zu werden. Dennoch denken viele Lehrkräfte immer noch, dass Kinder zunächst Spaß am Schreiben haben sollten und dass Kritik die positive Schreiberfahrung störe. Wie bereits beschrieben, führt dieses Vorgehen jedoch zu Fehlern in der Automatisierung. Aus dem anfänglichen Spaß wird schnell Frustration, wenn die Kinder langfristig Wörter falsch reproduzieren und die richtige Schreibweise nicht im Gedächtnis bleibt. Eine sofortige Korrektur ist daher von enormer Bedeutung.

Generell wird meist angestrebt, Kindern möglichst nur positives Feedback zu geben, auch wenn sie sehr fehlerhaft gearbeitet haben. Die Psyche des Kindes soll geschont werden. In der Schule geht man davon aus, dass Lob das richtige Vorgehen zur Lösungsfindung fördert. Ein direkter Hinweis wie: „Es tut mir leid, aber du hast das leider falsch gemacht“ wird als schlechte Pädagogik angesehen, da man dem Kind nicht die gute Laune und die Motivation nehmen möchte.

Die Frage, welche Art von Feedback das Lernen fördert, wurde am Leibniz-Institut für Neurobiologie Magdeburg untersucht. MRT-Untersuchungen der Reaktionen des Gehirns bei Testteilnehmern auf unterschiedliches Feedback brachten erstaunliche Ergebnisse zutage.

Negative Rückmeldung für Klarheit

Positives Feedback vermittelte dem Gehirn lediglich die Information, dass die verfolgte Strategie sowie mögliche Alternativen möglicherweise richtig sind. Negatives Feedback führte zu der klaren Entscheidung, dass die verfolgte Strategie eindeutig falsch ist und verworfen werden sollte. Es stellte sich heraus, dass nur negatives Feedback die Möglichkeit bietet, die eigenen Antwortstrategien und Vorgehensweisen anzupassen, um Fehler in der Zukunft zu vermeiden.

Die Studienleiter erklärten dazu, dass Fehler nicht alle gleichbedeutend sind: Beim initialen Lernen sind sie gar nicht zu vermeiden. Es geht vielmehr darum, aus den Fehlern zu lernen und flexibel eine Strategie zu entwickeln, die richtig funktioniert. Um komplexe Zusammenhänge zu begreifen, braucht das Hirn zwar die sogenannten Belohnungszentren, aber nicht unbedingt eine Belohnung, so die Studienleiter.

Es ist also richtig, wenn du deinem Kind sagst: „Es tut mir leid, aber das hast du leider falsch gemacht“, denn nur so wird die bisherige Strategie als falsch verworfen und nicht weiterverfolgt. Hier setzt gute Pädagogik an, nämlich dann, wenn die Lehrkraft fragt, wie ein Kind zu diesem Lösungsweg gekommen ist und Anleitung gibt, die richtige Strategie zu entwickeln. Ein Beispiel könnte sein: „Lass uns mal schauen, wie wir es richtig hinbekommen. Wie bist du denn vorgegangen?“ Erst, wenn die Lehrkraft weiß, wo der Denkfehler entstanden ist, kann der Weg zur richtigen Lösung gefunden werden.

Für das Üben zu Hause

Wenn du das bei der Hausaufgabenbegleitung berücksichtigst, kann dein Kind auch ohne Frust aus Fehlern lernen. Es wird stolz darauf sein, die richtige Lösung entdeckt zu haben. So wird gleichzeitig sein Selbstbewusstsein positiv beeinflusst.

Natürlich neugierig die Welt erkunden


Alle Kinder sind von Natur aus neugierig. Diese angeborene Neugierde ermöglicht es ihnen, ihre Welt zu entdecken. Kein Kind würde Laufen lernen wollen, wenn es diesen Entdeckerdrang nicht hätte.

Daher ist Lernunlust immer ein Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Manchmal stimmt die Chemie zwischen Lehrkraft und Schüler bzw. Schülerin nicht, manchmal sehnt ein Kind sich danach, noch klein zu sein (z. B., wenn noch kleinere Geschwister da sind, die keine Hausaufgaben machen müssen), manchmal liegt es aber eben direkt am Lernen selbst. Es ist immer wichtig, diese Zeichen ernst zu nehmen und einen Lösungsweg zu finden.

Die Schulzeit ist lang. Danach hört das Lernen jedoch nicht auf. Entwickelt dein Kind schon früh Frustgefühle für das Lernen, ist ein Lebensweg mit weniger Freude und vielen Anstrengungen fast schon vorprogrammiert.

Manche Kinder benötigen mehr Zeit


Auch wenn Kinder mit Lernschwäche durch gezielte Übungen ihre Schwierigkeiten überwinden, werden sie wahrscheinlich immer etwas langsamer sein als ihre Mitschüler und -schülerinnen. Bei guter Unterstützung kann ihnen aber die Schule bald wieder Freude bereiten. Das Verhältnis zu ihren Lehrern und Lehrerinnen und zu ihren Eltern sollte positiv und unterstützend sein, im Gegensatz zu einer Beziehung, die von Zwang und...

Erscheint lt. Verlag 26.9.2024
Verlagsort Hannover
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Familie / Erziehung
Schlagworte Dyskalkulie • Legasthenie • Lese-Rechtschreibschwäche
ISBN-10 3-8426-1752-6 / 3842617526
ISBN-13 978-3-8426-1752-0 / 9783842617520
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