Kanada wie es im Buche steht der Westen -  Duanna Mund

Kanada wie es im Buche steht der Westen (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
300 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-2889-0 (ISBN)
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Die Reise einer erfahrenen Globetrotterfamilie per Wohnmobil gestaltet als Roadmovie; die Chronologie der Geschehnisse bietet lediglich das Fundament der Erzählung. Durch essayistische Einschübe in Form von Exkurs-Kapiteln sowie die Einarbeitung von weiterführender Recherche verliert der Text jeglichen Tagebuchcharakter. Er lebt von Querverweisen auf kanadische LiteratInnen, KünstlerInnen, indigene AktivistInnen, indianische Spiritualität und animistische Weltsicht sowie Wildniserfahrungen. Die Erzählung wird ergänzt und bereichert durch umfangreiches Fotomaterial.

Birgit Winkler: geboren 1960 in Graz; wohnhaft in der Weststeiermark / Österreich; Ausbildung: Studium an der Kunstuniversität Graz (Musik / Lehramt) und der Karl-Franzens-Universität (Geografie / Wirtschaftskunde) derzeitige berufliche Tätigkeit: freischaffende Schriftstellerin steuerndes Mitglied des AutorInnenkollektivs Grazer Literaturclub: des Literarischen Diwans (ein interdisziplinärer Dialog zwischen Kunstschaffenden und LiterarInnen) Mitglied des Turmbunds Innsbruck, der IG Autorinnen Autoren Österreich, von BUCH13; von 2020 bis 2022: Leitung des Vereins Steirische Autoren zahlreiche Lesungen in österreichischen Städten und an inspirierenden Orten des Landes (das von Mund ins Leben gerufene Projekt Writers´ Corner bespielt den öffentlichen Raum und bringt Literatur zu den Menschen) Duanna Mund setzt in ihren Werken einen gesellschaftspolitischen Schwerpunkt und nimmt Stellung zu Fragen der Zeit. In diesem Sinne kämpft sie für einen nicht elitären und möglichst lebendigen Umgang mit Literatur. Da sie die vielfältigen Möglichkeiten stilistischer Ausdrucksformen reizen, beinhalten ihre Werke Reiseerzählungen, autofiktionale Romane, Lyrik, Essays, Kurzprosa und Jugendliteratur.

Vancouver / die erste


Die Metropole an der Westküste


Chinatown, Gastown, Harbour Front, Stanley Park, Vancouver Aquarium

Zu den Vorzügen unserer für Vancouver-Verhältnisse recht günstigen Unterkunft zählen die ruhige Lage, die wenigen Gehminuten zur Metro, die Sauberkeit und der gut gefüllte Kühlschrank. In ihm finden wir bis auf Brot alles vor, was wir zum Frühstück brauchen, zudem Obst und Naschereien. Unsere Bewertung: Daumen hoch!

Für die Fahrt zu den Sehenswürdigkeiten der Innenstadt nutzen wir den Skytrain. Bei ihm handelt es sich um ein computergesteuertes, fahrerloses Zugnetz, das überwiegend als Hochbahn angelegt ist. Mit einer Schienenlänge von fast 70 Kilometern war es das längste vollautomatische Transportsystem der Welt, ehe es im Jahre 2011 von der Dubai-Metro übertroffen wurde. Wenngleich wir heute viel zu Fuß unterwegs sein werden, zahlt sich eine Tageskarte für den öffentlichen Verkehr aus, denn der Preis für das Ticket erweist sich mit 11 C$ (umgerechnet aktuell 8 €) als überaus günstig. Offenbar gehen die Kanadier, zumindest in Vancouver, einen anderen Weg als die US-Amerikaner in ihren autoverliebten Großstädten. Erwartungsvoll fahren wir zum Expogelände 86 am Ende des Falls Creek. Dieser ist ein Meeresarm, der in einem Stumpf endet. Die Stahlkuppel der Science World, eines der architektonischen Wahrzeichen Vancouvers, verdoppelt sich malerisch im Wasser.

Schon mit dem ersten Schritt beginnt der Genuss, denn auf der gegenüberliegenden Seite des Inlets2 leuchten in der Morgensonne das Olympiastadion und die ersten futuristischen Hochhäuser. Auf den Wiesen und kleinen Parks grasen zahllose Wildgänse in Gefolgschaft halbwüchsiger Küken. Warnschilder weisen darauf hin, dass mit den Vögeln nicht zu spaßen ist: „There are Canadians, who are not friendly“. Launig nehmen die Worte Bezug auf die Freundlichkeit, die den Stadtbewohnern, sowie den Kanadiern im Allgemeinen als guter Ruf vorauseilt. Eine durchwegs aufgeschlossene Haltung, Hilfsbereitschaft und, wie wir bald merken, das gut verständliche Englisch werden uns den Aufenthalt im Land erleichtern. Wir hoffen, dass sich am Ende unserer Reise ein Besuch im Science-Center ausgehen wird, und beginnen mit der Erkundung der Halbinsel Burrard. Auf ihr liegt Vancouvers Innenstadt mit einer Reihe historischer Viertel und den Glaspalästen, die der Stadt den selbstbewussten Beinamen „City of Glass“ gaben.

Es dauert nicht lange und ich verstehe den Stolz der Bewohner Vancouvers. Kanadas einzige Metropole an der Westküste braucht den Vergleich mit anderen architektonisch bemerkenswerten Städten der Welt nicht zu scheuen. In Vancouver leben aktuell an die 600.000 Menschen, im Großraum 2,1 Millionen. Dies entspricht wiederum der Hälfte aller Bewohner des Bundesstaates British Columbia. In den zahllosen Wolkenkratzern der Innenstadt hat man sich für Glas als künstlerisches Ausdrucksmittel entschieden. Die Ästhetik der spiegelnden Fassaden scheint in manchen Bauwerken der Funktionalität übergeordnet worden zu ein. Sie reflektieren das Licht des Tages, das Rot der untergehenden Sonne und, des Nachts, die Illumination der angrenzenden Bauwerke. Nicht enden wollend ist die Formenvielfalt der offenbar überaus wohlhabenden Stadt. Ihre architektonischen Glanzstücke sind derart geschickt gesetzt, dass sie einander nicht die Show stehlen. Selbst die Durchmischung von Alt und Jung erweist sich als ästhetisch überaus reizvoll, wobei der Bezeichnung „alt“ hier eine völlig andere Bedeutung zukommt, als in der oft mittelalterlichen Bausubstanz europäischer Stadtkerne. Das Konzept der gewissenhaften Stadtentwicklung, mit dem sich die Verantwortlichen Vancouvers dem Wildwuchs vieler amerikanischer Städte entgegen stellten, ist in der drittgrößten Stadt Kanadas wahrlich aufgegangen. Regelmäßig findet sich Vancouver in dem Ranking der „Big 7“ unter den sieben lebenswertesten Städten der Erde.

Schönheit und Lebensstil haben allerdings auch ihren Preis: die Immobilien der Innenstadt sind aktuell die viertteuersten der Welt. Dass hier auch Menschen unter weniger bequemen Umständen, viele sogar am Rande der Gesellschaft leben, zeigen die beiden ersten Stadtteile, die wir uns zu Fuß erschließen: Chinatown und Gastown.

Längst bewohnen in dem multikulturellen Vancouver die chinesischen Zuwanderer nicht nur Chinatown. Menschen aus dem Reich der Mitte zog es bereits früh an die Küste des amerikanischen Kontinents. Sie kamen im Jahr 1858 zum Fraser Gold Rush, 1862 zum Cariboo Gold Rush. Ab 1880 verdingten sich an die 16.000 chinesische Männer als Arbeiter für den Bau der Trans Candada Railway und verrichteten in der Folge die schwersten Arbeiten um einen Bruchteil des Lohns der Weißen. Deshalb kam es immer wieder zu Aufständen – unsichere Zustände, die die Bevölkerungszahl Vancouvers bis zum 2. Weltkrieg auf 6000 Menschen reduzierten. Bis 1923 untersagte die Regierung wegen der Unruhen die Zuwanderung aus China. Mit der 1997 erfolgten Wiedereingliederung der britischen Kronkolonie Hongkong in den autoritären Staat China stieg der Zustrom chinesischer Zuwanderer erneut. Er hält bis in die Gegenwart an. Dass der Schwerpunkt bei Menschen aus Taiwan und Hongkong liegt, ist angesichts der aktuellen Entwicklungen in China und der Bedrohungsszenarien im imperialen Machtstreben des Staates verständlich. Die Chinatown Vancouvers ist die zweitgrößte auf dem amerikanischen Kontinent und älter als die Stadt selbst.

Als wir hier eintreffen, ist es noch zu früh, um das geschäftige Treiben des Viertels zu erleben. Auf uns wirken die Straßenzüge, als hätten sie ihre beste Zeit längst hinter sich. Viele offensichtlich Arbeitslose, die Heilsarmee bei der Essensausgabe, der allgegenwärtige Opiumdunst und der von Müll und Urin ausgehende Gestank stellen Vancouvers Chinatown in extremen Kontrast zur funkelnden Moderne der City. Die Straßenzüge wirken wenig einladend, trotz der historischen Backsteinfassaden und dem Millenium Gate, dem bunten, mit Drachen geschmückten Eingangstor. Aber das ethnische Viertel ist urtümlich und auf gewisse Weise ehrlich, wie ich meine. Zudem gibt es einen Vorgeschmack auf die multikulturelle Vielfalt Vancouvers.

Laut einschlägiger Literatur kommen die Stadtbewohner mit der Buntheit ihrer Zusammensetzung besser zurecht als anderswo. Kanada ist generell für seine Willkommenskultur bekannt: Diese zeigt sich allerdings strengen Regeln unterworfen. Viele der Zuwanderer Vancouvers stammen aus Asien (neben China vor allem aus Indien und der südostasiatischen Inselwelt), aber auch aus Europa (Deutschland, Ukraine, Skandinavien) und Afrika. Die First Nations, wie die Indigenen des Landes im korrekten Sprachgebrauch genannt werden, gehen im Kaleidoskop der Stadtbewohner unter. Die Funktion als Melting Pot3 schenkt Vancouver eine hochrangige Kultur- und bekannte Food-Szene. Interessant finde ich, dass keine der praktizierten Religionen in Vancouvers Menschenmix vorherrscht. Kirchen fehlen bis auf wenige Ausnahmen im Stadtbild. Aufgrund der relativ kurz zurückliegenden europäischen Besiedlung des Landes sind historische bzw. architektonisch wertvolle Sakralbauten selten. Dies hat zur Folge, dass die geringe Zahl der Kirchen die weitgehend aufgeklärte Gesellschaft des Landes eher abbildet, als dies in Europa geschieht. Wie wir auf unserer Reise sehen werden, unterscheiden sich die christlichen Gotteshäuser sehr oft nur wenig von gewöhnlichen Wohnbauten.

Zurück zur Chinatown: Kultivierter als in deren Geschäftsstraßen geht es in dem am Rand des Viertels gelegenen „Dr. Sun Yat- Sen Classical Chinese Garden“ zu, denn hier zelebrieren die Chinesen die ritualisierte Gartenkultur ihrer Heimat. In Mauerwerk integrierte Yin und Yang-Symbole, Mondtore, Zick-Zack-Gänge, Gingkobäume, von Bonsai- und Felsarrangements eingefasste Teiche verbinden sich zu einem meditativen Ort inmitten der geschäftigen Stadt. Die Teilnahme an einer der nachmittäglichen Teezeremonien gefiele mir, passt aber leider zeitlich nicht in unseren ersten Tag in Vancouver. An ihm wollen wir uns einen Überblick über das Zentrum verschaffen. Somit zieht es uns weiter in die ehemalige Textilstadt Gastown. Hier wuchs während der Zeiten des Goldfiebers um den Saloon des Kapitäns Gassy Jack (geschwätziger Jack) das älteste Viertel der Stadt. Kopfsteinpflaster, Backsteinhäuser und andere Gebäude aus dem 19. Jahrhundert zieren somit die Gassen. Viele der Lokale sind nach den ersten Schlachthöfen benannt.

An der Ecke Water Streeet / Cambie Street steht die berühmte „Steamclock“, eine kunstvoll gearbeitete Standuhr, die viele Touristen anlockt. Ihr von Dampf betriebenes, musikalisches Big-Ben-Zitat erklingt viermal in der Stunde, allerdings dreimal unvollständig. Viertelstündlich kommen jeweils Töne dazu, bis zur vollen Stunde die gesamte Melodie zu vernehmen ist. Sehr gut gefallen mir auch die Verkaufsgalerie „Hill´s Native Art“ und ein Lederwarengeschäft mit schier unglaublichen Cowboystiefeln...

Erscheint lt. Verlag 19.9.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber
ISBN-10 3-7597-2889-8 / 3759728898
ISBN-13 978-3-7597-2889-0 / 9783759728890
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