Hexen-Handbuch - Kate West

Hexen-Handbuch

Eine vollständige Einführung in die Kunst

(Autor)

Buch | Softcover
288 Seiten
2006
Goldmann Verlag
978-3-442-21770-0 (ISBN)
7,95 inkl. MwSt
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Seriöse, kompakte Einführung in die Hexenkunst.


Diese fundierte Einführung in die Hexenkunst setzt sich sehr bewusst ab von vordergründigem Zauberkitsch und Hexenschnickschnack; hier geht es um die Lebenswirklichkeit ernsthafter Wicca-Anhängerinnen und um praktische Anleitung auf diesem Weg. Kate West untersucht die Mythen über das Hexenwesen, seine Feste, geistigen Voraussetzungen, Praktiken und Gebräuche. Sie macht klar, welche Verantwortung mit der Hexenmacht verbunden ist, und lehrt zahlreiche Zauberformeln und magische Handlungen.






Kate West ist seit über 30 Jahren praktizierende Hexe. Sie ist Vizepräsidentin der Pagan Federation und Hohepriesterin des Hexenkoven „Hearth of Hecate“. Sie wohnt in England mit ihrem Sohn und ihrem Ehemann, der ebenfalls Hoherpriester des Hexenkovens is

Einleitung Herzlich willkommen zur Lektüre des Hexen-Handbuchs. Es wurde für all jene geschrieben, die noch nicht viel über das Hexentum wissen – weil sie jung an Jahren oder jung an Erfahrung mit diesem Thema sind. Auf den folgenden Seiten werden Sie herausfinden, wie man auch in unserer modernen, dicht bevölkerten Welt eine praktizierende Hexe sein kann, wenn man es möchte. Ich stelle Ihnen eine neue Art des Denkens vor, die es Ihnen erlaubt, Ihr Leben und Ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Seit geraumer Zeit wächst das Interesse an der Spiritualität, und das Hexentum ist eine der am schnellsten expandierenden Religionen der Welt. Die Menschen wenden sich von den bekannteren patriarchalischen Glaubenssystemen mit ihren Regeln und Vorschriften ab. Sie kehren Religionen den Rücken, in denen ein Vermittler oder ein Priester den Kontakt zu ihren Göttern herstellen oder sie für sie deuten muss. Sie sind es leid, dass man ihnen sagt, was sie glauben, wie sie beten und welche Entscheidungen sie für ihr Leben treffen sollen. Sie wollen die Verantwortung für ihre moralischen Grundsätze und ihren Glauben selbst übernehmen. Angesichts des Chaos, das die etablierten oder selbst ernannten »Autoritäten« jeglicher Couleur gestiftet haben, geben sich die Menschen nicht mehr damit zufrieden, deren vermittelte Informationen unbesehen zu glauben. Sie möchten direkt mit ihrem Gott und/oder ihrer Göttin in Kontakt treten und diese(n) auf eine Art und Weise verehren, die ihnen natürlich und richtig scheint. Es ist großenteils dem Internet zu verdanken, dass sozusagen jedermann immer mehr Informationen über alte und neue Religionen zur Verfügung stehen, und das Hexentum, welches früher eine sehr öffentlichkeitsscheue Religion war, seine Zurückhaltung allmählich etwas ablegt. Das hat zur Folge, dass sich immer mehr Menschen aller Altersgruppen, Berufszweige und beiderlei Geschlechts für das Hexentum oder die Hexenkunst, wie man auch sagt, interessieren. Das Interesse wird von fiktiven Darstellungen in Büchern und Filmen noch zusätzlich geschürt. Allerdings enthalten die meisten dieser Geschichten Fehlinformationen und Ausschmückungen, und wenn man noch nicht viel über das Hexentum weiß, fällt es mitunter schwer, zwischen Wahrheit und Mythos zu unterscheiden. Besonders, wenn man niemanden hat, der einem den Weg weist. Die Jugend hat es da besonders schwer, da Hexen traditionell der Ansicht sind, seriöse Hexenzirkel (Coven) – so wird eine Gruppe von Hexen genannt – sollten nur Mitglieder ab achtzehn Jahren aufnehmen. Dem liegt teils die Überzeugung zugrunde, dass der Einzelne die Möglichkeit haben sollte, eine bewusste spirituelle Entscheidung zu treffen (und deshalb Zeit braucht, um die Alternativen zu prüfen). Teils liegt es daran, dass die Novizen über eine gewisse Lebenserfahrung und Reife verfügen sollten (obwohl achtzehn hier ein recht willkürlich gewähltes Alter ist). Zuweilen spielt es auch eine Rolle, dass die Aufnahme von Mitgliedern, die dieses Alter noch nicht erreicht haben, die Gruppe in zahlreichen Ländern allen möglichen Vorwürfen der Verführung Minderjähriger aussetzen würde. Dieses Zusammenspiel von wachsendem Interesse und vermehrtem Informationsfluss bringt die moderne Hexe in ein Dilemma: Wie soll man mit Interessenten unter achtzehn Jahren umgehen? Einige seriöse Gruppen verfahren nach dem Grundsatz, außergewöhnliche Kandidaten zu fördern. Normalerweise werden diese von einem erfahrenen Mitglied des Hexenzirkels betreut, bis sie die »Altersgrenze« erreicht haben. Manchmal sieht diese Betreuung so aus, dass sie eine lange Lektüreliste bekommen und zur Geduld gemahnt werden, was meist dafür sorgt, dass nur die hartnäckigsten Bewerber übrig bleiben. Das liegt vor allem auch daran, dass die besseren Bücher meist schon vor langer Zeit für Leser geschrieben worden waren, die bereits Anschluss an eine Gruppe hatten. Wir müssen uns heute vor Augen führen, dass junge Menschen in vielen Teilen der Welt etwa bei der Wahl ihrer Prüfungsfächer bereits mit vierzehn Jahren Entscheidungen treffen, die sich auf den Rest ihres Lebens auswirken, und dass sie schon mit sechzehn Jahren eine Familie gründen bzw. heiraten können. Es gibt auch viele volljährige Interessenten, die mit Menschen zusammenleben, denen unter Umständen jedes Verständnis für das theoretische und praktische Studium der Hexenkunst fehlt. Oft finden sie keinen Hexenzirkel oder wohnen zu weit von einem Coven entfernt, der Novizen aufnimmt. Vielleicht möchte sich ein Interessent in seiner Begeisterung nun mithilfe der vielen vorhandenen Bücher und Internetseiten über das Hexentum informieren. Dabei kommt es recht häufig vor, dass er von einem der zahlreichen zweifelhaften Texte in die Irre geführt wird und am Ende die falsche Richtung einschlägt. Zudem, und das ist bedauerlich, sind unseriöse Menschen und Gruppen seit jeher darauf aus, ernsthaft Suchende sexuell oder finanziell auszubeuten. Jede Hexe, die eine Anwärterin abweist, ist sich dieser traurigen Möglichkeit bewusst. Mit meinem Buch möchte ich diese Informationslücken schließen und mit vielen falschen Vorstellungen aufräumen. Als Hexe glaube ich, dass jeder Mensch das Recht hat, seine Spiritualität selbst zu wählen, und es ihm zusteht, diese Wahl bewusst zu treffen. Ich spüre, dass in diesem Zusammenhang ein gewisser Informationsbedarf besteht und die Informationen auf eine Art und Weise aufbereitet sein sollten, dass sie – von besonders schwierigen häuslichen Umständen einmal abgesehen – zu Hause angewandt und umgesetzt werden können. Dieses Buch wendet sich an alle Menschen, die ebenjenen Weg erkunden, zugleich aber auch Rücksicht auf die Bedürfnisse der Menschen in ihrer Umgebung nehmen möchten. Das Hexentum gilt als »Religion des Denkers«, und dies ist ein seriöses Buch zum Thema. Es wurde für die Menschen geschrieben, denen es mit dem Studium und der Praxis der Hexenkunst ernst ist, ob sie nun allein arbeiten oder sich auf den Eintritt in einen Hexenzirkel vorbereiten. Wer darauf brennt, endlich richtige Magie anzuwenden, wird noch nicht gleich zum Zuge kommen. Doch Durchhalten lohnt sich, da alle Aspekte für das Verständnis der Religion, der Rituale und der Magie wichtig sind. Betrachten Sie die ersten Kapitel des Buchs als Einführung in die darauf folgende praktische Arbeit. Verwenden Sie es wie ein Arbeitsbuch und halten Sie die Gedanken und Gefühle, die angesichts des Gelesenen und im Hinblick auf Ihre Hexenarbeit in Ihnen aufsteigen, in Form von Notizen fest. Auf diese Weise wird das Hexen-Handbuch zum Grundstein für Ihr eigenes »Buch der Schatten«, jenes Werks, das die Arbeitsgrundlage jeder Hexe ist. Deshalb biete ich allen »Junghexen«, die ihre Zukunft in die eigenen Hände nehmen möchten, allen, die noch nicht viel Erfahrung mit spiritueller Vielfalt haben, und jenen, die sich auf die Suche nach dem eigenen Weg gemacht haben, eine Einführung in die Praxis des häufig missverstandenen und missgedeuteten Hexenglaubens an. 1. Das Hexentum: Mythen Hexen sind »ganz normale« Zeitgenossen. Sie sind wie die Menschen, die Ihnen auf der Straße begegnen und an denen Sie in der Regel vorübergehen, ohne sie eines besonderen Blicks oder Gedankens zu würdigen. Es sind Männer und Frauen aller Altersklassen mit allen möglichen Berufen und einem »unspektakulären« Familienleben. Sie sind wie »jedermann«, und eigentlich könnte jeder ein(e) Hexe(r) sein – auch wenn all das zunächst kaum zu glauben ist, allein schon angesichts der Mythen, die sich um Hexen ranken. Das Wort »Hexe« beschwört viele stereotype Bilder herauf: Eine Hexe war nach landläufiger Vorstellung eine Frau, die am Rande des Dorfes lebte. Wurde sie gut behandelt, heilte sie die Kranken; verärgerte man sie, ließ sie die Milch sauer werden, verdarb die Ernte oder verfluchte gar das Vieh oder die Kinder, sodass sie krank wurden und starben. Sie stand im Ruf, einen Pakt mit dem Teufel geschlossen und ihm ihre unsterbliche Seele im Austausch gegen widernatürliche Kräfte überlassen zu haben. Der Teufel selbst begleite sie in Gestalt eines Tieres, das sie wiederum mit ihrem eigenen Fleisch nähre. Angeblich flogen diese Hexen auf Besen zu ihren Versammlungen, um an Orgien teilzunehmen und sich mit dem Teufel persönlich zu treffen. Auch das alte Weib, das allein und von allen gefürchtet in einer heruntergekommenen Hütte im Wald lebte, konnte als eine Hexe bezeichnet werden. Im Märchen lockt sie unschuldige Kinder an, um sie zu fressen und ihr Blut zu trinken. Manchmal war die Hexe eine »böse Fee«, die etwa bei der Einladung zu einem wichtigen Fest übergangen worden war und deshalb die ganze Familie mit ihrem Fluch überzog. In jüngster Zeit wird das Hexenbild durch Bücher, Musik und Filme geprägt. Von »Meine Braut ist übersinnlich« bis hin zu »Der Hexenclub«, von »Verliebt in eine Hexe« bis hin zu »Akte X« und »Buffy – Im Bann der Dämonen« werden Hexen nun häufig als jüngere attraktive Frauen dargestellt. In Kino und Fernsehen haben sie Kontrolle über andere, bedienen sich übersinnlicher Kräfte, vollziehen seltsame Rituale (mit einem Reigen modernster Spezialeffekte) und beschwören Geister, die ihre Befehle ausführen. Man sieht, wie sie dafür sorgen, dass Menschen sich verlieben, wie sie sich an ihren Feinden rächen oder gar fertige Hausaufgaben herbeizaubern! In Büchern stehen sie häufig mit Satanisten in Kontakt, dank deren gewaltiger Kräfte sie in prächtigen Häusern wohnen. Und irgendwann wurden die Hexen mit der Metaphorik der Gothic-Szene und anderer Musikrichtungen in Verbindung gebracht, mit deren vampirähnlicher Mode, archaisch anmutender schwarzer Kleidung, dickem Make-up und Schmuck. Mit Hexen assoziiert man auch Gegenstände und Attribute wie Besen, Kessel, schwarze Katzen, Hakennasen, Warzen, spitze Hüte und wallende Umhänge. Vollmond und Halloween gelten als besonders »hexenhaft«. Nun, diese Geschichten und Bilder haben einen wahren Kern, doch der ist unter Übertreibungen, Verleumdungen und sogar politischen Machenschaften verborgen. Um verstehen zu können, wie diese Bilder entstanden sind, muss man etwas über Hintergrund und Geschichte der Hexen wissen. Vor der Etablierung des Christentums, die in den einzelnen Teilen Europas vor etwa 1600 bis 800 Jahren stattfand, gab es andere Glaubenssysteme. Diese wurden oft als Naturreligionen bezeichnet und orientierten sich an den Mondphasen, dem Lauf der Jahreszeiten, dem Land und den Tieren, die darauf lebten. Die einzelnen Gruppen hatten unterschiedliche Auffassungen und verehrten jeweils andere Göttinnen und Götter, was – soweit bekannt – nicht zu Konflikten führte. Die Schreine und Tempel der römischen Götter und Göttinnen standen neben denen der einheimischen Bevölkerung. Anfangs war das Christentum nur eine von vielen Religionen, und die christlichen Kirchen existierten friedlich neben den anderen Glaubenssystemen. Doch als sich die Herrscher zum Christentum bekannten, wuchs seine Macht, und um diese Macht zu bewahren, versuchten die christlichen Institutionen, die früheren Glaubenssysteme auszulöschen. Die Götter der Naturreligionen wurden nun als Teufel oder Dämonen bezeichnet, und ihren Anhängern warf man vor, Flüche auszustoßen und böse Zauber zu wirken, die Ernten verdarben, das Vieh schwächten und Kinder krank machten oder umbrachten. Die Anhänger der Naturreligionen wurden sogar beschuldigt, Kinder zu töten und zu opfern. Geschichten wurden erfunden oder verfälscht, um zu verhindern, dass die Menschen, insbesondere die Kinder, mehr darüber in Erfahrung bringen wollten. Man ernannte Sonderbevollmächtigte, um die »Missetäter« zu jagen, und erließ Spezialgesetze, die ihre »Verbrechen« unter Strafe stellten. Land und Geld der Verurteilten dienten als Anreiz, um die Menschen zur Denunziation von Nachbarn und Mitbürgern zu bewegen, die möglicherweise in »dämonische« Machenschaften verstrickt waren. Das ist im Prinzip nichts Ungewöhnliches – ähnliche Prozesse wiederholen sich immer dann, wenn die Anhänger eines Glaubens die Herrschaft über Land, Besitz und Macht der Anhänger einer anderen Religion an sich reißen wollen. Nach der Reformation versuchte ein Teil der Kirche, den anderen mit diesen Mitteln zu entrechten und auszulöschen, und mit eben diesen Mitteln kämpfen Araber und Juden noch heute um das Land Israel. Aber kehren wir zum Verschwinden der Naturreligionen zurück. Die Maßnahmen der Kirche führten dazu, dass viele Unschuldige verhaftet, gefoltert und exekutiert wurden – teils infolge einer richterlichen Verurteilung, teils von einer aufgebrachten Menschenmenge. Wer weiterhin die alten Religionen praktizieren wollte, tat es im Verborgenen. Diese Menschen gaben ihr Wissen und ihre Überzeugungen mündlich weiter und feierten ihre Feste fernab von neugierigen Blicken. Oberflächlich betrachtet, sah es so aus, als gehörten die Hexen der Vergangenheit an. Dieser Eindruck war so stark, dass sie in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts in Großbritannien nicht mehr als Bedrohung galten. Die letzten Reste der 1542 erlassenen Hexengesetze wurden aufgehoben, und allmählich wagten sich die Hexen ganz vorsichtig etwas mehr an die Öffentlichkeit. Die letzten fünfzig Jahre brachten große Fortschritte in der Art und Weise, wie die Menschen über die Hexen und ihre Kunst denken, und auch die Berichterstattung in den Medien wurde positiver. Heute ist es weniger wahrscheinlich als noch vor zehn Jahren, dass mir als bekennender Hexe die Fenster eingeworfen oder die Autoreifen zerstochen werden. Trotzdem gibt es noch viele falsche Vorstellungen, und auf die eine oder andere davon möchte ich hier eingehen: Hexen stehen mit dem Teufel im Bunde und sind mit Satanisten gleichzusetzen: Hexen glauben nicht an den Teufel, und von Anbetung kann schon gar nicht die Rede sein. Sie glauben nicht an ein böses Wesen, das als Gegengewicht zum guten Gott dient. Hexen glauben an Eigenverantwortung – jeder ist für das, was er tut, selbst verantwortlich, sei es gut oder böse, und kann keiner äußeren Macht (oder dem Teufel) die Schuld für die Dinge in die Schuhe schieben, die er im Nachhinein bereut. Beim Wahrsagen werden auch keine Geister beschworen, die in die Zukunft sehen können. Die Wahrsagerei ist eine Möglichkeit, Zugang zum eigenen Wissen zu bekommen, um zu sehen, was das Leben uns oder anderen bringen wird. Hexen praktizieren schwarze Magie: Magie ist weder gut noch schlecht, weder weiß noch schwarz. Sie ist eine neutrale Kraft, genau wie die Elektrizität. Positiv und nutzbringend eingesetzte Magie wird oft als »weiß«, schädliche als »schwarz« bezeichnet. Die meisten Hexen bemühen sich jedoch, das wichtigste Gesetz zu befolgen: »Solange es niemandem schadet, tu, was du willst« (»The Wiccan Rede«, das »Hexenkredo« bzw. »-gesetz«). Zweifellos gibt es Hexen, die Magie aus selbstsüchtigen Gründen oder zum Schaden anderer wirken. In der überwiegenden Mehrheit der Fälle wird Magie jedoch zum Wohle anderer eingesetzt. Hexen opfern Tiere: Hexen haben großen Respekt vor der Natur und den Rechten anderer. Sie glauben nicht, einige Menschen hätten mehr Rechte als Tiere oder andere Menschen, und bringen keine Blutopfer dar. Stattdessen opfern sie ihre Zeit und ihre Kraft. Manchmal bringen sie Wein, Öle, Edelsteine oder Selbstgemachtes als Opfergaben dar. Im Hexentum geht es nur um Sex und Nacktheit: Das Hexentum ist eine uralte Fruchtbarkeitsreligion. Allerdings wird Fruchtbarkeit gern mit Sex verwechselt. Fruchtbarkeit bedeutet nicht nur Kinder, sondern auch Inspiration und neue Ideen. In einer fruchtbaren Beziehung unterstützen sich beide Partner darin, ihr individuelles Potenzial voll auszuschöpfen. Wachstum wird gefördert, nicht gehemmt. Das kann eine Familiengründung einschließen – oder auch nicht. Ein florierendes Geschäft erschließt neue Produkte, Märkte und Kunden. – Ferner wird gern der Fehler gemacht, den Begriff »Naturreligion« mit »Nackt- oder Freikörperkultur« zu verwechseln. Anhänger der Freikörperkultur verbringen am liebsten so viel Zeit wie möglich ohne ihre Kleider, was sie als vollkommen akzeptabel und eine angenehmere Art zu leben empfinden. Das Hexentum verlangt in keiner Weise nach Nacktheit. Einer der wichtigsten Grundsätze der Hexen lautet sogar, dass man niemanden zu etwas zwingen sollte, was ihm unangenehm ist. Einige Hexen vollziehen ihre Rituale tatsächlich nackt oder »im Himmelskleid«, wie es auch heißt. Andere tragen Roben oder eigens dafür vorgesehene Alltagskleidung, da der Wechsel der Kleidung den Übergang vom Alltag zur Ritualarbeit kennzeichnet. Mag sein, dass die eine oder andere Hexe auch der Freikörperkultur anhängt. Das dürfte aber praktischerweise vor allem in den wärmeren Breitengraden der Fall sein! Das Hexentum ist eine Religion, deren Ausübung der Einzelne nach Wunsch selbst gestalten kann: Es ist richtig, dass es im Hexentum weder fixe Rituale noch feste Formeln oder einen dogmatischen Text gibt. Eine Hexe kann die Göttin oder den Gott zu unterschiedlichen Gelegenheiten bei unterschiedlichen Namen rufen, und sie muss jeden Tag von neuem entscheiden, was in der aktuellen Situation richtig und was falsch ist. Es gibt keine »Autoritäten«, die ihr vorgeben, was sie generell tun, sagen und denken soll. Viele Menschen haben deshalb das Gefühl, das Hexentum könne keine echte Religion sein. Mit anderen Worten: Es gibt nicht genügend Regeln! Dennoch ist das Hexengesetz »Solange es niemandem schadet, tu, was du willst« nicht nur eine positive Aussage, sondern auch eine gewaltige Aufgabe, wenn man sich bemüht, danach zu leben. Es gibt keinen Beweis dafür, dass die historischen Wurzeln des Hexentums weiter als fünfzig Jahre zurückreichen: Es stimmt, dass es wenig geschichtliche Aufzeichnungen aus der Zeit vor den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts gibt. Vor dem Hintergrund der Hexenverfolgung ist das nicht weiter überraschend – ganz zu schweigen davon, dass die Kunst des Schreibens früher den privilegierten Klassen vorbehalten war. Allerdings haben einige Dokumente im Privatbesitz überdauert. Zudem wären da noch die Aufzeichnungen der Kirche selbst, die auf einen Fortbestand des Hexentums hindeuten. Denn wer macht sich schon die Mühe, etwas zu verfolgen, an dessen Existenz er nicht glaubt? Eine Religion verliert ihre Gültigkeit nicht einfach, weil es ihr an einem schriftlichen »Stammbaum« fehlt, der entsprechend weit zurückreicht. Ob das moderne Hexentum auf unversehrten Überlieferungen beruht, ob es sich um die aktualisierte Version einer älteren Religion handelt oder ob es sich gleichsam von Grund auf neu erfunden hat, ist im Grunde unerheblich. Wichtig ist nur, ob es für die Menschen Gültigkeit hat, die dieser Religion heute angehören möchten. Hexen haben Hakennasen und Warzen: Wie ich schon in einem Interview sagte, wäre ich keine besonders gute Hexe, wenn ich nichts dagegen unternehmen könnte! Die Verbreitung der Vorstellung, Hexen seien hässlich, ist nur eine weitere Taktik, um das Interesse der Menschen an einer Sache zu untergraben, die man nicht versteht. Hexen sind glamourös: Hier handelt es sich um einen Irrglauben jüngeren Datums. Man darf nicht vergessen, dass es den Menschen, die Filme und Fernsehsendungen erfinden und produzieren, nur selten um eine objektive Darstellung der Fakten geht. Sie arbeiten in einer Branche, die ein Publikum anziehen und Geld verdienen möchte – eigentlich einleuchtend, wenn man einmal darüber nachdenkt. Allerdings gibt es immer noch Menschen, die unbesehen glauben, alle Hexen sähen aus wie Buffy, Sabrina & Co. und ihr gutes Aussehen sei auf ihre Hexenkünste zurückzuführen. Das trifft nur insofern zu, als die Hexenkunst zu einer größeren Zufriedenheit mit sich selbst führt und dazu anhält, Körper, Geist und Seele zu achten. Darüber hinaus sind die Unzulänglichkeiten, die wir an uns wahrnehmen, in den meisten Fällen nur Einbildung oder stark übertrieben. Hier sorgt die von den Hexen geforderte Ehrlichkeit gegenüber der eigenen Person für ein positiveres Selbstbild. Hexen tragen Schwarz: Hexen ziehen an, was sie wollen. Sie sind nicht gleich an ihrer Kleidung oder ihrem Aussehen zu erkennen. Bei der Arbeit in der Gruppe tragen sie allerdings häufig dunkle oder schwarze Kleidung, besonders nachts oder im Freien. Dafür gibt es zwei praktische Gründe: Erstens kann man sich im Falle einer Störung sehr viel leichter »unsichtbar« machen, wenn man mit seiner Umgebung verschmilzt. Hexen brauchen keine Zuschauer, und wer will schon ein Publikum von Leuten, die mit ihrem Hund spazieren gehen oder aus der Kneipe zurückkommen und Lust auf ein wenig leichte Unterhaltung haben? Zweitens sind dunkle Stoffe weniger schmutzempfindlich. Es kann vorkommen, dass Hexen das Feuer hüten, auf dem Boden sitzen oder an Bäumen lehnen – und helle Kleidung verursacht eben mehr Wäsche! Hexen tragen lange Umhänge und spitze Hüte: Viele Hexen haben einen langen Umhang für die Arbeit im Freien, da er die Kleidung vollständig bedeckt und vor Wind und Wetter schützt. Das ist besonders nützlich, wenn man Ritualgewänder trägt.

Reihe/Serie Arkana ; 21770
Übersetzer Andrea Panster
Zusatzinfo zahlreiche s/w Abb.
Sprache deutsch
Original-Titel The Real Witches Handbook
Maße 125 x 183 mm
Gewicht 240 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Östliche Weisheit / Alte Kulturen
Schlagworte Hexe/Weise Frau (Esoterik)
ISBN-10 3-442-21770-9 / 3442217709
ISBN-13 978-3-442-21770-0 / 9783442217700
Zustand Neuware
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