Das neue Wirtschaftswunder (eBook)

Wie der Mittelstand unseren Wohlstand rettet | brand eins books
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
128 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-02102-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das neue Wirtschaftswunder -  Philipp Garra
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Der Mittelstand. Die Stütze der deutschen Wirtschaft galt lange als Digitalisierungsmuffel. Damit ist Schluß, findet Philipp Garra. Er leitete bei Microsoft zuletzt den Cloudvertrieb für einige der wichtigsten Unternehmen in Deutschland und kommt selber aus einem Familienunternehmen. Verständlich und praxisnah erzählt er von Vorreitern der Digitalisierung  im Mittelstand - und was wir von ihnen lernen können. Das Buch überträgt ein umfassendes Verständnis der digitalen Transformation auf die Besonderheiten der deutschen Wirtschaft. Es ist ehrlich, humor- und hoffnungsvoll, kommt ohne technischen Jargon aus und ermutigt, neue Wege zu gehen und alte Denkmuster abzulegen.  

Philipp Garra ist gleichermaßen in der Digitalisierung und im Mittelstand zu Hause. Er ist Jahrgang 1989 und wuchs im Sauerland auf, wo er schon in Kindheitstagen durch die Werkshallen des familieneigenen Zulieferbetriebs rannte. Er ist studierter Betriebswirt, gründete zwei Start-ups und leitete bei Microsoft zuletzt den Cloudvertrieb für einige der wichtigsten Unternehmen in Deutschland. Heute lebt er in München und hilft mittelständischen Unternehmen, ihren Kurs in der Digitalisierung zu finden.

Philipp Garra ist gleichermaßen in der Digitalisierung und im Mittelstand zu Hause. Er ist Jahrgang 1989 und wuchs im Sauerland auf, wo er schon in Kindheitstagen durch die Werkshallen des familieneigenen Zulieferbetriebs rannte. Er ist studierter Betriebswirt, gründete zwei Start-ups und leitete bei Microsoft zuletzt den Cloudvertrieb für einige der wichtigsten Unternehmen in Deutschland. Heute lebt er in München und hilft mittelständischen Unternehmen, ihren Kurs in der Digitalisierung zu finden.

Teil 1 Was es mit der Digitalisierung auf sich hat


01 Vom Hype zur Überlebensfrage


Fast alles, was wir über die Digitalisierung denken, ist falsch. Zum Glück.

Kaum jemand vermutet die Herzkammer der Digitalisierung im niederländischen Veldhoven. Dort steht, zwischen Windmühlen und Tulpenfeldern, die Zentrale von Advanced Semiconductor Materials Lithography, kurz ASML – dem wohl bedeutendsten Digitalunternehmen Europas. Und ein Hidden Champion im ganz klassischen Sinne. Denn der unangefochtene Weltmarktführer für Halbleitersysteme ist den wenigsten Menschen ein Begriff.

ASML baut Maschinen, mit denen Mikroprozessoren für Handys, Laptops oder Server hergestellt werden. Das sind bis zu 180 Tonnen schwere und 150 Millionen Euro teure Anlagen; technische Wunderwerke, in denen pro Sekunde Tausende Tropfen geschmolzenes Zinn durch Kammern fallen, während Laser jeden einzelnen anvisieren, um möglichst viele Transistoren auf Siliziumscheiben zu brennen.

Kein anderes Unternehmen auf der Welt ermöglicht eine Chip-Produktion mit der 5-Nanometer-Technologie. Und je kleiner die Wellenlänge, desto mehr Schaltkreise passen auf einen Chip und umso besser funktionieren all die Geräte unseres Alltags. Innerhalb von nur zehn Jahren steigerte ASML seinen Umsatz von 5,7 Milliarden auf 21 Milliarden Euro. Die einstige Konkurrenz, in Form von großen Konzernen wie Nikon und Canon, hält hier längst nicht mehr mit. So lässt ASML die Träume der mittelalterlichen Alchemie wahr werden: Aus Sand, also dem Grundstoff für Silizium, wird pures digitales Gold.

Lässt sich dieser Erfolg kopieren? Können andere Unternehmen das auch?

Peter Wennink, seit 2013 Geschäftsführer von ASML und Vater des Erfolgs, ist fest davon überzeugt. Für ihn kommt es jedoch nicht allein auf die Technologie an. Stattdessen rücken für ihn verantwortungsvolles Unternehmertum und Glaubwürdigkeit in die Mitte der Diskussion. Also das, was unsere Wirtschaft stark macht.

In Interviews und Vorträgen verbindet Wennink sein protestantisches Arbeitsethos mit einer Bestimmtheit, die nur entwickelt, wer über Jahrzehnte gegen zähe Widerstände kämpft: «Wir haben die Universitäten, wir haben die Forschungseinrichtungen und die Infrastruktur. Das Einzige, was fehlt, sind Unternehmen, die daraus etwas machen.» Seine Ausführungen kommen beim Publikum nicht immer gut an: Denn wenn es nicht am Umfeld liegt, dann liegt es an ihnen. Dann zählen die vielen kleinen Entschuldigungen, die sie sich selbst erzählen, plötzlich nichts mehr. «Mit unserer Industrie hat diese Digitalisierung wenig zu tun. Wir können warten.» – «Das ist eine Sache der EDV-Abteilung. Das machen die schon.» Oder, ganz klassisch: «Das haben wir schon immer so gemacht. Da wird nicht dran gerüttelt.»

 

Doch wer genau hinsieht, kommt an der Einsicht nicht vorbei, dass die Digitalisierung großflächig verschlafen wurde. In Sachen Glasfaser ist Deutschland das Schlusslicht in Europa. Dabei hat der Ausbau von Netzstrukturen einen direkten Einfluss auf unsere wirtschaftliche Entwicklung. Nach einer Studie der Weltbank würde eine um zehn Prozent verbesserte Internetanbindung in Deutschland zu einem Wachstum des Bruttoinlandproduktes von 0.255 Prozent führen.[1] Seit den Achtzigerjahren wurden zwar Abermillionen Euro in Computer, Rechenzentren und Roboter investiert, doch unsere Arbeit hat sich nicht merklich verändert. Der amerikanische Nobelpreisträger Robert Solow stellte dazu zähneknirschend fest, dass man das Computerzeitalter überall sehen kann, außer in der Produktivitätsstatistik.[2] Für so manches Unternehmen wird die Digitalisierung so zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung: Man investiert leidenschaftslos in Technik und fühlt sich bestätigt, wenn das dann kaum Verbesserungen mit sich bringt. So werden aktenweise Prozesse in eine computerisierte Welt übertragen und man wundert sich, warum am Ende kein digitaler Champion steht.

Ländle

Es sind die Annahmen, die wir über die Digitalisierung treffen, die Denkmuster und Narrative, welche einer erfolgreichen Digitalisierung des Mittelstands enge Grenzen setzen. An wen denken Sie beispielshalber in folgendem Abschnitt:

Es toben die wilden Siebzigerjahre. Inmitten der aufsteigenden Gegenkultur aus Hippies, Kaltem Krieg und der Ölkrise beginnen die ersten Computer-Nerds, mit Technologie die Welt zu verändern. Erst zum Spaß mit der Clique im Studium und schließlich, um damit Geld zu verdienen. Sie nehmen ihren Mut zusammen, arbeiten die Wochenenden und Nächte durch und gründen ihr erstes eigenes Unternehmen. Mit ihrem Start-up sagen sie den alten EDV-Riesen wie IBM – ihrem ehemaligen Arbeitgeber – den Kampf an. Sie schaffen eine globale IT-Supermacht, die bis heute besteht.

Gemeint sind nicht Steve Jobs, Bill Gates oder Larry Ellison. Sondern Hasso Plattner, Dietmar Hopp, Hans-Werner Hector, Claus Wellenreuther und Klaus Tschira. Die Gründer von SAP. 1972 beschlossen die wilden fünf, dass man Datenverarbeitung für Unternehmen besser machen kann. Tagsüber befragten sie die Mitarbeiter einer Nylonfabrik zu jedem kleinen Detail ihres Betriebes, abends pressten sie die Antworten in Computercode. Heute ist SAP der größte Softwarehersteller Europas – alles aus dem beschaulichen Walldorf heraus.

Neben der Annahme, dass die Digitalisierung amerikanisch geprägt ist, hält sich auch die Idee wacker, dass sie nur etwas für junge Leute sei. Schließlich arbeitet im Silicon Valley kaum jemand, der älter als 35 ist, oder? Bei genauerer Betrachtung ist jedoch auch das Bild des spätpubertären Firmengründers, der sein Studium abbricht, um in kürzester Zeit Millionen zu verdienen, brüchig. So beträgt das durchschnittliche Gründeralter der am schnellsten wachsenden Start-ups in den USA nicht etwa 25, sondern 45. Die Chance, dass eine Idee erfolgreich ist, steigt mit der beruflichen Erfahrung der Gründer steil an. Mit 50 ist die Erfolgsquote doppelt so hoch wie mit 30. Erfahrung und Know-how kommen also auch in der Digitalisierung nicht aus der Mode.[3]

Vielleicht ist folglich auch die Annahme falsch, dass wir den Anschluss an die neue digitale Zeit endgültig verpasst haben?

Unternehmen wie SAP oder ASML sind zwar längst aus dem Prädikat Mittelstand herausgewachsen, aber es gibt auch familiengeführte Maschinenbauer und Zulieferer, die zeigen, dass ein digitaler Mittelstand möglich ist. Einer davon ist die Trumpf-Gruppe aus Tuttlingen bei Stuttgart. Das Unternehmen begann in den Zwanzigerjahren mit der Produktion von biegsamen Wellen für den Druckereibedarf. Heute stellt man lasergestützte Systeme inklusive der passenden Automatisierungssoftware her. Es ist kein Zufall, dass die Hochleistungsverstärker von Trumpf in den Maschinen von ASML verbaut werden.

Das Unternehmen hat seinen eigenen Weg gefunden. Das hat zwei Gründe. Zunächst ist da eine unschlagbare technische Tiefe, die nun um die Digitalisierung ergänzt wird. Man nimmt die Stärken des eigenen Unternehmens, also was man aus dem Effeff beherrscht, und interpretiert diese neu. So wurde zum Beispiel aus dem Wunsch heraus, endlich das elende Papier aus der eigenen Logistik zu verbannen, das Softwareunternehmen Axoom ausgegründet. Als Nächstes lancierte die Trumpf-Tochter Q.ANT einen Quantencomputer aus eigener Produktion.

Der zweite Grund heißt Nicola Leibinger-Kammüller. Die promovierte Philologin übernahm 2005 die Leitung des Unternehmens und brach mit vielen Traditionen, die bis heute fest im Mittelstand verankert sind. Sie ist so medienpräsent, dass von einem Hidden Champion kaum noch die Rede sein kann. Statt sich in der Provinz zu verstecken, rückt sie die Trumpf-Gruppe bewusst in die Öffentlichkeit. Sie kommuniziert Ziele und Visionen, spricht von Werten und mobilisiert ihre Belegschaft. So zerstreut sie Zweifel, öffnet das Unternehmen für eine vernetzte Welt und wird nicht müde, die Wichtigkeit des Mittelstands hervorzuheben. Es hilft sicherlich, dass Dr. Leibinger-Kammüller, im Gegensatz zu vielen anderen mittelständischen Führungskräften, nicht aus dem sachlichen Ingenieurswesen kommt, sondern aus der Unternehmenskommunikation.

 

Die Digitalisierung kann also durchaus mittelständisch sein, zumindest mit der richtigen Technik und Führung. Was fehlt also noch, um unsere Neugier, unseren Mut und Gestaltungswillen zu wecken?

Motivationsschreiben

Die Älteren unter Ihnen erinnern sich vielleicht noch an Heinz Nixdorf. Jahrgang 1925, gehörte er in den Nachkriegsjahren der typischen mittelständischen Gründergeneration an. Sein Studium brach er ab. Stattdessen entwickelte er einen neuartigen Rechner auf Basis von Elektronenröhren. Damit schwang er sich auf sein Moped und wurde bei jedem...

Erscheint lt. Verlag 12.3.2024
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft Wirtschaft
Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management
Schlagworte Analyse deutsche Wirtschaft • Betriebswirtschaft • Bücher Neuerscheinungen 2024 • BWL • Deutscher Mittelstand • Deutsche Wirtschaft • Digitalisierung • Gründer • Innovation • Marktwirtschaft • Mittelstand • Populäres Sachbuch • Unternehmen gründen • Wirtschaftswachstum • Wirtschaft verstehen
ISBN-10 3-644-02102-3 / 3644021023
ISBN-13 978-3-644-02102-0 / 9783644021020
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