Liebe und all das Theater (eBook)

Roman | Englandroman der Spiegel-Bestsellerautorin von »Sommer in St. Ives« | Liebesroman in Brighton | amüsante und witzige Frauenunterhaltung

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
288 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-7499-0731-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Liebe und all das Theater -  Anne Sanders
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Die große Liebe hat immer eine Zugabe verdient!

Die Theaterszene in Brighton steht Kopf: Viktor de Ruiter gibt sein Comeback auf einer der renommiertesten Bühnen in seiner Heimatstadt. Schon bei der ersten Pressekonferenz trifft er auf die Journalistin Hannah, die ihn am liebsten nie wieder begegnen würde, denn die beiden verbindet eine nicht gerade glückliche Vergangenheit. Obwohl es Jahre zurückliegt, hat Hannah nichts vergessen. Und jetzt soll sie die Proben für das Kulturereignis des Jahres begleiten - eigentlich die Karriere-Chance, auf die sie hingefiebert hat. Je mehr Zeit sie mit Viktor verbringt, desto stärker fühlt sie sich wieder zu ihm hingezogen. Ob es für die beiden doch noch ein Happy End gibt?



<p>Anne Sanders arbeitete als Journalistin unter anderem für die <em>Süddeutsche Zeitung</em>, bevor sie sich 2014 voll und ganz für die Schriftstellerei entschied. Ihre Liebe zu den britischen Inseln zieht sich durch so gut wie all ihre Romane - auch durch die Jugendbücher, die sie unter anderem Namen verfasst. Die Bestsellerautorin lebt mit Mann und Katzen im Großraum München.</p>

2
Viktor


»Erklär mir noch mal, weshalb ich das hier tue.«

»Weil du genug hast von Sonntagabend-Schmonzetten? Weil du es als Schauspieler endlich wissen willst? Weil dich George-freaking-Branston höchstpersönlich angerufen hat, um dir die Rolle in seiner Theater-Schmonzette anzubieten? Warte mal – von einer Schmonzette in die nächste? Wenn du mich so fragst, de Ruiter, habe ich keine Ahnung, weshalb du das hier tust.«

Ich schnaube, während ich das Smartphone ans andere Ohr halte, um mir mit der rechten Hand den steifen Nacken zu massieren. Leider gehöre ich zu den Menschen, die Druck sehr körperlich spüren, gerne im Nacken, wahlweise in der Magengegend. Im Augenblick ist es beides. Ich fühle mich, als säße ein Sumoringer auf meinen Schultern, während zur gleichen Zeit meine Innereien Karussell fahren. Als Schauspieler bin ich es gewöhnt, in der Öffentlichkeit zu stehen, es gehört zum Job. Es mag nicht der beste Teil davon sein, aber er ist zu überwinden. Was mich hier, in Brighton, erwartet, ist eine ganz andere Nummer. Das, was hier vor mir liegt, ist neu und aufregend und gleichzeitig das Angsteinflößendste, das ich je getan habe.

»Okay, Vik, ich muss los. Du machst das schon, ja?«

»Klar.« Ich nicke. »Danke für deine aufmunternden Worte.«

Diesmal ist Matt derjenige, der schnaubt. »Ich weiß ganz genau, dass dir gerade sowieso nichts weiterhilft, egal, was ich sage. Du bist ein brillanter Schauspieler, weshalb du auch durch diese Pressekonferenz kommen wirst. Stell dir einfach vor, sie sei Teil des Stücks.«

»Das macht es nicht gerade leichter.«

»Was auch immer sie dir entgegenschleudern, du wickelst sie mit links um deinen kleinen Finger, wie du es immer tust. Ich kenne keinen anderen Schauspieler, der seine Mitmenschen quasi killen kann mit seinem Charme.«

»Ja, genau«, spotte ich. »Neben all dem anderen Unsinn, der in diesem Satz steckt, kennst du ja auch wahnsinnig viele Schauspieler, richtig?« Matt ist Mathelehrer an einem Londoner College. Als wir uns kennenlernten, kurz, nachdem ich von Brighton in die Hauptstadt zog, hatte er keine Ahnung, wer ich war – was sich ziemlich positiv auf unsere Freundschaft auswirkte, elementar sogar. Der gehypte Kinderstar und der einsame Nerd, der seine Zeit lieber über einem Programmierbuch als vor dem Fernseher verbrachte. Zwei Außenseiter, die Freunde wurden, aus der puren Notwendigkeit heraus, und es bis heute geblieben sind. Weshalb er weiß, wie sich die bevorstehende Pressekonferenz auf meinen Gemütszustand auswirkt. Er weiß das besser als jeder andere, weil er der einzige Mensch ist, dem ich nichts vorzumachen brauche, niemals.

»Danke für deinen Anruf«, sage ich schließlich. »Ich weiß, dass du es gut meinst.«

»Immer. Wie deine Mutter.« Matt lacht hysterisch, und ich verdrehe die Augen. Wenn es nicht so bitter wäre, würde ich womöglich mitlachen.

»Bye, Matt.«

»Bye, Superstar. Melde dich, ok?«

»Klar.«

Ich warte, bis er die Verbindung beendet, dann lasse ich das Telefon sinken und starre nach draußen. Von hier oben hat man einen großartigen Blick auf den Brighton Beach mit seinen Strandcafés und Sportplätzen, die gerade durchnässt und verlassen daliegen, genauso wie der West Pier, dessen Gerippe sich schwarz gegen das kaum hellere Meer abhebt. Ein Scheißtag in jeder Hinsicht, denke ich, nur um mich in der nächsten Sekunde für meine Undankbarkeit zu schämen. Ich bin ein kleiner britischer Schauspieler, der einmal ein Kinderstar gewesen ist und dann zum Schnulzen-Toni mutierte, bevor ein echt toller Regisseur auf die Idee kam, ihn als Love Interest in einem Jane-Austen-Stück für die Bühne zu casten. Warum auch immer. Ich sollte froh und glücklich darüber sein. Absolut. Das sollte ich.

Und tatsächlich bin ich dabei, in meinem Kopf positive Gedanken zu formulieren, als das Telefon in meiner Hand vibriert und alles wieder zunichtemacht, so treffsicher, wie es nur die Nachrichten meiner Mutter vermögen.

VALERIE DE RUITER: Gleich neun. Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe.

Womit sich zu meinem allgemeinen Unwohlsein auch noch Ärger hinzumischt. Ich sollte es dabei belassen. Ihr gar nicht mehr antworten. Wir haben vor einer halben Stunde telefoniert, sie hat gesagt, was sie zu sagen hatte, irgendwann muss es auch mal gut sein. Aber das ist es ja nie. Für Valerie de Ruiter ist nichts gut genug. Erst recht nicht das, was ich tue.

VALERIE DE RUITER: Hörst du, Viktor? Es ist extrem wichtig, wie du heute auf diesem Podium wirkst. Du bist ein Star. George Branston hat dich auserwählt, in der ersten Theaterproduktion seiner Karriere die männliche Hauptrolle zu übernehmen. Niemand darf das infrage stellen, in dem er dich infrage stellt. Verstehst du? Erst recht nicht diese Kultur verachtenden Kretins in dieser unwichtigen Kleinstadt.

»Mr. de Ruiter, sind Sie so weit?«

Ich hebe den Blick von meinem Handy zu einer der Pressedamen, die die Betreuung des Stücks übernommen haben.

»Wir würden jetzt anfangen«, fügt sie hinzu, und ich nicke, während ich das Telefon in die Innentasche meines Jacketts gleiten lasse. »Mein Name ist Joana Hendricks. Ich leite die Konferenz.«

»Viktor. De Ruiter.« Ich versuche ein Lächeln. Sie lächelt ebenfalls. Es sieht um einiges echter aus, als meines sich anfühlt.

Ich straffe die Schultern. Tief durchatmen. Du schaffst das, de Ruiter!

Noch einmal vibriert das Handy an meiner Brust, doch um Punkt neun hört es auf. Meine Mutter mag vom Ehrgeiz zerfressen sein, aber sie ist alles andere als dumm.

Das Wesentliche, das meine Mutter mir gleich nach dem Aufstehen mitzuteilen hatte, war, dass dieser Termin heute Morgen meine Karriere in eine völlig neue und spektakuläre Richtung lenken könnte und ich das tunlichst nicht zu vermasseln habe. Wenn es um meine schauspielerische Laufbahn geht, ist sie so zielstrebig wie ein Biber beim Bau eines Damms. Weil sie für mich ihre eigene Karriere aufgeben musste, wie sie nicht müde wird, zu betonen. Und weil sie möchte, dass ich all das bekomme, von dem sie immer geträumt hat. Dass ihre Träume eventuell nicht meine sein könnten, spielt dabei überhaupt keine Rolle.

Und doch sehe ich es ein, das tue ich wirklich. Die Schauspielschule hatte gerade begonnen, als sie schwanger wurde, die Beziehung zu meinem Vater stürzte sie von einer Depression in die nächste. Bis sie sich getrennt und all ihre Sinne wieder unter Kontrolle hatte, war ich sechs und durch Zufall in einen Werbefilm für Toilettenpapier geraten, für den meine Mutter sich eigentlich hatte casten lassen wollen. Bis heute weiß ich nicht, was ihr damals durch den Kopf ging, als sich ihr eigener Sohn praktisch dazu aufschwang, ihr Konkurrenz zu machen. Vielleicht dachte sie, wenn es so einfach war, Rollen für mich an Land zu ziehen, sollte sie sich womöglich darauf konzentrieren, statt von einem Vorsprechen zum nächsten zu hetzen, ohne wirklich je Erfolg damit zu haben. Sie hielt es mir jedenfalls nie vor, nicht mit einem einzigen Wort. Aber sie legte seither all ihre Energie, mit der sie zuvor erst meinen Vater vertrieben und dann ihre Karriere verfolgt hatte, in die Entwicklung meiner.

Ich erspielte mir die Hauptrolle in einer Verfilmung von »Oliver Twist« im Weihnachtsprogramm der BBC, weshalb ich mit zwölf quasi über Nacht landesweit bekannt wurde und im Rückblick ein gefeierter Kinderstar. Und im Gegensatz zu einigen anderen jugendlichen Überfliegern landete ich hinterher nicht einmal in Therapie oder, noch schlimmer, in irgendeinem zwielichtigen Hinterhof, um mir weiß der Himmel was einzuschmeißen. Ich blieb beim Fernsehen, auch wenn mit den niedlichen Pausbäckchen auch die herausstechenden Rollenangebote verschwanden. Ich liebe, was ich tue, ob ich den stürmischen Liebhaber oder den schmachtenden Nebenbuhler gebe. Und ja, mein Portfolio beherbergt nicht gerade die Charakterrollen der Branche, aber was soll’s? Ich bin noch keine dreißig, was nicht ist, kann noch kommen, und diese Chance hier, sie ist das Beste, das mir seit Jahren passiert ist. Weshalb meine Mutter richtig liegt, egal welche Motive hinter ihren nicht allzu subtilen Anweisungen stecken. Teil dieses Stücks zu sein, an der Seite eines Hollywoodstars, unter der Regie einer angehenden Filmlegende, ist meine Chance auf einen echten Karrieresprung. Vielleicht die beste und einzige Chance, die ich je bekommen werde.

Joana führt mich in einen bestuhlten Saal, dessen Breitseite ein Podium füllt, mit einem langen Tisch und einer Handvoll Stühle davor.

Ich straffe die Schultern. Schüttle George Branston die Hand, bevor ich Betty Lane, »Golden Globe«-Gewinnerin und hollywoodgestählte Partnerin in diesem Stück, auf ihre blassen Wangen küsse.

So lasset die Spiele beginnen.

»Mr. de Ruiter, wie überrascht waren Sie, als George Branston Ihnen die Hauptrolle in Überredung anbot?«

»Und Mr. Branston, wie sind Sie ausgerechnet auf Mr. de Ruiter gekommen? Wäre es nicht naheliegender gewesen, jemanden zu casten, der bereits Erfahrungen mit Charakterrollen gesammelt hat?«

Ich stecke die...

Erscheint lt. Verlag 22.10.2024
Reihe/Serie Chestnut Road
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Partnerschaft / Sexualität
Schlagworte anne sanders neuerscheinung • Brighton • bücher für frauen • Frauenroman • Freundinnen • Happy End • Humor • Kommunikation • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Missverständnisse • One-Night-Stand • roman bücher • Romance • Romantic Comedy • Romantische Bücher • Romantische Komödie • Schauspieler • Second Chance • Spiegel-Bestellerautorin • SPIEGEL-Bestseller • Spiegel-Bestsellerautorin • Urlaubslektüre
ISBN-10 3-7499-0731-5 / 3749907315
ISBN-13 978-3-7499-0731-1 / 9783749907311
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