Führen im Meer der Verantwortung (eBook)
426 Seiten
Remote Verlag
978-1-960004-12-3 (ISBN)
Eva Engel, die staatlich geprüfte Betriebswirtin und ehemalige Marinesoldatin, ist Trainerin und Speakerin für die Bereiche Führung, Motivation und Kommunikation. Deutsche Marine Mit knapp 120.000 zurückgelegten Seemeilen gehört Eva Engel zu den erfahrensten Seefahrerinnen der Deutschen Marine. Für ihre Leistungen bei der Bundeswehr wurde sie mit dem goldenen Seefahrerabzeichen ausgezeichnet. Wenn sie heute in Erinnerungen schwelgt, dann erzählt Eva Engel von Wertschätzung, Verantwortung und Dankbarkeit. Leben an Bord Während ihrer Dienstzeit in der Deutschen Marine hat sie langjährige Erfahrung in der Team- & Ausbildungsleitung gesammelt. Durch ihren mehrjährigen Einsatz an Bord einer Fregatte weiß sie genau, was es heißt, auf engstem Raum zu arbeiten und zu leben. Unter besonderen Bedingungen zu führen bedeutet, mit außergewöhnlichen Situationen und unterschiedlichen Menschentypen zurechtzukommen. Wer heute führen will, benötigt das richtige Verständnis für den Menschen. Wichtig ist es, auf der eigenen Erfolgsreise niemanden zurückzulassen. Wie genau das funktioniert und wie Ideen und Herausforderungen erfolgreich umgesetzt werden, das weiß Eva Engel. Wirtschaft Die ehemalige Soldatin unterstützt heute Unternehmen effizient darin, Strategien zu Führung und insbesondere die Entwicklung einer wertebasierten Führungskultur zu integrieren. Weitere Stationen auf ihrem Karriereweg sind diverse Positionen im Management verschiedener Wirtschaftsunternehmen, von Start-ups, KMU bis hin zu Konzernen, mit und ohne Personalverantwortung. Zu ihren Kunden zählen sowohl mittelständische Unternehmen als auch internationale Konzerne. Trainerin & Speakerin In ihren Trainings und Vorträgen begeistert sie mit Best-Practice-Beispielen aus ihrer militärischen Laufbahn. Für die ausgebildete Keynote-Speakerin ist es ein Leichtes, verständliche Parallelen zwischen militärischen Strukturen und wirtschaftlichem Handeln zu schaffen. Agile Führungsmethoden der Bundeswehr in die Wirtschaft zu spiegeln und Unternehmen beim Aufbau der eigenen Führungskultur zu unterstützen, das ist ihr Ziel. 'Ich bin sehr stolz, meine Erfahrungen aus der Deutschen Marine für einen positiven Impact in der Wirtschaft nutzen zu können. Am Ende des Tages wollen wir doch alle nur eins: Zufriedenheit und ein vertrauensvolleres Miteinander.' Eva Engel
SOUVERÄN MENSCHEN FÜHREN
Neuanfang auf Umwegen – Meine Reise zurück an Bord
Wenn alles auseinanderzufallen scheint, finden wir oft erst unsere wahre Stärke. Und dennoch müssen wir erst einmal für uns feststellen, was in einer herausfordernden Situation zu tun ist. Wir werden gleich einen tieferen Blick auf ein prägendes Ereignis werfen und dann einen Lösungsweg finden. Doch bevor wir das gemeinsam tun, machen Sie bitte Folgendes:
Versetzen Sie sich zunächst mit mir gedanklich in folgende Situation: Sie üben Ihren Traumberuf aus, gehen Ihrer Berufung nach und sind im besten Fall über alle Maßen motiviert. Das Herz schlägt für die richtige Aufgabe. Ich denke, wir alle kennen dieses Gefühl von Zufriedenheit und Leichtigkeit, trotz aller vermeintlichen Extra-(See-)Meilen. Sollte Ihnen jetzt nichts Vergleichbares in den Sinn kommen: kein Problem. Verlassen Sie gedanklich den beruflichen Rahmen und schauen Sie z. B. auf Ihre privaten Aktivitäten. Welchen Sport treiben Sie gern, womit verbringen Sie gern Ihre Zeit? Wenn Sie soweit sind, nehmen Sie das Gefühl mit und begleiten Sie mich gedanklich in die nun kommende Geschichte, die uns auf die Meere bringen wird.
Ich saß also in einer mir sehr bekannten Umgebung, genau genommen im Schiffslazarett meiner Einheit, der Fregatte KÖLN. Dabei war ich für einen Moment völlig regungslos, ohne Gedanken. Eine kleine Denk- und Schockstarre setzte ein. Doch nur wenige Sekunden später fing ich mich und reflektierte sehr schnell, was mir soeben von den beiden mir gegenübersitzenden Personen mitgeteilt wurde. Warum jetzt bei mir Tränen liefen? Sie taten es einfach. Gar nicht einmal mit dem Hintergrund, dass ich verletzt oder sehr traurig war. Die beiden Personen drückten im richtigen Moment die richtigen Knöpfe in meinem Wertesystem. Und dieses Gefühl ließ mich kurz unbewusst und emotional werden. Es schien, als litten wir gemeinsam still vor uns hin. Jeder für sich. Und doch entstand ein verbindender Moment. Betroffenheit, vielleicht ein unangenehmes Berührtsein, mir eine solche Botschaft mitteilen zu müssen. Den Moment der Starre überwand ich schnell. Alles, was mich jetzt interessierte, war: Wie lösen wir schnellstmöglich das im Raum stehende Problem? Interessant dabei zu beobachten war, wie schnell meine Denke von »himmelhoch jauchzend« über »tief entsetzt« hin zu »neu motiviert« wechselte. Wir reden hier von höchstens fünf Minuten, die vergingen. Mir wurde eines klar: Für mich wird es hier erst einmal nicht weitergehen. Ich werde kein Teil der Besatzung mehr sein.
Kommen Sie noch einmal bewusst mit mir in die Anfangsemotion, die für totale Zufriedenheit und Wärme sorgt. Das Gefühl in Beruf und Freizeit, das Sie aufblühen lässt. Denn nun gehen wir gemeinsam an den Ort, der mich über viele Jahre begleitete.
Der Ort, der mein Leben stark beeinflusste und weiterentwickelte. Und der Ort, der mich nun offenbar zurückließ.
Pionierin auf hoher See – Meine Zeit als eine der ersten Frauen in der Marine
Als eine der ersten Frauen im Militärdienst der Deutschen Marine begann ich voller Hingabe meinen freiwilligen Wehrdienst. Spannend vorab zu erwähnen ist, dass Frauen erst seit 2001 in allen Verwendungen in der Bundeswehr tätig sein dürfen. Im Bereich Sanität z. B. ist das bereits seit 1975 möglich. Aber erst im Jahr 2000 entschied der Europäische Gerichtshof für die Gleichberechtigung und somit für die Einführung aller Verwendungen für Frauen im Militärdienst. Da ich zu diesem Zeitpunkt schon zivil für die Bundeswehr arbeitete, wuchs mein Wunsch ins Unermessliche, humanitäre Arbeit auf einem Schiff im Ausland zu leisten. Als Auszubildende verfolgte ich nun nahezu alle Aktivitäten der Deutschen Marine – damals noch im knackenden Intranet der Bundeswehr, wenn Sie verstehen, was ich meine. Internet ja, aber eben auch noch nicht auf dem heutigen Stand. Machen wir es kurz. Ich war begeistert. Warum? Weil ich als junger Mensch so nah am Thema war und tagtäglich erlebte, welche positiven Auswirkungen der Job mit sich brachte. Mir war klar: Nach erfolgreichem Abschluss meiner Berufsausbildung kann es für mich nur den Weg zur Marine geben. Und genau so kam es auch.
Ich durchlief das klassische Bewerbungsverfahren. Zuvor ging ich aber noch auf einen Infotag, um zu schauen, ob ich das wirklich wollte. Ich fuhr einen Tag an die Ostsee zur Nachwuchsgewinnung und schaute mir Boote an. Und ja, ich wollte immer noch. Nicht die Boote sollten es sein, sondern Fregatte. Für mich gab es kein Halten mehr. Die Bewerbertage waren überstanden und nach langen Testszenarien, psychologischen Gesprächen und Übungen kam die alles entscheidende Mitteilung: »Frau Engel, wir können Sie in Ihrer Wunschverwendung einstellen. Allerdings ist ihre angestrebte Verwendungsreihe 63 in der Materialbewirtschaftung mit viel Wartezeit verbunden.« Hinzu kam, dass mir Testergebnisse eröffnet wurden, die deutlich aufzeigten, dass meine Stärken eigentlich ganz woanders lagen. Das hat mich übrigens bis heute nachhaltig beeindruckt. Denn daraufhin änderte sich mein gesamter Plan. Später im Buch gehe ich noch einmal tiefer auf die Thematik der Erkennung von Stärken und Schwächen ein. Auf einmal war ich in einer operativen Funktion geplant. Ich würde zum nächstmöglichen Zeitpunkt also in der Verwendung 23, Luft- und Seeraumüberwachung an Bord tätig sein.
Zum Zeitpunkt des Geschehens im Schiffslazarett, also des oben beschriebenen Ereignisses, war ich bereits seit mehreren Jahren an Bord meiner Einheit stationiert. An Bord der Fregatte KÖLN hatte ich nicht nur meine derzeitige berufliche Erfüllung gefunden, sondern auch ein Umfeld, das über die Maßen kameradschaftlich als Botschafter der Meere seinen Dienst verrichtete. Eine Besatzung von meist über 200 Menschen. Eine Besatzung mit ungefähr 150 bis 200 See- und Auslandshafentagen im Jahr. Eine Besatzung, die eins wurde.
Wenn wir uns nun vorstellen, dass die Zusammengehörigkeit auf einmal massiv eingeschränkt wird, dann tut das weh. Eingeschränkt, nicht weil jemand einen Fehler gemacht hatte, sondern weil auch gute Führungskräfte nicht immer die richtigen Entscheidungen treffen.
Die Tränen liefen, weil mir zwei Tage vor einem sechsmonatigen Einsatz eröffnet wurde, dass ich aufgrund fehlender Dokumente eigentlich keine Bordtauglichkeit habe und somit nicht mitkommen könne. Das haut rein. Wie, nicht mitkommen? Ich verstand nicht. Dazu muss ich noch einmal ein wenig zurückgehen. Ein Jahr zuvor hatte ich einen sehr langen Krankenhausaufenthalt. In dieser Zeit musste ich auf die Ärzte vertrauen, dass ich so schnell wie möglich wieder einsatzfähig werde. Nach ungefähr fünf Wochen kehrte ich wieder zurück an Bord. Die Bordtauglichkeit wurde zu diesem Zeitpunkt nicht infrage gestellt, ich war einfach wieder da und fuhr mit. Somit durchlief ich auch das gesamte Ausbildungsprogramm, das für den Einsatz Voraussetzung war. Dieses Programm muss jedes Schiff der Deutschen Marine vorab absolvieren. Andernfalls hat es keine offizielle Genehmigung, in ein Einsatzgebiet verlegen zu dürfen. Ich war also wieder vollends in die Besatzung integriert, Teil des großen Ganzen und freute mich auf unsere herausfordernde Aufgabe: die internationalen Seewege zu überwachen und zu ihrer Sicherung beizutragen. Aber was war passiert? Was hatte sich verändert von der Ausbildungsphase zum Auslandseinsatz? Ich verstand zunächst einmal gar nichts. Ich hörte zu und versuchte zeitgleich zu verstehen, was die beiden mir die ganze Zeit sagen wollten. Hatte ich doch meine gesamte Ausrüstung schon an Bord. Meine Nachbarin wusste, wie meine Blumen zu gießen waren, und meine Mutter hatte ebenfalls schon längst meinen Wohnungsschlüssel übernommen. Alle möglichen Zeitungen waren abbestellt und um die Post wurde sich gekümmert. Und ich, ich war bereit für den Einsatz.
Wenn Soldaten und Soldatinnen der Deutschen Marine in den Einsatz gehen, bedeutet das meist sehr viel Planung und Organisation im Vorfeld. Da es zu damaligen Zeiten außer E-Mails keine Kommunikationsmöglichkeiten an Bord gab (im Vergleich zum heutigen WLAN), hat man sich auf vieles noch intensiver vorbereiten müssen. Generell sind Einsatzvorbereitungen nie einfach. Das ist selbstverständlich unabhängig von der Teilstreitkraft (Luftwaffe, Heer). Telefonate in die Heimat waren nur über feste Landanschlüsse in den Auslandshäfen möglich – und diese auch nur sehr stark eingeschränkt. Hier reden wir von ca. zwei bis vier Telefonleitungen für die gesamte Besatzung.
Nun, so langsam kam es auch bei mir an: »Eva, du wirst nicht mit an Bord gehen.« Keine Bordtauglichkeit. Aktuell nicht bordtauglich zu sein, brach mir ein Stück weit mein Herz. Denn zur See zu fahren, das war doch das, was ich wollte. Ich wollte sinnstiftende Arbeit verrichten. Und nun konnte ich aufgrund der Sachlage, die zu 100 % korrekt...
Erscheint lt. Verlag | 15.7.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft |
ISBN-10 | 1-960004-12-3 / 1960004123 |
ISBN-13 | 978-1-960004-12-3 / 9781960004123 |
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