Warum manchmal ein Brett vorm Kopf klebt und wieso man im Sitzen miteinander gehen kann (eBook)

Ratgeber für Jugendliche mit Autismus
eBook Download: EPUB
2023 | 3. Auflage
215 Seiten
Ernst Reinhardt Verlag
978-3-497-61903-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Warum manchmal ein Brett vorm Kopf klebt und wieso man im Sitzen miteinander gehen kann -  Karla Schneider,  Vanessa Köneke
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Warum versteht mich keiner? Was mache ich, wenn ich verliebt bin? Werde ich einen passenden Beruf finden? - Fragen, vor denen viele Jugendliche stehen. Doch für Jugendliche mit einer Autismus-Spektrum-Störung haben solche Fragen oft eine besondere Brisanz. Dieser Ratgeber begleitet sie durch die Wirren des Alltags. Viele Tipps helfen bei wiederkehrenden Herausforderungen in Schule und Familie, in Kommunikationssituationen und täglichen Routinen. Auch auf spezielle Fragen zu Wahrnehmung, Gefühlen, Small Talk, Freundschaften, ersten Liebesbeziehungen, Pubertät und Sex geben die Autorinnen eine Antwort - bis hin zur Frage, ob und wann sich autistische Jugendliche outen sollten und ob sie versuchen sollten, 'normal zu werden'. Ein Alltagsbegleiter für Kinder und Jugendliche und auch eine bereichernde Lektüre für deren Familien, Freund:innen und Therapeut:innen.

Dr. iur. Dr. rer. medic. Karla Schneider ist Richterin und betreute ehrenamtlich Menschen mit Autismus am Autismustherapiezentrum Köln. Sie war außerdem in der International Research Training Group "Brainbehavior relationship of emotion and social cognition in schizophrenia and autism" am Universitätsklinikum Aachen tätig.Vanessa Köneke ist Journalistin und hat außerdem als Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Medizin und Psychologie gearbeitet.

Dr. iur. Dr. rer. medic. Karla Schneider ist Richterin und betreute ehrenamtlich Menschen mit Autismus am Autismustherapiezentrum Köln. Sie war außerdem in der International Research Training Group "Brainbehavior relationship of emotion and social cognition in schizophrenia and autism" am Universitätsklinikum Aachen tätig.Vanessa Köneke ist Journalistin und hat außerdem als Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Medizin und Psychologie gearbeitet.

Inhalt
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Was ist das für ein Buch? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Autismus - Was bedeutet das? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
1 Wahrnehmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
1.1 Wahrnehmung - Warum ist alles so laut? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
1.2 Gefühle - Wie erkenne und zeige ich sie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
2 Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
2.1 Gesprochene Sprache - Wieso sagen Menschen oft
so merkwürdige Dinge? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
2.2 Small Talk - Warum muss ich übers Wetter reden,
wenn ich doch sehe, dass die Sonne scheint? . . . . . . . . . . . . . . . 47
2.3 Körpersprache - Was bedeuten Gesichtsausdrücke? . . . . . . . . . . . 51
3 Verhaltensweisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
3.1 Routinen und Rituale - Warum kann ich es nicht ertragen,
wenn sich etwas ändert? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
3.2 Spezialinteresse - Warum interessiere ich mich für andere
Dinge als andere Menschen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
?4 Andere Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
4.1 Familie - Bin ich vielleicht adoptiert? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
4.2 Freunde - Wie findet man Freunde? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
4.3 Liebe - Wieso kann man Schmetterlinge im Bauch haben und
wie fühlt sich das an? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86
4.4 Mobbing - Warum sind manche Menschen so gemein zu mir? . . . . 93
4.5 Tiere - Tiere sind mir viel lieber als Menschen.
Warum eigentlich? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
5 Korper und Sex . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
5.1 Körper - Warum muss ich zum Friseur? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
5.2 Pubertät und Sex - Warum kann man wach
miteinander schlafen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117
6 Pflichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127
6.1 Schule - Wie komme ich in der Schule besser klar? . . . . . . . . . . . . 128
6.2 Beruf - Werde ich jemals einen Job haben? . . . . . . . . . . . . . . . . 137
7 Wer bin ich? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147
7.1 Sich outen - Wem soll ich erzählen, dass ich autistisch bin? . . . . . . 148
7.2 Sich ändern - Muss ich versuchen, "normal" zu werden? . . . . . . . . 153
7.3 Zukunft - Wie werde ich wohl als Erwachsener leben? . . . . . . . . . 158

Autismus - Was bedeutet das?

„Autismus“ ist ein Wort, das aus dem Altgriechischen (von auto = selbst) abgeleitet ist und hatte zunächst gar nichts mit einer Diagnose zu tun. Zunächst meinte es in der Psychiatrie eine „Selbstbezogenheit“ in einem ganz anderen Zusammenhang. Doch heute wird der Begriff Autismus hauptsächlich für einen Kreis von Auffälligkeiten verwendet, die sich vor allem in Problemen im Umgang mit anderen Menschen äußern – zum Beispiel darin, Freunde zu finden.

„Den“ Autismus gibt es allerdings nicht. Hast du im Physikunterricht schon mal etwas über Spektren und Spektralfarben gelernt? So ähnlich ist es bei autistischen Störungen auch: „Autismus“ bezeichnet ein Spektrum an verschiedenen Syndromen. Ein Syndrom besteht aus mehreren gleichzeitig vorhandenen Merkmalen (Symptomen) einer „Störung“ oder Krankheit. Und manche Syndrome lassen sich zu einer Familie zusammenfassen. So wie mit dem Wort „Farben“ alle unterschiedlichen Farbtöne zusammengefasst sind, von Gelb über Rot bis Blau und Grün. Alles sind Farben, aber alle sind unterschiedlich.

Die „Farben“ des Autismus waren bisher vor allem drei autistische Phänomene, nämlich der frühkindliche Autismus, auch Kanner-Autismus genannt, der atypische Autismus und das Asperger-Syndrom (AS). Oft findet man außerdem noch den Begriff hochfunktionaler Autismus (HFA). Dabei handelt es sich aber nicht um eine offizielle diagnostische Kategorie. In der Regel werden damit Personen bezeichnet, die als Kind die Merkmale für den frühkindlichen Autismus erfüllt haben, beim Älterwerden aber „nur“ noch die des Asperger-Syndroms. Hieran sieht man schon, dass eine genaue Trennung zwischen den verschiedenen autistischen Syndromen manchmal nur schwer möglich ist.

Viele Wissenschaftler und Experten sprechen daher lieber von Autismus-Spektrum-Störung, als sich auf eine Autismuskategorie festzulegen. Inzwischen ist das auch im sogenannten DSM V (= die 5. Auflage des „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“, der Beschreibung von Erkrankungen in der Psychiatrie) umgesetzt. In dem in Deutschland vor allem verwendeten „Diagnosehandbuch“ ICD 10 (= 10. Auflage der Internationalen Klassifikation der Krankheiten) werden die oben genannten drei „autistischen Farben“ aber noch getrennt. In der Folgeversion, dem ICD 11 wird dann zwar auch vom Spektrum gesprochen. Doch in Deutschland verwendet man derzeit (2024) weiter die 10er-Version. Und im allgemeinen Sprachgebrauch vieler Autisten und Autismus-Therapeuten sind die Unterformen ohnehin noch weitverbreitet.

Der frühkindliche (oder Kanner-) Autismus wurde erstmals von einem Psychiater namens Leo Kanner beschrieben. Er kommt dem Bild am nächsten, das viele Leute von Autisten haben. Menschen, die sich noch nie mit Autismus beschäftigt haben, denken meist, dass ein Autist nicht spricht und nur allein in einer Ecke sitzt und schreit, wenn man ihn oder sie anfasst. Tatsächlich können viele frühkindliche Autisten nicht sprechen und nehmen zumindest auf den ersten Blick keinen oder nur ganz wenig Kontakt mit anderen Menschen auf. Viele sind außerdem geistig behindert, jedenfalls soweit es mit den heute zur Verfügung stehenden Intelligenztests feststellbar ist. Wenn man ganz aufmerksam ist, spürt man aber oft ziemlich schnell, dass frühkindliche Autisten nur auf eine ganz besondere Art mit anderen Menschen umgehen und Nähe suchen. Manche haben sogar besondere Begabungen. Zum Beispiel können sie ausgezeichnet Klavier spielen oder bemerkenswert gut rechnen – und zwar ohne dass sie jemals Klavierstunden oder Mathematikunterricht gehabt haben. In diesem Zusammenhang spricht man von Inselbegabungen (auch: „Savant-Fähigkeiten“). Solche Fähigkeiten sind aber sehr selten und finden sich nicht nur bei Menschen mit Autismus.

Vom Asperger-Syndrom Betroffene – nach dem österreichischen Kinderarzt Hans Asperger – sind meist normal intelligent, manche sogar hochbegabt, und besitzen gute Sprachfähigkeiten. Wenn diese Diagnose bei dir gestellt wurde, bist du vielleicht auch schon einmal „kleiner Professor“ oder „sprechendes Lexikon“ genannt worden, weil du eine so genaue Sprache hast.

Der atypische Autismus unterscheidet sich von den anderen Formen dadurch, dass er entweder später beginnt, man also erste Symptome erst nach dem dritten Lebensjahr findet. Oder es werden nicht alle Diagnosekriterien erfüllt, die in den „Diagnosehandbüchern“ stehen, zum Beispiel Schwierigkeiten in der Interaktion und Kommunikation mit den Menschen in der Umgebung oder die Neigung zu gleichförmigen Verhaltensweisen. Was genau darunter zu verstehen ist, erfährst du in diesem Buch.

Trotz der unterschiedlichen Namen haben alle autistischen Erscheinungsformen bestimmte Gemeinsamkeiten, zum Beispiel Schwierigkeiten in der Interaktion und Kommunikation mit den Menschen in ihrer Umgebung und die Neigung zu gleichförmigen Verhaltensweisen. Was genau darunter zu verstehen ist, erfährst du in diesem Buch. Anhand solcher Gemeinsamkeiten diagnostizieren Ärzte und Psychologen eine Autismus-Spektrum-Störung.

Im medizinischen Sprachgebrauch gehört Autismus beziehungsweise gehören autistische Störungen zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen. So wurden sie zumindest in den Diagnosehandbüchern bisher genannt; ab dem DSM-V und dem ICD 11 wird von „neurologische Entwicklungsstörungen“ gesprochen. Das hört sich erst mal sehr schlimm an, denn wer will schon „gestört“ oder sogar „tiefgreifend gestört“ sein? Es bedeutet aber zunächst nur, dass in der Entwicklung eines Kindes mit einer autistischen Störung etwas anders ist als bei anderen Kindern. Dieses Anderssein äußert sich vor allem in folgenden Bereichen:

Vielleicht hast du schon selbst bemerkt, dass du nicht so ein großes Interesse an anderen Menschen hast, wie sie es vielleicht von dir erwarten, oder wie du es bei anderen, zum Beispiel deinen Geschwistern, bemerkst. Oder dir kommt es manchmal fast so vor, als würden die Menschen um dich herum eine ganz fremde Sprache sprechen, die du nicht beherrschst. Vielleicht haben dich andere schon mal als „unhöflich“ bezeichnet oder sich darüber beschwert, dass du sie beim Sprechen nicht ansiehst. Ärzte fassen diese Auffälligkeiten unter dem Diagnosepunkt der qualitativen oder andauernden Beeinträchtigungen der sozialen Interaktion zusammen. Das heißt, das Miteinander mit anderen Menschen ist „unnormal“ und für beide Seiten schwierig. Diese Schwierigkeiten im Miteinander liegen unter anderem daran, dass autistische Menschen sich nicht gut in einen anderen Menschen hineinversetzen können. Es fällt ihnen schwer, nachzuvollziehen, wie die Welt wohl aus Sicht des anderen aussieht, welche Wünsche, Absichten und Gefühle derjenige vermutlich hat. In der Fachsprache sagt man, Autisten besäßen nur eingeschränkte Theory of Mind- oder Mentalizing-Fähigkeiten. Unter anderem diese Mentalizing-Fähigkeiten untersuchen Ärzte, wenn sie eine autistische Störung diagnostizieren wollen. Dabei bekommen die Kinder zum Beispiel Fotos von Personen oder auch nur von Gesichtern vorgelegt und sollen anhand der Abbildungen verschiedene Stimmungen oder Absichten der abgebildeten Personen erkennen. Autistische Menschen schneiden hier meist nur unterdurchschnittlich ab.

Häufig wirst du auch hören, Autisten seien nicht empathisch, das heißt nicht mitfühlend. Das stimmt allerdings nicht unbedingt. Empathie und Theory of Mind hängen eng zusammen. Aber der Autismus erschwert es Betroffenen vor allem, sich in andere Menschen hineinzudenken. Dennoch können sie mitfühlen. So verstehst du vielleicht manchmal nicht, warum dein Vater, dein Bruder oder dein Freund gerade traurig ist (oder wütend oder glücklich). Doch wenn du weißt, dass er traurig (oder wütend oder glücklich) ist, werden dich die Gefühle oft anstecken, so dass du dich mit dem anderen traurig (wütend, glücklich) fühlst.

Ein weiteres Merkmal für Autismus ist eine Vorliebe für immer gleiche Verhaltensweisen, wie Rituale und Routinen. Ist es dir auch wichtig, dass Dinge immer gleich ablaufen, zum Beispiel wann gegessen wird? Oder möchtest du, dass in deinem Zimmer nichts verändert wird? Dass zum Beispiel deine Geschwister nicht einfach ein Buch aus dem Regal nehmen und es irgendwo ablegen? Das ist typisch für Menschen mit Autismus. Ihr Tagesablauf folgt oft bestimmten Gewohnheiten. Manche autistische Menschen haben außerdem sogenannte Stereotypien, das heißt, sie vollführen immer gleiche Bewegungsmuster.

Besonders auffallend, vor allem beim Asperger-Syndrom (AS), ist außerdem ein ganz besonderes Interesse an bestimmten Themen. Wofür interessierst du dich? Für Eisenbahnen, physikalische Fragen...

Erscheint lt. Verlag 8.7.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Partnerschaft / Sexualität
Kinder- / Jugendbuch
Geisteswissenschaften
Sozialwissenschaften Pädagogik
Technik
Schlagworte Alltag • Alltagsfragen • ASS • Autismus-Spektrum-Störung • AUTISTISCHE JUGENDLICHE • Hilfestellung • Kommunikation • Kommunikationsproblem • Ritual • Routine • Spezialinteresse • Sprache • Therapie • Verhalten
ISBN-10 3-497-61903-5 / 3497619035
ISBN-13 978-3-497-61903-0 / 9783497619030
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