Max Verstappen. Unstoppable (eBook)
320 Seiten
Edel Sports - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
978-3-98588-104-8 (ISBN)
Mark Hughes ist Redakteur beim Motorsport-Magazin und schreibt für the-race.com sowie die offizielle Website der Formel 1. Zudem arbeitet er für das Motorsport-Jahrbuch Autocourse und für Sky F1. Als Autor veröffentlichte er unter anderem Speed Addicts, das 2006 den British Sports Book Award für das beste illustrierte Buch erhielt.
Mark Hughes ist Redakteur beim Motorsport-Magazin und schreibt für the-race.com sowie die offizielle Website der Formel 1. Zudem arbeitet er für das Motorsport-Jahrbuch Autocourse und für Sky F1. Als Autor veröffentlichte er unter anderem Speed Addicts, das 2006 den British Sports Book Award für das beste illustrierte Buch erhielt.
EINFÜHRUNG
Max Verstappen eroberte die Formel 1 mit Vollgas. Kaum war er da, hatte er sich auch schon durchgesetzt. Den Namen Verstappen kannten viele Rennsportfans noch aus den 1990er- und frühen 2000er-Jahren, als Max’ Vater, Jos, den manche nur „Boss“ nannten, mit seiner direkten Art und seinem aggressiven Fahrstil für Furore und so manche Kontroverse sorgte, wenngleich er nie Einfluss auf den Ausgang eines Rennens hatte und sich in der Formel 1 nie wirklich hatte durchsetzen können. Sein Stern verblasste, bevor er richtig aufgegangen war.
Nachdem sich Jos aus der Formel 1 zurückgezogen hatte, begann allerdings schon die zweite Verstappen-Ära. Wenn es einen Weg gäbe, den perfekten Rennfahrer unter Laborbedingungen zu erschaffen, wäre Max Verstappen womöglich die beste Vorlage für dieses Experiment. Denn Max ist nicht nur der Sohn von Jos, sondern auch von Sophie Kumpen, einer der weltbesten Kartfahrerinnen ihrer Generation. Sie fuhr gegen Jenson Button, Giancarlo Fisichella, Jarno Trulli und einen begabten, aber nicht ganz so herausragenden Rennfahrer namens Christian Horner. An einem guten Tag konnte Sophie die Besten von ihnen schlagen. Sie war beeindruckend, talentiert und klug.
Aber gibt es so etwas wie ein Speed-Gen? Wurde Max das Weltmeisterwerden in die Wiege gelegt? War es die doppelte Dosis Racing-DNA, die ihn zum Rennfahrer machte und ihn mit dem fast schon übernatürlichen Gespür für die physikalischen Haftungsgrenzen von Reifen auf Asphalt segnete, die ihn zum Champion machte? Oder ist sein Erfolg schlicht der Tatsache zu verdanken, dass er auf der Kartbahn aufwuchs – mit dem Geruch von verbranntem Gummi und Zweitaktbenzin in der Nase, aufgezogen und angetrieben von einem der härtesten, anspruchsvollsten und gelegentlich wohl furchteinflößendsten aller ehrgeizigen Väter, die es je auf einer Rennstrecke gab?
Wissenschaftler verbrachten zahllose Stunden damit, herauszufinden, ob es so etwas wie ein Siegergen überhaupt gibt, ob sportliches Talent in einem bestimmten Bereich eher angeboren ist oder vielmehr antrainiert werden muss, und welche Kombination aus Veranlagung und Training notwendig ist, damit ein Sportler sein volles Potenzial entfaltet.
David Epstein hat in seinem 2020 auf Deutsch erschienenem Buch Die Siegergene: Talent, Übung und die Wahrheit über außergewöhnlichen Erfolg den Stand der Forschung zusammengefasst. „Das Ergebnis der Kompetenzstudie … lässt sich in einem einzigen Satz zusammenfassen, der in meinen Gesprächen mit Psychologen, die auf diesem Gebiet forschten, gebetsmühlenartig wiederholt wurde: ‚Die Software ist entscheidend, nicht die Hardware.‘“ Mit anderen Worten: Das, was Profis von Amateuren unterscheidet, haben sie durch beharrliches Üben erworben.
Das Augenmerk der dem Epstein-Buch zugrundeliegenden Studien lag auf dem Gebiet der Leichtathletik; es gibt keine vergleichbaren Untersuchungen, die sich der Frage gewidmet haben, ob die Erkenntnisse auch auf den Motorsport übertragbar sind. Es gab allerdings Untersuchungen zur Erleichterung von Auswahlverfahren bei Kampfpilotanwärtern. Und hierbei lassen sich durchaus einige Parallelen zum Motorsport feststellen. Was bei diesen Studien herausgefunden wurde, scheint eher die „Hardware“-Theorie zu bestätigen, nämlich dass gewisse Fähigkeiten durchaus angeboren sind und es von Person zu Person signifikante Unterschiede hinsichtlich der natürlichen Begabung gibt.
Vermutlich muss beides zusammenkommen. Es gibt unterschiedliche individuelle Begabungen, und es gilt die „10.000-Stunden-Regel“. Diese ist bekannt geworden durch Malcolm Gladwells Bestseller Überflieger: Warum manche Menschen erfolgreich sind – und andere nicht, der wiederum auf einer Studie aus dem Jahr 1993 basiert, die der Psychologe Anders Ericsson von der Florida State University mit Weltklassegeigern an der Westberliner Musikhochschule durchgeführt hat.
Ericsson und sein Team kamen bei ihrer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass grob gesagt 10.000 Übungsstunden vor dem zwanzigsten Lebensjahr den Unterschied ausmachen zwischen Elite und Nicht-Elite. Ein derartiges Arbeitspensum ist alles andere als angenehm und wird nur von den motiviertesten und entschlossensten Sportlern durchgehalten, aber es ist laut Ericsson unerlässlich, um sich die von einem Spitzensportler benötigten Fähigkeiten anzueignen, um etwa Bewegungsmuster zu verinnerlichen und den Gegner „lesen“ und auf diesen in einer vorbewussten Art und Weise reagieren zu können.
Hatte Max also eine angeborene „natürliche“ Begabung? Wenn ein Vierjähriger in ein Gokart steigt, Runde um Runde fährt und schon bald schneller ist als andere Kinder, die diesen Sport schon seit Jahren betreiben, deutet einiges darauf hin.
Hat er seine „10.000 Stunden“ geübt? Auf jeden Fall. Und noch einige mehr. Mit Jos als Vater hätte es auch gar nicht anders sein können. Obwohl sich Jos bis in die Formel 1 hochgearbeitet hatte, blieb er dem Kartsport, der ja den idealen Einstieg in den Rennsport bietet, immer verbunden. Er war einer der größten Experten in Sachen Kartsport und verdiente damit seinen Lebensunterhalt. Als der vierjährige Max ein eigenes Kart haben wollte (er war extrem sauer, als man ihm zunächst sagte, er solle damit noch ein oder zwei Jahre warten, sodass Sophie ihren Mann davon überzeugte, dass es für alle Beteiligten von Vorteil wäre, dem Jungen das Fahrzeug besser früher als später zu geben), erfüllte ihm Jos diesen Wunsch gerne.
Und als Max ein paar Jahre später, als sein Talent mehr als deutlich zu erkennen war, darum bat, mit dem Rennsport beginnen zu dürfen, wollte Jos es von Anfang an richtig angehen. Ihm war es von vornherein ernst mit der Ausbildung seines Sohnes, an spaßigem Zeitvertreib hatte er kein Interesse. Wahrscheinlich wäre auch für Max ohnehin nie etwas anderes infrage gekommen, als sich voll und ganz reinzuhängen. In diesem Umfeld waren sowohl der Wunsch, Rennen zu fahren, als auch die Herangehensweise an den Sport, die ihm von Anfang an eingetrichtert wurde, eine Selbstverständlichkeit.
Wie kann man Jos’ Ehrgeiz , sich in seinem Sohn zu verwirklichen und es nach den Fehlern, die er selbst in seiner Karriere gemacht hat, nun besser zu machen, und Max’ Recht, aus eigenen Fehlern lernen zu dürfen, in Einklang bringen? Als Jos in die Formel 1 kam, gab es einigen Wirbel um diesen wilden Kerl aus der holländischen Schrottplatz-Community, der im Kartsport und in den Nachwuchsklassen des Automobilsports für Furore gesorgt hatte.
Selbst für die begabtesten und ehrgeizigsten Fahrerinnen und Fahrer, sogar für diejenigen, die dank einer vermögenden Familie einen immensen Vorteil haben, ist der Motorsport oft ein verwirrender Kosmos, den man erst nach und nach verstehen lernt. Selbst wenn man sich den Zugang dazu erkaufen kann, das Wissen und die Intelligenz, die man braucht, um seine Chancen zu maximieren, erlangt man auf diese Weise nicht: Es gibt unzählige Fallstricke und mindestens so viele Hürden, an denen selbst die vielversprechendsten Karrieren scheitern können. Dieses Wissen eignet man sich schon von Kindesbeinen an an, wenn man Rennen fährt, und selbst diejenigen mit einer besonders schnellen Auffassungsgabe, brauchen Jahre für einen essenziellen Grundstock. Aber Max’ Weg wurde von jemandem geebnet, der das alles schon einmal durchgemacht hatte, von jemandem, der bereit war, sich zu hundert Prozent auf die Planung und das Management seiner Karriere zu konzentrieren und die Fehler zu vermeiden, die er selbst gemacht hatte. Es war ein Zehnjahresprojekt, das die Verstappens zwangsläufig zu einer unaufhaltsamen Kraft machen sollte.
Die für den Rennsport nötige Einstellung ist nicht jedermanns Sache. Es ist im Grunde Besessenheit, die nur am Rande minimal Platz für anderes lässt – für andere Interessen, für Beziehungen außerhalb des Rennsports, für Interesse an der Welt außerhalb der Rennblase. Es geht nur um Leistung: Reaktionen und Lösungen zu auftretenden Problemen müssen a) richtig sein und b) unmittelbar umgesetzt werden. Mit dem Wort „fokussiert“ ist das nicht einmal ansatzweise beschrieben. Leistung dominiert alles. Man ist ständig damit beschäftigt, Möglichkeiten zu finden, wie man selbst oder das eigene Auto noch schneller werden kann. Es gibt immer wieder neue Erkenntnisse und Erfahrungen zu sammeln, doch ohne Zwang und harte Arbeit wird man es nicht schaffen, das Beste aus sich herauszuholen. Wenn man eine Rennstrecke mit dem Gefühl verlässt, dass man mehr hätte leisten können, ist das unerträglich, völlig inakzeptabel. Für Hobby-Rennfahrer mag das das in Ordnung sein. Es ist vielleicht auch in Ordnung für Kinder, die einfach nur Spaß haben am Rennsport und die Anerkennung genießen. Aber es ist nicht in Ordnung für diejenigen, die es richtig ernst meinen. „Ich habe mit vielen großartigen Fahrern zusammengearbeitet“, sagt Kees van der Grint, der Bridgestone-Reifeningenieur, der mit Jos vom Kart bis zur Formel 1 zusammengearbeitet und den frühen Aufstieg von Max aus nächster Nähe miterlebt hat, „aber die Art und Weise, wie sie an die Dinge herangegangen sind, war nicht normal, nicht einmal gemessen an dem, was im Rennsport üblich ist. Sie war extrem. Die Entschlossenheit dieser Leute, der unbedingte Wille, keine Kompromisse eingehen zu wollen, war unglaublich. Ich glaube nicht, dass Max in diesem Alter viel Einfluss auf die Entscheidungen hatte. Im Grunde hat Jos alles entschieden. Und sie geben alles. Wirklich alles. Zum Beispiel gehen sie nach einem Test noch mal auf die Strecke zurück, um ein paar Runden bei Regen zu fahren, für den Fall, dass es am Renntag regnen sollte. Oder sie versuchen, in...
Erscheint lt. Verlag | 6.7.2024 |
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Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Sport ► Motor- / Rad- / Flugsport |
Schlagworte | Auto-Rennen • Biographie • Erfolgs-story • exklusive Einblicke • Formel-1 • Geschenk-buch Männer • Hamilton • Karriere • Max Verstapen • Motorsport • Porträt • Racing • Red-Bull • Renn-fahrer • Schumacher • Sport-Buch • Sportler-Biografie • Weltmeister • World Cup |
ISBN-10 | 3-98588-104-9 / 3985881049 |
ISBN-13 | 978-3-98588-104-8 / 9783985881048 |
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