Einfach genial entscheiden in Geld- und Finanzfragen -  Hartmut Walz

Einfach genial entscheiden in Geld- und Finanzfragen (eBook)

Schließlich ist es Ihr Geld!

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 4. Auflage
270 Seiten
Haufe Verlag
978-3-648-17740-2 (ISBN)
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Für privaten Anleger:innen ist es eine Herausforderung, die richtigen Entscheidungen in Geld- und Vorsorgefragen zu treffen. Als unabhängiger Experte beschreibt Prof. Dr. Hartmut Walz die Vor- und Nachteile gängiger Anlagemöglichkeiten, erläutert wichtige Auswahlprinzipien und enttarnt versteckte Risiken und Fallen. Sie erhalten wertvolle Orientierung sowie bewährte, umsetzbare Strategien für Ihre langfristige Geldanlage und finanzielle Vorsorge.  Machen Sie mehr aus Ihrem Geld!   Inhalte: - Vor- und Nachteile gängiger Anlageklassen und Anlagevehikel - Das einfach geniale Achteck der Geldanlage zur Auswahl zieladäquater Anlagen: Transparenz, Kosteneffizienz, Rendite vor Steuern, Sicherheit, Inflationsschutz, Liquidierbarkeit, steuerliche Vorteilhaftigkeit, Nachhaltigkeit - Das Diversifikations²-Prinzip: eine Anlagestrategie für unsichere Zeiten - Die Zinsfalle verstehen und vermeiden - Hintergrundinformationen, Expertenwissen und direkt umsetzbare EmpfehlungenNeu in der 4. Auflage: - Geldanlage und finanzielle Vorsorge trotz Inflation und unbefriedigend niedriger ZinsenDie digitale und kostenfreie Ergänzung zu Ihrem Buch auf myBook+: - E-Book direkt online lesen im Browser - Persönliche Fachbibliothek mit Ihren BüchernJetzt nutzen auf mybookplus.de.  

Prof. Dr. Hartmut Walz ist Verhaltensökonom und Entscheidungsexperte mit Schwerpunkt Finanzen und lehrt an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen a.Rh. Walz engagiert sich für den Verbraucherschutz rund um alle Geldthemen. Er ist wissenschaftlicher Beirat beim Bund der Versicherten e. V., Fellow der Bürgerbewegung Finanzwende e. V. und bei weiteren Verbraucherschutzvereinigungen ehrenamtlich aktiv. Er betreibt den unabhängigen, kosten- und werbefreien Hartmut Walz Finanzblog, einen YouTube-Kanal sowie einen Instagram-Account.

1Nur nicht ausrutschen!

Ein kurzer Blick auf die Entwicklungen der Finanzmärkte – wir hatten schon ruhigere Zeiten

Was Sie in diesem Kapitel erfahren:

In diesem Kapitel blicken wir genauer auf die für Sie relevanten Entwicklungen der letzten Jahrzehnte, sowohl bei den Finanzmärkten als auch bei den Zentralbanken und der Politik.

So erhalten Sie ein prägnantes Bild von den Rahmenbedingungen, unter denen Sie Ihre Geldanlage- und Vorsorgeentscheidungen treffen.

Nachdem wir die von uns nicht beeinflussbaren Rahmenbedingungen verstanden haben, konzentrieren wir uns in den nächsten Kapiteln dann auf die Dinge, die wir selbst beeinflussen können.

Nur allzu schnell vergessen wir, wie rasch sich unsere Umwelt ändert. Denken Sie nur daran, dass es vor zwanzig Jahren noch feste Telefonzellen gab, in denen man sich bei Gewitterregen »unterstellen« konnte, oder vergleichen Sie die beiden Funktionen einer damaligen Telefonzelle mit den unzähligen Funktionen eines heutigen Smartphones. Ganz ähnlich sieht es mit der Weiterentwicklung der globalen Finanzmärkte sowie der Geldpolitik führender Zentralbanken aus. In wenigen Jahren hat die Entwicklung an Grundsätzen gerüttelt, die zuvor über viele Jahrzehnte – z. T. Jahrhunderte – als unumstößlich galten. Bitte rekapitulieren Sie folgende per Schlaglicht hervorgehobene Fakten:

Bereits seit dem Börsenkrach von 1987 reagieren die Zentralbanken auf Wirtschaftskrisen stets mit Zinssenkungen und pumpen enorme zusätzliche Liquidität in die Märkte. Und Krisen gab es seither mehr als genug. Hier nur ein kurzer Auszug: Asienkrise 1997/1998, Zusammenbruch des systemrelevanten Hedgefonds LTCM 1998, Russlandkrise 1998, Platzen der »Dotcom-Blase« 2000, Terroranschläge vom 11. September 2001, Subprime-Krise 2007, Europäische Staatsschuldenkrise ab 2010, Covid-Pandemie ab 2020, Ukraine-Krieg ab 2022, Nahost-Krieg ab 2023. Und so wird es wahrscheinlich weitergehen.

Das Reaktionsmuster der Zentralbanken auf Konjunktur- und Finanzkrisen war bis Anfang 2022 immer das gleiche: Zinssenkungen und Zusatzliquidität in der akuten Bedrohungssituation und leichte Zinserhöhungen nach Auslaufen der schlimmsten Krisenphase – jedoch nicht mehr auf das Niveau vor der Krise. Also ein Auf und Ab der Zinsen mit klarer Langfristtendenz nach unten.

Im Jahr 2019 hatte der Kapitalmarktzins dann seinen (vorläufigen) Tiefpunkt erreicht und zwar über alle Laufzeiten hinweg2. Beispielsweise rentierten zehnjährige Bundesanleihen zeitweilig mit -0,8 % (in Worten: minus null Komma acht).

Die über Jahre fortdauernde Politik des lockeren Geldes durch die Zentralbanken hatte auch negative Auswirkungen auf den Markt für Unternehmensanleihen. Renditen und Bonitätsanforderungen sanken, da die Anleger verzweifelt nach Anlagemöglichkeiten ohne Negativzins suchten. Die Marktmacht der Schuldner und der Liquiditätsdruck der Investoren führten viele Anleger in exotische Anlagen und hohe Risikoübernahmen bei (zu) geringen Risikoprämien. Und so manch ein verzweifelter Anleihe-Investor schien auch den Unterschied zwischen echten Zinsen und Risikoprämien nicht verstanden – oder nicht ernst genommen – zu haben (vgl. hierzu Kapitel D.7).

Die disziplinierende Wirkung von Risikozuschlägen für Staatsschulden schlechterer Qualität (= Bonitätsspread) wurde und wird durch die Anleiheaufkäufe der Zentralbanken außer Kraft gesetzt – mit extrem verzerrenden Auswirkungen und manipulierten Renditen.

»Eigentlich« müssten Schuldner (ob privat oder staatlich) bei schlechterer Bonität einen kräftigen Risikoaufschlag zahlen. Kauft die EZB jedoch diese Wertpapiere auf, stützt diese zusätzliche »künstliche« Nachfrage den Kurs, wodurch die Rendite sinkt (also die Finanzierungskosten des Schuldners gemildert werden). Damit wird die eigentlich durch den Markt erfolgende Bewertung des Risikos außer Kraft gesetzt. Diese Problematik ist nach dem steilen Anstieg der Zinsen ab 2022 keineswegs beendet3.

Gleichzeitig hat sich die Summe der globalen Staatsschulden in den letzten Jahren weiter und mit wachsender Geschwindigkeit erhöht. Sowohl USA, Japan, Europa verfolgen weiter das Konzept des schuldenbasierten Wachstums. Ob ein schuldenbasiertes Wachstum langfristig funktionieren kann, ist jedoch höchst fraglich. Auch, wie lange das Verhindern einer Rezession durch Schulden funktioniert.

Zeitweise hat eine jüngere geldpolitische Denkschule mit dem Namen »Modern Monetary Theory«, kurz MMT, erheblichen Einfluss auf Denken und Handeln der politisch Verantwortlichen genommen. Ein zentrales Dogma der MMT ist, dass Staaten nicht nur Schulden machen können, sondern dass sie es sogar sollten und dass ein Staat mit einer autonomen Zentralbank niemals pleitegehen könne4.

Zwischenzeitlich hat sich die Euphorie um die MMT zwar – v. a. nach dem starken Inflationsschub des Jahres 2022 – kräftig abgekühlt, jedoch ist ein Rückgang zu nachhaltig soliden Staatsfinanzen in keiner der führenden Volkswirtschaften erkennbar.

Die Phase negativer nomineller Zinsen (also Minuszinsen bereits vor Abzug der Inflationsrate) der Jahre 2018 bis 2022 führte zwar keineswegs zu den niedrigsten (= unvorteilhaftesten) Realzinssätzen, da ja gleichzeitig nur ein geringer Kaufkraftschwund (Inflation) bestand; der Realzins (Zinsertrag minus Inflationsrate) war schon in früheren Jahren oft negativ – und noch mehr nach Steuern. Jedoch öffneten negative Zinsen und »Verwahrentgelte« vielen Anlegern erstmals die Augen dafür, dass sie rückwärts sparen. Endlich verloren viele ihre Geldillusion: nämlich, dass sie sich von (nominell) größeren Salden auf ihren Konten oder Wertpapierdepots täuschen lassen, ohne den gleichzeitigen Kaufkraftverlust zu bedenken. Der im Dezember 2023 verstorbene Spitzenpolitiker Wolfgang Schäuble machte noch als Bundesfinanzminister eine sehr interessante, wenn auch doppeldeutige Aussage: Ihm seien höhere Zinsen lieber als niedrige. Und wörtlich:

»Drei Prozent Zins bei drei Prozent Inflation ist nicht dasselbe wie null Prozent Zins bei null Prozent Inflation5.« Man könnte meinen, der Staat bedauere, dass die Bürger nun nicht mehr der Geldillusion erlägen.

Zwar hat ein abrupter Zinsanstieg (USA ab Mitte 2021, Europa ab Mitte 2022) aufgrund der unerlässlichen Reaktionen der großen Zentralbanken auf die hohen Inflationsraten ein plötzliches Ende der Null- und Negativzinswelt eingeläutet. Doch waren die Realzinsen 2022 so stark negativ wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg.

Zinssenkungen und eine Politik der Geldmengenausweitung fallen Zentralbanken stets erheblich leichter als Zinserhöhungen und die Verringerung der Geldmenge. Ein gutes Bild dazu ist die »Ketchup-Theorie der Geldpolitik«: Drücken Sie auf die KetschupTube, passiert zunächst meist nichts. Sie drücken etwas stärker und stärker – und plötzlich schießt viel zu viel Ketchup auf den Teller. Den bekommen Sie nun kaum mehr in die Tube zurück.

Die zukünftige Zins- und Inflationsentwicklung kann naturgemäß nicht seriös prognostiziert werden, jedoch erscheint ein Szenario längerfristig geringer oder sogar negativer Realzinsen als wahrscheinlich, da stark verschuldete Staaten auf diese Weise ihre Handlungsfähigkeit länger aufrechterhalten können.6

Zusammenfassend muss man feststellen, dass die globalen Finanzmärkte weit davon entfernt sind, »normale Märkte« zu sein. Die Manipulation von Geldangebot und -nachfrage durch die Zentralbanken7 ist derart dominant, dass das Zusammenwirken freier Marktkräfte weitgehend außer Kraft gesetzt wurde.

Kurzum: Die externen Bedingungen von Politik und Finanzmärkten sind sehr unruhig und für Anleger »rutschig«. Jammern nützt aber nichts ...

Es liegt also sowohl in Deutschland und Europa als auch global eine sehr besondere und vor allem noch nie dagewesene Ausgangssituation für Geld- und Anlageentscheidungen vor. Es fehlen Erfahrungswerte – wir befinden uns auf nicht kartiertem Grund.

Als private Anleger können Sie diese Umfeldbedingungen nur beobachten und sich ihnen bestmöglich anpassen. Sie können eben nur unter den Voraussetzungen entscheiden und investieren, die durch Politik, Zentralbanken und Marktreaktionen vorgegeben sind. Dabei rate ich Ihnen, Ihre Finanzentscheidungen nicht von irgendwelchen (eigenen oder durch Dritte vorgenommenen) makroökonomischen Prognosen abhängig zu machen. Denn das wäre...

Erscheint lt. Verlag 25.6.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft Bewerbung / Karriere
ISBN-10 3-648-17740-0 / 3648177400
ISBN-13 978-3-648-17740-2 / 9783648177402
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