Die Neurowissenschaft hinter Yoga und Meditation -  Brittany Fair

Die Neurowissenschaft hinter Yoga und Meditation (eBook)

Wie aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung in die Praxis übertragen werden können, um die positiven Effekte auf Gehirn und Nerven zu nutzen
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
240 Seiten
Riva Verlag
978-3-7453-0593-7 (ISBN)
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Heilsame Wirkung auf Gehirn und Nervensystem Es ist eine Tatsache, dass Yoga und Meditation einen positiven Effekt auf Körper und Geist haben - davon zeugen zahlreiche Berichte und das steigende Interesse an diesen Praktiken weltweit. Die Forschung an den wissenschaftlichen Hintergründen der Yogatherapie ist in den letzten Jahren deshalb explosionsartig angestiegen und die Frage, wie sich Yoga und Meditation auf das Gehirn auswirken, in den Mittelpunkt gerückt. Brittany Fair, Neurowissenschaftlerin und Yogalehrerin, ist dieser Thematik nachgegangen, hat Antworten gefunden und stellt nun leicht verständlich verpackt aktuelle neurowissenschaftliche Erkenntnisse zu diesen Praktiken vor. Kapitel für Kapitel werden Sie durch die neuesten Forschungsergebnisse geführt und können dieses Wissen direkt anwenden: - Lernen Sie die aktuelle Studienlage zur Yoga- und Meditationsforschung kennen. - Erfahren Sie, wie Gehirn und Nervensystem ticken und welche Sinne bei Yoga und Meditation angesprochen werden. - Vertiefen Sie Ihr Wissen darüber, wie das Gehirn Bewegung steuert. - Bekommen Sie ein Verständnis dafür, wie wichtig der Atem bei meditativen Praktiken ist und wie er den Körper physiologisch beeinflusst. - Nutzen Sie die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse aus der Yoga- und Meditationsforschung direkt für Ihre Praxis und entdecken Sie die positiven Auswirkungen auf neurologische Erkrankungen wie Schlaganfall oder Multiple Sklerose, chronische Schmerzen, Stress, Traumata oder das Altern. Beispielhafte Yogaroutinen, die auf Ihre Bedürfnisse angepasst werden können, ausgewählte Kurzmeditationen und Atemübungen laden Sie dazu ein, Ihren persönlichen Horizont zu erweitern und die Wirkungen direkt spürbar werden zu lassen - für mehr Widerstandskraft, Wohlbefinden und Gesundheit.

Brittany Fair ist Wissenschaftsjournalistin, Podcast-Moderatorin und Yogalehrerin. In erster Linie ist sie jedoch Neurowissenschaftlerin mit Abschlüssen in Neurowissenschaft, Ökologie, Philosophie und Medizin. Ihre Leidenschaft ist es, ihr neurowissenschaftliches Know-how rund um Yoga und Meditation zu teilen. Um ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie Meditation und Yoga das Gehirn beeinflussen, hat sie den Yogaworkshop NeuroFlow entwickelt. Ihr Wissen gibt sie in zahlreichen Kursen an Universitäten und Yogastudios in den USA weiter, unter anderem am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Brittany arbeitet derzeit als Leiterin der Wissenschaftskommunikation an einem biologischen Forschungsinstitut.

KAPITEL 2


DAS NERVENSYSTEM

Yoga und Meditation üben eine Wirkung auf das Nervensystem aus, jenes komplizierte Netz aus Neuronen und Nerven, das alle Organe und Gewebe im Körper verbindet. Dieses Kapitel befasst sich mit den Grundlagen des Nervensystems und untersucht, wie Yoga und Meditation das sympathische und das parasympathische Nervensystem durch Atmung, Bewegung und Stressabbau beeinflussen können. Die Anatomie der Gehirnzellen wird ebenso in Grundzügen besprochen wie die Moleküle, durch die sie kommunizieren, die sogenannten Neurotransmitter.

EINFÜHRUNG


Das Nervensystem besteht aus zwei Teilen: dem zentralen Nervensystem (ZNS) und dem peripheren Nervensystem (PNS). Zum ZNS gehören das Gehirn und das Rückenmark, während das PNS aus den Neuronen und Nerven besteht, die sich durch den ganzen Körper ziehen.

Das Nervensystem mit Gehirn, Rückenmark und Nerven

Einteilung des Nervensystems

Das PNS kann wiederum in zwei große Subsysteme unterteilt werden: das somatische und das autonome Nervensystem. Das somatische Nervensystem übermittelt Informationen über willentliche Bewegungen, während das autonome Nervensystem Informationen über automatische oder unwillkürliche Reaktionen weiterleitet. Das autonome Nervensystem ist der Autopilot des Körpers und funktioniert auch ohne bewusstes Denken. Es reguliert unter anderem die Atmung, die Herzfrequenz und die Verdauung.

Unterschiede zwischen dem parasympathischen und dem sympathischen Nervensystem: Jedes Nervensystem reguliert die Körperfunktionen auf eigene Weise.

Die Yoga- und Meditationsforschung befasst sich häufig mit dem autonomen Nervensystem, zu dem sympathisches, parasympathisches und enterisches Nervensystem gehören. Das sympathische Nervensystem, kurz Sympathikus, wird sowohl in Stressphasen als auch bei Anstrengung aktiviert. Es steuert nach allgemeiner Ansicht bei Gefahr die Kampf-Flucht-Erstarrungs-Reaktion. Steht man beispielsweise einem Löwen gegenüber, könnte die natürliche Reaktion darin bestehen, gegen den Löwen zu kämpfen, vor dem Löwen wegzurennen oder zu erstarren, um seine Aufmerksamkeit nicht zu erregen. Erwiesenermaßen verringern Yoga, Meditation und andere Entspannungstechniken die Aktivität des Sympathikus und verbessern dadurch möglicherweise die Handlungsfähigkeit unter unmittelbarem Stress.1, 2

Im Gegensatz dazu steuert das parasympathische Nervensystem, kurz Parasympathikus, die Entspannungsreaktion. Es beruhigt den Körper, entspannt die Muskeln und hilft bei der Verdauung. Es wird durch sanfte Bewegungen, Atemarbeit und Meditation aktiviert.3 Durch das Zusammenwirken von Sympathikus und Parasympathikus entsteht im Körper ein Gleichgewicht, die sogenannte Homöostase.

Restorative Yoga ermöglicht auf leicht zugängliche Weise die Aktivierung des Parasympathikus und die Beruhigung des Sympathikus (Abbildung rechts). Es kann Stress reduzieren, die Herzfrequenz verlangsamen, aber auch die Stimmung heben, den Stoffwechsel verbessern und Müdigkeit vertreiben.4, 5, 6 Diese Yogarichtung fußt auf den Lehren von B. K. S. Iyengar und wurde in den 1970er-Jahren durch seine Schülerin Judith Lasater populär gemacht.7 Beim Restorative Yoga verweilt man über längere Zeit in bequemen Yogahaltungen, gestützt durch Hilfsmittel wie Blöcke, Bolster und Decken. Dabei konzentriert man sich auf den Atem oder die Musik, um einen Zustand tiefer Entspannung zu erreichen. Diese langsame, gestützte Übungsweise ist ideal für Menschen, die unter Stress leiden und körperliche Erholung und Heilung benötigen.

Gebundener Winkel im Liegen mit einem Bolster und zwei Blöcken

BEISPIEL FÜR EINE ENTSPANNENDE SEQUENZ IM RESTORATIVE YOGA


1 Schneidersitz, mit zwei Blöcken gestützt

2 Kindhaltung, Variante mit zwei Blöcken

3 Fisch, mit zwei Blöcken gestützt

4a Unterstützte Brücke, Variante 1

4b Unterstützte Brücke, Variante 2

5 Rumpfdrehung, mit Bolster gestützt

6a Beine an der Wand

6b Gegrätschte Beine an der Wand

Der Vagusnerv

Der Vagusnerv, auch X. Hirnnerv genannt, ist der Hauptnerv des Parasympathikus. Er erstreckt sich vom Hirnstamm bis zum Dickdarm und steuert Herz, Lunge und Verdauungstrakt. Er gilt als wichtige Verbindung zwischen Darm und Gehirn.

Kontemplative Übungen stimulieren den Vagusnerv und fördern durch Anregung des Parasympathikus die Entspannung. Der Parasympathikus bremst die Stressreaktion und hemmt dadurch Entzündungen und Stresshormone im Körper.8, 9

Eine Vagusnervstimulation kann auch ärztlicherseits mit einem Gerät herbeigeführt werden, das elektrische Impulse erzeugt. Die Vagusnervstimulation ist in den USA zur Behandlung von Epilepsie und Depression zugelassen. Wegen ihrer entzündungshemmenden Wirkung wird ihr Einsatz auch in der Behandlung anderer Erkrankungen untersucht, etwa bei Hirnverletzungen, Rheumatismus und Schlaganfall.10

Wissenswert

Fast 95 Prozent des im Körper produzierten Serotonins werden im Darm produziert.11 Serotonin ist ein Botenstoff oder Neurotransmitter, der an der Regulierung von Stimmung, Schlaf und Appetit mitwirkt. Die anderen fünf Prozent werden in den Raphe-Kernen hergestellt, einer kleinen Region im Hirnstamm.12

Serotoninmolekül

Das dritte autonome Nervensystem ist das enterische Nervensystem. Es lenkt die meisten Verdauungsfunktionen, beispielsweise die Bewegungen des Magen-Darm-Trakts, und reguliert die Sekretion von Verdauungsflüssigkeiten und Hormonen. Es stimuliert auch das Immunsystem.13 Das enterische Nervensystem tauscht Signale mit dem ZNS aus, arbeitet aber auch selbstständig. Schätzungen zufolge enthält das enterische Nervensystem zwischen 400 und 600 Millionen Neuronen und produziert den größten Teil des körpereigenen Serotonins, eines Neurotransmitters, der Gehirnaktivität und Stimmung beeinflusst.14 Daher wird das enterische Nervensystem auch als »zweites Gehirn« bezeichnet.

Untersuchungen zum enterischen Nervensystem haben ergeben, dass Veränderungen im Darmmikrobiom die Psyche beeinträchtigen können und mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson in Zusammenhang stehen.15, 16, 17 Umgekehrt verbessern kontemplative Betätigungen wie Yoga und Meditation nachweislich das Darmmikrobiom und lindern die Symptome von Darmerkrankungen wie dem Reizdarmsyndrom.18, 19, 20 Das Reizdarmsyndrom ist mit Stress und Entzündungen verbunden, und da Yoga und Meditation diese Faktoren mindern können, wirken sie sich möglicherweise auch positiv auf die Darmgesundheit aus.

Die wichtigsten Punkte

  • Das Nervensystem besteht aus zwei Hauptsystemen: dem zentralen Nervensystem und dem peripheren Nervensystem.
  • Sympathikus und Parasympathikus sorgen im Zusammenspiel für ein Gleichgewicht im Körper.
  • Entspannungsübungen können die sympathische Aktivität senken und die parasympathische Aktivität steigern.
  • Sowohl Yoga als auch Meditation fördern die Darmgesundheit, indem sie Stress und Entzündungen mindern und dadurch das Darmmikrobiom verbessern.

DAS GEHIRN


Oberster Gebieter des zentralen Nervensystems ist das Gehirn. Aus ihm entspringen bewusste Gedanken, Bewegungen und Emotionen. Trotz seiner wichtigen Aufgabe wiegt ein menschliches Gehirn nur drei Pfund. Das entspricht ungefähr dem Gewicht einer kleinen Tüte Kartoffeln. Das dichte Gewebe des Gehirns enthält etwa 86 Milliarden spezialisierte Gehirnzellen, die sogenannten Neuronen, und weitere 85 Milliarden nichtneuronale Hilfszellen, die sogenannten Gliazellen.21

Jedes dieser 86 Milliarden Neuronen hat Tausende von Verbindungen zu anderen Zellen.22 Diese Verbindungen werden Synapsen genannt und ermöglichen es den Neuronen, Signale an andere zu senden, meist durch die Ausschüttung von Substanzen, die Neurotransmitter genannt werden. Zwischen allen Neuronen im Gehirn bestehen insgesamt über 100 Billionen Verbindungen.23

Neuronen sind eine besondere Klasse von Zellen, die im Körper und im Gehirn Informationen übertragen. Wie andere Zellen besitzen auch Neuronen einen Zellkörper, Soma genannt, in dessen Innern sich ein Zellkern befindet, der von einer Zellmembran umgeben ist. Am Soma hat das Neuron sogenannte...

Erscheint lt. Verlag 16.6.2024
Übersetzer Max Limper
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie
ISBN-10 3-7453-0593-0 / 3745305930
ISBN-13 978-3-7453-0593-7 / 9783745305937
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