Bessermacher -  Arne Greskowiak,  Alexander Haubrichs

Bessermacher (eBook)

Spiegel-Bestseller
Von Spitzensportlern lernen
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
208 Seiten
Verlag Herder GmbH
978-3-451-83405-9 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
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Athletikcoach Arne Greskowiak weiß, wie man Spitzensportler zum richtigen Zeitpunkt in Topform bringt. In 20 Jahren an der Seite von Athleten wie Dennis Schröder oder Leon Draisaitl und mit Profiteams wie den Kölner Haien hat er einen ganz individuellen und einzigartigen Ansatz entwickelt. Im Mittelpunkt: die vier Säulen Training, Ernährung, Regeneration und Mindset - die Schlüssel zum Erfolg.  Mit der deutschen Basketball- und Eishockey-Nationalmannschaft sammelte er zuletzt Bronze, Silber und Gold bei Welt- und Europameisterschaften. In seinem Buch 'Bessermacher' nimmt er uns mit in die Kabine, auf die Arbeit mit den Stars und lässt uns teilhaben an den Geheimnissen des Spitzensports. Das Buch zeigt: Auch wenn Erfolg nicht planbar ist, der Weg dorthin ist es durchaus. Und jeder kann ihn beschreiten! Ein absolutes Muss für alle Sportbegeisterten und solche, die ihre Leistung auf das nächste Level bringen wollen.

Arne Greskowiak, geb. 1984, studierte Sport- und Fitnessökonomie in Köln und gründete 2011 das Leistungszentrum für Athletik- und Personal-Training ago.sport.

Kapitel 1
Purpose – Die Suche nach der Bestimmung


Schule und der Systemfehler Arne


Die Welt um uns herum dreht sich immer schneller, die Nachrichten überschlagen sich, die sozialen Netzwerke stehen nie still. Nicht selten bleibt dabei das Ich auf der Strecke. Wer bin ich? Wo will ich hin? Was ist meine Bestimmung? Die Frage nach dem großen Sinn, sie stellt sich gerade jungen Erwachsenen immer drängender. „Purpose“ heißt das Zauberwort – und früher oder später muss jeder für sich eine Antwort finden.

Dem einen wird vielleicht schon in der Kindheit klar, welchen Weg er einschlagen will. Bei mir hat es eine ganze Weile gedauert. Um ehrlich zu sein: In der Schule hatte ich überhaupt keine Ahnung, wohin mich dieses Leben führen würde. Ich bin in Hannover geboren, aber zusammen mit meiner Schwester in Köln aufgewachsen – und dort bin ich bis heute zu Hause.

Sport hat immer eine große Rolle gespielt, das haben uns unsere Eltern vorgelebt. Ich ließ mich anstecken und war selbst sehr aktiv. Mit 13 bin ich zum Handball gekommen. Ich glaube, ich war ein einigermaßen guter Spieler und habe alle Jugendmannschaften durchlaufen, aber für eine Profikarriere hat es nicht gereicht. Diese Tür öffnete sich mir also nicht.

Und andere erst einmal auch nicht, denn das System Schule und Arne, das hat nie so richtig zusammengepasst. Ich tat das Nötigste, kam stets irgendwie durch, aber der große Ehrgeiz wollte sich nicht entwickeln. Nach mehreren Schulwechseln hielt ich dann am Wirtschaftsgymnasium in Leverkusen meinen Schulabschluss in der Hand und hatte keine Ahnung, was ich mit meinem Leben anfangen sollte. Die Berufsorientierungstage und Jobmessen waren alle ergebnislos verlaufen, und so war ich sehr dankbar, dass mir der Pflichtdienst – damals musste man noch zwölf Monate entweder in der Bundeswehr oder im Zivildienst ableisten – noch eine Denkpause verschaffen würde.

Zur Musterung auf dem Kreiswehrersatzamt in Köln ging ich eigentlich mit dem Plan, eine entspannte Zivildienstzeit zu verbringen, in der ich ein wenig mit den Jungs chillen konnte. Als ich den Raum betrat, fragte mich die Verwaltungsangestellte: „Was für eine Einheit könnten Sie sich bei der Bundeswehr vorstellen?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Eigentlich sehe ich da keinen Platz für mich.“

Doch noch während ich diese Worte aussprach, fiel mein Blick auf einen Flyer auf dem Schreibtisch. Die Gebirgsjäger suchten Verstärkung. Mein Interesse war geweckt. „Wenn ich dort hingehen könnte, würde ich das machen“, sagte ich. „Können Sie Ski fahren?“, fragte die Beamtin. „Selbstverständlich“, antwortete ich, „ich habe letztes Jahr sogar eine Skilehrerausbildung beim Deutschen Alpenverein gemacht.“

Die Entscheidung war gefallen. Ein paar Monate später machte ich mich auf die über siebenstündige Zugfahrt nach München, stieg dann in den Regionalzug nach Bad Reichenhall um. Es war eine Reise wie ans andere Ende der Welt. Nein, in eine ganz neue Welt. Denn zum ersten Mal in meinem Leben betrat ich eine Kaserne. Ich schaute noch einmal auf den Brief, den ich ein paar Wochen zuvor erhalten hatte, und meldete mich bei der 3. Kompanie des Gebirgsjägerbataillons 231. Da hieß es erst einmal warten. Mit ein paar anderen Rekruten stand ich im Treppenhaus, direkt vor mir lehnte ein Neuling an der Wand, die Hände in den Hosentaschen vergraben, sein Gesichtsausdruck zeugte von Langeweile.

In diesem Moment kam ein Soldat in Uniform vorbei. Seine Schulterklappen machten deutlich, dass er nicht ganz unten in der Befehlskette stand. In einem Tonfall, der Respekt einforderte, raunzte der Offizier den jungen Rekruten an: „Die Mauer steht auch ohne Sie.“ Sichtlich überrascht stellte sich der Kamerad gerade hin. Der Soldat fuhr fort: „Ach, und haben Sie heute Geburtstag?“ „Nein“, stammelte der Neuling verschüchtert. „Dann nehmen Sie die Hände von der Kerze.“ Schnell zog er sie aus der Hosentasche. Ich traute meinen Ohren nicht. Kaum angekommen, hagelte es Sprüche, wie man sie sonst nur aus Filmen kannte.

Die ersten Tage waren karg, hart und von Drill und Übungen geprägt. Alles war neu. Die Menschen, mit denen ich zu tun hatte. Das Leben in der Stube, zu sechst im ersten Stock der Kaserne, ganz am Ende des Gangs. Das Aufstehen um 4.30 Uhr, das Essen nach Zeitplan. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich eine klare, vorgegebene Struktur, an die ich mich halten musste. Ich merkte schnell, dass ich mit meiner aufmüpfigen Art aus der Schulzeit nicht weit kommen würde. Bei den Gebirgsjägern funktionierte alles nur, wenn ein Rädchen ins andere griff. Hier wurde weniger Spaß verstanden, sondern viel Wert darauf gelegt, dass alles so gemacht wurde, wie es vorgeschrieben war.

Doch ich hatte mich im Handumdrehen an die neuen Routinen gewöhnt. Ich merkte schnell, wenn man morgens um halb fünf aufstehen muss, ist es gut, abends nicht zu spät ins Bett zu gehen. Es ergab plötzlich Sinn, seine sieben Sachen zusammenzuhalten, die Dinge gut und ordentlich zu behandeln und auf seine Habseligkeiten aufzupassen.

Das Lehrjahr bei der Bundeswehr


Hier bei der Bundeswehr galt das Credo: „Lernen durch Schmerz.“ Wenn du bei einer Übung nicht aufpasst, dass dein Schlafsack nicht nass wird, wird die Nacht eiskalt und unangenehm feucht. Es war hart, aber ich mochte dieses Leben. Ich ging darin auf und wurde, ohne es gleich zu merken, zum Anführer der Gruppe. Zuerst in meiner Stube, wenn es darum ging, die allgemeine Ordnung aufrechtzuerhalten, Absprachen zu treffen und sich gemeinsam das Leben zu erleichtern. Später auch bei Übungen.

Die drei Monate Grundwehrdienst waren für mich eine sehr wertvolle Zeit. Für jemanden, der aus gutbürgerlichen Verhältnissen kommt, dem es an nichts fehlt, der jederzeit auf einen vollen Kühlschrank zurückgreifen kann, der selbst entscheiden kann, wann er abends ins Bett geht oder was er anzieht, war es anfangs ein Kulturschock. Nie zuvor hatte mir jemand gesagt, wie ich mich zu verhalten hatte. So mancher Lehrer kann sicher heute noch ein Lied davon singen, wie ich in der Schule über Dinge wie Befehl und Gehorsam gedacht habe.

Plötzlich wurde mir vorgeschrieben, wie ich meine Haare zu tragen und meinen Bart zu rasieren hatte. Der schulterlange blonde Schopf fiel dem Langhaarschneider zum Opfer, es blieb ein nur drei Millimeter raspelkurzer Schnitt. Auch der Dreitagebart war vorerst Geschichte. Morgens mussten alle Rekruten antreten, und der Gruppenführer kontrollierte aus nächster Nähe den Erfolg der Morgentoilette.

Der neue Lebensstil hatte aber nicht nur Auswirkungen auf meine Selbstorganisation und Ordnung. Schon nach wenigen Wochen merkte ich, dass sich meine körperliche und geistige Leistungsfähigkeit verbessert hatte. Die Schlafroutine, das regelmäßige, aber nicht überkalorische Essen, die klaren Abläufe im Alltag und das tägliche Training taten mir gut. Ich war topfit und fühlte mich auch so.

Dann war die Grundausbildung vorüber. Nach drei Monaten erhält jeder Soldat eine sogenannte „Verwendung“. Für mich und die Rekruten, die mit mir begonnen hatten, war vorgesehen, dass wir nach Wildflecken verlegt werden. Dort bildet die Bundeswehr Soldaten aus, die in den Einsatz gehen. Dazu brauchten sie Statisten, die Demonstranten spielten, als Fahrer bei einer Autodurchsuchung mitmachten und so weiter. Mein absoluter Alptraum, schließlich hatte ich mich für den Wehrdienst entschieden, um bei den Gebirgsjägern zu sein. Natürlich war der Einsatz in Wildflecken wichtig, aber er hatte nichts mit meiner Motivation zu tun, mich zum Wehrdienst zu melden.

Gipfelsturm zu den Gebirgsjägern


Es gab nur einen Ausweg: Das war die Möglichkeit, sich für die Spezialeinheit zu qualifizieren. In dreitägigen Eignungstests wurde ausgesiebt. Nur 15 von 180 Rekruten aus meinem Jahrgang sollten die Chance bekommen, wirklich bei den Hochgebirgsjägern aufgenommen zu werden.

Ein paar Tage vorher hatten mich unsere Vorgesetzten bei einem Lauftest noch in der mittleren Leistungsgruppe eingeteilt. Als ein Favorit auf die vorderen Plätze galt ich bei ihnen also nicht. Das stachelte mich aber nur noch mehr an. Ich wollte es allen zeigen.

Der Aufnahmetest begann mit einem Bergmarsch. Dabei gingen alle Rekruten gleichzeitig den Berg hoch, mit Tourenskiern unter den Füßen, also mit einer Bindung wie beim Langlauf und mit Fellen unter den Skiern, damit man den Berg überhaupt besteigen kann. Das Konzept war einfach: Alle Rekruten starteten gemeinsam und rannten tausend Höhenmeter hoch. Wer bei den Ersten dabei war, hatte nach dem Ski- und Klettereignungstest eine realistische Chance auf einen Platz bei den Hochgebirgsjägern. Es hieß also: Jeder gegen jeden …

Ich achtete von Anfang an darauf, mich in der Spitzengruppe zu platzieren. Ich wollte unbedingt bei den Gebirgsjägern ankommen, die Motivation setzte Kräfte frei. Vor mir gingen zwei Soldaten in Führung. Dann kam ich, hatte aber eine ganze Reihe von Kameraden im Nacken. Direkt hinter mir hatte sich mein Kamerad Moritz Fricke festgebissen. Wir kannten uns damals noch nicht, aber ich erinnere mich genau daran, dass immer, wenn ich mich umdrehte, er direkt hinter mir war. Es war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, die bis heute anhält. Auch wenn man sich nicht ständig schreibt oder telefoniert. Wenn wir uns...

Erscheint lt. Verlag 10.6.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
ISBN-10 3-451-83405-7 / 3451834057
ISBN-13 978-3-451-83405-9 / 9783451834059
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