Ratgeber Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) (eBook)

|9|1  Einführung in dieses Buch

1.1  Was ist Akzeptanz- und Commitment-Therapie?

Die Abkürzung „ACT“ wird in einem Wort ausgesprochen („act“ ist das englische Wort für Handeln). Denn es geht in dieser Therapie darum, wie man auch angesichts von Problemen handlungsfähig bleibt, indem man Dinge tut, die einem am Herzen liegen. Auf diese Weise wird oft ein sinnerfülltes und lebendiges Leben möglich.

Dabei bedeutet „sinnerfülltes“ Leben in der ACT, dass Handlungen sich an den eigenen „Werten“ orientieren („Was liegt mir am Herzen?“). Wenn einem beispielsweise Freundschaften wichtig sind, dann könnte eine konkrete Handlung sein, einen guten Freund zu besuchen, den man schon lange nicht mehr gesehen hat. Der Begriff „lebendiges“ Leben steht dafür, dass man das im Augenblick auftretende Erleben in seiner ganzen Vielfalt zulässt, dass man also beispielsweise sowohl die Freude erlebt, diesen Freund wiederzusehen, als auch gleichzeitig die Unsicherheit zulässt, die bei dem Gedanken auftritt, ob man sich wohl noch verstehen wird.

Sie merken wahrscheinlich schon: Bei der Verfolgung eines sinnerfüllten und lebendigen Lebens tauchen unweigerlich auch Schwierigkeiten auf. Diese Schwierigkeiten können ganz unterschiedliche Formen annehmen:

• Es können Ereignisse eintreten, die einen belasten. Das kann ein alltägliches Ereignis sein wie die plötzliche und unerwartete Absage einer Verabredung, auf die man sich sehr gefreut hat. Oder es können außergewöhnliche Ereignisse sein, wie eine schwere Krankheit, die einen selbst oder einen nahen Angehörigen trifft. Wir nennen diese Ereignisse „äußere Hindernisse“, weil sie sich in der Außenwelt, also in der Welt außerhalb unseres Körpers, abspielen.

• Es können sogenannte „innere Hindernisse“ auftreten. Das sind Hindernisse, die man nicht von außen sehen kann, die aber mindestens genauso wichtig sind. Sie spielen sich in der Innenwelt, also in unserem Körper, ab. Dazu zählen beispielsweise Gedanken (z. B. „Was, wenn er mich nicht mag?“), Gefühle (z. B. Ärger), Körperempfindungen (z. B. Schmerzen) und Erinnerungen (z. B. bildhafte Erinnerungen an frühere Verletzungen).

Wir beschreiben in diesem Buch vor allem das konkrete Vorgehen in der ACT. Dieses konkrete Vorgehen ist solide in verschiedenen Grundlagen verwurzelt. Zu diesen Grundlagen zählen bestimmte philosophische Annahmen, sehr gut etablierte psychologische Theorien und wissenschaftliche Erkenntnisse über die Funktionsweise unseres Verstandes. Wir wollen Sie an dieser Stelle mit diesen philosophischen, theoretischen und wissenschaftlichen Wurzeln gar nicht weiter belasten. Sie können einfach darauf vertrauen, dass das, was wir Ihnen in diesem Buch vermitteln, dank dieser Wurzeln festen Halt und Tiefe hat. Am Ende dieses Buches erfahren Sie in Kapitel 8 mehr über diese Wurzeln bzw. Grundlagen. Wenn Sie jetzt neugierig geworden sind, können Sie natürlich auch bereits jetzt einmal in dieses Kapitel hineinschauen und mehr über diese Wurzeln lesen.

Dieser Ratgeber soll Ihnen ganz praktisch helfen, herauszufinden, was ein sinnerfülltes Leben für Sie persönlich bedeutet. Wir werden uns also mit der Frage beschäftigen, welches Ihre persönlichen Werte sind. Dieses Buch hilft Ihnen auch zu erkennen, wie Sie mit den inneren und äußeren Hindernissen umgehen können, die unweigerlich auftauchen, wenn Sie ein sinnerfülltes Leben verfolgen. Auf diese Art und Weise wird das Leben nicht nur sinnerfüllt, sondern auch lebendig. Das Erkennen der eigenen Werte und der Umgang mit den Hindernissen sind Fertigkeiten, welche Übung erfordern. Deswegen ist es wichtig, die in diesem Ratgeber vorgeschlagenen Übungen einfach einmal auszuprobieren, auch wenn Sie sich anfangs vielleicht gar nicht vorstellen können, dass diese Übungen hilfreich sein können.

1.2  Wie mache ich die Übungen in diesem Buch?

Der Ratgeber ermöglicht Ihnen anhand mehrerer Übungen zu erfahren, wie es Ihnen auch angesichts Ihrer gegenwärtigen Probleme gelingen kann, ein Leben zu führen, welches sinnerfüllt und lebendig ist. Diese Übungen zielen darauf ab, Gedanken, Gefühle oder auch Körperwahrnehmungen ganz bewusst zu erleben. Daher nennt man sie „erlebensorientierte Übungen“. Wenn Sie die Übungen durchführen, werden Sie merken, dass ein bewusstes und beobachtendes Erleben Ihrer eigenen Erfahrungen etwas ganz anderes ist, als Dinge mit der lösungsorientierten Seite Ihres Verstandes abstrakt zu verstehen. Damit Sie auch ausreichend Zeit zum Üben haben, sollten Sie sich etwa eine halbe bis ganze Stunde Zeit nehmen.

Im folgenden Kasten finden Sie allgemeine Hinweise zur Durchführung dieser Übungen. Auf den ersten Blick werden Ihnen bestimmte Übungen vielleicht ungewöhnlich vorkommen. Probieren Sie die Übungen einfach einmal aus und sammeln Sie Ihre eigenen Erfahrungen damit, auch wenn Sie zunächst skeptisch sind. Wenn es funktioniert, wunderbar. Wenn es nicht sofort funktioniert, haben Sie Geduld mit sich, vielleicht braucht es etwas Zeit oder funktioniert ein anderes Mal besser....