Frauen an der Macht

21 einflussreiche Frauen berichten aus der Wirklichkeit

Maybrit Illner (Herausgeber)

Buch | Hardcover
216 Seiten
2005
Diederichs (Verlag)
978-3-7205-2649-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Frauen an der Macht -
19,95 inkl. MwSt
  • Titel ist leider vergriffen, Neuauflage unbestimmt
  • Artikel merken
Die Fernsehmoderatorin Maybrit Illner (Berlin Mitte) fühlt den einflussreichsten Frauen auf den Zahn. Sie hat den Führungsfrauen nachhaltige Fragen gestellt und von ihnen einzigartige, sehr persönliche Statements erhalten. Ein Buch für Frauen, die nach oben wollen, für die, die schon dort sind – und für Männer, die neugierig sind oder sich etwas abgucken wollen.


Maybrit Illner, 1965 geboren, hat nach dem Studium ihre journalistische Laufbahn in der Sportredaktion des DDR-Fernsehens begonnen. Seit 1992 arbeitet sie für das ZDF, als Moderatorin und später Leiterin des ZDF-„Morgenmagazins“ und seit 1999 als Moderato

"Und wo ist die Frau?"
- Mit dieser Frage beginnt in der Redaktion von Berlin Mitte regelmäßig ein beliebtes Quiz. "Und wo ist die Frau?", fragen wir uns, wenn wir die Besetzung unserer Talk-Runde diskutiert haben und wieder mal nur Männer im Angebot waren. Sechs Jahre politische Talkshow im ZDF sind halt auch 250 nicht immer geglückte Versuche, Frauen einzuladen. Frauen, die in Politik und Wirtschaft Verantwortung tragen. Die mächtig sind. Die was zu sagen haben. Unsere männerlastigen Talk-Runden bilden lediglich die Wirklichkeit ab - und da wir uns wirklich bemühen, Kandidatinnen zu finden, manchmal sogar zwei oder drei, ist diese Abbildung sogar tendenziell beschönigend.
Natürlich, vor 30 Jahren wären wir vollends verzweifelt bei dem Versuch, in jede Sendung zumindest eine "mächtige" Frau einzuladen. "Frauen und Macht" - das war in den 60er und 70er Jahren eben noch kein Thema. Ausnahmen - wie Hildegard Hamm-Brücher - bestätigen die Regel.
Den langen Marsch durch die Institutionen in Politik und Wirtschaft traten die Frauen erst ein Jahrzehnt später an. Sie ließen sich in verantwortungsvolle Positionen befördern und wählen. Und stießen immer wieder an das, was Autorinnen dieses Buches als "gläserne Decke" beschreiben. Es ist ja kein Zufall, dass es noch zu wenige Frauen in Unternehmensvorständen gibt, zu wenige Richterinnen, zu wenige Professorinnen, Politikerinnen, Präsidentinnen. Das Dilemma ist so augenfällig wie eine Tarantel auf einer Geburtstagstorte.
Und es erledigt sich nicht von selbst durch den Umstand, dass Deutschland von diesem Herbst an vielleicht von einer Frau regiert wird.
Die Kanzlerkandidatur von Angela Merkel ist sicher ein Meilenstein. Interessant sind aber auch die eher gelassenen Reaktionen: Eine Frau, na und? Es trifft die Kandidatin wie jeden Mann vor ihr: Man will wissen, was sie anfangen würde mit ihrer Macht, was ihre Ziele sind und wie sie diese erreichen will. Frauen auf dem Weg zur Macht kriegen keine Vorschusslorbeeren. Aber es gibt auch nicht viel Aufregung.
Alles also kein Problem - wo doch Frauen schon zugetraut wird, Nationen zu lenken? Schön wär's. Angela Merkel wäre nicht da, wo sie heute ist, wenn es nicht zunächst Männer gegeben hätte, die sie gefördert haben (Helmut Kohl). Und wenn es nicht Männer gegeben hätte, die für eine existenzielle Krise ihrer Partei gesorgt hätten (Helmut Kohl). Die Krise der CDU Ende der 90er Jahre ermöglichte es, dass eine "unbelastete" Angela Merkel Parteichefin werden konnte - gewissermaßen als Trümmerfrau. Wohl auch, weil kein Mann ahnte, dass Angela Merkel den Marschallstab im Tornister hatte.
Krista Sager, eine der zwei Fraktionssprecherinnen der Grünen, macht in ihrem Beitrag darauf aufmerksam, dass Männer "ihre Position immer nur im Verhältnis zu anderen Männern definieren. Sie etablieren ihre Machtstrukturen an den Frauen vorbei" und haben daher Frauen als Konkurrentinnen "gar nicht auf dem Zettel".
Hierin liegt vielleicht die erstaunlichste Parallele zu der Politikerin, mit der Angela Merkel gern verglichen wird: Margaret Thatcher.
Der Blick in die Geschichte lohnt sich: Es war ziemlich genau vor 30 Jahren, inmitten der tiefsten Krise des Vereinigten Königreiches. Die Konservativen hatten eben ihre Macht an Labour verloren. Der vormalige Tory-Premier Edward Heath hatte schon die zweite Wahl kurz hintereinander verpatzt, wollte aber partout nicht weichen. Maggie Thatcher sah ihre Chance.
Sie wollte die Krone - angetrieben vor allem von sachlichen Erwägungen: Ihr Vorgänger Heath redete von "nationaler Einheit" und wollte in dem von Streiks und Inflation gepeinigten Land eine Koalition verschiedener Parteien und Kräfte. Von einer solchen großen Koalition hielt "Maggie" nichts. Sie glaubte - ja wirklich: glaubte, in fast schon religiösem Sinn - an das konservative Dogma: weniger Staat, mehr Eigenverantwortung. Das setzte sie, die zuvor als Bildungsministerin frauentypisch für "weiche" Themen zuständig gewesen war, ihren Tory-Platzhirschen entgegen. Sie kam, sah, siegte und übernahm, fast ohne Widerstand, die Oppositionsführung im Unterhaus. Und sie verwirklichte umgehend ihr Programm, das - wie immer man das politisch sehen möchte - Großbritannien von 1979 an auf den Kopf stellte.
Was ist interessant an Mrs. Thatchers Fahrplan zur Macht? Dass allem Anschein nach am Anfang der Reise eine Vision stand, eine präzise Vorstellung davon, wie Großbritannien aus der Krise herausfinden könnte. Dieser Plan und nicht vorrangig der Machtwille ebnete Margaret Thatcher den Weg an die Spitze.
Ist das nun typisch weiblich? Und: Hat Angela Merkel eine Vision? Setzt sie diese um, oder lässt sie sich davon abhalten, verunsichern und zu Konzessionen nötigen? Das ist die wirklich spannende Frage, die Angela Merkels Kandidatur begleitet. Und das ist die Frage, die sich auch irgendwann jede Politikerin stellen musste, die in diesem Buch schreibt.
Gehen Frauen anders mit Macht um als Männer? Viele unserer Autorinnen bejahen dies, Männer seien selten fähig, sich in Frage zu stellen und/oder Fehler zu bekennen. Nicht einmal vor sich selbst - in der allabendlichen Gewissensprüfung, so sie denn stattfindet. Ist das von Vorteil, wenn man an der Macht ist? Auf den ersten Blick wohl schon.
Die Schattenseite ihres unkritischen Selbstbewusstseins erleben die mächtigen Herren, wenn sich ihre Herrschaft dem Ende zuneigt. Loslassen können, Erschöpfung zugeben, gehen, wenn es an der Zeit ist, scheint keine ausgesprochen männliche Tugend zu sein.
Frauen hingegen, das bestätigt dieses Buch, sind tendenziell skrupulös, sie zweifeln an sich selbst. Was ihnen zwei Optionen erlaubt: sich in eine Rüstung ostentativen Selbstbewusstseins zu werfen oder ihre Zweifel mitzuteilen, Gefühle zu zeigen, ihre Achillesfersen offenzulegen. Im ersten Fall laufen sie Gefahr, als maskulin oder unweiblich abgestempelt zu werden ("eisernes Mädchen", "eiserne Lady"). Im zweiten Fall dürfen sie sich auf das Label "Heulsuse" freuen.
Nicht gerade ermutigend? Aber der Balanceakt lohnt sich. Das beweist etwa der Werdegang von Bundesfamilienministerin Renate Schmidt, einer der Autorinnen unseres Buches. Als junge Frau erkämpfte sie sich mit Hilfe der Großmutter die Chance auf Bildung; später brachte sie Familie und zwei Karrieren (in Wirtschaft und Politik) erfolgreich unter einen Hut. Nicht mühelos, aber mit Schwung und einer gewissen Selbstverständlichkeit: Warum auch sollte man sich mit weniger zufrieden geben als mit dem maximal Erreichbaren?
Verlegerin Angelika Jahr-Stilcken entfloh dem mächtigen Schatten ihres Vaters und machte Karriere. In unserem Beitrag benennt sie die Klischees, mit deren Hilfe sich Frauen gern mal selbst blockieren.

Sprache deutsch
Maße 214 x 134 mm
Gewicht 395 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Schlagworte Berufstätige Frau • Hardcover, Softcover / Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Politik • HC/Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Politik • Macht
ISBN-10 3-7205-2649-6 / 3720526496
ISBN-13 978-3-7205-2649-4 / 9783720526494
Zustand Neuware
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Mehr entdecken
aus dem Bereich
Aufbruch in die Welt von morgen | Das neue Buch der Bestsellerautorin …

von Maja Göpel

Buch | Hardcover (2022)
Ullstein Buchverlage
19,99
mein Leben in der Politik

von Wolfgang Schäuble

Buch | Hardcover (2024)
Klett-Cotta (Verlag)
38,00
Ursachen und Folgen unserer normopathischen Gesellschaft

von Hans-Joachim Maaz

Buch | Softcover (2024)
C.H.Beck (Verlag)
18,00