Die Bucketlist -  Regina Wolfohr

Die Bucketlist (eBook)

Eine Reise zu mir selbst
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
178 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-5994-1 (ISBN)
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Erholung war alles, was es wollte, als sich ein schüchternes, unauffälliges Mädchen Anfang 20 zusammen mit einer Freundin auf den Weg nach Griechenland machte. Doch dann traf es dort auf einen jungen Animateur, der das Leben der jungen Frau auf den Kopf stellte und sie auf eine weitere, ganz besondere Reise schickte: Auf die Reise zu sich selbst. Und das alles anhand einer einfachen Liste. Niemals würde sie diesen Urlaub mehr vergessen und das nicht nur, weil es ihr erster war...

Die 30-jährige Neu-Autorin lebt in Bayern, ist gerne in der Natur, liebt es, sich kreativ auszuleben?- ob beim Schreiben, Fotografieren, oder Musizieren und arbeitet als Tourismusfachwirtin. Sie begibt sich stets auf neue Abenteuer und berichtet darüber u.a. auf ihrem Instagram- oder Tiktok-Account: @regi.discovers.

KAPITEL 2


DON’T STOP ME NOW!


Der Gang zum Frühstücksraum fühlte sich nach den zwei Stunden Schlaf an wie ein »walk of shame«. Meine blonden, wirren Haare hatte ich nur schnell zu einem Zopf gebunden, ohne sie vorher überhaupt gekämmt zu haben und mein Outfit sah aus, als hätte es eine Zehnjährige für mich rausgelegt. Es bestand aus einer Leggings, einem Stretchrock, einem langen Shirt und einem leichten Cardigan. Wir hatten eigentlich Traumwetter erwartet, doch kurz vor unserer Anreise fegte ein heftiger Sturm über das Land und ließ dauerhaft kühlen und starken Wind zurück. Deshalb der Zwiebellook aus einem Koffer voll bunter Sommerklamotten.

Meine Augen brannten wie Feuer, offenbar hatte es der Sandmann etwas zu gut mit mir gemeint. Die fünf Minuten Fußweg zum Haupthaus zogen sich wie Kaugummi. Mir war schwindelig, flau im Magen und mein Mund war trocken wie die Wüste Gobi. Mein Travelbuddy und ich suchten uns ein schattiges Plätzchen im bereits lichtdurchfluteten Salon, reservierten dieses mit unseren Zimmerkarten wie richtige Almans und stellten uns direkt am Buffet an. Währenddessen war die Konversation mit dem polnischen Animateur am Vorabend mein ständiger Begleiter. Sie wiederholte sich in meinem Kopf wie ein Refrain oder eine Schallplatte, die hängt. »Was sind deine Lebensziele?«, hallte es in meinem dröhnenden Schädel wider, wie in einem leeren Konzertsaal. »Hast du keine?«. Benommen und zittrig goss ich mir ein gigantisches Glas Orangensaft ein, nahm mir eine Scheibe trockenes Toastbrot und steuerte auf unseren Tisch zu.

Um ein Haar hätte ich mich mit meinem Saft besudelt, weil mir mein gestriger Saufkumpan plötzlich in den Weg sprang. Meine Güte, wie konnte er nur so gut gelaunt und agil sein? Er hatte wohl etwas mehr Übung im Feiern als ich. Mit seinem typisch breiten Grinsen erkundigte er sich nach meinem Befinden und musterte meine glasigen, geröteten Augen. Ohne eine Antwort abzuwarten platzte er heraus: »Nimm dir heute Abend nichts vor! Du musst für mich an einem Contest teilnehmen. Komm um acht zum Amphitheater!«. Und so schnell er auftauchte, war er auch wieder verschwunden.

Ich setzte meinen Weg fort und ließ mich verwirrt auf dem kitschigen, goldenen Stuhl an unserem Frühstückstisch nieder. Contest? Amphitheater? Nichts hasste ich mehr als Ungewissheit, Scheinwerferlicht und Peinlichkeiten und auf keinen Fall wollte ich im Mittelpunkt stehen. Allerdings befürchtete ich das Schlimmste und mein Gedankenkarussell begann sich zu drehen.

Nach zwölf angespannten Stunden des Grübelns am Pool mit unzähligen Hirngespinsten und imaginären Horrorszenarien, fand ich mich endlich im Backstagebereich des kleinen Theaters wieder, ein Glas Prosecco in der Hand. Außer mir waren da noch drei andere Mädels, allesamt wunderschöne Schwedinnen. Groß, schlank, braungebrannt, hellblonde Mähne – wie unfair das Leben doch manchmal war! Auf meinem Gesicht und Dekolleté machten sich allmählich hektische Flecken breit. Um nicht vollständig die Nerven zu verlieren, ließ ich meinen Blick schweifen. Den gesamten Urlaub lang hatte ich mich gefragt, wie es hier drin wohl aussehen mag. Eine Wand bestand aus Spiegeln mit Schminktischen davor. So viel Make-Up hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Auf der gegenüberliegenden Seite reihten sich die schillernden Kostüme der Shows auf einer Stange aneinander und auf dem Boden lagen hunderte von Schuhen. Poster von Musikgruppen, Akrobaten und Musicals zierten die Sichtbetonwände und eine Minibar komplettierte die Einrichtung. Im Hintergrund lief eine Playlist, die man tagsüber auch immer wieder an der Poolbar vernehmen konnte. Mit der Zeit hatte ich wirklich Gefallen an »Queen« gefunden, einer Band, mit der ich vorher keinerlei Berührungspunkte hatte.

Nico ergriff das Wort und riss mich aus meinen Gedanken. Er war der einzige Animateur, von dem ich kaum etwas wusste. Sein sympathisches aber kantiges Gesicht wurde von mittelblonden Locken umrahmt und seine grünen Augen verliehen ihm eine gewisse Ausstrahlung. Er lächelte viel, hatte niedliche Grübchen und war etwas schüchtern, auch wenn sein stählerner Körper und sein stolzer, aufrechter Gang eher das Gegenteil vermuten ließen. Er erklärte uns, dass wir in vier Challenges gegeneinander antreten müssten und dass das Publikum am Ende über die Gewinnerin entschied. Nicht nur die Siege der einzelnen Runden zählten, sondern auch die Show, die man insgesamt ablieferte. Um welche Aufgaben es sich genau handelte, verriet er uns nicht. Die Aufregung stieg ins Unermessliche, nicht nur bei mir. Wir gackerten wild durcheinander und stellten vage Vermutungen an über das, was uns erwarten könnte. Zur Ablenkung erzählte Nicos Kollegin Giulia von all den Shows, die sie den Sommer über aufführten und schwärmte besonders von »Grease«. Giulia war eigentlich Bauzeichnerin, aber in ihrer italienischen Heimat hatte sie keinen Job gefunden und ging daher erstmal als Animateurin auf Reisen. Mittlerweile tingelte sie seit drei Jahren in der Welt umher und ein Ende war nicht in Sicht. Sie hatte bereits unzählige, wunderschöne Orte gesehen und noch wesentlich mehr interessante Menschen kennengelernt. Ich empfand in diesem Moment so viel Ehrfurcht vor dieser kleinen, zierlichen Ballerina, dass ich Gänsehaut bekam. Ich bewunderte ihren Mut, ihre Furchtlosigkeit und ihre unbeschwerte, lebensfrohe Art – ganz zu schweigen von ihrem südländischen Temperament!

Plötzlich entriss mir Pjotr mein halbvolles Sektglas und sagte: »Steh’ auf, ihr seid gleich dran!«. Mein Herz machte einen Satz und der Angstschweiß wurde dankbar von meiner dünnen, hellgrünen Bluse unter den Achseln aufgesogen. Pjotr zerrte mich vom Stuhl, auf dem ich während Nicos Ansprache Platz genommen hatte und stellte die Schwedinnen hinter mir auf. Ich hoffte inständig, dass wir rückwärts auf die Bühne gehen würden, denn ansonsten müsste ich die Truppe scheinbar auch noch anführen! Heilfroh, mich doch für Chucks anstatt Pumps entschieden zu haben, nahm ich meinen Prosecco wieder an mich und kippte die Prickelbrause in einem Zug in meine Kehle. Meine Knie schlotterten, doch meine Beine trugen mich zuverlässig auf Pjotrs Kommando nach draußen ins Scheinwerferlicht. Tosender Applaus, volle Hütte, die Handykamera meiner Freundin auf mich gerichtet. Mein Pony klebte bereits jetzt an meiner schweißnassen Stirn.

Luca, ein attraktiver Italiener, begrüßte die Zuschauer, stellte uns Teilnehmerinnen vor, erklärte die Regeln und wandte sich dann wieder uns zu. Vor uns war ein Laufsteg aufgebaut und ich ahnte schon, dass er mit unserer ersten Aufgabe zu tun hatte. »Unsere Mädels werden zunächst einen Lauf auf dem Catwalk hinlegen, doch um es ihnen nicht ganz so einfach zu machen, müssen sie ein Buch auf dem Kopf balancieren, welches nicht zu Boden fallen darf.«, instruierte Luca. Mein Puls normalisierte sich. Als Teenie hatte ich regelmäßig »Germany’s Next Topmodel« gesehen, wo auch die angehenden Mannequins diese Übung absolvieren mussten. Damals hatte ich sie nachgeahmt, ohne zu wissen, dass es sich irgendwann als nützlich erweisen würde. Ich lehnte mich entspannt zurück und beobachtete meine drei Mitstreiterinnen. Eine nach der anderen scheiterte kläglich! Sie hatten zwar Modelmaße, doch Laufstegjobs würden sie nie bekommen. Ich war dran! Ich trat nach vorne zu Luca, er händigte mir die Lektüre aus und warf mir einen aufmunternden Blick zu. Ich platzierte »Peter Pan« auf meinem Scheitel und tastete mich mit Mäuseschritten vor. Mein Walk war einwandfrei und ich schaffte es sogar, im Takt der Musik zu laufen. Der Song verstummte und ich hatte die Aufgabe mit Bravour gemeistert! Luca kommentierte mit: »Danke, Claudia Schiffer!«. Das Publikum zollte mir applaudierend seinen vollsten Respekt. Jetzt hatte ich Blut geleckt!

»Challenge Numero zwei heißt: Lap Dance!« hörte ich Luca sagen. Jegliche Farbe wich mir aus der Visage und mein Magen drehte sich um. Eine Minute lang sollten wir zu Joe Cockers »You can leave your hat on« Nico um den Verstand tanzen. Bereit, die Bühne zu verlassen, suchte ich nach dem schnellsten Fluchtweg. Das war einfach zu viel für ein scheues Landei wie mich. Pjotr erkannte mein Unbehagen und flüsterte mir vom Rand aus zu, dass ich mich mehr blamieren würde, wenn ich jetzt einen Rückzieher machte. Oh, dieser blöde Affe! Er wusste genau, welche Knöpfe er drücken musste. Ich blieb. Den Anfang machte Agneta und Agneta gab alles! Sie verbog sich, rieb sich an Nico, warf ihr Haar vor und zurück und lieferte dennoch die wohl schlechteste Performance ab, die man je gesehen hatte. Da mein Tanz nicht ebenso lächerlich aussehen sollte, beschloss ich, meine Verklemmtheit über Bord zu werfen und alles um mich herum auszublenden. Ich räkelte mich, schlang die Federboa um Nico und tanzte wie Lola Montez. Ich bemerkte den Schweiß auf seiner Stirn, sowie seine Kurzatmigkeit. Am Ende meines Tänzchens rasteten die Zuschauer...

Erscheint lt. Verlag 26.2.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
ISBN-10 3-7583-5994-5 / 3758359945
ISBN-13 978-3-7583-5994-1 / 9783758359941
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