In der Sprechstunde: Grauer Star -  Carsten Grohmann

In der Sprechstunde: Grauer Star (eBook)

Erkennen - verstehen - behandeln
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
128 Seiten
Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG
978-3-96859-544-3 (ISBN)
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Katarakt - die Trübung der Linse im Auge - betrifft vor allem Menschen über dem 60. Lebensjahr, kann aber auch die Folge von Stoffwechselerkrankungen oder Augenfehlbildungen sein. Oft beginnt die Krankheit unbemerkt und schreitet schleichend voran, bis Betroffene über eine verstärkte Blendeempfindlichkeit, verblasste Farben und Kontraste und eine verschlechterte Hell-Dunkel-Anpassung klagen. Dann ist ein operativer Ersatz der Linse die einzige Möglichkeit, das Sehvermögen wieder herzustellen. In diesem Buch erfahren Betroffene und Angehörige alles, was sie zu Ursache, Diagnose und Verlauf von Grauem Star wissen müssen. Umfassend und kompetent klärt Facharzt für Augenheilkunde Dr. Carsten Grohmann über gängige Verfahren auf und gibt wichtige Tipps zur Vorbereitung und Nachsorge einer Operation.

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Wie ist das menschliche Auge aufgebaut?

Das Auge kann man sich gut als einen Fotoapparat vorstellen. Es besteht außen aus einer derben Hülle, der Lederhaut, die vorne in die klare Hornhaut übergeht. Die Lederhaut gibt dem Augapfel eine gewisse Struktur und Begrenzung und dient den Augenmuskeln als Ansatz. Nach innen folgt die Aderhaut, die Teile des Auges mit Blut versorgt, eine immunologische Aufgabe bei der Abwehr von Krankheitserregern hat und – eine ihrer wichtigsten Aufgaben – für den Abtransport von Wärme sorgt. Stellen Sie sich vor, Sie würden an einem wolkenlosen Tag im Hochsommer am Strand spazieren gehen: Die mit der Strahlung erzeugte Wärme auf der Haut und auch im Auge bei der Absorption (Aufnahme von Strahlung durch Materie) muss fortgeleitet werden, sonst würde das Auge beschädigt. Dafür sorgt die sehr gute Durchblutung der Aderhaut – eine Art Klimaanlage im Auge. Sie geht am vorderen Auge in Iris und Ziliarkörper über. Sie teilt somit den vorderen Augenabschnitt in die vordere Augenkammer, in der im Kammerwinkel das Kammerwasser größtenteils durch das Trabekelmaschenwerk resorbiert (wiederaufgenommen) wird, und die hintere Augenkammer, in der der Ziliarkörper das Kammerwasser produziert. Dieses fließt von der hinteren Augenkammer durch die Pupille in die vordere Augenkammer.

Querschnitt durch das Auge

Unser Sehsinn

Das Licht gelangt zunächst durch den sehr dünnen Tränenfilm und die darunter befindliche Hornhaut in die vordere Augenkammer. Es durchtritt sodann die Pupille und passiert die Linse. Die Linse ist im Kapselsack mit feinen Fädchen, den Zonulafasern, am Ziliarkörper aufgehängt. Durch eine Kontraktion (Anspannung) oder Entspannung des Ziliarmuskels kann die Linse in jungen Jahren ihre Form ändern und ermöglicht dem Auge die Einstellung für die Fernsicht oder Nahsicht. Durch den Glaskörperraum erreicht das Licht schließlich die Netzhaut, wird dort in Form elektrischer Impulse verarbeitet und über den Sehnerv dem Gehirn zugeleitet. Es wird ein umgedrehtes Bild der Welt im Auge auf der Netzhaut abgebildet. Das Gehirn errechnet daraus dann das reale Bild, und dieses gelangt schließlich in unser Bewusstsein.

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Welche Aufgabe hat der Sehnerv und wie ist er aufgebaut?

Man kann sich den Sehnerv als ein Bündel von vielen einzelnen Kabeln, den Axonen der Nervenzellen (Ganglienzellen), vorstellen. Jedes Auge besitzt mehr als eine Million Nervenfasern, die den Sehnerv bilden. Die Signale, die die lichtempfindlichen Zellen, die Fotorezeptoren, in der Netzhaut aufnehmen und nach einer Vorverarbeitung über die Ganglienzellen in elektrische Signale umwandeln, werden über diese Axone im Sehnerv an das Gehirn weitergeleitet. Dort werden sie verarbeitet und dem Bewusstsein zugeleitet. Interessant ist, dass bereits in der Netzhaut selbst eine Vorverarbeitung dieser Signale stattfindet. Dadurch werden Kontraste verstärkt, und die Lichtempfindlichkeit der Zellen kann sich zudem der Umgebungshelligkeit anpassen.

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Welche Aufgaben hat die Linse im Auge?

Die Linse im Auge ist vergleichbar mit der Linse in einem Fotoapparat. Sie bündelt das Licht und sorgt dafür, dass das Panorama, das man vor Augen hat, im relativ kleinen Auge auf der lichtempfindlichen Netzhaut abgebildet werden kann. Die Linse ist dafür transparent und kann das Licht brechen. Sie arbeitet wie eine Sammellinse, wie sie auch in Lupen verwendet wird. Die Linse kann sich – vor allem in jungen Jahren – verformen und so für verschiedene Distanzen ein scharfes Bild auf der Netzhaut abbilden. Dies ist vergleichbar mit der Funktionsweise eines Fotoapparats. Mit Autofokus oder manuellem Fokus kann beim Fotoapparat eingestellt werden, welche Entfernung scharf abgebildet werden soll: Sind dies eher die Menschen im Vordergrund, oder soll der Hintergrund scharf sein? Im Auge sorgt der Ziliarmuskel dafür, dass sich die Linse verformt, um sich an verschiedene Distanzen anzupassen und automatisch scharf zu stellen. Die Linse sitzt im sogenannten Kapselsack, der über die Zonulafasern mit dem Ziliarmuskel in Verbindung steht. Die Linse selbst besteht aus dem Linsenkern (Nukleus) und der Rinde (Kortex). Darüber hinaus sorgt sie zusammen mit der Iris für einen dosierten Durchtritt von Kammerwasser aus der hinteren in die vordere Augenkammer.

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Was ist der graue Star?

Unter dem grauen Star versteht man die Trübung der Linse im Auge. Bei fortgeschrittenem grauen Star kann man die Trübung der Linse durch die Pupille sogar mit bloßem Auge sehen. Die andere Bezeichnung für den grauen Star, die Katarakt, kommt aus dem Griechischen (cataracta = Wasserfall), da die Linse so weiß getrübt ist wie das Wasser eines brausenden Wasserfalls. Beim grauen Star können verschiedene Bereiche der Linse getrübt sein. So gibt es Trübungen des Kerns und der Rinde der Linse. Doch dazu später mehr (siehe Frage 39).

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Wie häufig ist der graue Star?

Im Prinzip trübt sich die Linse eines jeden Menschen im Laufe des Lebens ein, wird man nur alt genug. Der graue Star wurde uns allen also bereits in die Wiege gelegt. Studien zur Verbreitung des grauen Stars zeigen ein Vorliegen der Erkrankung bei mehr als 50% der Menschen zwischen ca. fünfzig und sechzig Jahren sowie bei mehr als 90% der Menschen zwischen ca. sechzig und 75 Jahren. Die Frage ist also immer: Ab wann spricht man von einer relevanten Linsentrübung und wann stört sie den Patienten so sehr, dass die Linse operiert werden muss? Die angeborene (kongenitale) Form des grauen Stars betrifft Kinder und kommt bei etwa drei von 10000 Kindern vor. Übrigens: Jedes Jahr werden in Deutschland nach aktuellem Stand mittlerweile etwa 1000000 Kataraktoperationen durchgeführt.

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Wodurch unterscheiden sich grauer Star und Alterssichtigkeit (Presbyopie)?

Bei der Presbyopie handelt es sich um die sogenannte Alterssichtigkeit. Die Linse trübt sich im Laufe des Lebens nicht nur ein, wodurch grauer Star entsteht, sondern sie verliert auch an Elastizität und wird härter, sodass die Ziliarmuskeln die Linse nicht mehr verformen können. Das Scharfstellen auf nahe Gegenstände (Akkommodation) wie beim Lesen funktioniert nicht mehr gut. Deshalb müssen Objekte weiter weg gehalten werden, um sie scharf sehen zu können. Bemerkbar macht sich dies oft ab dem 45.Lebensjahr. Anfangs kann ein vergrößerter Leseabstand noch ausreichend sein, aber später muss mit einer Lese- oder Gleitsichtbrille das Unvermögen der Linse zur Akkommodation ausgeglichen werden.

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Was ist Akkommodation?

Unter Akkommodation versteht man die Fähigkeit der körpereigenen Linse bei jungen Menschen, sich an verschiedene Entfernungen anzupassen. So kann sich das Auge in einem Moment auf die Leseentfernung einstellen und später beim Blick in die Ferne entspannen. Mit zunehmendem Alter wird die Linse härter und verliert die Elastizität, die ihr die Fähigkeit zur Einstellung für Nähe und Ferne gibt (Presbyopie; siehe Frage 6).

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Was hat Myopie mit dem grauen Star zu tun?

Unter Myopie oder Kurzsichtigkeit versteht man den Zustand eines Auges, bei dem der Augapfel bezüglich der Brechkraft der Linse zu lang ist. Im Laufe des Lebens wird die Linse durch die Alterung starrer, und dadurch kann sich die Brechkraft der Linse verstärken. In der Folge entsteht das scharfe Bild im Auge bereits vor der Netzhautebene, und das Auge ist zu lang – die Menschen werden kurzsichtig. Eine Myopie kann grundsätzlich durch eine Brille mit Zerstreuungsgläsern korrigiert werden, mithilfe derer das Bild im Auge wieder weiter nach hinten auf die Ebene der Netzhaut verschoben wird. Wird die Linse im Laufe des Lebens zunehmend starrer, kann sich die Kurzsichtigkeit auch verstärken. Um nicht stetig neue Brillengläser kaufen zu müssen, kann eine Operation des grauen Stars (man spricht von einer sogenannten myopisierenden Katarakt) erforderlich sein. Davon unabhängig kann natürlich auch die Linsentrübung zunehmen.

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Was ist Hyperopie und welchen Einfluss hat der graue Star darauf?

Bei der Hyperopie oder Weitsichtigkeit handelt es sich um einen Zustand im Auge, bei dem die Brechkraft der Linse in Bezug auf die Länge des Augapfels nicht ausreicht. Das scharfe Bild entsteht also hinter der Ebene der Netzhaut. Eine Korrektur kann mit Brillen mit Sammellinsen erfolgen, die das Bild durch die zusätzliche Brechkraft wieder in die Ebene der Netzhaut nach vorn verlegen. Es gibt auch Fälle, bei denen durch die Veränderungen, die der graue Star hervorruft, eine Hyperopisierung des Auges eintritt. Bei einem Auge, in dem die Linse entfernt wurde (Aphakie), besteht eine Hyperopisierung von etwa 10 bis 15 Dioptrien. Dies wurde früher durch spezielle Brillen (Starbrillen) ausgeglichen.

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Warum heißt es grauer „Star“?

Mit zunehmender Trübung der Linse, die als gräulich-weiße Trübung hinter der Pupille zu erkennen ist, ändert sich auch das Sehvermögen deutlich. Deshalb kommt es bei einer unbehandel-ten Erkrankung zu einer deutlichen Einschränkung der Sehschärfe. Irgendwann können die Betroffenen nicht mehr fixieren und sehen Dinge sehr unscharf – sie „starren“ dann mit leerem Blick in den Raum, was zur Namensgebung führte. Ähnlich verhält es sich beim grünen „Star“, bei dem die zunehmende Erblindung unbehandelt zu einem starren Blick führt.

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Was ist im Unterschied zum grauen Star der grüne Star?

Unter dem grünen Star oder auch Glaukom versteht man eine Gruppe von Erkrankungen, denen gemein ist, dass der Sehnerv zunehmend geschädigt wird. Die Schädigung des Sehnervs ist dabei nicht reversibel (umkehrbar)...

Erscheint lt. Verlag 19.2.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie
ISBN-10 3-96859-544-0 / 3968595440
ISBN-13 978-3-96859-544-3 / 9783968595443
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