Ein Kinderarzt schult um - "Weil er das so will." (eBook)

4. Akt -Ehrgeiz-
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
214 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-5172-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ein Kinderarzt schult um - "Weil er das so will." -  Sky-Robyn McFox
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"Ein Kinderarzt schult um!" Was? Schon wieder so ein Quereinsteiger, der meint, er kann unterrichten, obwohl er gar nicht auf Lehramt studiert hat? Ganz genau! Pandemie, Krieg und Inflation, das alles regt einen doch schon genug auf! Wir wäre es dann mit ein "wenig" Humor? Dieser bitterbösen Alltagssatire folgend, begleitet der Leser einen Kinderarzt zurück auf die Schulbank. Nichts Geringeres als ein ultimativer Reiseführer voll schräger Kuriositäten und Absurditäten rund um das deutsche Bildungswesen erwartet Sie. Ein Leerplan ohne Druck. Dieser vierte Akt von insgesamt fünf beschäftigt sich mit den "Widrigkeiten" des Schulbesuches unserer Heranwachsenden*Innen. Lachen bis der Arzt kommt? Ganz im Gegenteil.

Ich wurde im unvergesslichen Jahr 1980 in den Weiten Thüringens geboren. Und ich sag Ihnen was, diese DDR-Kindheit war der absolute Wahnsinn! Nichts schweißt eine Gesellschaft besser zusammen als gemeinsames Warten auf Bananen und das Sammeln von West-Kaugummis wie Schätze aus einer vergessenen Zeit. Nachdem ich mich nach der Wende dann durch das legendäre Abitur des Jahres 1999 gekämpft hatte, dachte ich mir, warum nicht noch ein bisschen mehr Spaß haben und ein Jahrzehnt in der Welt der Medizin verbringen? Ach ja, die wilden Zweitausender voller Nächte mit Büchern, Nachtschichten und jeder Menge Gelegenheit, die Geheimnisse des menschlichen Körpers zu ergründen. Und auch wenn das Universum selbst nicht damit gerechnet hat, es beschloss mir den Titel "Kinderflüsterer" zu verleihen - aka Facharzt für Kinderheilkunde und Jugendmedizin - ausgerechnet im Jahr der Maya-Apokalypse 2012. Ein Omen? Seit nunmehr einem ganzen Jahrzehnt, ja, Sie haben richtig gelesen, ein ganzes Jahrzehnt jongliere ich nun schon als niederlassender Pädiater mit Windeln, Teddybären und Fieberthermometern. Ich muss schon sagen, der Geruch von Babypuder ist einfach unwiderstehlich! Doch wer hätte gedacht, dass die Kinder am Ende eher mich zähmen würden, anstatt umgekehrt? Ich zumindest nicht. Immer wenn ich gefragt werde: "Sage mal, träumst du ab und zu?", dann muss ich immer gestehen: "Nein, ich träume so gut wie nie, ich lebe meinen Traum!" Das klingt jetzt verdammt schmalzig, damit meinte natürlich meinen Alptraum. Doch was ist über all die Zeit mein Ausgleich gewesen? Ich bin nicht nur 16 Jahre verheiratet, nein! Ich habe nicht nur ein, nicht zwei, sondern stolze drei Kinder! Ja, das ist genau das, was ich brauchte, um mein Leben auszugleichen - eine wundervolle Frau und drei wunderbare Kinder. Das Ganze ohne Patchwork. Aber wissen Sie, ich liebe diesen ganzen Zirkus. Wenn Sie also einen Therapeuten für Ihre Lachmuskeln brauchen, bin ich der Richtige - der Mediziner, der sich gerne in Windeln und Knete verliert und der beste Freund Ihrer kleinen Racker werden kann. Sie müssen es nur zulassen! Diese, meine Biografie ist wie Homöopathie für Ihr Zwerchfell. Sie wird Sie auf gar keinen Fall heilen, aber schaden tut sie Ihnen auch nicht.

DRNI


Da fällt mir ein, ich habe ganz vergessen Ihnen eine neue Rubrik vorzustellen. Bin ich Ihnen zu sprunghaft in meinen Gedankengängen? Ganz genau, so soll es sein! Ich passe meinen Schreibstil stets an das entsprechende Thema an. Warum soll nur ich überfordert sein mit dem Bildungswesen? Nichts anderes als ein Potpourri neuer Schulfächer erwartet Sie im Laufe des gesamten Aktes. Tja, anders erging es mir auch nicht, als meine Kinder in die Schule kamen. Ich war gezwungen mich damit auseinanderzusetzen. Und auch Sie müssen das nun. Sie wollen ja schließlich etwas lernen, während wir gemeinsam die Schulbank drücken.

Wir starten mit DRNI. Das ist der neueste Schrei und bedeutet „Deutsche Rechtschreibung neu interpretiert“. Ich erinnere mich noch an meine erste Rechtschreibreform. Es war das Jahr 1996 und ich kam in die zehnte Klasse. Für mich war die Reform ein Segen, denn meine Orthokraphie war unterirdisch. Bei Diktaten erzielte ich nicht selten die Höchstpunktzahl, an Fehlern. Nach der Rechtschreibreform besserten sich meine Diktatergebnisse deutlich, wie durch Zauberhand. Auch wenn im Laufe der letzen zwanzig Jahre noch weitere kleine Reformen folgten, meine Rechtschreibung blieb danach leider auf diesem Niveau. Doch das könnte sich nun glücklicherweise einmal mehr ändern. Worauf ich hinaus will? Es geht natürlich ums „Gendern“, was im Übrigen auch wieder eine aus dem Englische eingedeutschte Wortschöpfung wider der sprachkulturellen Natur ist. Doch lassen wir das „Verangelsächseln“ jetzt erstmal außen vor, das würde zu weit führen und bleiben bei der Geschlechtsumwandlung der Sprache.

Ich gebe ein Beispiel: Früher ritzten die Schüler auf die Schulbank: „Lehrer sind doof.“ Heute ist das viel aufwendiger, denn es lautet: „Lehrer:innen/Lehrer*innen/ Lehrer_Innen/LehrerInnen/Lehrpersonen sind doof.“ Die Ritzkultur wird noch irgendwann aussterben, wenn das den Schülern weiter so schwer gemacht wird. Doch was regt mich eigentlich am „Gendern“ so auf? Es ist definitiv nicht die Gleichstellung aller Geschlechtsformen, ob körperlich oder gefühlt. Es ist der Sprachmissbrauch, der mich bewegt. Nehmen wir einmal das Wort „Lehrer“. Woher kommt es und wie wird es gebildet? Man bildet es, indem man die Infinitivendung seines Verbes (lehren), sprich „-en“ weglässt und durch „-er“ ersetzt. Für die Jüngeren unter Ihnen, nein, das hat nichts mit den „Avengers“ zu tun! Auf diese Weise wird jedenfalls aus „verarzten“ „Arzt“, aus „heilpraktizieren“ „Heilpraktiker“ und aus „osteopatieren“ „Osteopath“. Na, wo ist der Fehler? „Arzt“, „Heilpraktiker“ oder „Osteopath“ bezeichnen demnach keine männlichen Quacksalber, es sind Substantive, welche als geschlechtsneutrale Bezeichnungen eben diese Berufe oder Berufungen sprachlich darstellen.

Ist das nicht interessant? Mit der Aussage: „Lehrer sind doof.“ sind quasi alle Frauen und Männer gleichsam inkludiert. Erst wenn man an das Wort „Lehrer“ ein „in“ dranhängt, wird daraus die weibliche Form. Für die männliche Form gibts gar keine Bezeichnung. So richtig repräsentiert sind männliche Lehrer mit der Gendersprache dann also auch wieder nicht. Was für ein „Dilemma“!

Natürlich hat sich die deutsche Sprache schon immer weiterentwickelt, neue Wortschöpfungen hervorgebracht, verangelsächseln lassen und sich auch gesellschaftlichen Veränderungen angepasst. Mein Sohn beispielsweise kann mit nur zwei Wörtern ganze Gespräche mit seinen Freunden führen, „Digga“ und „Alter“. Ich nenne das hochbegabt. Ich bin aber auch der, der in seiner Schulzeit eine Vier in Rechtschreibung hatte. Worauf ich hinaus will? Das verbalisierte „Gendern“ ist letztlich auch nur eine weitere Rechtschreibreform, welche unsere Sprache vergewaltigt. Meine Sorge ist folgende, geschieht das „Reformieren“ weiter in dieser konkret krassen Schwindigkeit, Alter*in, dann kannzdu in Future meine Messages gar nich mehr klar kriegen, Digga*in. Wenn wir doch nur in anderen Bereichen unseres Lebens (z.B. Kinderbetreuung, Bildungswesen, Gesundheitswesen) so offen für drastische Veränderungen und Reformen wären wie bei der Sprache! Ich sag dazu nur: „Setzen, sechs!“

Die erste Schulstunde ist geschafft. Immer mit der Ruhe, ich will ja nicht, dass Sie wegen eines Informations-Overkills spontan in ein Bildungskoma fallen. Aus diesem Grund pausieren wir jetzt erstmal die Weiterbildung und unternehmen einen Klassenausflug!

Der Klassenausflug, eine Tradition so alt wie das Schulbrot mit Käse und zermatschter Tomate, ist das A und O in der berühmten Kennenlernphase. Wir reden von den ersten zwei schicksalshaften Wochen nach Schulbeginn. Das Kind soll ja schließlich behutsam in diese neue Ära der Bildung eingeführt werden. In den ersten Tagen werden da erstmal wild Balint-Sitzungen abgehalten, so als ob man beim spirituellen Gruppentherapie-Tanz wäre. Selbsterfahrungsgruppen-Spiele? Klaro, wem gehört denn der Teddy? Schulprojekte und AGs werden vorgestellt, als wären sie die neuesten Hits aus den Top 40 Charts. Und natürlich gibt es den Kuchenbasar, quasi das „Große Promi-Backen“ des Schulhofs, das Drachenbootrennen, im Prinzip die Formel 1 ohne Motoren und letztlich das Hoffest, Coachella, nur ohne Musik und Stars. Und die Eltern? Ach, die sind natürlich auch mit von der Partie. Schließlich wollen sie wissen, mit wem ihr Spross die nächsten Jahre Tafelkreide teilt. Fun Fact: Ja, in sehr vielen Schulen ist die Tafel noch nicht digital! Da schreibt der Lehrer*in noch mit Kreide. Ich weiß, eigentlich ist das kein Fun Fact! Traurig ist das!

Das Sahnehäubchen bei dieser Aufzählung, das Topping auf dem Schul-Eisbecher, ist natürlich der erste Klassenausflug. Zu meiner Zeit nannte man das „Wandertag“. Warum? Na weil wir gewandert sind, über Stock und Stein, mit Stulle und Knackwurst in der Hand ging es los! Heutzutage? Undenkbar! Seitens der Eltern viel zu gefährlich, seitens der Kinder viel zu analog. Das wohlstandsverwahrloste Kind von heute erwartet Hollywood-Blockbuster-Entertainment und deren Eltern am liebsten Bundestags-Besuche mit weltpolitischem Inhalt.

Auch bei Max stand der erste „Wander*innentag“ an. Der Spargelhof in Klaistow sollte das Ziel sein. Für Tine war es eine goldene Gelegenheit, Max’s Schulzeit zu einem epischen Abenteuer zu machen. Sie hatte natürlich sofort umfangreiche Recherchen betrieben und herausgefunden, dass Spargel nicht nur ein wertvolles Nahrungsmittel war, sondern auch von Ägyptern, Griechen und Römern als Aphrodisiakum geschätzt wurde. Tine sah bereits vor sich, wie Max dank dieser Exkursion die Historie und kulturelle Bedeutung des Spargels verinnerlichte.

Mario, der stets pragmatisch blieb, fragte sich, ob es nicht einfach nur darum ging, Spargel auszugraben und etwas darüber zu lernen. Aber Tine hatte schon beschlossen, dass Max ein umfangreiches Spargel-Infopaket mitnehmen würde, inklusive Handbuch über den nachhaltigen Spargelanbau und einer Liste der besten Spargelrezepte von fünf Kontinenten.

Natürlich hatte Tine bereits im Vorfeld den kompletten Ablauf des Ausflugs analysiert, um sicherzustellen, dass alles nach ihren Erwartungen verläuft. Mario hingegen versuchte sich auf das Nötigste zu beschränken: „Max braucht nur eine Käsestulle, Wasser und Sonnencreme.“. Tine schaute ihn völlig entsetzt an, als hätte er vorgeschlagen, dass Max barfuß und mit leerem Magen den Ausflug bestreiten solle. „Eine Käsestulle?“, entgegnete sie, „Unser Max braucht natürlich ein Gourmet-Bento mit Quinoa, Avocado und Kichererbsen sowie glutenfreie Müsliriegel und natürlich einen frisch gepressten Saft aus sieben verschiedenen Früchten und Beeren.“ Eine Überraschung gab es auch noch obendrauf. „Stell dir vor Max“, sagte sie begeistert, „du wirst der einzige sein, der selbst-gemachte Spargel-Quiche zum Mittagessen hat.“ Max, der eigentlich nur einen Schokoriegel wollte, nickte gehorsam.

Am Tag des Ausflugs stand Tine, bepackt mit einer übergroßen, handgefertigten Jute-Tasche, am Schultor. Die Klassenlehrerin Frau Hobel, die schon viele Eltern kommen und gehen sah, warf einen fragenden Blick auf Tines in Spargelform selbstgemachte Tasche. Schon am Treffpunkt wurde deutlich, dass Tine alles daransetzte, den Tag besonders zu gestalten. Während die anderen Kinder in ihren Alltagskleidern erschienen, trug Max eine maßgeschneiderte Latzhose mit handbestickten Spargelmotiven.

Am Spargelhof angekommen, wurde die Klasse von Bauer Henri begrüßt, einem dem Max altbekannten älteren Herrn in robusten Stiefeln und Strohhut. „So Kinder“, begann er, „heute werden wir lernen, wie man Spargel anbaut, erntet und zubereitet.“ Doch bevor er weiter ausführen konnte, warf Tine ein: „Bauer Henri, wissen Sie zufällig, ob Ihr Spargel biodynamisch angebaut wird und ob er...

Erscheint lt. Verlag 7.2.2024
Reihe/Serie "Weil er das so will."
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft Bewerbung / Karriere
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Familie / Erziehung
Schlagworte Gesundheitswesen • Humor • Kinderarzt • Kinderheilkunde • Schule
ISBN-10 3-7583-5172-3 / 3758351723
ISBN-13 978-3-7583-5172-3 / 9783758351723
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