Sonnheser (eBook)

Verlorene Erinnerungen
eBook Download: EPUB
2024 | 5. Auflage
455 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7584-6822-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sonnheser -  Irene Krämer
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Pädagogik trifft auf Krimi: Fehlende Erinnerungen, ein Mädchen, das nicht spricht und anonyme Briefe. Neu auf Schloss Sonnheser angekommen, hat Michaela Ritter alle Hände voll zu tun. In ihrer Funktion als Pädagogin arbeitet sie im Heim-Flügel und leitet eine Sondergruppe traumatisierter Kinder. Mit viel Einfühlungsvermögen, Zeit und Kreativität unterstützt sie ihre Schützlinge bei ihren Entwicklungsschritten. Doch ihre eigene Vergangenheit lässt sie nicht los, Erinnerungen und Albträume vermischen sich. Was kann sie als Kind nur erlebt haben, um so viele Jahre zu vergessen? Und gibt es einen Zusammenhang zu dem mysteriösen Stuhl, der sie regelmäßig in Panik versetzt? Ihre Nachforschungen scheinen ergebnislos, doch dann bekommt sie Drohbriefe und die Ereignisse nehmen ihren Lauf ...

Irene Krämer hat früher als Erzieherin gearbeitet und in den unterschiedlichsten Einrichtungen Erfahrungen gesammelt. In ihrer Funktion als Fachkraft für Sprache und Integration war es ihr ein Bedürfnis, Kinder und Familien zu unterstützen, die einer gezielten Förderung bedurften.

Irene Krämer hat früher als Erzieherin gearbeitet und in den unterschiedlichsten Einrichtungen Erfahrungen gesammelt. In ihrer Funktion als Fachkraft für Sprache und Integration war es ihr ein Bedürfnis, Kinder und Familien zu unterstützen, die einer gezielten Förderung bedurften.

1. Ankunft

 

Das Auto holperte über die schlecht ausgebaute Straße und sie fragte sich nicht zum ersten Mal, ob sie sich wirklich noch auf dem richtigen Weg befand. Das letzte Straßenschild war schon eine Weile her.

Um sie herrschte Dunkelheit, da die Straßenlaternen hier rar gesät waren. Auch befand sich weit und breit kein Haus, an welchem sie sich hätte orientieren können.

Weshalb war sie nicht früher losgefahren? Sie hätte zumindest eine Navi-App benutzen können ...

Mit einem Seufzen beugte sie sich vor und spähte aus der Windschutzscheibe. Leider war sie zur Zeit knapp bei Kasse und hatte sich das Internet sparen wollen, da es in ihrem neuen Zuhause WLAN geben sollte. Deshalb hatte sie sich die wichtigsten Punkte auf einem Notizzettel notiert. Wie ärgerlich, dass die Realität dem nur gelegentlich entsprach! Nichts hatte sie auf eine schlecht asphaltierte Straße vorbereitet, die meilenweit zwischen Feldern hindurch führte!

Halt, war das dort vorne ein Grundstück? Auf jeden Fall wurde eine hohe Mauer sichtbar, die von ein paar Straßenlaternen notdürftig beleuchtet wurde.

Sie blinzelte. Abgesehen von der Mauer selbst war nicht mehr viel zu sehen. Weit und breit gab es keine Autos oder eine Menschenseele. Die Straße verzweigte sich vor einem breiten Tor. Das musste ihr Ziel sein! Hineinfahren, schien jedoch nicht möglich. Das Tor war verschlossen. Was sollte sie jetzt tun?

Moment, da! Ein kleines Pförtnerhäuschen wurde ein paar Meter hinter der Mauer sichtbar und in ihm brannte Licht. Zumindest würde sie also Einlass finden. Ob sie ihr Auto wohl vor dem Tor abstellen konnte?

Beim Näherfahren erkannte sie ein Schild: Parkplatz 200 Meter weiter rechts.

Also folgte sie der Straße, bis sie kurz darauf auf einen kleinen Parkplatz stieß. Er war ausschließlich für Personal und Gäste des angrenzenden Kinderheims und der Reha-Abteilung.

Tief durchatmen. Allein das Wort „Kinderheim” machte sie nervös.

Sie schloss für einen Moment die Augen und versuchte, sich auf das vorzubereiten, was sie in den nächsten Stunden erwartete. Ihr Leben würde sich grundlegend verändern. Dafür hatte sie sogar ihre gut bezahlte Stelle in einer Gemeinschaftspraxis aufgegeben und ihre komfortable Wohnung gekündigt. Jetzt gab es kein Zurück mehr! Ein Glück nur, dass sie vor Arbeitsbeginn noch ein paar freie Tage hatte …

Entschlossen beugte sie sich nach hinten und griff nach zwei großen Taschen, welche sie auf den Vordersitz stellte. Danach öffnete sie die Tür und stieg aus dem Auto.

Die kalte Luft wirkte belebend und sie füllte ihre Lungen gierig mit Sauerstoff. Sie hatte mehr als 24 Stunden in ihrem Fahrzeug verbracht und war froh, die lange Reise endlich hinter sich gebracht zu haben.

Mit geübten Handgriffen packte sie die Taschen, verschloss ihr Auto und ging mit schnellen Schritten den Gehweg entlang, Richtung Eingang.

Dort angekommen, sah sie sich genauer um. Das schwarze, schmiedeeiserne Tor war breit und sehr hoch. Direkt neben der Sprechanlage befand sich eine Kamera, in die sie nun unsicher hinein lächelte, während sie den Knopf drückte.

„Ja?“, meldete sich eine tiefe, raue Männerstimme.

„Guten Abend, mein Name ist Michaela Ritter. Ich wurde für die Sondergruppe der Jüngsten eingestellt. Eigentlich hat man mich wohl gestern erwartet, aber die Hinfahrt gestaltete sich schwieriger als geplant.“

Es wurde still. Unruhig trat Michaela von einem Fuß auf den anderen und zog die Schultern hoch. Ein kalter Wind pfiff ihr um die Ohren. So langsam begann sie in ihrem dünnen Mantel zu frieren. Es war zwar schon Frühling, aber gerade die Nächte waren noch recht kühl.

Plötzlich summte es laut. Im ersten Moment war ihr nicht klar, woher das Geräusch stammte, dann beeilte sie sich jedoch, das Tor zu öffnen. Es war schwer, glitt allerdings völlig mühelos auf.

Als sie eintrat, leuchteten einige Laternen auf, die den kleinen Platz direkt hinter dem Eingang erhellten. Kaum hatte sie das Tor losgelassen, begann es sich hinter ihr zu schließen und fiel schlussendlich mit einem leisen Klicken ins Schloss. Sie war angekommen.

Neugierig blickte sie sich um. Leider war nur wenig zu sehen. Das große Gebäude lag im Dunkeln verborgen. Lediglich den Anfang der langen Allee, die zum Schloss führte, konnte sie erkennen. Von ihrer Recherche her wusste sie allerdings, dass es noch ein guter Fußmarsch bis dorthin sein würde. Rings, um den ehemaligen Herrschaftssitz, gab es einen riesigen Park, den sie heute wohl teilweise durchqueren musste.

Doch vorher wandte sie sich noch dem kleinen Pförtnerhäuschen in ihrer Nähe zu. Laut der Schulleiterin würde sie hier einen eigenen E-Scooter erhalten und von jemandem mit einem E-Auto zum Heim gefahren werden. Anscheinend ein Versuch, die Umwelt zu schonen und unnötigen Verkehr zu vermeiden.

Mit energischen Schritten ging sie auf das Häuschen zu, durch dessen Fenster ein heller Lichtschein fiel. Da sie auf die Schnelle keine Klingel erkennen konnte, klopfte sie kurzerhand an die Fensterscheibe.

Ein Mann betrat das schmale Zimmer. Er war eher klein und kräftig gebaut, sein Alter schwer abzuschätzen. Sie würde ihn zwischen 60 und 70 Jahren einordnen. Gemächlich setzte er sich an einen Schreibtisch ihr gegenüber und drückte auf einen Knopf. Erst danach blickte er auf. „Guten Abend. Bitte halten Sie Ihren Ausweis an die Glasscheibe, damit ich Ihre Identität prüfen kann“, brummte er, während er sich die Hand vor den Mund hielt und herzhaft gähnte.

Erst jetzt konnte Michaela die Sprechanlage erkennen, weil nun ein kleines rotes Licht neben dem Fenster aufleuchtete. Hastig durchsuchte sie ihr Gepäck. Wo hatte sie nur ihren Geldbeutel hingesteckt?

Zu ihrem Ärger rutschte eine der Taschen aus ihren Händen auf den Boden. Sie seufzte auf. Das war natürlich mal wieder typisch. Wenn sie es eilig hatte, ging immer etwas schief! Energisch hob sie die Tasche auf, klopfte den Staub ab und wollte sie gerade wieder beiseite nehmen, als ihr einfiel, dass sich der Geldbeutel in genau dieser Tasche befinden musste! Und tatsächlich, kaum hatte sie den Reißverschluss aufgezogen, erblickte sie den gesuchten Gegenstand.

Erleichtert kramte sie ihren Ausweis hervor und hielt ihn an die Fensterscheibe. Da der Pförtner in der Zwischenzeit damit beschäftigt war, sich einen Tee zu kochen, klopfte sie erneut an das Glas.

Er drehte sich zu ihr herum, kam näher und musterte den Ausweis ausgiebig. Dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht, er nickte ihr zu.

Irritiert beobachtete sie daraufhin, wie er sich umdrehte und verschwand. Kurze Zeit später hörte sie irgendwo das Geräusch einer sich öffnenden Tür und seine Stimme ertönte: „Frau Ritter? Kommen Sie doch bitte links um das Haus herum. Ich gebe Ihnen ihre Sachen.“

Meine Sachen? Meint er den E-Scooter? fragte sie sich, während sie ihre Taschen fester an sich drückte und seiner Anweisung Folge leistete. 

„Ah, da sind Sie ja!", meinte er kurz darauf und lächelte sie an. „Kommen Sie herein.“ Dabei trat er zurück und ließ sie eintreten.

Sie folgte ihm durch einen schmalen, dunklen Flur in ein helles Zimmer. Es schien sich um eine Art Büro zu handeln.

„Setzen Sie sich doch“, sagte er höflich, zog ihr einen Stuhl zurecht und ging dann um einen Schreibtisch herum, um sich selbst dahinter niederzulassen. „Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt“, meinte er und kratzte sich am Ohr. „Mein Name ist Peter Lou Winslow. Ich bin hier der hauptverantwortliche Pförtner und wohne in diesem Haus. Es gibt noch zwei andere Personen, die mich vertreten. Ihre Namen und Gesichter finden Sie in dieser Mappe“, er legte einen Schnellhefter vor ihr auf den Tisch. „Darin befinden sich auch einige Telefon-, sowie Handynummern, damit Sie immer jemanden von uns erreichen können, wenn Sie mal Besuch erhalten.“

Er erzählte noch mehr, doch sie konnte ihm schon seit einer Weile nicht mehr folgen. Unauffällig blickte sie auf ihre Uhr. Mitternacht. Kein Wunder also, dass ihre Konzentration nachließ.

Die Taschen in ihren Händen schienen jede Minute schwerer zu werden, sie schwitzte und war todmüde. Schließlich schaffte sie es, ihn zu unterbrechen: „Herr Winslow, können wir alles weitere nicht in den nächsten Tagen besprechen? Ich bin furchtbar müde und möchte wirklich gerne in mein Zimmer.“

„Oh. Äh, ja“, meinte er aus dem Konzept gebracht und starrte sie ein paar Sekunden schweigend an. „Dann wäre es vielleicht besser, Sie holen Ihren E-Scooter morgen ab und ich fahre Sie heute mit dem Auto zum Schloss.“

Jetzt war sie diejenige, die ihn anstarrte. Sie hatte morgen frei, wollte ausschlafen und sich erst einmal einrichten. „Können wir den Scooter nicht mit dem Auto mitnehmen? Ich weiß nicht, ob ich morgen die Zeit dafür haben werde, hierher zu kommen.“

„Schon ja“, wiegte Herr Winslow den Kopf hin und her. „Aber das bedeutet weiteren Papierkram und ich muss Ihnen zeigen, wie und wo Sie den Scooter drüben unterbringen. Sie sagten doch gerade, dass Sie zu müde dafür sind.“

Sie drückte ihren Rücken durch und lächelte. „Das ist richtig. Aber wenn ich morgen schon wieder vorbeikommen müsste, möchte ich doch lieber heute alles erledigen.“

Herr Winslow runzelte die Stirn. „Frau Ritter, sind Sie sich sicher? Es wäre kein Problem für mich -“

Sie hob die Hand. „Nein, Herr Winslow. Bitte.“ Wieder lächelte sie, wie sie hoffte, gewinnend. „Ich möchte es so.“

Er sah immer noch skeptisch aus, nickte aber, um gleich darauf wortlos im Nebenzimmer zu verschwinden.

Ein paar Sekunden später...

Erscheint lt. Verlag 3.2.2024
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Familie / Erziehung
Schlagworte Irene Krämer Buch • Irene Krämer Pädagogik • Michaela Ritter • Sonnheser • Sonnheser E-Book • Sonnheser Irene Krämer • Sonnheser Krimi • Sonnheser Verlorene Erinnerungen
ISBN-10 3-7584-6822-1 / 3758468221
ISBN-13 978-3-7584-6822-3 / 9783758468223
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