Lauter starke Jungen (eBook)

Ein Buch für Eltern
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
208 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-01349-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lauter starke Jungen -  Jan-Uwe Rogge,  Bettina Mähler
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Das Standardwerk zum Thema Jungenerziehung! Wie erzieht man einen Jungen heute zu einer selbstbewussten und starken Persönlichkeit? Dieses Buch beschreibt die Situation, untersucht die Hintergründe und gibt Ratschläge für eine moderne Jungenerziehung am Beginn des 21. Jahrhunderts. Die alten Muster, wonach Jungen stark, körperorientert, raumeinnehmend, dominant zu sein haben, gelten nicht mehr - aber was tritt an die Stelle dieser Normen? In welche Konflikte geräte zum Beispiel ein Junge, der Gefühle und 'weiche Seiten' zeigt, wo immer noch der Stärkste oder Coolste das Sagen hat? Das Buch hilft Eltern und Erziehern, sich in der Vielfalt von widerstreitenden Rollenbildern und Normen zu orientieren. Es ist sowohl Zustandsbeschreibung als auch Ratgeber.

Jan-Uwe Rogge gilt als Deutschlands erfolgreichster Erziehungsexperte. Er ist Familien- und Kommunikationsberater sowie Buchautor. Seit Jahrzehnten liefert er Antworten auf Fragen, die Eltern bewegen. Er hält Vorträge und führt Seminare im In- und Ausland durch. Seine Bücher sind Klassiker der Elternliteratur und Bestseller, sie wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Er ist als Experte regelmäßiger Gast in zahlreichen Rundfunk- und Fernsehsendungen. Rogge lebt in der Nähe von Hamburg.

Jan-Uwe Rogge gilt als Deutschlands erfolgreichster Erziehungsexperte. Er ist Familien- und Kommunikationsberater sowie Buchautor. Seit Jahrzehnten liefert er Antworten auf Fragen, die Eltern bewegen. Er hält Vorträge und führt Seminare im In- und Ausland durch. Seine Bücher sind Klassiker der Elternliteratur und Bestseller, sie wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Er ist als Experte regelmäßiger Gast in zahlreichen Rundfunk- und Fernsehsendungen. Rogge lebt in der Nähe von Hamburg. Bettina Mähler, Jahrgang 1961, Erziehungsberaterin und Autorin. Sie ist verheiratet, Mutter von zwei Söhnen und lebt in Gelnhausen bei Frankfurt.

Wer spielt womit?


Dass Jungen und Mädchen sich spätestens ab dem Grundschulalter verschieden verhalten und vor allem verschieden spielen, das gestehen sich allerdings fast alle Eltern ein. Aber wann genau beginnen diese Unterschiede? Bei einigen Jungen schon sehr früh, auffälligerweise bei denjenigen, die sich später sehr jungenhaft verhalten, eher geschlechtstypische Interessen zeigen. Niklas Mann gehört dazu. Schon mit einem Dreivierteljahr interessierte er sich sehr für Autos, obwohl ihm die Eltern sowohl typisches Mädchen- als auch typisches Jungenspielzeug angeboten haben. «Mit Puppen wollte er erst gar nicht spielen», erinnert sich Trauti Mann. Auch Manuela Richters Sohn Lukas widmete sich ausschließlich typisch Männlichem. «Für ihn war alles Technische vom Krabbelalter an interessant», berichtet sein Vater Hans. «Er hatte zwar eine Puppenstube, aber da fand er eigentlich nur das An- und Ausknipsen des Lichts spannend.»

Nicht immer ist das Interesse für das herkömmlich Jungen zugeordnete Spielzeug so früh vorhanden. Die meisten Jungen und Mädchen entscheiden sich in einem Alter zwischen einem und drei Jahren zunehmend häufiger für geschlechtstypisches Spielzeug.

Familie Widmayer hat, so sind sich beide Elternteile sicher, ihren Sohn und ihre Tochter immer gleich erzogen. Aber die Eltern bemerkten natürlich die sich auseinander entwickelnden Interessen. Deshalb haben sie, als Manuel eineinhalb und Vanessa drei Jahre alt waren, «ein Exempel statuiert. Es war Weihnachten, und wir haben unserer Tochter eine Eisenbahn und unserem Sohn Puppen geschenkt. Das taten wir bewusst. Dieses Spiel haben sie etwa eine halbe Stunde mitgemacht. Dann sind sie in eine Ecke gegangen und haben getauscht. Und die Sache war in Ordnung.»

Nicht alle Eltern reagieren so, vor allem nicht die Väter. Während Mütter heute oft begeistert sind, wenn ihre Mädchen Puppen bekochen und anschließend ein Autorennen auf dem Verkehrsteppich absolvieren, ist das bei den Vätern keineswegs so. Sie lehnen es häufig heftig ab, wenn ihre Söhne mit Mädchenspielzeug spielen. Gleichzeitig unterstützen diese Väter bei ihren Mädchen die Frauenrolle mehr und freuen sich, wenn diese mit hübschen Kleidchen und adretten Frisuren herumlaufen.

Raufen und Toben ist was für Jungs


Familie Becker hat zwei Mädchen, Marion und Selina, und zwei Jungen, Paul und Klaus, im Alter von 5 bis 19. Petra Becker konnte sehr gut beobachten, wie sich die Spielweisen der Kinder entwickelten, und zwar ohne dass sie die Kinder bewusst beeinflusst hat: «Bis zum Alter von zwei Jahren ließ sich mein Sohn Paul noch Puppen schenken, denn er spielte gern damit. Bis zu diesem Alter haben sich alle so verhalten, ob Paul, Selina oder Klaus, alle wollten mitkochen, mitbacken, Wäsche aufhängen. Alles, was Mama machte, war interessant. Doch noch vor dem Kindergarten fingen sie an, sich andere Spielsachen auszusuchen. Die Mädchen blieben weiterhin in dieser Rolle als Mutter und Hausfrau – ob Puppen oder Stofftiere, irgendetwas wurde versorgt. Und die Jungen hatten eigentlich gar kein Spielzeug mehr. Die tobten, kämpften. Alle Bewegungsspiele standen hoch im Kurs, mit Bällen, Fußball, Federball, egal was. Während Selina z.B. eine Stunde ihre Puppe mit dem Arztkoffer versorgt hat, ist Klaus eine Stunde Fahrrad gefahren. Also immer Bewegung, Bewegung, Bewegung. Und sobald sie zu zweit waren, begannen die Kämpfereien. Klaus kämpfte vor allem mit Paul, mit dem Größeren, der hat meist damit angefangen.»

Beide Jungen der Familie Becker sind außerhalb des Familienverbandes eher zurückhaltend und gehen Konflikten aus dem Weg. Dennoch lieben sie Waffenspiele, «egal, ob sie nun eine Pistole oder ein Gewehr zur Hand haben oder nicht, sonst wird ein Stock genommen. Dieses Räuber-und-Gendarm-Spielen hält sich unheimlich lang. Waffen sind einfach total faszinierend für sie. Nicht, dass sie sich dabei wirklich wehtun. Die Mädchen machen zwar mit, aber wenn nur Mädchen da sind, dann spielen sie etwas anderes.» Die Familie besitzt ein so genanntes Tobezimmer – in dem die Mädchen Familie oder Zirkus spielen. Und die Jungen? «Die sind kaum drin, da schmeißt sich einer in die Ecke: ‹Ich bin getroffen!› Und die Mädchen schmeißen sich hin, weil sie beim Zirkus-Spielen vom Pferd gefallen sind.»

Konfliktverhalten


Jungen sind für Mütter vor allem in einem Punkt ein Rätsel: beim Konfliktverhalten. Denn Jungen produzieren mehr Konflikte und vor allem lösen sie sie anders als Mädchen. Jungen sind in Streitigkeiten meist laut, und häufig führen sie sie auch unter heftigem körperlichem Einsatz, also mit Treten und Schlagen. Frauen – als großgewordene Mädchen – verstehen dieses Konfliktverhalten schlichtweg nicht.

Der Grund für die vielen Konflikte ist einfach: Zum Spielverhalten der Jungen gehören Rivalisieren und Kräftemessen genauso dazu wie bei Mädchen der Versuch, Unstimmigkeiten zu vermeiden bzw. sie nicht eskalieren zu lassen. Konflikte, auch körperliche, sind für Jungen selbstverständlich. Vieles, was Mädchen und Frauen als Streit empfinden, ist für Jungen gar keiner.

«Ich empfinde diese permanenten Attacken auf den anderen und dieses ständige Ich-weiß-alles-besser als große Belastung unseres Familienlebens», gesteht Manuela Richter, Mutter von zwei Söhnen. «Auch mit mir streiten sie so viel. Und ich weiß überhaupt nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich war als Mädchen total anders.» Für Mütter bedeuten diese Konflikte ein großes Dilemma: Sie müssen akzeptieren lernen, dass Streitereien zwischen und mit ihren Söhnen mehr zu ihrem Leben gehören, als sie das aus ihrer Kindheit gewöhnt sind. Und sie müssen gleichzeitig als Schiedsrichterin auftreten, sowohl bei den Konflikten zwischen den Kindern als auch zwischen sich und den Söhnen.

  1. Das ist schwierig, wenn man viele der Streitereien von vornherein als unsinnig ansieht – weil man als Mutter eher mädchenhaft Aggressionen vermeiden will. So wie Manuela Richter: «Für mich ist Zusammenleben der Versuch, harmonisch miteinander umzugehen. Aber meine Jungs sehen das ganz anders, die brauchen die ständigen Streitereien. Seit die beiden auf der Welt sind, muss ich mich deshalb dauernd streiten. Ich will das aber gar nicht.»

  2. Es fällt auch deshalb schwer, weil Jungen sich so viel eher verletzen – obwohl Mädchen genauso häufig streiten. Denn Mädchen dürfen heute ihre Konkurrenzgefühle genauso ausleben wie Jungen – aber sie tun es tatsächlich eher mit Worten statt mit Fäusten. «Mein großer Sohn hat ein vollständig verkratztes Gesicht», berichtet Marion Schüler, «und zwar von dem Kleinen, der sich so gegen den Großen durchsetzt. Ich habe mich mit meiner Schwester früher auch dauernd gestritten, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir uns ernsthaft wehgetan hätten.»

  3. Die vielen Streitigkeiten zwischen Jungen sind für Mütter vor allem aufgrund der Heftigkeit, mit der sie ausgetragen werden, unverständlich. Ob Junge oder Mädchen, Kinder heute dürfen und sollen selbstbewusster auftreten als wir, ihre Eltern. Das heißt, Kinder heute wagen auch eher den Konflikt mit den Eltern. «Entweder versucht man, sie zu selbständigen Menschen zu erziehen», meint der Familienvater Joachim Schlichte dazu, «dann ist die Opposition größer. Oder man erzieht sie zu Duckmäusern, dann ist die Opposition geringer. Wenn das Kind keine Opposition lernt, wird es auch nie in Opposition gehen können. Ich weiß aber nicht, inwieweit das im Kind angelegt ist.»

Joachim Schlichte spricht hier einen entscheidenden Punkt an: Denn es gibt neben dem selbstbewussten Verhalten, das Eltern als Widerstand wahrnehmen, noch das so genannte oppositionelle Verhalten. Gemeint ist damit etwas anderes als selbstbewusstes Auftreten. «Mein Sohn hält sich nicht an Grenzen. Er akzeptiert sie einfach nicht. Verbote sind für ihn Herausforderungen», erklärt Susanne Maurer. Und sie nennt ein Beispiel: «Ein rotes Band um eine Baugrube heißt für ihn nicht ‹Stopp›, sondern: ‹Spring rein!›» Dann kommen Eltern, Kindergärtnerinnen und Lehrer an ihre Grenzen. Denn diese Kinder passen sich in kein Regelsystem ein. Und davon sind, unabhängig von der Erziehung, wesentlich mehr Jungen betroffen als Mädchen.

Mädchenmütter


Beim Thema Mädchenmütter verdrehen viele Jungenmütter die Augen. Denn fast alle haben die Erfahrung gemacht, dass die Mütter von Mädchen den Kontakt ihrer Töchter zu Jungen nicht wünschen. Manuela Richters Sohn Julian ist das gleich zweimal passiert. Das erste Mal im Kindergarten. Der Kinderarzt stellte fest, das Julian eine extrem gute Körperkoordination hatte. Er riet zu Ballett, als er hörte, dass Julian gerne mit Mädchen spielte. Julian war begeistert. «Kann die Katharina mitgehen?», fragte er seine Mutter. Sie sprach mit der Mutter von Katharina, Julians Freundin. Klar, war die Antwort.

Und als der große Tag des ersten Unterrichts kam, da gab es plötzlich ein anderes Mädchen aus Julians Kindergarten, mit dem Katharina hinfuhr und anschließend spielte. Die Mutter wehrte auch jeden weiteren Kontakt von Julian und Katharina ab.Julian war tief gekränkt und ging nie wieder ins Ballett. Als Julian in die erste Klasse kam, war da wiederum ein Mädchen, für das er sich interessierte. «Das ist aber merkwürdig, dass meine Tochter mit Ihrem Sohn spielen will», reagierte die Mutter des Mädchens abwehrend, als Manuela Richter dort anrief. Nur...

Erscheint lt. Verlag 16.4.2024
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Familie / Erziehung
Schlagworte Moderne Erziehung • Normen • Ratgeber • Rollenbilder
ISBN-10 3-644-01349-7 / 3644013497
ISBN-13 978-3-644-01349-0 / 9783644013490
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