Wenn Kinder trotzen (eBook)

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2024 | 1. Auflage
224 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-01043-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wenn Kinder trotzen -  Jan-Uwe Rogge
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«Ich will nicht ...» Früher oder später trifft es alle: So um den zweiten Geburtstag herum kann es losgehen, dieses «Nein, ich will nicht!». Und dann wirft sich das Kind auf den Boden und bekommt Wutanfälle. Kein Wunder, dass Eltern angesichts solch dramatischer Auftritte hilflos reagieren. Elternberater Jan-Uwe Rogge ist bekannt dafür, dass er oft mit überraschenden Vorschlägen einen Weg aus schwierigen Erziehungssituationen weist. In diesem Buch wendet er seine bewährten Methoden auf eine der schwierigsten Phasen in der Entwicklung von Kindern an. Die vielen Beispiele zeigen, dass Trotz eine Reaktion auf die Spannungen ist, die in der stürmischen Entwicklungszeit zwischen 2 und 5 Jahren entstehen. Jan-Uwe Rogge erklärt, welche Ursache die oft ausbruchsartigen Zornanfälle haben und wie sich Eltern behutsam und bestimmt in dieser anstrengenden Lebensphase ihrer Kinder verhalten können.

Jan-Uwe Rogge gilt als Deutschlands erfolgreichster Erziehungsexperte. Er ist Familien- und Kommunikationsberater sowie Buchautor. Seit Jahrzehnten liefert er Antworten auf Fragen, die Eltern bewegen. Er hält Vorträge und führt Seminare im In- und Ausland durch. Seine Bücher sind Klassiker der Elternliteratur und Bestseller, sie wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Er ist als Experte regelmäßiger Gast in zahlreichen Rundfunk- und Fernsehsendungen. Rogge lebt in der Nähe von Hamburg.

Jan-Uwe Rogge gilt als Deutschlands erfolgreichster Erziehungsexperte. Er ist Familien- und Kommunikationsberater sowie Buchautor. Seit Jahrzehnten liefert er Antworten auf Fragen, die Eltern bewegen. Er hält Vorträge und führt Seminare im In- und Ausland durch. Seine Bücher sind Klassiker der Elternliteratur und Bestseller, sie wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Er ist als Experte regelmäßiger Gast in zahlreichen Rundfunk- und Fernsehsendungen. Rogge lebt in der Nähe von Hamburg.

KAPITEL II «Nein! Nein! Nein!» Szenen aus dem Alltag und eine erste Annäherung


Lukas

«In ‹Kinder brauchen Grenzen› finde ich so wenig über die Zweijährigen», beklagt sich Frauke Homburg in einem Seminar zum Thema «Trotz!». «Mein Lukas ist seit Wochen fürchterlich. Das fing kurz vor seinem zweiten Geburtstag an. Ich weiß nicht, ob das damit zusammenhängt: Er machte einen Wachstumsschub, und nun wollte er plötzlich alles allein machen. Damit nicht genug.» Ihre Augen werden schmal. «Er haut mich, er beißt mich, er kneift mich.» Sie schüttelt den Kopf, blickt hilflos, fast resigniert drein. «Das geht nun schon seit Wochen so. Ich bin bisher ganz ruhig geblieben, habe nicht geschimpft.» Sie atmet tief aus. «Meine Mutter hat gesagt, ich solle ihm was auf die Finger geben, wenn er haut, oder ich muss einfach mal zurückkneifen. Aber das wäre doch das reinste Mittelalter. Aber ich bin jetzt auch an einer Grenze.» Sie denkt nach. «Die möchte ich natürlich nicht überschreiten. Aber ich bin auch so weit, dass ich bei der kleinsten Kleinigkeit losschreie, weil ich wütend, einfach wütend auf meinen Sohn bin. Vorgestern habe ich schon mal die Hand gehoben, ihn zornig angeschaut und ‹noch einmal, dann  …› geschrien. Da hat er mich angegrinst, ganz frech. Ich hab natürlich nichts gemacht. Aber ich hab mich noch nie so hilflos gefühlt, war noch nie so wütend: auf ihn, auf mich, weil ich anscheinend unfähig bin, mein Kind zu erziehen.»

Paula

Diese Gefühle habe sie auch «immer häufiger», greift Sonja Schrader ins Gespräch ein. «Meine Paula, die ist jetzt zweieinhalb, und manchmal denke ich, die ist schon völlig durchgeknallt.» Sie schaut in die Runde: «Oder bin ich es?» Sie zuckt mit den Schultern. «Ich verstehe sie nicht mehr. Sie hat sich seit einigen Wochen in den Kopf gesetzt, sich nicht mehr die Haare waschen zu lassen.» Doch das müsse schon mal sein, erklärt Sonja Schrader, schließlich habe Paula lange blonde Haare und schwitze sehr viel. «Da muss schon mal Wasser und Shampoo ran, das ist doch nicht zu viel verlangt, oder?» Andere Mütter nicken bestätigend. «Aber Paula weigert sich. Wenn sie schon das Wort ‹Haare waschen› hört, dreht sie von jetzt auf gleich durch, von Null auf Hundert in ein paar Sekunden. Sie schmeißt sich auf den Boden, kreischt: ‹Nein! Nein! Nein!› Die ist völlig hysterisch. Sie wütet, strampelt, tobt, liegt flach auf dem Boden, und keine Macht der Welt kriegt sie hoch.» Sie seufzt: «Ich jedenfalls nicht. Die entwickelt Bärenkräfte, und ich komme dann auch nicht mehr an sie heran. Die macht völlig auf stur, fast möchte ich sagen irgendwie autistisch. Die hat keine Beziehung mehr zur Wirklichkeit. Die tickt dann nicht mehr richtig, ehrlich!» Sonja Schrader macht eine kurze Pause. «Und wenn ich sie mal überlistet habe oder überredet  … oder was weiß ich  …, dann steht sie schon mal unter der Dusche», ein vernehmlicher Seufzer, «und wenn ich das Wasser andrehe, dann dreht Paula durch  … Wieder dieses Kreischen, dieses ziellose Um-sich-Schlagen. Aber dann packe ich sie: ‹Nun ist Schluss!›» Mit einem Male muss sie lachen: «Aber wissen Sie, was das Ende vom Lied ist? Meine Haare sind nasser als Paulas, und das Bad ist ein einziger See.» Neulich sei sie auf den nassen Fliesen ausgerutscht, das habe höllisch geschmerzt. «Und Paula, die sieht das und grinst mich dreckig an.» Ihre Augen funkeln. «Also, da war ich drauf und dran, ihr eine zu scheuern  … Aber ich hab’s nicht getan.» Sie wäre «in die Küche gerannt, habe nur geheult, «aus Schmerz, aus Hilflosigkeit, aus was weiß ich. Und wie ich so dasitze, kommt Paula, streichelt meine Hand, legt ihren nassen Kopf, den sie offensichtlich selber geduscht hat, auf meinen Arm und sagt: ‹Mama, lieb!›» Sonja Schrader legt ihren Kopf in den Nacken, schaut zur Zimmerdecke: «Da verstehe einer noch die Kinder!»

Anton

Das habe sie aufgegeben, lacht Monika Martens. «Also, meinen Anton, den versteht momentan keiner. Der war so ein Süßer, so ein Schmusekind, bis er etwa zweieinhalb war. Aber seit ein paar Monaten ist er wirklich ein kleines Monster.» Andere Mütter lachen laut. Das wäre ja nicht böse gemeint, «aber es ist so. Der hat genau raus, wie er mich fertig macht, auf die Palme bringt, an den Rand der völligen Verzweiflung.» Das fange schon morgens an. «Wir müssen los. Er rennt zum Auto, ich hebe ihn rein, in den Kindersitz, will ihn festschnallen, aber er wehrt sich. Gutes Zureden hilft nicht. Laut werden auch nicht. Für Argumente ist er nicht zugänglich, bestechen lässt er sich von einem bestimmten Zeitpunkt an auch nicht mehr. Ich komme einfach nicht an ihn heran …» Natürlich werde sie hektischer, ungeduldiger, «die Termine sitzen ja im Nacken, aber Anton ist noch nicht festgeschnallt. Er schreit so laut, als ob man ihn umbringt.» Klar wäre sie die Stärkere, weil «seine Kräfte irgendwann erlahmen. Aber ich bin schweißnass, sehe aus wie nach einem gewonnenen Ringkampf, und Anton sitzt ruhig da, nimmt seinen Teddy in den Arm  … und kaum sind wir vom Grundstück, schläft er ein!»

Carlo

Wenn sie abends so im Bett liegen, selig schlafen, glaubt man, «die können keiner Fliege etwas zuleide tun», lächelt Magdalena Schneider. «Und dann weiß ich, das ist dein Kind, wie ich es mir vorgestellt habe. Da stehe ich so ganz selbstvergessen am Bett, fühle mich bestätigt: ‹Mein Carlo!›» Mit diesem Gefühl gehe sie dann ins Bett, freue sich richtig auf den nächsten Morgen. «Dann gehst du in das Zimmer, sagst freundlich ‹Guten Morgen, Schatz!›, und er streckt dir die Zunge raus. Ich bleibe noch ruhig, frage, ob er zum Frühstück Saft will, und er blökt wie ein Schaf: ‹Nein!›. Wenn ich dann frage, was er will, sagt er: ‹Tee!›. ‹Gut, dann eben Tee.› Man soll Kindern ja ihren Willen lassen. Und wenn ich dann sage: ‹Ich mach Tee›, sagt er: ‹Tee, keinen Tee!› – ‹Was denn nun?›, frage ich, und er ganz ruhig: ‹Saft!› Und so geht das weiter, immer weiter.» Irgendwann sitze er ganz zufrieden am Tisch, trinke Tee. Aber das wäre kein Friedensschluss, sondern erst der Beginn von Nein und Ja, von Ja und Nein  … In unendlichen Variationen. Mal ginge es hoch her, mal wäre es still wie im Zentrum des Sturms. Gott sei Dank schlafe er mittags, meint Magdalena Schneider. «Da komme ich zur Ruhe, sammle Kraft.» Und resigniert: «Aber das glaubt einem ja keiner, diese Höhen und Tiefen  …» Wenn ihr Mann abends nach Hause kommt und dann fragt, wie es denn mit Carlo ginge, «bin ich ehrlich, erzähle ihm von seinen Trotzanfällen. Wissen Sie», sie sieht mich an, «was dieser pädagogische Oberguru dann sagt: ‹Schatz, du musst mal durchgreifen!›» Ihre Augen funkeln: «Dieser Klugscheißer, dieser  …!»

Timo

«Die können das einfach nicht verstehen», nimmt Beatrice Baldorf den Faden auf. «Die sind ja auch nicht da. Die Männer haben keinen Einblick, wie das morgens so abläuft.» Sie meine «das gar nicht böse. Es ist eben so … Diese Trödelei morgens …, diese unendliche Trödelei … Timo hat alle Zeit dieser Welt  … Und wenn mein Mann dann mal mit dem Anziehen dran ist, dann klappt das. Timo spurt! Und der triumphierende Blick meines Mannes: ‹Schau, so wird’s gemacht!› Wenn ich dann vorschlage: ‹Übernimm du das Erziehungsgeschäft doch morgens, wenn du es besser kannst!›, schaut er mich entgeistert an: ‹Und wer verdient dann das Geld?›» Mit ihrem Mann und mit Timo, da habe sie sich zwei Machos eingehandelt: «Der eine weiß alles besser … und der andere trödelt.» Es sei ein Wahnsinn, welche Zeit Timo morgens habe. Alles wäre ihm wichtig, nur nicht das Anziehen. «Er zieht seine Socken an, dann ist erst einmal Pause, nimmt einen Legostein oder etwas anderes. Ich mahne zur Eile, er hört nicht oder tut so, als ob er es nicht hört oder macht so, als ob er sich sputet. Aber es passiert nichts. Nach fünf Minuten ist er keinen Millimeter weiter  … Ich werde hektischer, das gebe ich zu, aber das ist doch natürlich. Ich werde lauter: ‹Wenn du nicht gleich angezogen bist, dann mache ich das!› … Ist Blödsinn, weiß ich …» Sie zuckt mit den Schultern: «Aber was soll man machen  … Ruhe bewahren? Das gelingt nur einmal im Monat! Also, irgendwann schnappe ich ihn mir, dann geht’s zack, zack, zack. Aber dann quietscht er: ‹Aua! Aua! Aua!› Und im Nu habe ich ein ausgeflipptes Rumpelstilzchen im Flur, und ich bekomme ein schlechtes Gewissen.» Sie blickt auf den Boden, überlegt: «Aber es muss doch nicht ständig nach seinem Willen gehen, oder?» Sie stockt kurz: «Natürlich ist er sauer, wenn ich ihn aus seinem Spiel hole …, aber wir müssen doch zum Einkaufen. Ich kann ihn doch nicht alleine lassen, also sag ich: ‹Gleich gehen wir.› Dann lasse ich ihm kurz Zeit, und wenn ich dann sage: ‹Komm!›, bleibt er sitzen. Ich nehme ihn freundlich auf, und wenn er sitzen bleibt, ziehe ich ihn schon etwas heftiger. Dann rastet er so komplett aus, wirft mit Bauklötzen um sich, mit allem, was ihm gerade in die Hände kommt. Der steht völlig neben sich  … Ich lasse ihn dann  … Aber wo bleiben meine Bedürfnisse, wo bleiben die bitte schön?» Ihre Stimme bekommt einen ärgerlichen Unterton: «Muss man sich denn alles gefallen lassen, wirklich alles?»

Klara

Sie sei da auch hin- und hergerissen, beschreibt Carolin Peters die Situation mit ihrer dreijährigen...

Erscheint lt. Verlag 13.2.2024
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Familie / Erziehung
Schlagworte Eltern-Kind-Beziehung • Entwicklung • Erziehung • Familie • Familienkonferenz • Familienkonflikte • Grenzen • Kindergarten • Konfliktlösung • Machtkämpfe • Pädagogik • Trotz • Trotzalter • Trotzphase • Wut
ISBN-10 3-644-01043-9 / 3644010439
ISBN-13 978-3-644-01043-7 / 9783644010437
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