Entspannte Leader führen besser (eBook)
264 Seiten
Remote Verlag
978-1-960004-06-2 (ISBN)
Thorsten Donat bezeichnet sich selbst als Trainer aus Leidenschaft. So wie er selbst ständig dazu lernt, liebt er es, sein Wissen an andere weiterzugeben. Seine Stationen als Regisseur, Heilpraktiker, Gesundheitsberater und Ausbilder bieten dafür den perfekten Nährboden.
Thorsten Donat bezeichnet sich selbst als Trainer aus Leidenschaft. So wie er selbst ständig dazu lernt, liebt er es, sein Wissen an andere weiterzugeben. Seine Stationen als Regisseur, Heilpraktiker, Gesundheitsberater und Ausbilder bieten dafür den perfekten Nährboden.
STRESS
Wir alle kennen Momente, in denen wir uns gestresst fühlen. Und wir alle wissen auch, dass wir in solchen Situationen meist nicht so reagieren, wie wir uns das von uns selbst wünschen. Aber was passiert da eigentlich bei uns und bin ich dem ausgeliefert?
Ich denke, den meisten von uns ist bewusst, dass ein uraltes Programm in uns abläuft. Es folgt einem Schema, das wir als absolut anachronistisch beschreiben würden. Entstanden ist es in Zeiten, als es noch Gefahren durch Säbelzahntiger und ähnliche Tiere gab, die sich gern an zartem Menschenfleisch labten. Damals hatten die Menschen noch keine Waffen, mit denen sie auch aus großer Entfernung ihre Haut retten konnten. Es ging also buchstäblich ums Überleben, und zwar durch die Wahl von Kampf oder Flucht. Man konnte sich zwar auch tot stellen, aber das war eher die unzuverlässigere Wahl. In der Regel überlebten vor allem die Menschen, die besonders gut und effektiv den Kampf- oder Fluchtmodus in ihren Genen hatten. Dies gelang natürlich nur, wenn sie dazu noch gut kämpfen oder schnell rennen konnten. Und diejenigen waren es dann auch, die durch das eigene Überleben die Welt mit eigenen Nachkommen besiedeln konnten. So wurden über Hunderttausende von Jahren, wie bei einer Zucht, diejenigen ausgewählt, deren Stress- und damit Überlebensmodus extrem gut ausgeprägt war. Das genetische Programm ist tief in uns verankert und die wenigen Generationen, in denen es eher selten um das nackte Überleben ging, hatten noch nicht genug Zeit, unsere Stressantwort auf Bedrohungen zu überschreiben.
So weit, so gut. Aber warum spricht die WHO jetzt davon, dass Stress eine der größten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts ist, wenn das doch eigentlich ein ganz normaler und nützlicher Mechanismus ist?
Das hat vor allem zwei Gründe: Zum einen fühlen wir uns heute deutlich öfter von anderen Menschen, bestimmten Herausforderungen oder auch unseren eigenen Gedanken unter Druck gesetzt. Zum anderen hilft es in den wenigsten dieser Fälle, wenn wir die Flucht ergreifen oder uns körperlich zur Wehr setzen. (Eine kurze Anmerkung: Wenn ich im Folgenden von Stress rede, meine ich damit den Distress, also den negativen Stress. Es gibt auch Eustress, den Stress, den wir als beflügelnd erleben. Das ist die Art von Stress, die jede Sprinterin kennt, wenn sie im Startblock steht und darauf wartet, losrennen zu können. Oder auch Menschen, die gerade unter Zeitdruck unheimlich effizient werden und dabei ihre besten Resultate erzielen.)
Was also sind die Gefahren, vor denen die Weltgesundheitsorganisation warnt? Dazu gehören neben Herzinfarkt, Schlaganfall und Schlafstörungen auch Tinnitus, Depression und Magengeschwüre. Dies alles sind scheinbar unzusammenhängende Folgen, die jedoch alle auf Stress zurückzuführen sind.
Was passiert demnach, wenn wir unter Stress geraten? Reisen wir in Gedanken noch einmal zurück in die Steinzeit. Damals war es wichtig, dass gerade in stressvollen Momenten in den Muskeln viel Energie ankommt. Das bedeutet, der Blutdruck steigt. Gleichzeitig werden die kleinen Kapillargefäße an den Extremitäten verengt, weil es in einem solchen Augenblick nicht so wichtig ist, ob wir noch Kunstfertigkeiten mit den Fingern hinbekommen. Dazu ist es bedeutsam, sich bewusst zu machen, dass unser Körper in jedem Moment versucht, so effizient wie möglich mit der zur Verfügung stehenden Energie hauszuhalten. Natürlich gilt das auch für Momente des Stresses.
Die Folgen von Bluthochdruck lassen sich also darauf zurückführen. Warum aber Magengeschwüre? Auch das lässt sich gut erklären. In dem Moment, in dem unsere Vorfahren ihr Leben gerettet haben, war es unwichtig, ob der Magen die Mahlzeit, die in ihm lag, noch weiter verdaute. Diese Energie wurde eingespart und lieber den Muskeln zur Verfügung gestellt. Der Magen produziert aber Salzsäure, um die Eiweiße in der Nahrung aufzuspalten. Wenn ich also etwas gegessen habe, danach aber permanent unter Stress stehe, bleibt die Nahrung im Magen liegen, dieser hat für die Zersetzung eine aggressive Säure produziert. Nur wird über die Dauer der Zeit nicht nur die Mahlzeit, sondern auch die Schleimhaut des Magens angegriffen, und so entstehen nach und nach schließlich Magengeschwüre.
Beim Tinnitus ist es etwas komplizierter. Das hängt damit zusammen, dass unser Körper schnell Dinge kombiniert und sie dann als kompakte Einheit wiederholt. Angenommen, ich stehe unter Stress und durch die Anspannung im Schulter-Nacken-Bereich sowie den hohen Blutdruck entsteht ein Tinnitus. Dann kombiniert der Körper das Hochziehen der Schultern mit dem Pfeifgeräusch. Wenn dies ein paar Mal in Folge so abläuft, wird das zu einer Einheit und beim Hochziehen der Schulter kommt automatisch das Tinnitus-Geräusch hinzu.
Warum Menschen, die glauben, die gestellten Anforderungen nicht oder nur ungenügend bewältigen zu können, unter Schlafstörungen leiden, erklärt sich wohl von selbst. Unser Gehirn hat keinen An- oder Ausschalter. Wenn wir also den ganzen Tag Probleme vor uns herschieben, versucht unser Denkorgan in der Schlafphase diese zu lösen. Denn unser Gehirn ist darauf programmiert, für Probleme Lösungen zu finden. Diese Lösungen sind es auch, die wir dann abspeichern. Geraten wir das nächste Mal in eine vergleichbare Situation, greifen wir auf unsere frühere Lösung zurück. Finde ich also tagsüber keine adäquate Lösung, sucht mein Gehirn nachts nach einer solchen und raubt mir damit Schlaf.
Und Depressionen können sowohl durch das permanente Gefühl der Hilflosigkeit als auch der Bedeutungslosigkeit oder der Kraftlosigkeit ausgeprägt werden. Deshalb gehe ich hier auf diese möglichen Folgen von andauerndem Stress nicht weiter ein.
Was noch fehlt, ist eine weitere Auswirkung des Stresses, bei der unser gesamtes Immunsystem geschwächt wird. Bei Stress wird unsere Immunabwehr (Cortisol) hochgefahren, schließlich könnte es sein, dass man sich beim Rennen eine Wunde zuzieht. Damit diese sich später nicht infiziert, wird während des Kampf- und Fluchtmodus dafür gesorgt, dass Erreger direkt an der Wunde eliminiert werden. Wenn man aber, wie viele Menschen heutzutage, ständig unter Stress steht, ist auch die Immunabwehrreaktion unseres Körpers permanent hochgefahren. Dadurch werden die notwendigen Baustoffe für die Abwehrzellen auf Dauer verbraucht und stehen bei wirklichen Bedrohungen nicht zur Verfügung. Das ist ein Phänomen, das vermutlich viele kennen: Solange man unter Druck steht, funktioniert man und ist leistungsfähig. Aber kaum steht das Wochenende vor der Tür, fühlt man sich geschwächt, hat Migräne oder eine Erkältung. Ich kenne einige Menschen, die die ersten Tage ihres Urlaubs regelmäßig im Bett statt am Badesee oder am Swimmingpool verbringen.
Warum schreibe ich so ausführlich darüber, wie Stress unsere Gesundheit beeinträchtigen kann? Zum einen mag ich es, Dinge zu verstehen, und hoffe, dem ein oder anderen Leser geht es ebenso. Zum anderen ist es wichtig zu wissen, dass man mit seinen Symptomen nicht allein ist, sondern es anderen Menschen genauso geht. Damit kommt man aus der Gedankenspirale heraus, mit einem sei etwas nicht in Ordnung, man würde sich nur anstellen oder ähnliche Gedanken. Viele Menschen leiden unter verschiedenen Auswirkungen von Stress auf ihre Gesundheit. Und dafür muss man sich nicht zusätzlich auch noch selbst die Schuld zuweisen. Das ist übrigens ein Aspekt zum Thema Gesundheit, den ich in meinen Seminaren immer wieder erlebe: Sobald die Teilnehmenden erfahren, dass sie mit ihren Herausforderungen nicht allein sind, sondern es anderen genauso oder ähnlich geht, verringert dies den empfundenen Druck. Sie fühlen sich dann als Teil einer Gemeinschaft und glauben weniger daran, dass mit ihnen etwas nicht stimmt.
Das Thema Stress und der Umgang mit ihm ist mittlerweile recht gut erforscht, auch wenn es immer mal wieder neue Aspekte und Denkanstöße dazu gibt. Ein Mann beschäftigte sich schon früh mit Stress und der Frage, was diesen auslöst: Richard Lazarus. Der Psychologe veröffentlichte bereits 1966 wissenschaftliche Artikel zu diesem Thema3. Ihm haben wir auch das sogenannte Lazarus-Stressmodell zu verdanken4. Dieses Modell weist auf zwei wesentliche Aspekte hin, die uns auch in diesem Buch immer wieder beschäftigen werden. Zum einen stellte er fest, dass es an der subjektiven Bewertung liegt, ob ich eine Situation als stressauslösend empfinde. Das bedeutet, wenn es gelingt, eine Situation anders zu bewerten, ist es möglich, allein dadurch weniger Stress zu erfahren. Diesen Aspekt kennen wir z. B. aus Gesprächen mit für uns unangenehmen Zeitgenossen. Wenn ich einen Kunden habe, der mich durch seine Art und Weise aus meinem Konzept bringt, fühle ich mich genervt und gestresst, sobald ich ihn nur sehe. Kolleginnen, die diesen Menschen anders bewerten, fühlen sich in der gleichen Situation nicht gestresst. Vielleicht greifen sie auf andere...
Erscheint lt. Verlag | 22.1.2024 |
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Verlagsort | Oakland Park |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft ► Bewerbung / Karriere |
Schlagworte | achtsamkeit buch • Führen • Führung • Führungskraft • Führungskräfte • Leader • Leadership • Motivation • Resilienz • Stress • Team |
ISBN-10 | 1-960004-06-9 / 1960004069 |
ISBN-13 | 978-1-960004-06-2 / 9781960004062 |
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Größe: 5,8 MB
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