Leben ohne Angst (eBook)

Lass die Sorgen hinter dir

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
272 Seiten
Gerth Medien (Verlag)
978-3-96122-633-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Leben ohne Angst -  Max Lucado
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Wir können zahllose Gründe dafür anführen, warum wir uns Sorgen machen oder Angst haben. Allein der Blick in die Nachrichten genügt. Und diese Angst macht auch vor den Herzen der Menschen nicht Halt, die mit Jesus unterwegs sind. Doch was wäre, wenn unsere Haltung als Christen gegenüber dem Leben nicht länger Sorge wäre, sondern Vertrauen? Max Lucado ist überzeugt: Wir können trotz allem, was geschieht, ein Leben frei von Angst führen und vorbehaltlos dem vertrauen, der die ganze Welt in der Hand hält.

Max Lucado ist langjähriger Pastor der Oak Hills Church in San Antonio, Texas. Er ist verheiratet, Vater von drei Töchtern und Verfasser vieler Bücher. Fast 150 Millionen Exemplare seiner Werke wurden inzwischen weltweit verkauft und in über 50 Sprachen übersetzt. Die Zeitschrift Christianity Today zählt ihn zu den bekanntesten christlichen Autoren Amerikas.

Max Lucado ist langjähriger Pastor der Oak Hills Church in San Antonio, Texas. Er ist verheiratet, Vater von drei Töchtern und Verfasser vieler Bücher. Fast 150 Millionen Exemplare seiner Werke wurden inzwischen weltweit verkauft und in über 50 Sprachen übersetzt. Die Zeitschrift Christianity Today zählt ihn zu den bekanntesten christlichen Autoren Amerikas.

Kapitel 2


Die Bewohner von Stelzendorf


Die Angst vor der Bedeutungslosigkeit

„Habt also keine Angst: Ihr seid Gott mehr wert als ein ganzer Schwarm Spatzen!“

Matthäus 10,31

Stelzendorf ist ein ganz besonderer Ort (es könnte ihn sogar wirklich geben). Seine Bewohner sind recht normale Menschen, die arbeiten gehen und Familien haben. Aber sie haben einen ungewöhnlichen Brauch: Jeden Abend um Punkt sechs Uhr versammeln sie sich auf dem Dorfplatz – und dann werden Stelzen verteilt. Wer aufgerufen wird und ein Paar bekommt, der hat es gut. Er wird dadurch aus der Masse der Kleinen, Unbedeutenden, der Habenichtse und Unwichtigen herausgehoben.

Die wären natürlich auch gerne groß und bedeutend. Und so kommen sie Abend für Abend auf den Dorfplatz, zwängen sich durch die Menge nach vorn, um zu sehen, ob sie nicht auch wichtig sind, aber ihre Namen werden nicht genannt. Es sind die Coolen, die Einflussreichen, die entscheiden, wer elegant, hübsch, klug oder witzig ist. Und dafür gibt es eine Belohnung. Aber keine gewöhnliche Belohnung in Form von Geld, einem Auto oder einem Haus. Es ist etwas sehr Ungewöhnliches: ein Paar Stelzen. Und auf diesen Stelzen immer höher hinauszukommen ist das Ziel aller Bewohner von Stelzendorf. Stelzen sind ihr Statussymbol.

Die hohen Tiere stolzieren erhaben auf ihren langen, wackeligen Stelzen umher und genießen es, das Leben von oben zu betrachten. Aber nur so lange, bis einer ins Wanken gerät. Dann fällt er tief und landet hart. Ist er erst wieder im gemeinen Fußvolk angekommen, hilft ihm keiner von den Schickimickis mehr auf. Im Gegenteil, sie nehmen ihm auch noch die Stelzen weg. Von da an muss er wieder jeden Abend um sechs auf den Dorfplatz kommen, um zu sehen, ob er nicht doch bedeutend genug ist, um ein Paar Stelzen zu ergattern.

Und genau das ist doch der Kern der Sache, die eigentliche Frage, die hinter allem steckt: Sind wir bedeutend? Wir haben Angst, es nicht zu sein. Wir fürchten uns vor der Nichtigkeit, der Bedeutungslosigkeit. Wir haben Angst, uns einfach in nichts aufzulösen und in der Summe nur eine Null zu sein. Wir haben Angst, dass niemand uns vermisst, wenn wir nicht mehr da sind.

Deshalb ärgert es uns, wenn ein Freund unseren Geburtstag vergisst oder der Lehrer sich unseren Namen nicht merken kann, ein Kollege die Lorbeeren für das erntet, was wir getan haben, oder wenn wir tagtäglich wie ein Stück Vieh in den Bus gequetscht werden. Das alles bestätigt unsere schlimmsten Befürchtungen: „Keiner kümmert sich um mich, weil ich es nicht wert bin, dass sich jemand um mich kümmert.“ Deshalb sehnen wir uns nach der Aufmerksamkeit unseres Partners oder der Bestätigung unseres Chefs. In Unterhaltungen erwähnen wir beiläufig Namen wichtiger Persönlichkeiten, wir tragen Markenkleidung, polstern unseren Busen mit Silikon auf, montieren auffällige Felgen an unser Auto und wollen schöne Zähne haben. Das sind unsere „Stelzen“, mit deren Hilfe wir uns vom Fußvolk hervorheben wollen.

Modedesigner sagen uns: „Wenn du unsere Jeans trägst, bist du wer. Wenn du unser Logo auf dem Hintern trägst, bist du nicht länger unbedeutend.“ Also tun wir es. Und eine Zeitlang heben wir uns von den Unwichtigen ab und genießen unseren sozialen Aufstieg. Die Mode erlöst uns aus den Niederungen der Bedeutungslosigkeit und wir sind etwas Besseres. Warum? Weil wir ein Vermögen für eine Jeans aus Italien ausgegeben haben.

Aber dann kommt die große Ernüchterung – die Mode ändert sich, der Schnitt ist out, die Hosen sind jetzt nicht mehr eng, sondern weit, nicht länger verwaschen, sondern dunkel, und plötzlich tragen wir Jeans von vorgestern und merken, dass wir aufs Abstellgleis geraten sind. Und schon befinden wir uns wieder unter den Unbedeutenden.

Vielleicht können wir unsere Bedeutungslosigkeit umgehen, indem wir uns an die riesigen Leistungen eines anderen hängen und so unserem zwergenhaften Leben Bedeutung verleihen. Wie anders ließe sich sonst erklären, dass wir uns beispielsweise so unwiderstehlich zu Sportmannschaften und berühmten Sportlern hingezogen fühlen?

Ich will mich da auch gar nicht ausnehmen: Ich bin ein eingefleischter Fan der San Antonio Spurs. Wenn die Spurs Basketball spielen, ist es mein Spiel. Wenn sie einen Korb werfen, ist es mein Korb. Und wenn sie gewinnen, dann schreie ich gemeinsam mit den siebzehntausend anderen Fans: „Wir haben gewonnen!“ Aber wie komme ich eigentlich dazu, eine solche Behauptung aufzustellen? War ich auch nur ein einziges Mal beim Training? Habe ich schon einmal eine gegnerische Mannschaft beobachtet? Habe ich schon einmal mitgeholfen, sie zu trainieren, oder auch nur einen Schweißtropfen dafür vergossen? Nein. Ich würde es tun, wenn sie mich darum bäten. Aber ich bin zu unbedeutend, zu langsam, zu alt und zu unsportlich.

Trotzdem will ich ein Stück von diesem Kuchen namens Ruhm. Warum? Weil es mich vom gemeinen Volk abhebt. Für kurze Zeit erhebt es mich über die Masse und adelt mich.

Diese Philosophie motivierte in der vierten Klasse meinen Freund Thomas dazu, Dean Martins Zigarettenkippe in einem Glas auf seinem Nachttisch aufzuheben. Dean Martin eroberte mit seinem schmachtenden Blick in den 1960er Jahren die Herzen Amerikas. Er teilte sich den Olymp der Berühmtheiten mit Frank Sinatra und Sammy Davis jr. Das „niedere Volk“ konnte diesen „Adel“ bloß aus der Ferne bewundern. Aber Thomas konnte mehr tun. Als Dean Martin unsere kleine Stadt im Westen von Texas anlässlich eines Wohltätigkeits-Golfturniers mit einem Besuch beehrte, folgten er und sein Vater ihm, und als die Filmikone ihre Zigarettenkippe wegwarf, schnappte Thomas sie sich.

Wer könnte je den Augenblick vergessen, als wir – Thomas’ Freunde – uns in seinem Zimmer versammelten und die heilige Kippe bestaunten. Wir profitierten von den Auswirkungen des Berühmtheitsprinzips. Dean Martin war ein Star; Thomas besaß Dean Martins Zigarettenkippe; wir kannten Thomas. So fiel etwas von Dean Martins Glanz auch auf uns.

Wenn man jemand Wichtiges kennt, ist man selbst auch wichtig. Stimmt’s?

Oder man versucht, dem Leben ein Schnippchen zu schlagen und in gewisser Weise auch nach dem Tod noch weiterzuleben: Wenn der Milliardär feststellt, dass sein Leben schneller zu Ende sein wird als sein Geld, ruft er eine Stiftung ins Leben. Zweifellos spielt dabei Nächstenliebe eine Rolle, aber eben auch das Bedürfnis, etwas von Bedeutung zu tun.

Aus dem gleichen Grund bekommen wir Kinder. Kinder großzuziehen verleiht unserem Leben Bedeutung. Obgleich es eindeutig ehrenhafter ist, Kinder zu bekommen, als Dean Martins Zigarettenkippe zur Schau zu stellen, so geht es doch, zum Teil zumindest, um das gleiche Prinzip. Eines Tages, wenn wir gestorben sind, werden sich unsere Nachkommen an den „guten alten Papa“ oder die „gute alte Mama“ erinnern, und wir werden durch sie weiterleben.

Italienische Markenjeans. Dean Martins Zigarettenkippe. Stiftungen. Hinterlassenschaften – alles Wege, um zu beweisen, dass Bertrand Russell unrecht hatte. Dieser war ein fatalistischer Atheist und kam zu der Schlussfolgerung: „Ich glaube, wenn ich sterbe, werden meine Knochen verrotten, und von meinem Ich wird nichts übrig bleiben.“4

„Er muss sich irren“, seufzen wir.

„Er irrt sich!“, verkündet Jesus. Und mit den liebevollsten Worten, die je jemand gesagt hat, mildert er die Angst der Bewohner von Stelzendorf: „Kauft man nicht zwei Spatzen für einen Groschen? Und doch fällt nicht einmal ein Spatz auf die Erde, ohne dass euer Vater es weiß. Bei euch aber ist sogar jedes Haar auf dem Kopf gezählt. Habt also keine Angst: Ihr seid Gott mehr wert als ein ganzer Schwarm Spatzen!“ (Matthäus 10,29 – 31).

Was gibt es Bedeutungsloseres als Haare? Wer macht schon Inventur auf dem eigenen Kopf? Wir zählen und messen andere Dinge: das Geld auf unserem Konto, das Benzin im Tank, die Kilos auf der Waage. Aber Haare auf dem Kopf? Niemand, nicht einmal ein Mann mit immer größer werdenden Geheimratsecken, nummeriert jedes einzelne Haar auf seinem Kopf. Wir frisieren unsere Haare, färben sie, schneiden sie … aber wir zählen sie nicht.

Doch Gott tut es: „Bei euch aber ist sogar jedes Haar auf dem Kopf gezählt.“

In dem Bericht von Lukas geht Jesus noch einen Schritt weiter: „Kauft man nicht fünf Spatzen für zwei Groschen? Und doch kümmert sich Gott um jeden Einzelnen von ihnen“ (Lukas 12,6). Zur Zeit Jesu war ein Groschen eine der kleinsten Münzen, die es gab. Mit einem Groschen konnte man zwei Spatzen kaufen. Mit anderen Worten: Jeder konnte sich ein paar Spatzen leisten. Und für zwei Groschen bekam man sogar fünf. Den fünften bekam man nämlich gratis dazu. Aber wozu? Wozu waren Spatzen gut?

In unserer Gesellschaft gibt es immer noch genügend fünfte Spatzen: unauffällige Menschen, die sich überflüssig und entbehrlich vorkommen, als seien sie keinen Groschen mehr wert. Sie bilden Fahrgemeinschaften und arbeiten in Großraumbüros. Manche schlafen unter Zeitungen auf dem Gehweg, andere unter Daunendecken in Villen. Doch was sie verbindet, ist das Gefühl der Bedeutungslosigkeit.

Einen ganzen Schwarm solcher fünfter Spatzen gab es in einem Waisenhaus für Taubstumme in China. Chinas Ein-Kind-Politik hat dazu geführt, dass die Schwachen „aussortiert“ werden. Jungen haben Vorrang vor Mädchen und gesunde Kinder vor behinderten. In China haben Kinder, die nicht hören oder sprechen können, kaum Chancen auf ein gesundes, produktives Leben. Überall wird ihnen zu verstehen...

Erscheint lt. Verlag 8.1.2024
Übersetzer Elke Wiemer
Verlagsort Asslar
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Psychologie
Schlagworte Angst • frei von sorgen • Gottvertrauen • Mutlosigkeit • Sorgen • Vertrauen • Zuversicht
ISBN-10 3-96122-633-4 / 3961226334
ISBN-13 978-3-96122-633-7 / 9783961226337
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