Die Gaben der 4 Krafttiere (eBook)

DER REISSENDE FLUSS DES WANDELS … UND DIE KRAFTVOLLEN HILFEN FÜR UNS

Vor mehr als zehn Jahren hörte ich eine schamanische Prophezeiung und konnte mir nicht vorstellen, was genau damit gemeint war. Nun ist die Zeit, von der damals gesprochen wurde, gekommen und alles, was ich über mich, die Menschen und den schamanischen Weg lernen durfte, scheint mir heute wichtiger denn je.

Die Prophezeiung lautete wie folgt: Es wird eine Zeit kommen, in der sich alles extrem beschleunigt. Ähnlich wie ein Bach, der anfangs langsam vor sich hinfließt und bald zu einem reißenden Fluss anschwillt. Dieser Fluss wird alles wegspülen, was nicht im Einklang mit der Natur, mit der Schöpfung und mit sich selbst ist, was vergessen hat, dass es ein Teil des großen Ganzen ist. Jeder, der versucht, sich der Veränderung zu widersetzen oder sich am Ufer festzuhalten, wird von der Strömung hinabgezogen. Alles, was wir tun können, ist, den Mut aufzubringen, uns in die Mitte des reißenden Stroms zu begeben und uns dem Wandel zu überlassen, der uns zu neuen unbekannten Ufern führen wird.

Ja, diese Zeit ist jetzt da. Wir leben in einer Phase der intensiven Transformation, der Reinigung und des Aufstiegs. Wir sind inmitten dieses reißenden Stromes angekommen und viele von uns werden aus ihren gewohnten Bahnen des Lebens, Denkens und Empfindens geschleudert. Die gute Nachricht ist, dass unsere Schwingung so enorm angehoben wird, dass sich unsere Herzen immer weiter öffnen und wir nicht mehr anders können, als uns der Liebe und diesem Aufstieg hinzugeben. Auf der anderen Seite sind wir damit konfrontiert, dass unsere Blockaden, Ängste und Wunden verstärkt an die Oberfläche kommen, damit wir uns von all dem lösen können, was uns noch im Weg steht. Individuell wie kollektiv.

Dieses Buch möchte dir bei dieser Transformation dienen. Es stellt dir einen schamanischen Weg der Arbeit mit Krafttieren vor, die dir enorm dabei helfen können, diesen Aufstieg in eine »neue Welt« liebevoll und harmonisch zu gestalten. Wenn du dich für die mystische Welt des Schamanismus öffnest und dir erlaubst, tiefer einzutauchen in die Welt deiner Seele – raus aus dem Verstand, hinein in dein Herz – dann warten derart große Geschenke auf dich, wie sie sich dein Verstand überhaupt nicht vorstellen kann. Du wirst die Illusion des Getrenntseins hinter dir lassen und bewusst Teil der lebendigen Einheit von Natur und Schöpfung sein. Ich wünsche mir aus tiefstem Herzen für dich, dass du die inneren und äußeren Schätze findest, zu denen dich die folgenden Kapitel führen möchten.

»Wo der Geist aufhört, fängst du an!«

Don Manuel Quispe, Schamane aus Peru

Wie groß und unermesslich diese Schätze sein können, möchte ich mit einer Erfahrung von mir zu beschreiben versuchen. Es ist eine außergewöhnliche, ja, sogar extreme Erfahrung, die du in einer solchen Intensität nicht machen musst, denn es gibt ganz unterschiedliche Wege für uns. Auch sanftere, wie sie dieses Buch ermöglicht. Aber mein damaliges Erlebnis zeigt sehr schön, was möglich ist.

Ich muss gestehen, dass es in meinem Leben eine Phase gab, in der ich glaubte, spirituell schon alles erreicht zu haben. Ich dachte, ich sei »durch« mit meinen Themen, schließlich hatte ich mit unterschiedlichen Methoden viel an mir gearbeitet, hatte meditiert, hatte schamanische Lehrer aufgesucht und an Ritualen teilgenommen, lehrte selbst und coachte. Ich schaute auf viele herab, die noch nicht »so weit« waren, wie ich mich wähnte. In diese Zeit nun fiel meine allererste Ayahuasca-Zeremonie in Peru, zu der ich vollkommen unvorbereitet, aber mit jeder Menge spiritueller Überheblichkeit reiste.

Ayahuasca – kurz zur Erklärung – ist in Süd- und auch Mittelamerika bekannt als heilige Medizin, die uns einen Zugang zur göttlichen Welt und damit auch Heilung geben kann. Die »Liane der Seele« oder auch »Liane des Todes« wird in einem Ritual unter Anleitung eines erfahrenen Schamanen in Kombination mit einer zweiten Pflanze als halluzinogen wirkender Sud eingenommen. Sie schickt die Teilnehmer auf eine intensive innere Reise – und letztlich, so könnte man sagen, in den Ego-Tod, wodurch sie sich erinnern, wer sie wirklich sind.

Kurz bevor es losging, wurde mir gesagt, dass jeder mit einer Absicht, einem Thema oder einer Intention in diese Zeremonie gehen soll. Da ich davon ausging, keine Themen mehr zu haben, wollte ich Kontakt zu den Sternen, denn auf der Erde, so meinte ich, gab es für mich nichts mehr, was ich zu lösen hätte oder mit dem ich noch mehr in Verbindung hätte gehen können.

An der Zeremonie nahmen etwa zwanzig Personen teil und viele waren spirituell interessierte Menschen, die damit noch keinerlei Erfahrung hatten. Ich dachte mir daher, dass es sooo schlimm schon nicht werden würde. Zumal ich ja schon mal eine Magic-Mushroom-Erfahrung auf Bali gemacht hatte. Das war aber sehr lange her.

Jeder trank den dickflüssigen, beinahe schwarzen Sud, den ich fast nicht runterbekam. Ich musste gegen einen Brechreiz ankämpfen. Als die Wirkung nach etwa einer Stunde einsetzte, wurde es schnell richtig heftig. Angst, Panik und der Drang davonzulaufen wurden übermächtig. Um mich herum wurde es dunkel. Vollkommen dunkel. Obwohl ich doch zu den Sternen gewollt hatte, sank ich immer tiefer in die Erde hinein und in mir war nur ein Gedanke: Ralph, das war ein Fehler! Was habe ich nur getan?! Ich sterbe!

Es war so unerträglich, dass ich einfach nur wollte, dass es aufhört. Aber ich hatte die Substanz getrunken und kam aus der Nummer nicht mehr heraus. Ich durchlebte extreme Ängste, die Urangst zu sterben, zu verwesen und meine Seele düsteren Dämonen überlassen zu müssen. Dieser Prozess war das Heftigste, was ich je durchgemacht hatte.

Der Schamane kam in gewissen Abständen zu mir und pustete einen heiligen Tabak über meinen gesamten Körper. Mir wurde im Nachhinein erklärt, dass er mir dadurch half, schwere Energie aus meinem Körper zu befreien. (Um diese schwere Energie wird es hier im Buch noch genauer gehen.)

Irgendwann ließ die Wirkung der Ayahuasca nach und die heiligen Gesänge des Schamanen holten mich zurück. Diese Icaros sind wesentlich, weshalb man ein solches Ritual wirklich nur bei einem sehr erfahrenen Schamanen machen sollte. Es formte sich um mich herum eine Sphäre aus weißem Licht und ich stieg aus der dunklen Erde wieder empor. Ich wurde neu geboren. Als ich auf der Oberfläche der Erde ankam, empfing mich Pachamama, die große Mutter, mit ihrer bedingungslosen Liebe. Ich fühlte mich gehalten und getragen, während ich vollkommen kraftlos und erschöpft war. Wie ein Säugling, der nur daliegen konnte. Ich schämte mich, wie ignorant und überheblich ich gewesen war, und fing an zu weinen. Doch diese Gefühle lösten sich langsam auf. Sie wichen gänzlich von mir. Ich fühlte mich nackt und so geliebt, wie ich es noch nie zuvor gefühlt hatte. Ein Zustand von Seligkeit, in dem ich mit jeder Zelle meines Körpers die Schöpfung spüren konnte. Ein Gefühl von unendlicher Dankbarkeit und Demut durchströmte mein gesamtes Sein. An diesem Tag fing ich an zu vertrauen und gab mich Pachamama vollkommen hin. Sie zeigte mir, wie wundervoll die Erde ist, wie wundervoll sie selbst ist und dass wir alles, wirklich alles von ihr bekommen, ohne etwas dafür tun zu müssen, weil sie uns so liebt.

Mutter Erde: Wir sind ein Teil von ihr und sie ist ein Teil von uns.

Ich war zum ersten Mal in meinem Leben wirklich auf der Erde angekommen. Ich öffnete mich für dieses Paradies, in dem wir leben dürfen. Zum ersten Mal fühlte ich mich wertvoll – in dieser Verbundenheit, in der wir alle eins sind. Ich fühlte mich als Teil des unermesslichen schöpferischen göttlichen Plans. Zum ersten Mal wurden die Ketten all der Abhängigkeiten in meinem Herzen aufgelöst und ich strahlte zusammen mit all den anderen Wesen hier auf der Erde. Ich wünsche mir für jeden Menschen auf diesem Planeten, das fühlen zu können. Sich wieder daran zu erinnern, wer wir in Wahrheit sind. Pure Liebe, pures Licht. Wenn wir den Mut haben, die Mauern der Trennung, die wir selbst um unser Herz herum erbaut haben, wieder einzureißen, dann wird das möglich. Selbstwertgefühl und Selbstliebe werden zu etwas Selbstverständlichem, aus dem heraus wir denken, fühlen und handeln – in dem Wissen, dass wir immer perfekt sind und von der Schöpfung geliebt werden, egal, was wir tun oder wie wir uns zeitweise fühlen.

UNSER AUFSTIEG IN DIE »NEUE WELT«

Diese Zeit der großen Transformation, die wir gerade erleben und von der die eingangs erwähnte Prophezeiung – neben vielen anderen – sprach, will uns genau zu dem führen, was ich beim Zurückkommen von der Bewusstseinsreise in der Zeremonie erleben durfte. In ein tiefes Wissen und Erleben unserer Einheit mit dem Leben, mit der Schöpfung, mit Mutter Erde und allen Wesen, die sie bewohnen. In diesem verwandelten Bewusstseinszustand gestalten wir das Leben auf unserem Planeten vollkommen anders, als wir es derzeit gewohnt sind.

Der Weg dorthin könnte sich zeitweise ähnlich schmerzlich anfühlen wie der Anfang meiner Ayahuasca-Reise. Denn von wo aus starten wir? Uns ist beigebracht worden, dass Körper, Geist und Seele (wenn wir Letztere überhaupt einbeziehen) getrennt voneinander zu sehen sind. Es wird ein rein mechanisches Bild von unserem Körper unterrichtet, der uns am Leben erhält – mit dem Blutkreislauf, dem Verdauungssystem und elektrischen Impulsen, die über Synapsen unsere Denkprozesse steuern, und mit Enzymen unseres Drüsensystems, die unsere Emotionen steuern. Der Geist wird mit dem Verstand gleichgesetzt, mit Logik und Ratio, die uns beherrschen und unsere Welt zu dem...