Haben Sie auch Seniorenteller? -  Susanne Lauer

Haben Sie auch Seniorenteller? (eBook)

Kellnern ist nichts für Feiglinge! Bonner Live-Schalte aus dem Em Höttche.
eBook Download: EPUB
2023 | 3. Auflage
144 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-9865-0 (ISBN)
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Es ist, was es ist. Es ist die LIEBE! Sie ist es, die die Autorin zu diesem Buch inspiriert hat. Ihre Liebe zum Bonner Brauhaus «Em Höttche», zu der Tätigkeit als Service-Kraft und zu ihren Kollegen. Augenzwinkernd und mit einer guten Dosis Humor schildert sie den ganz normalen Wahnsinn eines Gastronomie-Alltags sowie erheiternde Erlebnisse mit Kollegen und Gästen. Eine Live-Schalte mitten aus dem Gastro-Leben. Ein Stück Bonner Zeitchronik. Als am 05. September 2023 der Bonner Sommer sich in seinem schönsten Kleid zeigt und die Sonne bei 30 Grad hell strahlend über dem alten Rathaus am Marktplatz ihr Bestes gibt, verdunkelt plötzlich ein langer Schatten das Bonner Brauhaus. Die Autorin entschied sich, das Buch «Haben sie auch Seniorenteller?»zur Belustigung, aber vor allem auch als Souvenir an die gemeinsame Reise im Höttchen ihrem Team und den Gästen des Bonner Brauhauses zu widmen, im Gedenken an den Besten aller Chefs.

Susanne Lauer, geboren 1964 in Bonn, kellnerte von 1984 bis 1991 im ehemaligen «Bonner Kaffeehaus» am Remigiusplatz. Sie war im «Opera» an der Bonner Oper und im «Eselchen» in Bonn-Duisdorf als Service-Kraft tätig. Nach zwei Studien, zwei Ausbildungen und einer 33-jährigen Berufstätigkeit, u.a. in Norditalien, tauchte sie 2023 wieder leidenschaftlich in die Gastronomie ein und kellnert seitdem im «Em Höttche», dem historischen Bonner Brauhaus am alten Rathaus. «Haben Sie auch Seniorenteller» ist neben einigen sprachwissenschaftlichen Veröffentlichungen Lauers viertes Buch. Sie publizierte unter dem Pseudonym «Resi Lienz» zwei Sachbücher über die Gefahren der digitalen Pubertät (2020/2022) und veröffentlichte 2023 einen Erfahrungsbericht über Land und Leute in Dithmarschen in Schleswig-Holstein.

From the very beginning


Bonn. Mitte Dezember 2022. Im Sommer zuvor hatte ich nach Abschluss meines Zweitstudiums nach Schleswig-Holstein umsiedeln wollen. Ich war mit dem Büsumer Schulleiter nach monatelangem Ringen nicht einig geworden. Es bestand pekuniärer Bedarf. In meinem ersten Leben kellnerte ich von 1984-1991 sieben Jahre lang während meines Erststudiums und meiner anschließenden Ausbildung. Mit Leidenschaft. Unter einem amerikanischen General im ehemaligen Bonner Kaffeehaus am Remigiusplatz. Das gibt es schon lange nicht mehr. Die Zeit hatte das Traditions-Lokal empathielos ausradiert. Ich war in unterschiedlichen Lokalitäten als Service-Kraft tätig: Im »Opera» an der Bonner Oper, im »Eselchen» in Bonn-Duisdorf, im »Medo» in Siegburg, in einer Pizzeria in Niederkassel. Eigentlich hatte ich jetzt das Gefühl, ich sei mit 58 Lenzen inzwischen viel zu alt und zu müde, um mit Kellner-Schürze blitzschnell durch irgendwelche überfüllten gastronomischen Lokalitäten zu flitzen, schwere Tabletts zu schleppen und schwierige Gäste zu besänftigen. Eigentlich. Doch die Gastronomie gehört Corona sei Dank zu den Branchen, in denen der Personalmangel am eklatantesten ist. In etlichen Schaufenstern hängen Wanted-Plakate, aus denen förmlich die Verzweiflung der Gastronomen trieft: »Köche, Servicekräfte händeringend gesucht, Teilzeit, Vollzeit, Minijob oder Festanstellung, völlig egal, Ihr Kinderlein kommet, bitte! und das recht zahlreich, am besten sofort!»

Im Jahr 2023, dem Jahr Eins nach Corona [1 n.C.], haben viele Gastronomiebetriebe aufgrund des Personalmangels nach wie vor oft zwangsweise mehr als nur einen Ruhetag. Einige Lokalitäten schließen sogar zwei bis drei Tage in der Woche oder aber verändern ständig ihre Öffnungszeiten, sodass so mancher Stammgast gar nicht mehr so genau weiß, wann er denn nun das Lokal seines Vertrauens aufsuchen darf. Eine Sonntag-Schließung ist besonders schmerzhaft in der Gastronomie, da an dem Tag, an dem Gott uns bat zu ruhen, viele Ausflüge und Familien-Feiern stattfinden, die Küche daheim oft kalt bleibt, damit Muttern sich auch einmal von ihrem ständigen Dasein am Herd ausruhen kann.

Ein wenig merkwürdig ist er schon, dieser anhaltende Fachkräftemangel. Im Monat Juli 2023 sind in Deutschland 2,62 Millionen Arbeitslose registriert. Die Arbeitslosenquote beträgt 5,7 %. Google behauptet kühn, dass jeder fünfte Erwerbslose überhaupt keine Arbeit mehr aufnehmen will. Nach Abzug der Kranken und Gehbehinderten, bleiben rein rechnerisch immer noch genug Leutchen übrig, die der Gastronomie zur Seite springen könnten. Spüler schon eher, aber Koch oder Servicekraft kann nur leider nicht jeder, nicht ad hoc und auch nicht ohne gewisse Voraussetzungen.

Irgendein Tag im Dezember 2022. Usseliges1 Wetter. Nasskalter Schneeregen. Wind aus allen Himmelsrichtungen. Das Wetter ist eine Zumutung und im Grunde völlig ungeeignet dafür, nun im Kostüm und Pumps mit frisch gelegtem Haar durch die City zu stöckeln, um sich in irgendeinem Restaurant oder Café vorzustellen. Vielleicht wäre es sinnvoller, sich in einer Neuauflage um eine Komparsenrolle an der Seite der Nachfolgerin von Scarlett O'Hara zu bewerben für den vor Urzeiten erschienenen Film »Vom Winde verweht (1939)». Würde auch alterstechnisch zu mir passen. Wirklich Gastronomie? Das Trinkgeld ist nicht zu verachten und kann einen Stundenlohn schön aufhübschen.

Bonn-Poppelsdorf. Türklinken-Putzen. Ich soll nicht umsonst jahrelang im Vertrieb tätig gewesen sein.

Zu meinen persönlichen Skills zähle ich eine profunde Lebens- und Berufserfahrung, eine gewisse Menschenkenntnis (Irrtümer vorbehalten) und eine gute Dosis Humor (Galgenhumor/ Selbstironie inbegriffen). Humor hilft. Der Kitt, der ein aus dem Leim geratenes Leben zusammenhält. Lachen, Ärger und Wut sind emotionale Aggregatzustände, die unmöglich parallel ablaufen können. Wer über sich selbst lacht, nimmt sich selbst nicht mehr so ernst. Ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich nicht nur die BahnCard und das Deutschlandticket besitze, sondern auch den Seniorenbonus. Nach unendlich vielen Jahren auf Erden, weiß ich jetzt genau, was ich nicht will. Sollte ich auf den einen oder den anderen ein wenig cringe wirken, dann ist das part of my identity und eine jecke Nebenwirkung meines fortgeschrittenen Alters. Meinen Beipackzettel habe ich vorsichtshalber entsorgt. Ballast abwerfen.

Erste Anlaufstelle. Eine italienische Pizzeria. Italienisch ist immer gut. Das spreche ich fließend. Ich mag die Sprache, Sprachen überhaupt. Unter Linguisten nicht unüblich.

Ein junger Inhaber am Tresen. Die Bude leer wie ein ausgepumptes Freibad-Schwimmbecken mitten im Winter. Mein Gegenüber notiert geflissentlich meine anagraphischen Daten. Er würde sich in der kommenden Woche telefonisch bei mir melden. Der Anruf bleibt aus. Dafür bin ich dem Pizzen-Häuptling mehr als dankbar. Bestimmt besuchen ihn ausschließlich 15-19jährige Gäste der Generation Z, um sich in einer 10minütigen Smartphone-Pause geschwindt irgendeine Junk-Pizza einzuwerfen.

Abends am Wochenende Rudel Jugendlicher, die laut gröhlend Fastfood vertilgen, bevor sie in irgendwelche Bars ausströmen oder sich vor Netflix in vakuumdichten Räumen zusammenhorten. Von jüngeren Generationen hatte ich im Dezember letzten Jahres eigentlich ein wenig die Nase voll. Meine Tochter war fast 18 Jahre alt. Nicht, dass wir uns missverstehen, ich liebe dieses Kind, aber die Mutprobe der dreijährigen digitalen Pubertät, solches würde ich noch nicht einmal meinem ärgsten Feind wünschen. Wir beide haben nur um ein Haar überlebt. Wunder gibt es immer wieder. Heute oder morgen. Hat wohl mit Katja Ebstein, aber auch mit unserer Resilienz zu tun. Unkraut vergeht nicht.

Wenn schon kellnern, dann möchte ich bitte schön auch persönlich davon profitieren, umringt von Gästen und Kollegen meines Alters, mit denen ich mich unterhalten kann, eine ebenbürtige Kampfklasse, mit der ich in den Ring steige.

Am Bonner Marktplatz, zur Linken des schönen, alten Rathauses quetscht sich ein Brauhaus schüchtern in eine Ecke: 'Em Höttche'. Verschämt scheint es so wenig Platz wie möglich einnehmen zu wollen, bloß nicht stören. Eine kleine Tür ('ziehen'!) und schon ist man im Entree. Städtebaulich fehlt es wohl an Platz, andernfalls hätte dieses Brauhaus einen bei weitem selbstbewussteren und majestätischeren Auftritt verdient. Auch hier prangen im Fenster Personalaufrufe. Moment mal, hier war ich schon einmal! Das muss mindestens dreißig Jahre her sein! Damals erschien mir der Laden düster und irgendwie spießig, viele Senioren. Es war Sonntagnachmittag und ich erst in meinen Zwanzigern.

Meine Tochter behauptet das übrigens auch: Im Höttchen wären ja nur alte Leute, Gruftis mit Bierhumpen, eine schummrige Fahrt durch die Geisterbahn, haha. So ändern sich die Perspektiven im Alter, entsprechend der eigenen Situation und der altersgerechten Bedürfnisse. Mein Mädel ist achtzehn, während unsereins sich als Ü60 immer noch zu den Best-agern zählt. Ja, ich weiß, man kann sich auch alles schönreden. Aber ältere Semester können durchaus eine Bereicherung für das eigene Leben sein (Meine Tochter sieht das anders! Auch was ihre eigene Mutter betrifft!:)). So war es jedenfalls schon damals bei den Indianern und ihren Stammesältesten. However, die meisten Gäste im Höttchen sind Middle-ager, Senioren, aber auch durchaus Familien mit Kindern, vor allem unter den Touristen.

Irgendein Tag im Dezember 2022. Immer noch usseliges Wetter. Lese den Aushang, fasse mir mein Herz und trete ein. Tatsächlich düster hier drinnen! Brauhaus eben. Einige rotweiße Servicekräfte wuseln geschäftig, scheinbar leicht gestresst im sardinenbüchsenartigen Thekenbereich. Eine Blondine sieht mich, lächelt. Eis gebrochen! Ich teile ihr den Anlass meines spontanen Besuches mit. Ich sei allerdings schon 58 Jahre alt. Es sei verdamp lang her, dass ich gekellnert hätte. «Ich bin 59», strahlt sie mich an,«und wir sind hier alle älter. Schreiben Sie mal Ihre Kontaktdaten auf. Der Chef ruft an. Ganz bestimmt!» Ich tue wie geheißen und whattste anschließend mit meiner Freundin Dagmar. «Kellnern???!!! Du???!!! Du solltest etwas in Deinem Bereich suchen. Kellnern ist doch nichts für Dich!»

Ein paar Tage später ruft Herr Brandau zwecks eines Vorstellungsgespräch an. Dann heißt es zwei Wochen Geduld: «Jetzt ist Weihnachten. Wir schließen über die Feiertage. Das Personal soll auch mit den Familien feiern». Wäre es nach mir gegangen, hätte ich das Gaspedal bis zum Anschlag durchgetreten und von 0 auf 180 beschleunigt, doch das Argument klingt überzeugend. Am 3. Januar 2023 absolviere ich meinen ersten Probearbeitstag im Minijob.An Tag eins laufe ich den Kellnern hinterher und beobachtete das Geschehen. An Tag zwei baumelt bereits ein eigener Kellnerschlüssel an meiner Schürze....

Erscheint lt. Verlag 21.12.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Essen / Trinken
ISBN-10 3-7583-9865-7 / 3758398657
ISBN-13 978-3-7583-9865-0 / 9783758398650
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