Kraftakt: Mein Leben mit Multipler Sklerose -  Anna Kraft

Kraftakt: Mein Leben mit Multipler Sklerose (eBook)

Spiegel-Bestseller
Fragen, Antworten, Erfahrungen und Tipps zu der chronischen Krankheit

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
192 Seiten
Südwest (Verlag)
978-3-641-31509-2 (ISBN)
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Jetzt erst recht
Anna Kraft, ehemalige Sprinterin und eine der Top-Sportmoderatorinnen im deutschen Fernsehen, erhielt 2015 die Diagnose Multiple Sklerose. Zwei Worte, die Krafts Leben für immer verändern. Aufgeben ist keine Option, schnell meldet sich die Optimistin in ihr: 'Nicht zurückblicken, einfach nach vorne'. Erst im August 2021 geht Kraft mit ihrer Krankheit an die Öffentlichkeit. MS ist eine neurologische Autoimmunkrankheit mit sehr unterschiedlichen Verlaufsformen, die 'Krankheit mit tausend Gesichtern', und eine der häufigsten neurologischen Krankheiten bei jungen Erwachsenen.

Zusammen mit ihrem behandelnden Arzt Prof. Dr. Bernhard Hemmer hat sie dieses Buch geschrieben, um Betroffenen und ihren Angehörigen Mut zu machen. Neben ihrer persönlichen Geschichte werden das Krankheitsbild detailliert erklärt und Behandlungsmöglichkeiten dargestellt.

  • Allein in Deutschland circa 250.000 Betroffene und jährlich etwa 10.000 Erstdiagnosen
  • Konkrete Informationen zu der komplexen Krankheit für Betroffene und Angehörige
  • Medienbekannte Autorin, die mit ihrer Krankheitsgeschichte an die Öffentlichkeit geht und Anderen Mut macht


Anna Kraft wuchs in Leverkusen auf und war zwischen 2000 und 2008 Leichtathletin beim TSV Bayer 04 Leverkusen aktiv. Mit der Sprint-Staffel wurde sie mehrfache deutsche Meisterin. Ab 2005 studierte sie an der Deutschen Sporthochschule Köln Sportwissenschaften mit dem Schwerpunkt Medien und Kommunikation. Nachdem sie sich mit Anfang 20 vom Leistungssport verabschiedet, widmet sie all ihre Energie der medialen Begleitung des Sports, der sie familiär bereits ihr ganzes Leben begleitet: Fußball. Innerhalb kürzester Zeit legt sie eine steile Karriere hin und ist heute aus der Welt des Fußballs nicht mehr wegzudenken. Anna Kraft stand für Sat.1, Sky, Sport1, dem ZDF, Eurosport und RTL vor der Kamera, wo sie zahlreiche Spiele moderierte. Ihre Schlagfertigkeit ist einmalig, ihr Lachen steckt an.

Doreen Brumme ist Politologin, freie Journalistin, Autorin und Bloggerin. Sie lebt mit ihrer Familie in Hamburg, schreibt zu medizinischen sowie ökologischen Themen und hat sich als Expertin für erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit einen Namen gemacht.

Vorwort


»Frau Kraft, wir wissen jetzt, was es ist!«

Als die Ärztin, die mich eben aus dem Zimmer im Münchner Klinikum rechts der Isar geholt hatte, um mich allein zu sprechen, nach ein paar Metern auf dem Gang stehen blieb, sich zu mir umdrehte, mir in die Augen sah und diesen Satz sagte, da war ich erleichtert. Dachte ich doch: Gut, dann kann die Behandlung gleich losgehen und ich komme hier schnell wieder raus. Dort wartete schließlich Arbeit auf mich! Und ich wollte nicht noch einen Job absagen, nachdem ich die mir wichtige Besprechung für meine Sendung am Wochenende, die für heute Nachmittag in Mainz angesetzt war, schon hatte streichen müssen.

Ich bekomme meine Diagnose


Dann sagte die Ärztin: »MS … Multiple Sklerose …«

MS? Was ist das? Geht das wieder weg? Was passiert jetzt mit mir? Diese Fragen explodierten in meinem Kopf. Ich hatte keine Antworten darauf.

»… eine unheilbare Krankheit, mit der man aber gut leben kann …«

Die Ärztin redete weiter, doch ihre Stimme rauschte nur noch an mir vorbei. Sie sprach ruhig, sachlich, professionell. Ich war sicher nicht die Erste, der sie eine solch schwerwiegende Diagnose mitteilen musste. Sie tat mir leid.

MS.

Ich ließ meinen Blick schweifen. Von der jungen Ärztin über die in Plastikfolie verpackten Krankenhausbetten hinter ihr bis auf den Boden mit seinem perfekten Muster aus Punkten. Mein Blick hüpfte von Punkt zu Punkt, bis diese vor meinen Augen verschwammen. Wasser stieg mir in den Hals und nahm mir die Luft. Es stieg weiter und weiter, bis es schließlich in Sturzbächen aus meinen Augen strömte. Hinter dem Tränenschleier nahm ich nur noch undeutlich wahr, dass die Ärztin aufgehört hatte zu reden, mich anlächelte und mir etwas in die Hand drückte. Broschüren. Zwei Buchstaben darauf stachen mir ins Auge.

MS.

Tränenblind stolperte ich zurück ins Krankenhauszimmer, in dem ich die Nacht verbracht hatte. Krissi, die junge Frau im zweiten Bett, nahm ich in diesem Moment kaum wahr. Ich griff mein Handy und stürzte wieder aus dem Zimmer. Ich wollte allein sein und die Krankheit, die ich habe, googeln. Ich tippte MS ein, doch auf dem Gang hatte mein Handy kaum Empfang. Ich lief den Flur entlang, mein Blick klebte am Handy. Endlich ging das Internet. Und das Erste, was Google mir anzeigte, war das Bild einer Frau im Rollstuhl.

Rollstuhl? Ich? Unmöglich! Ich sah mich nicht im Rollstuhl. Ich führte doch ein gesundes Leben! War jung und noch nie ernsthaft krank gewesen. Mein jahrelanger Leistungssport als Leichtathletin hatte mich doch abgehärtet. Von sechs Trainingseinheiten die Woche hatte ich fünf im Freien absolviert, bei Wind und jedem Wetter. Seit dem Ende meiner Leistungssportkarriere war ich bis zu fünf Tage die Woche zum Training im Fitnessstudio. Mein Immunsystem müsste doch fit sein!

Die Reaktionen meiner Familie


Ich rief meinen Mann Wolff an. Es klingelte und klingelte. Er nahm nicht ab. Das ist nicht ungewöhnlich, als Sportkommentator gibt es immer wieder Momente, zu denen er nicht erreichbar ist, weil er in wichtigen Gesprächen zur Vorbereitung seiner Sendung steckt. Also legte ich auf und wählte die Nummer meiner Eltern. Meine Mutter nahm ab. Obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, nicht mit der Tür ins Haus zu fallen, schluchzte ich ins Telefon, dass ich im Krankenhaus bin und man mir eben gesagt hatte, dass ich MS habe. »MS, Mama. Multiple Sklerose.« Das ging mir kaum über die Lippen.

Ich hörte, wie meine Mutter tief Luft holte, einmal, zweimal. »Mama?« Dann war plötzlich mein Vater am Telefon und fragte: »Anna?« Ich wiederholte, was ich gerade meiner Mutter gesagt hatte. Mein Vater schwieg nur einen Moment. Dann sagte er: »Anna, wir kriegen das alles hin. Wir kommen. Wir fahren jetzt los.«

Ich lehnte mich an die Wand und rutschte daran ganz langsam zu Boden. Die Reaktion meiner Eltern zeigte mir den Ernst der Lage eindrücklicher auf, als es die Ärztin zuvor vermocht hatte. Ich hatte meine Mutter nie zuvor sprachlos erlebt.

***

Für das Buch fragte ich meinen Vater, was damals durch seinen Kopf ging. Er berichtete mir, dass er mit den beiden Buchstaben MS sofort etwas anfangen konnte. Kaum hatte ich sie ausgesprochen, habe er ein klares Bild vor Augen gehabt: das eines Mannes in einem Rollstuhl. Der Mann sei ein früherer Kollege meines Vaters gewesen und die beiden hätten sich für Jahre aus den Augen verloren. Eines Tages sei der Mann ihm dann wieder über den Weg gerollt. »Im Rollstuhl, Anna«, sagte mein Vater mir und ich hörte die Emotionen mitschwingen. »Ich weiß schon sehr lange, was Multiple Sklerose bedeuten kann. Ich wusste es von dem Gespräch mit diesem ehemaligen Kollegen, den ich – wie es im Leben manchmal so ist – kurz darauf ein zweites Mal zufällig traf, ansprach … von ihm erfuhr ich, wie es ihm ergangen war und wie übel ihm die MS mitgespielt hatte.«

Ich fragte meinen Vater, ob er mich bei meinem Anruf aus dem Krankenhaus im Rollstuhl gesehen hätte. Was er sofort verneinte. »Mir war klar, Anna, dass seitdem viele Jahre vergangen waren. Und so klammerte ich mich in diesem Moment fest an die Hoffnung, dass sich auch bei der Multiplen Sklerose einiges getan haben würde … neue Erkenntnisse, neue Behandlungen, neue Medikamente. Natürlich konnte ich auch nicht aus meiner Lehrerhaut und habe sofort im Internet nach MS geschaut und mich auf den neusten Stand gebracht. Ich hoffte, dass dir das Schlimmste – der Rollstuhl – erspart bleiben würde. Ich ließ dieses Bild nicht zu: du im Rollstuhl. Zugleich war ich natürlich, waren wir beide, deine Mutter und ich, in großer Sorge um dich. Und mich drängte es so sehr, nach dir zu schauen, mir selbst ein Bild davon zu machen, wie es dir geht, und zu erfahren, was diese Diagnose heute, 2015, bedeutete. Ich wollte in diesem Moment nichts mehr, als an deiner Seite stehen. Deshalb entschied ich, sofort zu dir zu fahren. Wir ließen buchstäblich alles stehen und liegen und sprangen ins Auto. Deine Mutter war sehr aufgewühlt. Und du kennst mich ja. Je aufgeregter Mama wurde, desto rationaler handelte ich. Ich versuchte, das lange zurückliegende Gespräch mit meinem ehemaligen Kollegen, den deine Mutter auch kannte, zu rekapitulieren. Und mir fielen tatsächlich Gesprächsfetzen ein. Zum Beispiel, dass die Krankheit sehr individuell ausfallen könne. Dass nicht jeder daran Erkrankte im Rollstuhl landen müsse. All das nahmen wir als Anker und traten die lange Autofahrt zu dir an – das waren sicher die längsten sechs Stunden, die wir je zu dir nach München brauchten«, sagte mein Vater, als er sich an damals erinnerte. Nachdem wir noch eine Weile miteinander redeten, sagte mein Vater etwas, was mich sehr berührte: »Weißt du, Mama und ich, wir wussten beide, dass das jetzt nicht nur deine Diagnose ist, sondern auch unsere. Uns war klar, vielleicht sogar klarer als dir in dem Moment, dass wir jetzt MS hatten: Die Familie Kraft hat MS. Wir wussten ebenso, dass wir als Familie schaffen würden, was dir und damit uns bevorstand.«

Ich weiß gar nicht mehr, ob ich euch damals gesagt...

Erscheint lt. Verlag 22.5.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Krankheiten / Heilverfahren
Schlagworte 2024 • Augentraining • Autoimmunerkrankungen • Autoimmunkrankheit • Behandlung • Diagnose • eBooks • Encephalomyelitis disseminata • Entzündung • Erkrankung • Erschöpfung • Gehirn • Gesundheit • Gesundheitsratgeber • Inkontinenz • Krankheit • Medikamente • Medizin • Motorik • ms krankheit • ms krankheit symptome • Multiple Sklerose • Muskelkrämpfe • Muskeln • Nervenkrankheit • Nervensystem • Neuerscheinung • Neurologische Erkrankung • Ratgeber • Rückenmark • Schwäche • Sehstörung • Sensibilität • Spasmen • Therapie
ISBN-10 3-641-31509-3 / 3641315093
ISBN-13 978-3-641-31509-2 / 9783641315092
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