'Ich will aber Agnetha sein!' (eBook)

Verehrt, verhöhnt, verföhnt: Mein Leben mit Abba

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
240 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-31775-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

'Ich will aber Agnetha sein!' -  Sabine Bode
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Verhöhnt und geföhnt, verlacht und gefeiert...
...Abba spiegelt alles, was das Leben an Höhen und Tiefen zu bieten hat: Fame und Frust, Erfolg und Trennung, Disco-Beat und Düster-Balladen.

Bestsellerautorin Sabine Bode war Fünf, als die Schweden den Eurovision Song Contest gewannen und hat seither kaum einen Tag ohne Abba-Songs verbracht. Hiermit legt sie nicht das hundertste Fanbuch vor, sondern bettet Kurioses aus dem Abba-Kosmos in pointierte Geschichten, in denen sich nicht nur Fans der fragwürdig frisierten Schweden wiedererkennen.

Wer sind diese Vier, mit denen wir erst groß und dann alt geworden sind? Welche Lebensweisheiten stecken zwischen den unzähligen 'Ah-haaa's? Sollte man mit Mitte Fünfzig noch in die Naturborsten-Rundbürste singen?

Dabei bieten nicht nur unfreiwillig komische Songtexte, sondern auch die Bandgeschichte viel Raum für abba-witzige Analysen. Ein Buch, so nachdenklich wie 'The Winner Takes It All', so lebensfroh wie 'Voulez-Vouz' und so schreiend komisch wie der zurecht wenig gewürdigte 'King Kong Song'.

Ein mitreißend melodischer Pop-Galopp mit der heimlichen Message: 'Wenn Dir das Leben zu grau wird, hast Du noch nicht genügend blauen Lidschatten drauf!'

Sabine Bode arbeitete nach dem Studium der Anglistik, Germanistik und Publizistik als Journalistin und Übersetzerin sowie als Gagschreiberin für das Who's who der deutschen Comedyszene. Inzwischen ist sie selbst als Komikerin und Autorin erfolgreich. Sie hat mit ihrem Buch »Älterwerden ist voll sexy, man stöhnt mehr« einen Megabestseller geschrieben. Sie zählt sich zur Randgruppe »verheiratet, zwei Kinder, kein Weber-Grill« und lebt mit ihrer Familie in Bochum.

Bilder im Kopf: Who the f*** is Benny?


Ich habe ein guilty pleasure. Beim abendlichen Spazierengehen gucke ich gerne im Vorbeigehen in erleuchtete Wohnungen hinein. Nicht notorisch wie James Stewart in Das Fenster zum Hof, nein, ich versuche vielmehr im wahrsten Sinne des Wortes beiläufig einen kurzen Blick auf die Einrichtung oder gar einen Moment der sozialen Interaktion zwischen den Bewohnern zu erhaschen und so ein wenig Kopfkino-to-go mitzunehmen. »Lünkern« heißt dieses interessierte Observieren bei uns im Ruhrgebiet und ich gestehe: Ich liebe es.

Reise zurück in die Zukunft

© Dave J. Hogan/Getty Images

Manchmal sieht man jemanden emsig in der Küche hin- und herlaufen. Manchmal sieht man nur Schatten am Tisch sitzen und hört durchs offene Fenster Musik. Ich kenne diese Menschen nicht, aber durch eine kleine Bewegung oder auch einen Ausruf (»Ker, dooh, mamma die Musik leiser!«) wird sofort meine Fantasie angekurbelt.

Wenn einer etwa das Wort »Musik« auf der ersten Silbe betont, stelle ich mir sofort vor, dass dieser Mensch mit Sicherheit Volker mit Vornamen heißt und beim Servieren »Guten Appe« wünscht. Dann denke ich, gut, dass ich kein Teil dieses Familienverbunds bin. Ist ja schnell passiert, einmal nicht hingeguckt, und man hat Nachkommen mit jemandem, der beim Verabschieden »Piss dann, aber nicht vor meiner Haustür« sagt.

Wenn ich sehe, wie jemand mit einer Designer-Schere ein paar Blättchen Basilikum von der Fensterbank schnippelt, denke ich sofort: Was für ein aufmerksamer Typ Mensch! Der hat bestimmt seinem Schatz nach einem langen Arbeitstag schon ein Entspannungsbad eingelassen und bringt diesem gleich ein selbst geschmiertes Bütterchen mit Grünzeug-Haube an die Chaiselongue. Oder ist es einer von diesen dopaminsüchtigen Food-Influencern, die sich ein Tiefkühlbaguette in die Mikrowelle werfen, ein paar Blättchen drüberstreuen, sich damit lässig in die Fensternische fläzen, alles auf Insta hochladen (#comfortfood) und so tun, als hätten sie den Sauerteig drei Tage lang selbst geknetet?

Dieses leicht verboten scheinende Eindringen in die Privatsphäre fremder Menschen ist ein bisschen peinlich, aber auch sehr kurzweilig.

So ist das auch mit meinen Bildern der ABBA-Mitglieder. Ich bilde mir ein, etwas über sie zu wissen, mir davon etwas abzugucken oder mich davon abzugrenzen, und versuche damit mein eigens Dasein irgendwie zu definieren, ganz egal, wie bruchstückhaft meine Persönlichkeitszeichnung auch sein mag.

Genauso wie ich gerne Rezeptbücher durchblättere und in den Abbildungen schwelge, genau wissend, dass ich die 35-Zutaten-Kreationen niemals nachkochen werde, schaue ich mir gerne ABBA-Bildbände an und tauche in die Gesichter und Geschichten ein. Es sind nicht nur Erinnerungen an alte Zeiten, die einen dann so wohlig streifen wie ein altes Fruit Of The Loom-Sweatshirt, das man seit vierzig Jahren im Schrank hat. Es ist auch das willkürliche Hineininterpretieren von Charaktereigenschaften und Abgleichen mit dem eigenen Empfinden, ohne die Person je getroffen zu haben. Dann kann ich mir ganz ohne Schuldgefühle wie eine Adelsexpertin vorkommen, so eine Föhnfrisuren-Tante mit komischem Namen wie Sophie von Kiesbach-de-Lumière, die aufgrund von vagen Anspielungen in der Klatschpresse ein Psychogramm von Thronfolger XY aus dem Ärmel schüttelt, das in puncto Fundiertheit einem Friseursalon-Gespräch in nichts nachsteht:

»Hömma Hilde, datt Prinzessin Viktoria iss ja der ihre Mutter wie aussen Gesicht geschnitten!«

»Jau, Inge, und die ist genauso pfiffich! So wie dat Silvia sich als Olympia-Saftserviererin den Könich geschnappt hat, hat die sich ja ihren schmucken Fitnesstrainer gekrallt, nä! Dabei kann der noch nich ma richtig schreiben tun!«

Wenn ich mir zum Beispiel Frida angucke, dann sehe ich eine bodenständige Frau, lebenslustig und nahbar. Sie hatte die Haare meistens über die Rundbürste nach innen geföhnt und sah damit aus wie meine Grundschullehrerin, wenn nicht gar wie ALLE Grundschullehrerinnen der 70er-Jahre. Freundlich, aber direkt und ohne Sinn für Firlefanz. Sie nahm Tanzunterricht, genoss ihre Solo-Einlagen auf der Bühne und hatte ein Faible für Pelzmäntel, das fand ich immer scheiße. Andererseits: In Schweden ist es sicher etwas kälter als hier und die haben’s da vielleicht nicht so mit Tierschutz.

Die Schüchterne zu spielen überließ sie lieber Agnetha. Diese biss sich beim Singen immer verlegen auf die Unterlippe, was immer ein komisches Bild zwischen lasziv und verzweifelt ergab. Mit ihren blonden Haaren war sie quasi die Blaupause der hübschen Schwedin von nebenan und eine Melange aus dem Rama-Girl, das in der TV-Werbung im Garten versammelten Familien mit dem Fahrrad die Margarine bis an den Frühstückstisch ausfuhr, und einem engelsgleichen Bühnenstar ohne Extravaganzen. Überhaupt schien sie die ewig Zerrissene, zwischen Popstar und Mutti, zwischen Glamour und Grundgütigkeit, zwischen Showgirl und Schnee-Spaziergängerin, deren Vorliebe für hellblauen Lidschatten die Dramatik ihres Daseins zart unterstrich.

Björn war für mich immer ein erwachsener Lillebror, dieser pausbäckige Junge aus Karlsson vom Dach. Ich fand ihn stets ein wenig weird, weil er immer wieder versucht hat, ohne irgendwelche diesbezüglichen Qualifikationen zu singen und sich auch gerne in die lächerlichsten Klamotten gezwängt hat, ohne zu merken, dass er in einem violett glänzenden Gymnastikanzug aussah wie die lange lila Praline in der Quality Street-Dose. Gepunktet hat er bei mir in späteren Jahren, als er seine Rolle im charmanten Medienprofi gefunden hatte, immer gentlemanlike und einen Scherz auf den Lippen. Er gibt sich quasi als Alleinverwalter des ABBA-Erbes, der souverän vor die Mikros tritt und sich und seinen Hund gerne auf Social Media inszeniert.

Und Benny? Wer ist eigentlich Benny? Über Benny weiß ich am wenigsten. Er ist für mich der ewig grinsende und wippende Typ am Keyboard, der es irgendwie geschafft hat, modische Monstrositäten zu umgehen und sich auch verbal eher im Hintergrund zu halten. Er hat ein verschmitztes Grinsen. Eines, mit dem Michael Schanze einen fünfjährigen Steppke nach der lückenhaften Intonierung von Alle meine Entchen mit einem »Du, das war tomatenstark!« abmoderiert hätte.

Sehr herzerwärmend war auch sein Auftritt bei der Voyage-Premiere, als die Damen in edlem cremefarbenen Designer-Stöffchen erschienen, Björn im Smoking – und Benny in einem langen, gewagt geblümten Walla-Mantel. Vielleicht war es ein Designer-Cape von irgendeinem Top-Couturier, aber es sah halt aus wie der Morgenmantel von Oscar Wilde, der darin das Feuilleton des Daily Telegraph gelesen und Scones gefrühstückt hat. Und das war auch ein Statement: Sollen die anderen sich doch abstimmen, ich zieh meinen Blumenmantel an. Ich wette, Benny ritzt seiner Familie morgens ein Herzchen ins Toastbrot und nennt die Vögel, die im Morgengrauen seine reichlich bestückte Fütterungsstelle aufsuchen, alle beim Vornamen.

Dies alles sind sehr subjektive Wahrnehmungen und sie haben mit großer Wahrscheinlichkeit gar nichts oder nur sehr wenig mit der Realität zu tun. Da ich aber weder mit Frida in einer Aqua-Gymnastik-Gruppe bin noch Björn morgens auf der Hundewiese treffe, muss ich mich auf das stützen, was ich habe: Geschriebenes, Gesungenes, Gesagtes, von ihnen selbst und von anderen. Kleine Gesten und Gesprächsfetzen, die vielleicht aufschlussreicher sind als dicke Biografie-Schinken. Vielleicht ist es auch besser, an das Gute in Menschen zu glauben, die man gar nicht kennt, als sich mit der bröckelnden Fassade jener zu befassen, die nur scheinbar gute Freunde oder liebende Familie sind. Wie dieser eine Typ, der sich bei Goodbye Deutschland als liebenswerter Schweden-Auswanderer inszeniert hat, in Wahrheit aber ein gesuchter Mutter-Mörder war.

Da halte ich lieber fest an meiner Lünker-Leidenschaft, die ja vielleicht doch weniger pathologisch ist, als ich vermute – immerhin leben wir in Zeiten, in denen unbekannte Botox-Visagen im australischen Urwald von ihren missglückten Butt Lifts und Klinikaufenthalten wegen Labellosucht berichten, während sie in der Hocke ihre tägliche Bohnenmahlzeit entleeren.

Egal, ob beim Durch-die-Fenster-Spähen oder beim Bildbände-Bestaunen, man kann sich aus diesem Persönlichkeits-Puzzle vortrefflich jene Teilchen herausfischen, die einem bemerkenswert erscheinen, und sich sein eigenes Lebensziel basteln. Und es ist doch in jedem Fall besser, sich eine bruchstückhafte Meinung von jemandem zu bilden, als die Kürbis-Avocado-Torte aus dem Lieblingsrezeptbuch nachzubauen, die in jedem Fall in die Hose gehen wird.

Wenn ich mal irgendwann zum neunzigsten Geburtstag von einem Lokaljournalisten gefragt werden sollte, was man für ein langes, zufriedenes Leben braucht, so stelle ich mir jetzt schon vor, wie ich sagen werde: Ein bisschen Drama, eine Rundbürste, Basilikum auf der Fensterbank und einen geblümten Mantel für alle Fälle.

Mein …


Lieblings-Agnetha-Moment: Als sie 2013 mit Gary Barlow bei Children In Need Rocks den gemeinsamen Song I Should Have Followed You Home performt. Es ist der erste Auftritt nach langen Jahren des Rückzugs. Ein eher schwacher Song, aber der »Da isse wieder!«-Effekt im Publikum ist deutlich spürbar: Mein Gott, sie ist es wirklich! Diese Stimme! Diese sich beim Singen kräuselnde Nase! Der zaghafte Hüftschwung! Man spürt im Publikum die wohlig-warme Welle der Rührung, die man sonst nur verspürt,...

Erscheint lt. Verlag 18.9.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte 2024 • agnetha falskög • Älterwerden ist voll sexy, man stöhnt mehr • Anni-Frid Lyngstad • Benny Andersson • Björn Ulvaeus • Booktok • booktokgermany • Buch TikTok • Dancing Queen • eBooks • Eurovision Song Contest • Geschenk Freundin • Kunst • Lassen Sie mich durch, ich muss zum Yoga • Mamma Mia • Musik • Musikgeschichte • Neuerscheinung • Persönlichkeitsentwicklung • Popgeschichte • Psychologie • Ratgeber • schwedische popgruppe • Sorgen sind wie Nudeln, man macht sich immer zu viele • Super Trouper • The winner takes it all • TikTok • tiktok made me buy it • Waterloo
ISBN-10 3-641-31775-4 / 3641317754
ISBN-13 978-3-641-31775-1 / 9783641317751
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