Marie und die drei Geheimnisse -  Judith Wilms

Marie und die drei Geheimnisse (eBook)

Von einer Begegnung, die ein gebrochenes Herz heilt

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
168 Seiten
Gräfe und Unzer (Verlag)
978-3-8338-9339-1 (ISBN)
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Eine hinreißende und inspirierende Erzählung für alle, die sich auf dem Weg der emotionalen Heilung befinden.  Wir alle möchten Schmerz vermeiden - oder ihn so schnell wie möglich heilen. Marie muss erkennen, dass sie nach der Trennung von Tim am liebsten alles tun würde, um wieder glücklich zu sein. Doch die Dinge, die sie findet, sind eher ein schnelles Pflaster für ein gebrochenes Herz, das man jedoch mit der gleichen Geduld behandeln muss wie einen gebrochenen Arm. Auf einer griechischen Insel findet sie, wonach sie nie gesucht hat, aber dringend benötigt: einen alten, weisen Mann, der ihr liebevoll den Weg weist. Er versorgt sie nicht nur mit Heilkräutern, sondern erzählt von den Geheimnissen seines Lebens. Marie erlangt durch diese einzigartige Begegnung tiefgreifende Erkenntnisse, die ihr eigenes Leben für immer verändern werden.  

Judith Wilms ist Schriftstellerin und Coach für Kreative. Ihr eigener Heilungsweg nach einer Trennung hat sie an verschiedenste Orte der Welt geführt. Schon als Kind hat sie alle Bücher über Persönlichkeitsentwicklung gelesen, die sie in der Bibliothek ihrer Eltern finden konnte. Sie ist TEDx-Speakerin zum Thema 'Kreativität in der Krise' und lebt mit ihrer Familie am Bodensee.

Judith Wilms ist Schriftstellerin und Coach für Kreative. Ihr eigener Heilungsweg nach einer Trennung hat sie an verschiedenste Orte der Welt geführt. Schon als Kind hat sie alle Bücher über Persönlichkeitsentwicklung gelesen, die sie in der Bibliothek ihrer Eltern finden konnte. Sie ist TEDx-Speakerin zum Thema "Kreativität in der Krise" und lebt mit ihrer Familie am Bodensee.

Mit den Wellen gehen


Am nächsten Morgen fühlte ich mich ein winziges bisschen besser. Ich war sehr früh ins Bett gegangen und hatte schlafen können. Und heute Morgen, als wir uns für die Yogastunde am Meer versammelten, lächelten wir Teilnehmer einander schüchtern zu und wünschten uns guten Morgen. Keiner hier kannte den anderen, und es war nicht Sinn der Sache, als Gruppe zusammenzuwachsen, weshalb es in den nächsten Tagen auch nur wenige Gemeinschaftsveranstaltungen geben würde. Es ging eher darum, dass wir alle mit unserer eigenen Geschichte hergekommen waren und nach etwas suchten, das uns guttat. Dass jede und jeder in seiner eigenen Meditation, ihrer eigenen Yogaroutine finden sollte, was heilsam für ihn oder sie war.

John, der Yogalehrer mit englischem Akzent, machte schon am frühen Morgen einen furchtbar fitten Eindruck. Aber er zwinkerte uns zu und bekräftigte, was er bereits am ersten Tag gesagt hatte, dass wir in unserem individuellen Tempo mitmachen sollten. Der traumhafte Blick über das tiefblaue Meer beim Sonnengruß entschädigte mich dafür, dass ich mich heute eher steif fühlte und bei der Vorbeuge kaum mit den Fingerspitzen auf den Boden kam.

Nach Yoga, Meditation und einem leichten Frühstück fiel mein Blick auf den Stapel Bücher, den ich mitgebracht und sorgfältig auf meinem Nachttischchen abgelegt hatte. Fünf Stück und allesamt brandneu. Ich hatte mich wunderbar dabei gefühlt, mir alle zu gönnen. Jedes behandelte eine andere Facette dessen, was ich hier auf dieser Reise verarbeiten wollte. Alte Muster hinter sich lassen, zu sich selbst finden, sich wieder für die Liebe öffnen. Eines der Bücher behandelte ein altes hawaiianisches Vergebungsgebet, worauf ich sehr gespannt war. Ein anderes, wie man sich in nur 30 Tagen neu erfindet. Daneben hatte ich mein großes, rotes, neues Notizbuch gelegt. Zunächst hatte ich in der Buchhandlung gezögert, denn es war doch nicht ganz günstig gewesen, aber schließlich sagte ich mir, dass in meiner Situation eine Ausnahme erlaubt war. Der Gedanke, die ersten Seiten mit meinen Notizen und Beobachtungen in Griechenland zu füllen, hatte mich mit Freude erfüllt. Doch jetzt betrachtete ich es zweifelnd. Drehte es unschlüssig in meiner Hand. Das Notizbuch war so neu und wertvoll, dass ich nicht wagte, irgendetwas hineinzuschreiben. Und die Bücher … Ich seufzte. Gerade war mir gar nicht danach, mich in die Lektüre zu stürzen.

Ich beschloss, stattdessen einen der Spazierwege rund um die Anlage zu erkunden. Ich folgte der Straße, die vom Dorf wegführte und sich einen Hügel hinaufschlängelte. Von dort oben würde man bestimmt eine wunderbare Aussicht haben. Nicht lange, und die Straße wurde zu einem Weg, der an den letzten Wohnhäusern entlangführte und dann in einen schmalen Pfad überging. Links und rechts wuchsen Wildblumen, Kräuter und Büsche, die bereits jetzt in der Vormittagssonne einen ganz eigenen Duft verströmten. Neugierig stapfte ich den Hügel weiter hinauf, bis der Pfad endlich auch von Schatten spendenden Bäumen gesäumt wurde. Der Weg wandte sich nun in einer Linkskurve. Ich legte den Kopf in den Nacken und überlegte, welche Bäume das hier wohl waren. Knorrige Olivenbäume hätte ich erkannt, aber dieses Wäldchen hier bestand aus Nadelbäumen. Wohlig sog ich den Geruch ein. Das mussten wohl Pinien sein.

Erst viel zu spät senkte ich meinen Blick wieder und bemerkte, dass sich ein paar Meter vor mir ein alter Mann auf dem Weg befand. Er pflückte etwas vom Wegesrand – ein Kraut oder eine Blume – und sah mich nicht gleich, aber ich erkannte ihn sofort. Das karierte Hemd, die graue Jeans, das schlohweiße Haar und der schwarze Gehstock. Es war der unfreundliche Mann von gestern.

Für einen Moment überlegte ich, ob ich auf der Stelle kehrtmachen sollte. Wenn ich jemanden hier nicht treffen wollte, dann war es dieser Kerl. Doch noch bevor ich leise umdrehen konnte, blickte er auf und entdeckte mich. Und obwohl er seine schwarze Sonnenbrille trug, konnte ich an seinem Gesichtsausdruck ablesen, dass auch er mich sofort erkannte. Unschlüssig richtete er sich auf.

Gut, wenn das so war, dann würde ich nun einfach weitergehen. Ich wäre ja ohnehin bestimmt schneller als er und würde ihn hinter mir lassen. Also stapfte ich entschlossen los, aber bevor ich an ihm vorbeigehen konnte, kam er zwei Schritte auf mich zu.

»Hören Sie …«

Überrascht blieb ich stehen.

»Hören Sie, ich muss mich für gestern entschuldigen.«

Ich war so baff, dass ich nichts antworten konnte.

»Gestern war ein schwieriger Tag und ich … Ich habe ihn nicht gut verkraftet.«

Ich nickte nur.

»Gestern war der Todestag meiner Frau. Sie ist vor einem Jahr an Krebs gestorben.«

»Oh, das tut mir leid!« Sofort erschien mir die Szene von gestern in einem ganz anderen Licht. Der alte Mann hatte nichts gegen mich oder andere Touristen. Er hatte nur irgendwo ein Ventil gebraucht. Und das hatte rein gar nichts mit mir zu tun gehabt.

Er nahm seine Sonnenbrille ab und blickte mich an. Im Kontrast zu seiner braunen Haut leuchteten seine Augen so tiefblau, wie ich es noch nie gesehen hatte. Blau, klar und ruhig. Sein Blick traf mich direkt in meine Mitte.

Er fuhr fort: »Vergessen Sie also bitte alles, was ich gestern Blödes gesagt habe.«

Für einen Moment zögerte ich. Ich hätte einfach »ja« sagen und meines Weges gehen können. Aber da war diese eine Sache, die mich antworten ließ: »Nein. Wissen Sie was? Da war ein Satz, den ich seit gestern nicht vergessen kann. Vielleicht erklären Sie mir, was Sie damit gemeint haben? Denn irgendwie … haben Sie da vielleicht etwas Wahres gesagt.«

In seine Augen schlich sich ein verschmitztes Blitzen. »Etwas Wahres? Ich? Unmöglich.«

Er schmunzelte doch tatsächlich. Ich konnte nicht anders als lächeln. Vielleicht hatten wir beide gestern einfach keinen guten Start gehabt.

Ich machte einen Schritt auf ihn zu und hielt ihm meine Hand hin. »Ich bin übrigens Marie.«

Er blickte auf seine Hände – die eine auf den Gehstock gestützt, die andere voll mit Kräutern und seiner Sonnenbrille. »Oh!« Ich lachte, zuckte mit den Schultern und zog meine Hand zurück.

Er nickte mir zu. »Ich bin Ari. Freut mich, Sie kennenzulernen.«

»Ari, Gestern haben Sie diesen einen Satz gesagt. Wären Sie vielleicht so freundlich, mir zu erklären, was Sie damit gemeint haben, dass wir die Heilung suchen wie einen Ferrari?«

»Ach so. Das.« Mit dem Gehstock zeigte er den Pfad entlang. »Wollen wir dabei ein paar Schritte laufen, wenn Sie die Gesellschaft eines so uralten Kerls wie mich nicht stört?«

Ich blickte in die Richtung, in der sich der Pfad zwischen den Bäumen verlor. Lächelnd antwortete ich: »Es wäre mir eine Ehre.«

Wir trotteten langsam voran. Obwohl Ari einen Gehstock verwendete, machte er keinen gebrechlichen Eindruck. Nur sehr leise schlug der Stock den Rhythmus unseres Spaziergangs auf dem sandigen Pfad.

Ich holte tief Luft: »Als Sie gestern gesagt haben, wir suchen die Heilung wie einen Ferrari, hat mich das wütend gemacht.«

Ari nickte nur. Er verstand offenbar, dass ich ihm seinen Ausbruch nicht zum Vorwurf machte.

»Aber ich war viel wütender als nötig …« Kurz biss ich mir auf die Lippe. »Und deswegen denke ich, dass an diesem Spruch irgendetwas dran ist. Ich weiß nur noch nicht, was.«

Ari hatte seine Sonnenbrille wieder aufgesetzt. Mir war, als würde ich dennoch einen freundlichen Zug um seine Augen erkennen.

»Was hat Sie denn am meisten daran gestört?«

»Na ja, zuerst fand ich das absurd. Ein Ferrari ist ein Statussymbol. Teuer und unnötig – es sei denn, man ist Autofan oder jemand in der Midlife-Crisis, der etwas kompensieren muss.«

Von der Seite sah ich, dass Ari das amüsierte. »Oh ja, davon gibt es einige! Wir alten Männer begehen so manche Dummheit. Über dieses spezielle Alter bin ich aber längst hinaus.«

»Das denke ich mir.« Für ein paar Schritte lächelten wir einfach nur vor uns hin. »Irgendetwas an diesem Bild von einem roten Ferrari …«

»Ein roter? Ich habe nicht rot gesagt. Ist er das in Ihrer Vorstellung?«

Ich stockte. Wie kam ich auf die Farbe Rot?

»So rot wie mein Notizbuch«, sagte ich leise, den Blick auf den Pfad gerichtet, fast schon zu mir selbst.

Ari wartete geduldig, bis ich weitersprach.

»Ich habe eine schwierige Trennung hinter mir und habe mir für die Reise einen ganzen Stapel Selbsthilfebücher gekauft. Plus knallrotem Notizbuch. Und eigentlich liebe ich solche Bücher, nur heute Morgen fühlte ich mich von diesem Stapel schier erschlagen. Ich glaube … Ich glaube, ich bin in fast so etwas wie einen Kaufrausch verfallen, weil ich mir erhofft habe, dass diese Bücher helfen.«

»Das tun sie ja sicherlich auch.«

»Natürlich! Aber ich dachte, je mehr, desto besser. Als ob der Kauf allein schon heilsam wäre.«

»Nun ja, wenigstens haben Sie keinen roten Ferrari gekauft.«

Ari lachte ein kratziges, sympathisches Lachen.

»Nein. Nur ein feuerrotes Notizbuch. Vielleicht wäre es besser gewesen, erst einmal nur eines dieser...

Erscheint lt. Verlag 6.5.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte Achtsamkeit • Booktok • BookTok Germany • Heilung • hilfe bei trennung • Innerer Frieden • John Strelecky • Krisen meistern • laura malina seiler • Lebenskrise • Loslassen • neue Wege gehen • Selbstheilung • Tessa Randau • TikTok • TikTokBooks • TikTok Germany • Trennungsschmerz • zu sich finden
ISBN-10 3-8338-9339-7 / 3833893397
ISBN-13 978-3-8338-9339-1 / 9783833893391
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