Wenn das Kind in dir noch immer weint (eBook)
192 Seiten
Gräfe und Unzer (Verlag)
978-3-8338-9312-4 (ISBN)
Melanie Pignitter ist diplomierte Mental- und Selbstliebetrainerin und war fünf Jahre als Business-Coach und Kommunikationstrainerin tätig. 2015 fand sie sich in der größten Krise ihres Lebens, die sie durch Mental- und Selbstliebetraining überwand. Seither inspiriert sie mit ihrem Erfolgsblog und -podcast 'Honigperlen' und den darauffolgenden Spiegel-Bestsellern 'Honigperlen', 'Es ist ein Geschenk, dass es dich gibt' und 'Wenn ein Satz dein Leben verändert'. Über ihre Social-Media-Präsenz (@honigperenmelanie) erreicht sie 1-2 Mio Menschen. Ihre Spezialgebiete sind: Selbstliebe, Selbstwertgefühl, Resilienz, innere-Kind-Arbeit und Loslassen. Sie bietet Mentaltrainings, Workshops, Online-Lehrgänge und Kurse an.
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Melanie Pignitter ist diplomierte Mental- und Selbstliebetrainerin und war fünf Jahre als Business-Coach und Kommunikationstrainerin tätig. 2015 fand sie sich in der größten Krise ihres Lebens, die sie durch Mental- und Selbstliebetraining überwand. Seither inspiriert sie mit ihrem Erfolgsblog und -podcast "Honigperlen" und den darauffolgenden Spiegel-Bestsellern "Honigperlen", "Es ist ein Geschenk, dass es dich gibt" und "Wenn ein Satz dein Leben verändert". Über ihre Social-Media-Präsenz (@honigperenmelanie) erreicht sie 1-2 Mio Menschen. Ihre Spezialgebiete sind: Selbstliebe, Selbstwertgefühl, Resilienz, innere-Kind-Arbeit und Loslassen. Sie bietet Mentaltrainings, Workshops, Online-Lehrgänge und Kurse an.
Hinweis zur Optimierung
Impressum
Die Tränen eines Kindes
Das Kind, das du einst warst
Symptome des verletzten inneren Kindes
Woran leidet dein inneres Kind?
Die innere Heilungsbühne
Stärke dein inneres Kind
Danke!
Über die Autorin
Auch mit mir kann deine Reise weitergehen
DIE TRÄNEN EINES KINDES
Es war zwei Uhr morgens. Ich saß im Wohnzimmer auf unserer schwarzen Ledercouch, drückte mein Gesicht in ein Kissen und weinte bitterlich. Das verzweifelte Weinen eines Kindes, das alleingelassen wurde und sich erst beruhigen ließ, wenn jemand kam, der es in die Arme schloss und ihm versicherte, dass es wichtig, wertvoll und geliebt sei, erfüllte den Raum. Aber es kam niemand und so weinte ich weiter und immer weiter – bis ich mich erinnerte, dass ich eigentlich eine einunddreißigjährige Frau war, die mitten in der Nacht in ihrer Wohnung saß und sich die Augen ausheulte, weil ihr Partner heute zu müde war, ihr die Aufmerksamkeit zu schenken, nach der sie sich gerade so sehr sehnte.
Die Tränen verebbten und ich gestand mir ein, dass ich völlig überreagiert hatte. Woher kamen nur immer diese verrückten Ausbrüche, die meine Beziehung belasteten?
Woher kam er bloß, dieser Schmerz der Ablehnung, den ich nicht nur aus meinem Liebesleben zu gut kannte?
Es wäre gelogen, wenn ich sage, ich hätte damals noch keine Ahnung gehabt, dass dieser sich wiederholende Schmerz, der sich bei mir immer durch das Gefühl, nicht wichtig und geliebt zu sein, zeigte, etwas mit meiner Kindheit zu tun hatte. Schließlich beschäftigte ich mich damals bereits seit vielen Jahren mit Mentaltraining und Psychologie. Aber obwohl ich wusste, dass dieses enttäuschende Gefühl bereits Teil meiner Kindheit und mein Partner mit seinem Verhalten daher nicht der Auslöser, sondern lediglich der Trigger war, konnte ich nichts dagegen tun, dass mich der Schmerz immer und immer wieder einholte und so mein Leben in regelmäßigen Abständen sabotierte. Ich war ein Paradebeispiel dafür, wie die meist unbewussten Wunden unseres inneren Kindes so ziemlich all unsere Lebensbereiche im Erwachsenenleben schmerzhaft beeinflussen und lenken können:
- Die vielen Jahre, in denen ich mich beruflich unter Wert verkauft und nicht die geringste Ahnung davon gehabt hatte, welch einzigartiges Potenzial in mir steckt.
- Die innere Einsamkeit, die sich durch meine Kindheit, Jugend und später auch noch jahrelang durch mein Erwachsenenleben zog.
- Die sich ständig wiederholende Ablehnung meiner Person durch andere, die sich jedes Mal wieder wie tausend Messerstiche anfühlte.
- Das Alles-alleine-schaffen müssen, weil niemand da war, der mich auffing oder mir seine helfende Hand anbot.
- Die schmerzhafte Überzeugung, nicht klug, nicht schlank oder nicht liebenswert genug zu sein.
- Das Gefühl, um Liebe kämpfen, mich anstrengen, es allen recht machen und mich permanent beweisen zu müssen.
- Und vieles mehr …
Obwohl ich weder deine Kindheit noch die eventuell negativen Prägungen, die sich daraus ergeben haben, kenne, bin ich davon überzeugt, dass du mit diesem Buch genau richtigliegst, wenn dich meine Zeilen auch nur im Geringsten ansprechen. Denn wenn du nur einen Hauch von dem Kampf, den ich in den bisherigen wenigen Sätzen beschrieben habe, kennst oder spürst, so ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch das Kind, das du einst warst, noch immer weint. Es überträgt dabei seinen Schmerz und seine Prägungen Tag für Tag auf dich und dein Leben im Hier und Jetzt. Wie sich erklären lässt, warum deine Erfahrungen in der Kindheit solch enorme Auswirkungen auf dein Denken, dein Verhalten und deine Erfahrungen haben, erläutere ich dir gleich im ersten Kapitel.
Zunächst stellt sich dir vermutlich aber eine andere Frage: Habe ich wirklich ein verletztes inneres Kind? Vielleicht gehörst du zu jenen, die sich ihrer Kindheitswunden bereits bewusst sind. Vielleicht aber auch zu jenen, die meinen, sie hätten doch eine glückliche Kindheit gehabt und könnten daher nicht vom damaligen Schmerz dominiert werden.
Ich kenne beide Sichtweisen. Lange bevor mir der Innere-Kind-Prozess meinen Weg zur Heilung offenbarte, war ich ein klassischer Vermeider, was die Auseinandersetzung mit meiner Kindheit anbelangte. Ich war der Meinung, es stünde mir nicht zu, mich darüber zu beschweren, schließlich wurde ich als Kind weder geschlagen noch missbraucht, wuchs auch nicht in Armut auf und hatte Eltern, die mich liebten, auch wenn sie – wie fast alle Eltern – nicht alles richtig machten. Es dauerte eine Weile, bis ich verstand, dass man nicht zwingend schwere Traumata erlebt haben muss, um ein schwer verletztes inneres Kind in sich zu tragen. Das, was ein Erwachsener erträgt und wie er es interpretiert, ist nicht vergleichbar damit, was ein Kind fühlt, wenn es zum Beispiel alleingelassen, zurückgewiesen, immer wieder kritisiert oder ausgegrenzt wird. Ein Kind ist zu 100 Prozent abhängig von der Gunst und der Liebe seiner Bezugspersonen. Es kann allein nicht überleben und steht bei Ablehnung daher förmlich Todesängste aus, die es nicht verarbeiten kann.
Vielleicht denkst du jetzt: Das war bei mir nicht der Fall, sonst würde ich mich ja daran erinnern. Da muss ich leider widersprechen, denn in der Regel haben wir so gut wie keine Erinnerungen an unser Leben vor dem sechsten Lebensjahr. Das, woran wir uns erinnern, sind meist nur die Dinge, die wir auf Bildern gesehen oder von anderen erzählt bekommen haben. Der Grund dafür ist die sogenannte Kindheitsamnesie. Im Alter von null bis sechs Jahren ist unsere Sprache noch gering entwickelt und so speichern wir Erlebtes in Bildern und Emotionen ab. Etwa mit dem siebten Lebensjahr bekommt unser Gehirn dann so etwas wie ein Update. Wir beginnen, unsere Erinnerungen zu diesem Zeitpunkt in Worten zu speichern. Das ist der Grund, warum wir später schwer auf Erinnerungen aus unserer frühen Kindheit zurückgreifen können. Unser heutiges Betriebssystem richtet sich nach Sprache und Worten aus und kann sich schlecht mit dem alten Betriebssystem, das in Bildern funktioniert, verständigen. Zudem verhindert eine Schutzfunktion in uns oft, dass wir auf traumatische Erinnerungen zurückgreifen können. Sie werden quasi emotional abgekapselt, damit wir dem gewaltigen Schmerz nicht erneut ausgesetzt sind.
Überall in der Welt leben verletzte innere Kinder in Erwachsenengestalt.
Eine mangelnde bewusste Erinnerung oder die Überzeugung, dass du als Kind nichts Schlimmes erlebt hast, ist also kein Indikator dafür, dass du kein verletztes inneres Kind in dir trägst. Tatsächlich denke ich, dass jeder von uns die Welt durch Kinderaugen sieht, und zwar durch die seines sechsjährigen Ichs.
In fast allen von uns lebt ein verletztes inneres Kind. Wenn man bedenkt, dass 90 Prozent unserer Prägungen und Muster aus der Kindheit stammen, kann das nicht anders sein. Meine eigenen Erfahrungen bestätigen es auch.
Ich erinnere mich noch genau an einen der vielen Konfliktmomente in den ersten Jahren meiner Beziehung. Es war jedes Mal derselbe Ablauf. Ich war gekränkt, weil ich nicht genug Verständnis, Aufmerksamkeit oder Gesprächszeit von meinem Partner bekam, und explodierte wie ein Kleinkind, dem man seine Lieblingspuppe wegnahm. Schreiend und weinend bombardierte ich meinen Partner mit Vorwürfen, der daraufhin im Schockzustand den Raum, die Wohnung und einmal sogar die Stadt verließ. Dieses Verhalten triggerte eine weitere Kindheitsverletzung in mir – nämlich das Alleingelassenwerden – und so nahm das Drama weiter seinen Lauf.
Niemals wäre ich damals auf die Idee gekommen, dass ich mit meinem Verhalten genauso eine Kindheitswunde meines Partners triggerte und dass er bei jedem Streit ähnlichem Schmerz und ähnlichen Ängsten wie ich ausgesetzt war. Erst dieser eine Streit, der genauso ablief wie all jene zuvor, eröffnete mir die Wahrheit über uns. Bildhaft gesprochen verließ ich mit meinem Bewusstsein meinen Körper, flog zur Decke und beobachtete uns beide von oben. Und was ich da sah, waren nicht zwei Erwachsene, die in der Lage gewesen wären, ihre Bedürfnisse klar mitzuteilen oder einen Konflikt zu lösen – nein, es waren zwei verletzte Kinder, deren Ängste und innere Qualen das Kommando übernommen hatten. Beide kämpften um dasselbe. Jeder von ihnen wollte einfach nur verstanden, geliebt, angenommen und wertgeschätzt werden. Aber keiner von ihnen fand den Weg aus seinem Schmerz heraus.
Von da an wusste ich, dass es keine andere Möglichkeit für ein freies und von Liebe erfülltes Leben gibt als die Heilung meines Kindheitsschmerzes. Es erschien mir plötzlich wie eine Wahrheit, die ich schon viel zu lange ignoriert hatte. Erst auf dem Weg selbst stellte ich fest, dass mein Leben in so vielen Bereichen ein Abbild des Schmerzes meiner Kindheit gewesen war. Innere-Kind-Arbeit war und ist für mich daher ein Befreiungsprozess. Er befreit dich …
- … von Ablehnungen, die du schon dein Leben lang immer wieder in ähnlicher Art und Weise erlebst.
- … von Rollen, die du dir übergestülpt hast, um anderen besser zu gefallen und so ihre Liebe oder Gunst zu gewinnen.
- … von Leistungsdruck, den du dir auferlegt hast, um andere zu beeindrucken und Anerkennung zu erhalten.
- … von Glaubenssätzen über dich selbst, die nicht der Wahrheit entsprechen und stetig Schmerz in dir entflammen.
- … von Werten und Überzeugungen, die gar nicht deine sind.
- … von Menschen, für die du nicht (mehr) wichtig bist und die dir stets das Gefühl geben, du seist nicht genug.
- … von Verhaltensmustern, mit denen du dich selbst sabotierst.
- … von dir selbst angelegten Fesseln, wie du sein musst und was du in deinem Leben schaffen musst, um gut genug zu sein.
- … von Schmerz, der in deiner...
Erscheint lt. Verlag | 5.3.2024 |
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Reihe/Serie | Lebenshilfe Emotionale Selbstheilung |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
Schlagworte | Bewältigungsstrategien • Emotionale Heilung • emotionale Resilienz • emotional wachsen • Empathie • Es ist ein Geschenk dass es dich gibt • Heilsame Übungen • Honigperlen • Innere Balance • Innere Heilung • Inneres Kind heilen • Kindheitstraumata • Mentaltraining • Nachbbeelterung • Persönlichkeitsentwicklung • Persönlichkeitstraining • Reparenting • Seelische Gesundheit • Selbstbewusstsein • Selbstcoaching • Selbstfürsorge • Selbstliebe • Selbstreflexion • Selbstversöhnung • Selbstvertrauen • Traumatherapie • Wenn ein Satz dein Leben verändert |
ISBN-10 | 3-8338-9312-5 / 3833893125 |
ISBN-13 | 978-3-8338-9312-4 / 9783833893124 |
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