Sauna (eBook)
256 Seiten
Riva Verlag
978-3-7453-2404-4 (ISBN)
Maija Astikainen ist Fotografin. Ihre Fotostrecken wurden bereits in zahlreichen Zeitschriften veröffentlicht und sie hat zu mehreren Reiseführern die Fotos beigesteuert. Zurzeit arbeitet sie für Finnlands größtes Reisemagazin »Mondo«. Maija ist Sauna-Enthusiastin und Wildschwimmerin. Für Reisen packt sie ihre Zeltsauna hinten ins Wohnmobil und schwitzt darin, wohin sie auch fährt.
Maija Astikainen ist Fotografin. Ihre Fotostrecken wurden bereits in zahlreichen Zeitschriften veröffentlicht und sie hat zu mehreren Reiseführern die Fotos beigesteuert. Zurzeit arbeitet sie für Finnlands größtes Reisemagazin »Mondo«. Maija ist Sauna-Enthusiastin und Wildschwimmerin. Für Reisen packt sie ihre Zeltsauna hinten ins Wohnmobil und schwitzt darin, wohin sie auch fährt.
Kapitel 2
Feuer und Eis
Sauna und Kaltwasserschwimmen
Ein kühles Bad in Löyly, Helsinki.
Am Flughafen Heathrow begrüßte letzten Sommer ein Plakat mit einer Frau mittleren Alters in Neoprenhandschuhen und Stiefeln, die hüfttief im Salzwasser des Meeres stand, die Reisenden bei der Ankunft. »Willkommen in Großbritannien«, verkündete sie, vermutlich bevor sie sich in die nächste hereinbrechende Welle stürzte. Dies war eine erfrischende Abwechslung zur HSBC-Bank-Werbung oder Werbung mit den Beefeaters und dem Astronauten Tim Peake und zeigt, wie sehr sich die Briten wieder dem Wasser zuwenden. Seit der viktorianischen Ära wurde das Baden im Meer nicht mehr so gefeiert. Obwohl die meisten ihrer glorreichen Relikte abgerissen oder zu Parkplätzen umfunktioniert wurden, hat die Leidenschaft für das Schwimmen zu jeder Jahreszeit nun wieder windgepeitschte Strände mit Leben gefüllt und heruntergekommenen Küstenstädten neuen Schwung verliehen. Brighton ist auf dem besten Weg, ein neues Strandbad zu bekommen, und überall werden Gezeitentümpel wiederentdeckt – und das nicht nur in Großbritannien. Von Southsea bis Seattle springen Badegäste mit Pudelmützen in die Brandung, selbst wenn die Sanddünen gefroren sind, und ganze Cliquen tauchen kreischend und hummerrot aus den brodelnden Wellen auf.
Ein kühles Bad zu nehmen hat keinerlei Nachteile, doch das Aufwärmen danach kann zumindest in Großbritannien eine echte Herausforderung sein. Die Schwimmer hüllen sich in übergroße Frotteebademäntel und begnügen sich oft nur mit einer Tasse Tee. Doch für manche gibt es eine wärmere Alternative: In den letzten zwei Jahren sind fast 100 mobile Saunen an britischen Stränden errichtet worden. Sie wurden von aufstrebenden Unternehmern oder Auswanderern aus Schwitzbadkulturen entwickelt und kommen in den unterschiedlichsten Formen und Größen daher, von Pferdekutschen und Eisenbahnwaggons bis hin zu Armeefahrzeugen und alten Lieferwagen (siehe Kapitel 5). Mika Meskanen, Mitbegründer der Britischen Saunagesellschaft, sagt: »Ich habe das Wachstum der britischen Saunabewegung in den letzten zehn Jahren genau beobachtet und war daran beteiligt, und ich freue mich sehr, dass sie sich schnell zu einer der dynamischsten, kreativsten und integrativsten Saunabewegungen der Welt entwickelt und Großbritannien wieder auf die Landkarte der Badekulturen setzt.«
Ein Kaltbad im Fass in den Community Sauna Baths von Hackney, Großbritannien.
Pferdebox-Sauna im »Beach Box Spa« in Brighton, Großbritannien
Saunameister
In Großbritannien begann diese neue Saunabewegung im »Beach Box Spa« in Brighton. Es wurde 2018 von Liz Watson und Katie Bracher als Pop-up-Sauna gegründet und hat sich seitdem zu einem ständig ausgebuchten Spa-Komplex mit drei Pferdebox-Saunen, Eisfass-Tauchbecken, einer Badewanne und natürlich dem Ärmelkanal entwickelt. Liz und Katie sind beide qualifizierte »Saunameisterinnen«, was in den verschiedenen Ländern unterschiedliche Dinge bedeutet; in Deutschland und Österreich muss ein Saunameister den Aufguss beherrschen, die Kunst, den Dampf mit einem Handtuch im Raum zu verteilen, um eine »Hitzespitze« zu zaubern; in den baltischen Staaten und in Russland ist das Quästen die große Kunst. Die Quasten, gebündelte Zweige mit Blättern, typischerweise aus Birke, Eiche oder Wacholder, »wirken wie riesige Hände, die eine Phyto-Thermomassage geben«, erklärt Katie, die eine ausgebildete Aufgussmeisterin und Quästmeisterin ist.
In allen Kulturen geht ein Saunameister auf die Bedürfnisse und Reaktionen seiner Gruppe ein und schafft einen sicheren Raum. »Es geht nicht einfach nur darum, die Sauna richtig aufzuheizen«, sagt Katie. »Sie ist ein geschlossener und warmer Raum, der sich wie eine Gebärmutter anfühlen kann, und darauf können die Menschen emotional reagieren.« Katie und Liz wissen ganz genau, wie man Wasser auf die Steine gießt, um den perfekten Dampf zu erzeugen. Und auch sie nennen diesen Dampf löyly, denn er ist nicht einfach nur Dampf, sondern eine magische, mystische, transformative, heilende und beruhigende Lebenskraft – wie Ihnen jeder Sauna-Profi bestätigen wird.
Die perfekte Sauna
Wie sehen die perfekten Saunabedingungen aus? Das ist eine wichtige Frage, über die Saunabegeisterte auf Kongressen, bei Tagungen und Saunagipfeln stundenlang diskutieren. Im Idealfall sollte die Temperatur beim Saunieren zwischen 70 und 100 °C liegen, regelmäßig Dampf aufsteigen, und man sollte anschließend in kaltes Wasser oder Schnee eintauchen können, denn die Abkühlung ist genauso wichtig wie die Erwärmung.
Während die einen das Prickeln des Eisbades bevorzugen, ziehen die anderen den schwülen Dampf der Sauna vor. Doch es gibt nichts Beruhigenderes, als in die Hitze zu treten, wenn man kein Gefühl mehr in Händen und Füßen hat und die klappernden Zähne keine Worte mehr hervorbringen können. Und wenn die Flammen des Saunaofens an der Kehle lecken und sogar die Ohrläppchen schwitzen, gibt es nichts Reinigenderes, als alles, was vorher geschehen ist, mit kaltem Wasser abzuspülen. Ehe man sich versieht, ist man süchtig.
Abgesehen von den äußeren Bedingungen geht es beim perfekten Saunagang auch um die Gesellschaft, um das Schwitzen mit Freunden und Partnern, Kindern und Fremden. Als Teil einer Gemeinschaft fühlen wir uns sicher und geborgen, und das Schöne an Gesprächen in der Sauna ist, dass sie mit Leichtigkeit von oberflächlich zu vertraulich, von ernst zu albern wechseln können. Und niemand verspürt den Druck, unangenehme Pausen überbrücken zu müssen, denn im Dampf der Sauna ist Stille niemals unangenehm.
Saunaliebhaber achten sehr darauf, wie sie die Steine auf dem Ofen platzieren.
Kälteexposition
In seinem Bestseller Die Wim-Hof-Methode schreibt der niederländische »Eismann« Hof: »Der menschliche Körper ist durchaus so ausgestattet, dass er den allmählichen Kontakt mit Eiswasser gut aushalten kann. Das Wasser ist eine gute Möglichkeit, um mentalen, körperlichen oder welchen Schmerz auch immer abzuwehren. Im ersten Augenblick kann es unangenehm, ja schmerzhaft sein, doch mit der Zeit gewöhnst du dich daran und fängst es richtig an zu lieben.«2 Mithilfe seiner drei Säulen – bewusstes Atmen, Kälteexposition und die Kraft des Geistes – ist Hof einen Halbmarathon oberhalb des Polarkreises barfuß gelaufen, 66 Meter unter Eis geschwommen und hat andere rekordverdächtige Leistungen bei Minusgraden vollbracht. In Ländern wie Großbritannien, wo die meisten Menschen den Umgang mit extremer Kälte erst lernen müssen, ist Hof so etwas wie ein Guru. Die Trainingskurse seiner Schüler sind stets ausverkauft, und Hofs Kursteilnehmer sind an den Ufern der lokalen Gewässer leicht auszumachen, wo sie konzentriert ein- und ausatmen, bevor sie sich ins Wasser stürzen.
Auch wenn Hof mit seinen übermenschlichen Leistungen Weltrekorde gebrochen und Mediziner verblüfft hat, werden Kälteexposition und bewusstes Atmen schon seit Tausenden von Jahren praktiziert. Buddhistische Mönche in Tibet bedienen sich seit Jahrhunderten der tantrischen Kunst des Tummo, indem sie sich bei Minusgraden stundenlang nasse Tücher über den Körper ziehen, um einen höheren Bewusstseinszustand und eine tiefe innere Wärme zu erreichen.
Jüngste Studien an erfahrenen Eisschwimmern belegten, dass deren Körperkern- und Hauttemperatur in kaltem Wasser zwar abfällt, aber auch schneller wieder ansteigt und dass kalte und warme Tauchgänge im Laufe der Zeit die Durchblutung verbessern. Es ist zwar paradox, aber je öfter man kalt duscht oder ins Eis eintaucht, desto wärmer fühlt man sich. Warum ist das so? Weil ein kaltes Bad das Thermoregulationssystem des Körpers anregt, effizienter zu arbeiten. Darüber hinaus kann die Kerntemperatur von Kaltwasserschwimmern sogar ansteigen, wenn sie ins Wasser eintauchen. Diese »antizipatorische Thermogenese« ist eine normale physiologische Reaktion bei geübten Eisschwimmern.
Bei nicht akklimatisierten Menschen hingegen versetzt ein Sprung ins kalte Wasser das sympathische Nervensystem in den Kampf- oder Fluchtmodus; Anfänger schreien und keuchen, wenn das eiskalte Wasser ihren Oberkörper umspült, während die Abgehärteten ohne zu zittern hineintauchen und wie anmutige Schwäne dahingleiten. Unzählige Studien haben gezeigt, dass Kaltwasserschwimmer seltener an Husten, Erkältungen und Atemwegserkrankungen leiden als Menschen, die nicht in kaltem Wasser schwimmen. Eine Theorie besagt, dass dies darauf zurückzuführen ist, dass sie höhere Mengen an Interleukin produzieren, einem Protein, welches das Zellwachstum reguliert und die Immunreaktion stimuliert.
In einem alten Bootsschuppen in Ostfinnland bricht ein Mann...
Erscheint lt. Verlag | 21.1.2024 |
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Illustrationen | Maija Astikainen |
Übersetzer | Simone Fischer |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Entspannung / Meditation / Yoga |
Schlagworte | Aufguss • Außen • Bademantel • Bauen • Bilder • Fass • Finnland • Garten • Handtuch • Heilen • Holz • Hut • Innen • Kälte • Kilt • Natur • Ofen • Sanduhr • Selbst • Thermometer • Tuch • verbessern • Winter • Zubehör • Zuhause |
ISBN-10 | 3-7453-2404-8 / 3745324048 |
ISBN-13 | 978-3-7453-2404-4 / 9783745324044 |
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