Wie ihr euch nicht umbringt, wenn ihr Eltern seid (eBook)
240 Seiten
Gräfe und Unzer (Verlag)
978-3-8338-9336-0 (ISBN)
Nina C. Grimm ist zweifache Mutter, Kognitive Verhaltenstherapeutin, Familienpsychologin und Paartherapeutin. Durch ihre Ausbildung und Berufserfahrung hatte sie einen Berg an Wissen zusammengetragen, wie eine Paarbeziehung gelingt - um schließlich feststellen zu müssen, dass ihr all das im Chaos des Familienalltags herzlich wenig brachte. Heute schreibt sie darüber, wie wir endlich praktisch leben können, was uns theoretisch längst klar ist. Darüber hinaus berät sie Paare und Familien, gibt Kurse und ist als Speakerin aktiv. Ihr Buch 'Hätte, müsste, sollte' war ein Spiegel-Bestseller. Instagram-Kanal: nina.familienpsychologie (30.000 Follower)
Nina C. Grimm ist zweifache Mutter, Kognitive Verhaltenstherapeutin, Familienpsychologin und Paartherapeutin. Durch ihre Ausbildung und Berufserfahrung hatte sie einen Berg an Wissen zusammengetragen, wie eine Paarbeziehung gelingt – um schließlich feststellen zu müssen, dass ihr all das im Chaos des Familienalltags herzlich wenig brachte. Heute schreibt sie darüber, wie wir endlich praktisch leben können, was uns theoretisch längst klar ist. Darüber hinaus berät sie Paare und Familien, gibt Kurse und ist als Speakerin aktiv. Ihr Buch "Hätte, müsste, sollte" war ein Spiegel-Bestseller. Instagram-Kanal: nina.familienpsychologie (30.000 Follower)
Hinweis zur Optimierung
Impressum
Wichtiger Hinweis
Die 10 häufigsten Fehler von Elternpaaren - und wo ihr im Buch Hilfe findet
Vorwort
Epilog
Beziehungskrise Kind!
Zehn Fehler, mit denen ihr eure Beziehung garantiert in den Sand setzt – und was ihr dagegen tun könnt
Psycho-logisch erklärt
Eskalationen vorbeugen und durchbrechen
Wenn die Kinder darunter leiden
Die häufigsten Konfliktpunkte und wie ihr sie lösen könnt
Quellen
Die Autorin
BEZIEHUNGSKRISE KIND!
Wenn wir Eltern werden, haben wir alle so gewisse Vorstellungen. Die allermeisten davon sind romantisch verzerrt: du und ich, ich und du – und eine verkörperte Liebe! Wir sehen uns innig Händchen haltend den Kinderwagen in den Sonnenuntergang schieben. Uns tief in die Augen schauen, nachdem uns der wohlige Geruch des Babyköpfchens in die Nase gestiegen ist. Voller Dankbarkeit für dieses Wunder, das durch uns in die Welt gekommen ist.
Und natürlich gehen wir davon aus, dass wir unser Leben weiterleben. Schließlich ist ein Kind keine Krankheit. Wir werden selbstverständlich einfach weiterhin all die Dinge machen, die wir heute tun, nur eben in Begleitung eines zauberhaften Engels. Am Anfang schlafen Kinder ja eh nur. Und dann, na, dann machen wir irgendwann zusammen Fahrradtouren, gehen Ski fahren, in Museen, auf Reisen – unternehmen all die Dinge, die wir jetzt auch schon gerne machen. Nur fortan eben täglich in unserer Liebe bestärkt, dank des Wunders in unserem Leben – halb ich, halb du. Ruckedigu. Aus im Nu!
Ziemlich schnell stellen wir nämlich fest, dass wir nach der Geburt erst mal gar NICHTS mehr machen können. Als Frau direkt nach der Geburt noch nicht mal mehr laufen. Dafür muss der Mann erst mal umso mehr rennen. Kalter Kaffee ist unser täglich Brot und nicht mal mehr die Grundbedürfnisse wie beispielsweise eine warme Mahlzeit sind zuverlässig gestillt. Die Nerven liegen blank, die Windelberge stapeln sich, an Schlaf mangelt es chronisch, so wie eigentlich an allem, was Spaß und uns selbst mal ausgemacht hat. Das führt dann meistens innerhalb des ersten Babyjahres ziemlich schnell zu der Erkenntnis: aus der Traum! Hin zu: Scheiße noch mal! – Nicht selten im wortwörtlichen Sinn …
Okay, fairerweise muss an der Stelle schon auch gesagt werden:
Conrad und ich hatten diese Momente. Wir hatten diese Momente der Glückseligkeit. Der Dankbarkeit. Und der Liebe. Die waren da. So etwa einmal im Quartal. Der Rest der Zeit war einfach nur sch*ßanstrengend und wir beide komplett am Limit. Und natürlich war dann da auch keine Zeit, geschweige denn Kraft für Romantik, wenn man schon seit 18 Stunden wach ist, dreimal angekotzt wurde, es noch nicht mal geschafft hat, zu duschen oder warm zu essen …
KIND DA, BEZIEHUNG AUS?
In den allermeisten frischgebackenen Familien dreht sich am Anfang (fast) alles um das Baby. So war das bei uns und auch bei vielen anderen Paaren um mich rum. Und da ich ein Mensch bin, der es immer ganz genau wissen will, entschloss ich mich, im Rahmen der Buchrecherche eine eigene Studie mit Elternpaaren durchzuführen. Um bisher gefühlte Wahrheiten zu untermauern. Und auch um Daten zu sammeln, zu denen ich in den gängigen Wissenschaftsdatenbanken schlichtweg keine guten oder aktuellen Zahlen gefunden habe. Über 1000 Elternpaare haben an meiner Studie teilgenommen und ich werde mich im Verlauf des Buches immer wieder auf deren Aussagen und die Ergebnisse beziehen.
Zurück zum Thema: 98,8 Prozent der Eltern gaben an, dass der Hauptfokus im ersten Jahr auf dem Baby lag. Bei so viel Babyfokus liegt nahe, dass die Paarbeziehung erst mal in den Hintergrund rutscht. Ebenfalls durch die Studie bestätigt wurde die Tendenz, dass sich Eltern dabei jeweils selbst aus den Augen verlieren: Sie brennen aus, sind nur noch gestresst und haben das Gefühl, sich selbst verloren zu haben. Deswegen zeigt sich nach dem anstrengenden ersten Babyjahr sehr oft die Tendenz, sich zuallererst mal wieder um sich selbst zu kümmern. Meistens lösen junge Elternpaare das, indem sie sich die Klinke in die Hand geben und das Kind in abwechselnden Schichten betreuen, damit jede:r wieder ein Stück weit ins eigene Leben zurückfinden kann.
So weit, so gut. Meistens ist es dann aber auch so, dass wir nach einer gewissen Zeit, vielleicht einem weiteren Jahr, merken: »Hupsi!« – … Da war ja noch eine Beziehung! Und irgendwie ist die zwischen Krabbelkind und »wenigstens ein bisschen Zeit für mich« komplett flöten gegangen. 32,9 Prozent der Eltern berichten, dass sich der Fokus zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr wieder auf die Beziehung richtet. Stolze 45,5 Prozent geben jedoch auch an, dass sich der Fokus nie mehr wieder zurück auf die Paarbeziehung ausrichtete, seitdem die Kinder da sind. Das ist fast die Hälfte! Beinahe jedes zweite Elternpaar verliert also die Paarbeziehung dauerhaft aus den Augen, sobald Kinder da sind. Das hat für viele spürbare Auswirkungen: So erhöht sich zum Beispiel das Konfliktpotenzial eines Paares mit dem Übergang zur Elternschaft um den Faktor 9.1 Auch die Scheidungsrate bei Ehepartnern mit Kindern steigt stärker als bei kinderlosen. Aktuell wird jede fünfte Ehe mit kleinen Kindern geschieden.2
Leider scheint es also ein Fakt zu sein, dass Kinder natürlich wundervoll, entzückend und herzallerliebst sind. Für die Paarbeziehung sind sie aber vor allem eins: die wahrscheinlich fetteste Krise, die wir uns jemals hätten vorstellen können. Und das Fiese ist: NIEMAND BEREITET UNS DARAUF VOR!
Auch ich bin durch und durch romantisch verzerrt in dieses Familiending reingerasselt. Niemand hat mir beigebracht, wie Beziehung langfristig gelingen kann, auch über Krisen hinweg. Fakt ist: Wir haben Beziehung nicht gelernt! Wir verbringen durchschnittlich 20 000 Stunden in der Schule, hatten jedoch nicht eine einzige Unterrichtsstunde dazu, wie man die eigenen Bedürfnisse konstruktiv und gewaltfrei ausdrücken kann. Welche Fragen Nähe und Verbindung schaffen können. Und dass wir die Wut anderer nicht persönlich nehmen müssen. Nicht eine einzige Minute von 20 000 Stunden wurde in unserer Ausbildung darauf verwendet.
Okay, kritische Stimmen könnten jetzt sagen: Das ist ja nun auch nicht unbedingt Sinn und Zweck von Schule (wobei ich persönlich da anderer Meinung bin). Aber auch an anderen Stellen bekommen wir es ja nicht vermittelt. Die allerwenigsten aus unserer Elterngeneration hatten wirklich gute Rollenvorbilder für harmonische, glückliche Beziehungen. In den allermeisten Fällen haben wir bei unseren eigenen Eltern eher beobachtet, wie man nebeneinanderher lebt, Konflikte unter den Teppich kehrt, nur noch über Organisatorisches oder über andere Leute spricht und dass es das gefühlt größte emotionale Highlight ist, wenn an Weihnachten Kartoffelsalat und Wiener aufgetischt werden – selbst das aber auch selten ohne Reibereien. Was ich damit sagen will: Die wenigsten von uns haben gelernt, wie eine glückliche Beziehung überhaupt funktioniert – weder in der Schule noch durch gute Modelle in der eigenen Familie.
Also bleibt uns nichts anderes übrig, als es über die Trial-and-Error-Methode zu lernen. Und das kann in der Sturm-und-Drang-Phase des Lebens ja auch irgendwie Spaß machen. Das Problem ist: Wenn Kinder mit ins Spiel kommen, wird es so existenziell. Denn durch dieses Elternsein kommen wir schnell mit alten Sehnsüchten, Hoffnungen und Erwartungen in Berührung – das alles natürlich eher unbewusst –, was es besonders pikant macht.
Durch den anhaltenden Stress und den chronischen Schlafmangel fallen wir allein durch neuropsychologische Prozesse schneller in uralte Verhaltensmuster zurück. Und die zeigen sich natürlich und am allerliebsten in unseren Beziehungen. Denn genau da sind sie schließlich einst auch entstanden.
Die alten Muster führen dazu, dass wir gefühlt die Kontrolle über uns selbst verlieren. Im schlimmsten Fall können wir uns förmlich dabei zusehen, dass unser Verhalten gerade total Banane ist. Und können trotzdem nicht damit aufhören.
Das Ganze wird nicht besser dadurch, dass viele aus unserer Elterngeneration die Tendenz haben, überhöhte Ansprüche an sich selbst zu stellen, und das natürlich auch in der Erziehung geltend machen. Dieser Anspruch führt Familien häufig in eine Sackgasse. Und leider findet Google keine Wegbeschreibung zurück zu dem in der Tiefe so sehr ersehnten Familienglück
Ich kenne das Gefühl selbst sehr gut, keine f*cking Ahnung mehr zu haben, wie ich DAS Ding noch rumdrehen könnte. Einfach weil es sich durch und durch schwer und einfach nur unlösbar anfühlt. Das kann ziemlich Furcht einflößend sein. Und das kann vor allem etwas sein, das man am allerliebsten ganz weit wegschieben möchte. Weswegen die Trennung auf einmal ziemlich attraktiv erscheinen kann.
Und das ist so schade. Denn meistens sehnen wir uns alle in der Tiefe ja nach etwas sehr Ähnlichem: nämlich nach Liebe. Anerkennung, Wertschätzung. Danach, gesehen zu werden. Wirklich gemeint zu sein. Und wir können es uns gegenseitig trotzdem nicht geben. Und genau das macht das Ganze so dramatisch.
Kern der Dramaturgie ist, dass einerseits niemand von uns gelernt hat, Krisen innerhalb von Beziehungen konstruktiv und Nähe schaffend zu gestalten. Dass wir aber andererseits den Anspruch an uns und unser Gegenüber haben, es draufhaben zu müssen. Schließlich ist das doch die Definition von Liebe, oder?! Wenn man sich liebt, dann müsste das doch laufen. Oder?!
Spätestens hier wird ersichtlich, dass die allermeisten von uns dem Hollywoodmythos ausgeliefert sind: In den schillernden Märchengeschichten dieser Zeit, die wir auf großen Kinoleinwänden in 3-D bestaunen, besteht der toughste Part darin, das Gegenüber für sich zu gewinnen. Dann kommt der Augenblick der großen Liebe – und sie leben glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende. Liebe wird uns als etwas verkauft, das da ist und dableibt. Mühelos. Daher ist für viele der Moment, in dem sie beginnen müssten, an ihrer Liebe zu arbeiten, ein Zeichen des Scheiterns. Ein Beweis für das Versagen. Ein...
Erscheint lt. Verlag | 5.3.2024 |
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Reihe/Serie | GU Beziehungen |
Vorwort | Nicola Schmidt |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Partnerschaft / Sexualität |
Schlagworte | Apokalyptische Reiter • Beziehung • Buch • Bücher • Ehe • Emotionen in der Partnerschaft • erfüllte Partnerschaft • Familie und Partnerschaft • Frauen • Gelingende Partnerschaft • Gottman • GU • John Gottman • kommunikation in der partnerschaft • Lebenslange Partnerschaft • Liebe • Männer • Neuanfang • Partnerschaft • Partnerschaft Kinder • Ratgeber • Scheidung • toxische partnerschaft • Trennung • Verlieben • Vorwürfe Partner |
ISBN-10 | 3-8338-9336-2 / 3833893362 |
ISBN-13 | 978-3-8338-9336-0 / 9783833893360 |
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