Moritz und Franz Wagner: Glanz in ihren Augen (eBook)
256 Seiten
Ariston (Verlag)
978-3-641-31521-4 (ISBN)
Moritz und Franz Wagner sind internationale Basketballprofis und Weltmeister. Ihre Mutter Beate Wagner beschreibt, wie sie auf ihren großen Traum hingearbeitet haben und was sie brauchten, um erfolgreiche Basketballer zu werden. Sie spricht mit Wegbegleitern und Coaches und natürlich kommen auch Moritz und Franz immer wieder selbst zu Wort.
Ein ganz persönlicher Einblick in das Privat- und Sportlerleben zweier NBA-Stars.
»Diese Perspektive bekommt man selten. Was machen eigentlich die Eltern durch, wenn das Kind Talent zeigt und auf dem Weg zum Sportstar ist? Geschweige denn, wenn man zwei davon hat! Eine durch und durch sympathische Familie.«
ANDREA PETKOVI?, ehemalige Tennisspielerin und Spiegel-Bestsellerautorin
- Die unglaubliche Erfolgsgeschichte der Wagner-Brüder - hautnah, spannend und informativ!
- Moritz und Franz Wagner leben den Traum vieler Basketballer - beide spielen in der NBA
Beate Wagner ist Ärztin (Studium der Humanmedizin an der Charité in Berlin), Wissenschafts- und Medizinjournalistin und Mutter von Moritz und Franz. Seit über 20 Jahren schreibt sie über Gesundheit, Psychologie, Medizin, Ernährung und Sport. Zudem ist sie Achtsamkeitstrainerin.Sie beschäftigt sich mit Themen wie Potenzialentwicklung, Talentförderung, Mentaltraining, Sport- und Persönlichkeitspsychologie. Privat liebt Beate Wagner Laufen, Wandern, Yoga und Meditation, in der Welt unterwegs sein und lesen. Sie lebt mit ihrem Ehemann in Berlin. Während der Saison 22/23 verbrachte sie ein halbes Jahr zusammen mit ihren Söhnen in Orlando.
Leben in Florida
Anfang April 2023, abends im Family Room des Amway Centers in Orlando/Florida. Das letzte Heimspiel der Saison. Es sind nur wenig Leute da. Nur ein paar Spielerfrauen und Mitarbeiter. Sie stehen herum, quatschen. Kinder toben im Spielzimmer. Am Büfett gibt es Tacos, Chicken Nuggets, Gemüsesticks, Käsewürfel. Im Family Room treffen sich vor jedem Spiel Angehörige und Freunde der Spieler, reden, essen zusammen, tauschen sich aus. Ich nehme mir einen Teller mit Snacks. Neben mir schwärmen zwei Frauen von ihrem Urlaub auf den Bahamas. Auf einem Screen sehe ich Franz und Moritz, sie werfen sich gerade in der leeren Arena ein. Ich muss mich sputen, gleich beginnt das Spiel. So richtig Stimmung will im Family Room aber nicht aufkommen. Alle scheinen müde und ein bisschen gelangweilt. Es geht um nichts mehr heute. Ich bin trotzdem hergekommen, denn ich will mich verabschieden. Für mich geht eine besondere Zeit zu Ende: Meine erste NBA-Saison, die ich hautnah und in Farbe miterleben durfte.
Seit dem Draft von Moritz 2018 ist viel passiert. Er hat ein Jahr für die Los Angeles Lakers gespielt, danach wurde er zu den Washington Wizards getraded, also sozusagen weitergereicht. Hier blieb Moritz bis März 2021. Es folgte ein erneuter »Trade« zu den Boston Celtics, wo Moritz einige Wochen spielte. Im Juli 2021 fand dann der NBA Draft statt. Dort wählten die Orlando Magic Franz aus. Es war verrückt: Denn die Orlando Magic waren ja genau das Team, bei dem Moritz direkt nach Boston einen Vertrag unterschrieben hatte. Seit der Saison 2021/2022 spielen unsere Kinder beide in der NBA in demselben Team.
Spielerisch war die Saison 2022/2023 – mittlerweile schon die zweite für unsere Jungs bei den Orlando Magic – durchwachsen. Nach einem schlechten Start ging es bergauf, im Dezember gewannen die Jungs sogar einmal sechs Spiele in Folge. Dass sie die Play-offs erreichen würden, erwartete aber niemand. Dann der 100:91-Sieg gegen die Chicago Bulls Mitte Februar. Kurz flammte die Hoffnung auf, dass sie es vielleicht doch in die Post Season schaffen könnten5. Doch dann verloren unsere jungen Wilden den Anschluss. Anfang März fiel dann noch Center Wendell Carter mit Hüftschmerzen aus. »Als Wendell sich verletzt hat und wir drei Spiele hintereinander verloren haben, war für mich die Saison gefühlt vorbei«, bilanziert Moritz eines Nachts am Feuer. »Insgesamt haben wir aber einen deutlichen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Gezeigt, dass wir als Spieler zusammenpassen. Da es aber auch noch deutliche Defizite gibt, hat es hinten raus noch nicht gereicht.«
Ich genieße also den letzten Abend am Büfett im Family Room. Die letzten Wochen sind schnell vergangen. Ich war bei jedem Heimspiel dabei. Ich bin meinen Söhnen in die USA hinterhergereist. Ich habe das Team der Orlando Magic aus der Nähe kennengelernt, gesehen, wie die Spieler zusammengewachsen sind. Wie sie die lange Spielzeit gemeinsam gemeistert haben. Wie viel Spaß sie hatten. Ich habe Geschichten gesammelt. Beobachtet, geschrieben, bilanziert, nachgespürt. Ich habe für dieses Buch recherchiert. Und dabei die Erkenntnis gewonnen, dass ich meinen Kindern in dieser Saison noch einmal sehr nahekommen musste, um sie jetzt loslassen zu können. Ich habe mich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten von meinem Empty-Nest-Syndrom befreit. Doch dazu später mehr.
Das Leben als Basketballprofi in den USA, das Franz und Moritz leben, klingt verlockend: Die Jungs verdienen Millionen Dollar, können sich Autos, Häuser, Playstations kaufen – oder was immer sie sich wünschen. Sie jetten auf Roadtrips im Teamjet durchs Land. Steigen in Fünf-Sterne-Hotels ab. Sind von den besten Coaches, Ärzten, Physiotherapeuten, Fitness-, Mental- und Ernährungsberatern im Land umgeben. Haben VIP-Status und Millionen Fans.
Dass es extrem harte Arbeit ist, Teil der Liga zu sein und zu bleiben, wird oft vergessen. Körperlich, mental, sozial. 82 Spiele stehen pro Saison an, für Spieler in den Play-offs sind es sogar manchmal mehr als 100. Die Arenen sind quer über das riesige Land verteilt. Die Spieler stehen fast jeden zweiten Abend auf dem Feld. Nach den Spielen müssen sie noch mal in den Kraftraum. Oder in den Flieger und die nächste Stadt. Über Monate dreht sich alles um spielen, gewinnen, Niederlagen verarbeiten, den Körper fit halten, viel und richtig essen, Koffer packen, reisen, ankommen, wieder im Hotel einchecken, Koffer wieder auspacken, unterschiedliche Klima- und Zeitzonen wegstecken, Müdigkeit, Langeweile und Einsamkeit in fremden Städten aushalten, Familie, Freunde und das heimische Bett vermissen. Wenig Schlaf, viel Training, Physiotherapie, Video-Analysen der Spiele, Meetings. Dann wieder spielen. Und wieder weiterziehen.
Ich wollte verstehen, wie Moritz und Franz sich in diesem Zirkus fühlen. Was am Gameday passiert. Warum Roadtrips so anstrengend sind. Wie dieses besondere Leben aussieht, das meine Söhne leben. Was sie denken, wenn sie morgens aufwachen, abends nach einem Spiel nach Hause kommen, am nächsten Tag wieder in die Halle müssen. Was sie machen, wenn sie mal nichts zu tun haben. Wie sie mit ihrem vielen Geld umgehen. Welche Bücher sie lesen. Welche (deutsche) Zeitung sie verfolgen. Warum sie ihre Nachbarn immer noch nicht kennen. Ob sie überhaupt neue Leute treffen.
In meinem halben Jahr in Orlando habe ich viel gelernt. Profibasketballer zu sein, ist viel mehr als ein Fulltime-Job. Es ist ein Zustand. Wenn du NBA-Spieler bist, bist du NBA-Spieler. Alles andere ordnet sich unter.
Aber Franz und Moritz machen das gut. Sie haben Spaß. Sie sind sich täglich bewusst, wo sie herkommen, was sie erreicht haben. Was sie sich leisten können. Dass nichts in diesem Leben garantiert ist. Ich bin stolz auf sie. Sie sind bei sich (geblieben), haben eine authentische Balance gefunden zwischen professioneller Präsenz draußen und entspanntem Regenerieren zu Hause.
Die Bedingungen könnten besser nicht sein. Abgesehen von der Politik im Land. Als ich in Berlin erzähle, dass ich in Florida überwintern will, werde ich bemitleidet, fragend angeschaut oder gleich für verrückt gehalten: »Du willst nach Florida?« Für viele Europäer, darunter auch einige unserer Freunde, ein falsches Ziel. Ich nehme es nicht übel. Vor ein paar Jahren hätte ich vielleicht selbst noch die Nase gerümpft. Spätestens 2017, als Donald Trump Präsident der Vereinigten Staaten wurde, haben die USA für viele Menschen hierzulande an Attraktivität verloren. Wenn man sich denn überhaupt je dafür interessiert hat.
Heute, am Ende von Joe Bidens Präsidentschaft, der Trump 2021 ablöste, sieht es nicht besser aus. Das Land wählt 2024 den nächsten Präsidenten. Im Sunshine State Florida ist Ron DeSantis seit 2018 Gouverneur. Er ist wie Donald Trump Republikaner und war bis zum Januar 2024, als er seine Kandidatur zurückzog, dessen stärkster Konkurrent für die Präsidentschaftswahl. Über Monate lieferten sich die beiden einen erbitterten Wahlkampf, um als republikanischer Kandidat ins Rennen zu gehen. DeSantis wurde während der Pandemie zum kontroversen Nachwuchs-Star der Republikaner. Er machte Florida zum Zufluchtsort für Coronaleugner. Er erließ eine Reihe unsäglicher Gesetze. So gilt in Florida zum Beispiel ab der sechsten Schwangerschaftswoche Abtreibungsverbot. Viele Frauen wissen zu der Zeit noch gar nicht, dass sie schwanger sind. DeSantis befürwortet die Todesstrafe für Pädophile. Er punktet bei Konservativen mit extremen Meinungen und hier kontrovers diskutierten Themen wie Homo- und Transsexualität. Das »Don’t say gay«-Gesetz untersagt Lehrkräften, mit Schülern über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität zu sprechen. Wer es doch tut, erhält Berufsverbot. Staatliche Universitäten sollen Programme einstellen, die sich mit der Geschichte des Rassismus in den USA beschäftigen. An einigen Schulen in Florida sind komplette Texte von Shakespeare verbannt, weil sie voll sind mit vorehelichem Sex, Crossdressing und Fragen zu sexueller Identität.
Der zunehmende Einfluss der radikalen Republikaner in Florida und vielen anderen Staaten der USA ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Neben der Politik gibt es viele weitere Themen, die in den USA anders gehandhabt werden als bei uns. Die für mich gewöhnungsbedürftig sind: das Plastikgeschirr überall, die völlig überdimensionierten Verpackungen, die Lieferdienste und Benzinpreise. Trotz Klimawandel fliegen die Leute weiter durchs Land, als hätte sich nichts verändert. Trotz Waldbränden und Überschwemmungen glauben immer noch viele, dass wir Menschen nichts damit zu tun haben. Sie brettern lieber weiter mit ihren riesigen Autos über den Highway. Große Familien haben oft für jedes Mitglied ein eigenes Auto. Der CO2-Verbrauch pro Kopf in den USA ist der vierthöchste weltweit, etwa doppelt so hoch wie in China.6 Als gäbe es kein Morgen, werden Ressourcen verbraucht.
Ich könnte mich wunderbar nächtelang darüber aufregen. Ich könnte aber auch vor meiner eigenen Haustür kehren. Denn da liegt einiges rum. Natürlich braucht es auch in den USA eine Umkehr, weniger Verschwendung, mehr Verzicht, nachhaltigere Lösungen. Wie bei uns. Es ist aber zu einfach, immer nur zu anderen zu schauen. Das gilt übrigens für jede Beziehung, wie ich finde. Die Sache ist komplexer. Wir sprechen längst nicht mehr nur von amerikaspezifischen Problemen, inklusive der populistischen Politik. Die USA verdeutlichen...
Erscheint lt. Verlag | 22.5.2024 |
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Zusatzinfo | mit Bildteil |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Sport ► Ballsport |
Schlagworte | 2024 • Alba Berlin • Basketball • basketballprofis • basketball wm 2023 • Brüder • die wagner-brüder • Dirk Nowitzki • eBooks • Erfolg • gordon herbert • Michigan Wolverines • NBA • Neuerscheinung • Olympische Spiele 2024 • orlando magic • Profisportler • Ratgeber • Sport |
ISBN-10 | 3-641-31521-2 / 3641315212 |
ISBN-13 | 978-3-641-31521-4 / 9783641315214 |
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