Die Kunst des Neuanfangs (eBook)
192 Seiten
bene! eBook (Verlag)
978-3-96340-275-3 (ISBN)
Sarina Pfauth hat Kommunikationswissenschaft, Politik und Interkulturelle Kommunikation studiert und als Onlineredakteurin bei sueddeutsche.de gearbeitet. Inzwischen ist sie freiberuflich als Journalistin und Autorin tätig. Sie engagiert sich ehrenamtlich im Vorstand des CVJM München und in einem genossenschaftlichen Wohnprojekt, in dem sie mit ihrem Mann und ihren drei Töchtern lebt.
Sarina Pfauth hat Kommunikationswissenschaft, Politik und Interkulturelle Kommunikation studiert und als Onlineredakteurin bei sueddeutsche.de gearbeitet. Inzwischen ist sie freiberuflich als Journalistin und Autorin tätig. Sie engagiert sich ehrenamtlich im Vorstand des CVJM München und in einem genossenschaftlichen Wohnprojekt, in dem sie mit ihrem Mann und ihren drei Töchtern lebt. Debora Kuderhat Kommunikationswissenschaft, Japanologie und Sinologie studiert. Nachdem sie im Europabüro eines US-Bundesstaats tätig war, arbeitet sie derzeit als Referentin im Hochschulbereich und schreibt regelmäßig für verschiedene Zeitschriften. Sie ist Gründungs- und Leitungsmitglied der CityChurch München und lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern in München.
Wie es ist, weit weg ein neues Leben aufzubauen
Morgens halb neun auf Big Island. Markus Stolz sitzt entspannt auf dem Sofa. Die Kinder sind in der Schule, im Hintergrund arbeitet seine Frau Marie, eine Katze schleicht ab und zu durch den Raum. Es ist ein ruhiger Morgen. Nur eine Mücke nervt zwischendurch. »Warte mal«, sagt Markus, und klatscht entschlossen auf seinen Arm. Erwischt. So schwer war es aber auch nicht: »Die Mücken sind ein bisschen träge, wie alle hier«, schmunzelt er.
Knapp fünf Jahre ist es her, seit Markus mit seiner Frau und ihren drei Kindern nach Hawaii ausgewandert ist. Türkises Meer, warmer Regen, Ukulelen und Blumenketten – Hawaii weckt sofort positive Emotionen. Aber während ein Leben unter Palmen für die allermeisten nur ein Wunschtraum bleibt, hat Markus Stolz Nägel mit Köpfen gemacht. Wie wurde aus einer verrückten Idee ein konkreter Plan? Und hat sich alles gelohnt? Markus blickt zurück.
Es ist ein kalter Tag in München. Ich sitze mit dem Laptop auf dem Bett und möchte mich ein bisschen aufwärmen. Palmen, Sonne, Strand. Schöne, warme Bilder. Ich suche nach Häusern auf Hawaii. Meine Frau Marie und ich haben dort unsere Flitterwochen verbracht. Hawaii ist schon lange ein Sehnsuchtsort für mich: Ich bin in Japan geboren und aufgewachsen. Hawaii ist für viele Japaner ein beliebtes Urlaubsziel. Ich stelle zunächst fest, dass die einfachsten Hütten auf Hawaii im Verhältnis zu Deutschland recht günstig sind. Danach sehe ich mir die teuersten Grundstücke an. Ich spiele ein bisschen mit den Suchfiltern hin und her, und auf einmal ist die Frage ganz real: Wie wäre es eigentlich, auf Hawaii zu wohnen? Ich spreche mit Marie darüber. Erstaunlicherweise ermutigt sie mich dazu, weiterzugehen und zu prüfen, ob die Idee überhaupt realisierbar wäre.
Jahrelang war ich als Manager in der Automobilindustrie tätig. Dann haben wir drei Kinder bekommen – erst eine Tochter und ein Jahr und drei Monate später Zwillinge. In der Baby- und Kleinkindphase haben wir uns mit einem Online-Delikatessenhandel selbstständig gemacht. Wir wohnen in einer Eigentumswohnung mit Blick über München, die sich einigermaßen lukrativ verkaufen lassen dürfte. Nächstes Jahr kommt unsere Tochter in die Grundschule. Wenn Ortswechsel und Veränderung, dann jetzt, denke ich.
Ich habe ein Objekt auf der Hügelseite von Big Island entdeckt, das mich begeistert. Haus, Grundstück mit Palmen und tropischen Pflanzen, Pool, Gewächshaus. Die Immobilien im Süden der Insel sind zwar oft um die Hälfte günstiger, aber inzwischen weiß ich, wo die Gefahrenzonen auf der Insel liegen. Deswegen habe ich mich bald auf den Norden der Insel eingeschossen, wo seit fünftausend Jahren keine Lava mehr geflossen ist.
Vor zwei Wochen habe ich im Internet spontan nach Deutschen auf Big Island gesucht. Dabei habe ich nur einen Treffer erzielt. Ein Immobilienmakler. Vor ein paar Tagen musste ich nochmal an ihn denken. Ich frage mich, ob das ein Impuls von Gott gewesen sein könnte. Also mailte ich ihn an. Eine Stunde später schrieb er mir zurück, er sei gerade in München. Heute haben wir uns getroffen. Es war ein schöner, persönlicher Austausch: Er und seine Frau sind wie wir Eltern von Zwillingen. Und er hat mir einige wichtige Informationen weitergegeben. Zum Beispiel, dass in den USA meistens sowohl Käufer als auch Verkäufer einen Makler haben. Bezahlt werden die aber vom Verkäufer. Er ist ab sofort mein Makler und wird die Preisverhandlungen für mich in Gang setzen.
Parallel beschäftige ich mich mit dem Thema Visum. Man kann ja nicht einfach so in die USA einwandern. Vor allem dann nicht, wenn man – wie wir – nicht von einem Unternehmen dafür rekrutiert wird. Der einzige Weg für uns ist ein Investorenvisum. Zunächst geht es darum, sich selbst finanzieren zu können. Als Nächstes wäre es sinnvoll, ein paar Arbeitsplätze zu schaffen. Wir brauchen also eine Geschäftsidee.
Es dauert nicht lange, bis sie mir einfällt: Hawaiianischer Baumkuchen. Baumkuchen kenne ich aus Japan. Nachdem er vor etwa hundert Jahren durch einen deutschen Konditor dorthin kam, ist er mittlerweile eine der beliebtesten Gebäcksorten in Japan. Es gibt ihn in den verschiedensten Geschmacksrichtungen, und er ist auch ein wunderbares Mitbringsel. Weich, saftig und weniger süß als der deutsche Baumkuchen schmeckt er.
Meine Geschäftsidee ist relativ simpel: Nach Hawaii kommen viele japanische Touristen. Japaner lieben Baumkuchen. Und wenn wir es schaffen, einen hawaiianischen Baumkuchen auf japanische Art zu machen und es keine entsprechende Konkurrenz gibt, wird das ein Knaller. Ich bin mir sicher, dass das funktionieren kann. Natürlich ist so ein Schritt mit einem hohen Risiko verbunden. Man kann viel verlieren und viel gewinnen, wie immer. Viele Geschäftsideen erübrigen sich ja schon auf halbem Weg. Aber von dieser Sache bin ich überzeugt.
In den vergangenen Tagen haben sich neue Türen geöffnet. Bekannte von uns können sich vorstellen, uns bei der Verwaltung unseres bisherigen Online-Handels zu unterstützen. Das macht uns Mut, in Richtung Hawaii weiterzudenken. Und der Immobilienmakler hat sich vor Ort ein Bild machen können: Grundstück und Haus sind in ziemlich gutem Zustand. Genau so, wie es auf den Fotos aussieht. Auch das ermutigt uns dazu, die nächsten Schritte zu gehen.
Mittlerweile haben wir einigen Freunden und Verwandten von der Idee auszuwandern erzählt. Dass wir konkret über eine so radikale Veränderung unseres Lebens nachdenken, kommt nicht bei allen gut an. Wir wundern uns, wie drastisch einige auf unsere Überlegung reagieren. Einige Bekannte hätten wir ganz anders eingeschätzt. Wir stellen fest, wie schwierig es für manche ist, Veränderung zuzulassen – selbst wenn es nur ihr Gegenüber betrifft. Aber wahrscheinlich sind solche Reaktionen normal, wenn jemand etwas Neues, Verrücktes anfangen möchte. Natürlich kann unsere Entscheidung auch Nachteile mit sich bringen. Ich sehe aber auch viele Vorteile. Unsere Kinder werden ohne Englischkenntnisse direkt ins kalte Wasser geworfen werden, aber wir glauben, dass sie das gut schaffen. Und egal, wie schlecht ihre Schule auf Hawaii wäre, sie würden auf jeden Fall eine neue Fremdsprache lernen und nach einer Weile fließend Englisch können. Es kann also nicht viel schiefgehen, finde ich.
Seit Wochen leben wir so, als ob wir unsere Zelte in Deutschland abbrechen würden, ohne zu wissen, ob es dazu kommen wird. Denn noch wissen wir nicht, ob wir ein Visum erhalten. Der Antrag läuft, und wir warten auf eine Einladung zum Interview im US-Konsulat in Frankfurt. Wir haben den Antrag ohne Hilfe eines Anwalts gestellt. Haben wir alles richtig gemacht?
Alle Pässe sind bereit, wir misten grundlegend aus und erstellen Listen, was wir bei einem Umzug nach Hawaii nicht mitnehmen würden: elektrische Geräte, unser großes Sofa, Skier. Unser Gebet ist, dass Gott uns durch die Entscheidung des Konsulats seinen Willen für unsere Zukunft zeigt.
Jetzt müssen wir das auf Hawaii gefundene Grundstück mit Haus endgültig kaufen oder absagen. Alle Fristen sind abgelaufen. Wir haben Angst. Was, wenn wir ein Haus auf Hawaii haben und kein Visum dazu? Wir kaufen. Damit ist all unsere finanzielle Liquidität verschwunden. Ab jetzt ist es für uns mehr als eilig, unsere Wohnung in München zu verkaufen, und zwar zu einem möglichst guten Preis. Wir verbringen ein Wochenende mit unserer Kirchengemeinde und beschäftigen uns mit dem Gebet des Jabez: »Segne mich und erweitere mein Gebiet!«, heißt es darin. Das Gebet ermutigt uns, hoffnungsvoll weiterzugehen.
Wir bekommen das beantragte Visum und atmen auf. Jetzt müssen wir uns beeilen. Unser Wunsch ist es, zum Schulbeginn Anfang August in unserem neuen Haus zu wohnen. Damit unsere Kinder nicht mitten im Schuljahr zu ihren Klassen dazustoßen müssen, sondern von Anfang an dabei sind.
Über England, Island und Los Angeles sind wir auf Big Island angekommen. Uns war wichtig, noch bei Tageslicht in unserem neuen Zuhause einzutreffen. Grundstück und Haus sind wunderschön, aber hier scheint eine Weile nicht mehr geputzt worden zu sein. Im Haus finden wir Dreck und Ungeziefer. Nachdem wir bereits unsere Wohnung in München grundgereinigt hatten, bleibt uns das leider auch hier nicht erspart. Die Vorbesitzer haben einige Möbel und Utensilien im Haus zurückgelassen. Ich hatte darum gebeten, dass beim Verkauf alles drinbleibt, damit wir für die ersten Wochen, bis unsere Möbel auf dem Schiffsweg bei uns ankommen, schon ein paar Einrichtungsgegenstände und Inventar zur Verfügung haben. Segen und Fluch gleichzeitig. Wir empfinden vieles von dem, was im Haus ist, als ekelhaft. Aber eine wunderbar funktionsfähige Waschmaschine ist da. Als Erstes putzen wir das Schlafzimmer, und unsere Kinder schlafen zu dritt im großen Bett, bis ihre eigenen Betten Wochen später bei uns ankommen.
In den ersten Tagen haben wir viel Organisatorisches zu regeln. Eine Woche nach unserer Ankunft fängt für die Kinder der Alltag an: Unsere Tochter kommt in die erste Klasse, und die Zwillinge gehen in die Vorschule. Wir alle werden sehr gut aufgenommen, knüpfen erste Kontakte mit den Nachbarn und erleben, dass der Aloha-Spirit unter den Einheimischen wirklich lebendig ist, und freuen uns, dass unsere...
Erscheint lt. Verlag | 1.3.2024 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
Schlagworte | Angst vor Veränderung • antworten auf Lebensfragen • bücher selbstfindung • buch selbstliebe • christlicher Glaube im Alltag • Einzelschicksale • enttäuscht vom Leben • Enttäuschungen überwinden • Ermutigung • geschichten für frauen • glückliche Fügungen • glückliche Wendung • Hoffnung für Krisenzeiten • Hoffnung für schwierige Zeiten • Hoffung Krise • Krise als Chance • Krisenbewältigung • Krisen überwinden • Lebensglück • lebenshilfe bücher • Lebenskrisen bewältigen • Lebenspläne ändern • Lebensplanung ändern • Lebensträume verwirklichen • Loslassen lernen • mit Enttäuschungen umgehen • Mut machen • Mut zur Veränderung • Neuanfang • neuen Mut finden • Neue Perspektiven entwickeln • neue wegen gehen • Orientierung in Lebenskrisen • Persönlichkeitsentwicklung • Plan B • positive psychologie buch • Schicksal wenden • Selbstfindung • Trost • Trostbuch • Trösten • Umgang mit Krisen • Wo eine Tür sich schließt öffnet sich eine neue • Zuversicht • Zuversicht in Zeiten der Krise |
ISBN-10 | 3-96340-275-X / 396340275X |
ISBN-13 | 978-3-96340-275-3 / 9783963402753 |
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