Die geheime Bruderschaft - Dan Burstein

Die geheime Bruderschaft

Dan Browns ILLUMINATI entschlüsselt

(Autor)

Buch | Softcover
608 Seiten
2005
Goldmann Verlag
978-3-442-15359-6 (ISBN)
9,95 inkl. MwSt
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Dan Brown gibt seinen Lesern neue Rätsel auf. Was ist Fakt, was Spekulation und was gar pure Erfindung in seinem Bestseller „Illuminati“? Wird die Geschichte des Abendlandes tatsächlich von geheimen Bruderschaften gesteuert, die einen mythologischen Kampf gegen die katholische Kirche führen?

Andrea Ott, geboren 1949, hat sich als Übersetzerin englischer und amerikanischer Literatur einen Namen gemacht. Für den Manesse Verlag hat sie Meisterwerke u.a. von Jane Austen, Anthony Trollope, Charlotte Bronte, Elizabeth Gaskell, Henry James, Edith Wharton und Upton Sinclair ins Deutsche gebracht.

Einleitung: Die dunklen Geheimnisse der Menschheit 1 Der Vatikan von innen Habemus papam - Von Greg Tobin Engel, Teufel und der nächste Papst - Von Amy D. Bernstein Die Kür der Kandidaten - Von Greg Tobin Päpste in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft - Ein Gespräch mit Richard P. McBrien Wer liegt im Grab des heiligen Petrus? - Vorbemerkung des Herausgebers Jenseits des Grabes - Von Tom Mueller 'Auf diesen Felsen …' - Von Deirdre Good Der Vatikan zur Zeit von Galilei und Bernini - Ein Gespräch mit John O’Malley Die Kirche seit Galilei - Ein Gespräch mit John Dominic Crossan 2 Galilei: Der fromme Ketzer Wie Galilei die Neuzeit aus der Taufe hob - Von John Castro Auf Kopernikus’ Spuren - Ein Gespräch mit Owen Gingerich Galilei: Der richtige Inhalt zur falschen Zeit - Ein Gespräch mit Steven J. Harris Der Galilei-Mythos - Ein Gespräch mit Wade Rowland Blinder Ehrgeiz und ehrliche Frömmigkeit - Ein Gespräch mit Marcelo Gleiser Rache für Galilei - Von Stephan Herrera 3 Von Verschwörungen und Verschwörern: Die 'Erleuchteten' werden durchleuchtet Den Illuminati auf der Spur - Von George Johnson Über den Versuch, eine neue Weltordnung zu schaffen - Ein Gespräch mit Michael Barkun Assassinen und Illuminati: Eine 'okkultische' Einführung - Ein Gespräch mit James Wasserman Im Inneren von Amerikas mächtigster Geheimgesellschaft - Ein Gespräch mit Alexandra Robbins 'Die Fröhlichen leben in einem fröhlichen Universum, die Traurigen in einem traurigen' - Ein Gespräch mit Robert Anton Wilson 4 'Gott ist tot.' Oder? Leonardo Vetras Bücherbord - Von Arne de Keijzer Wer regiert die Welt: Gott oder die Gesetze der Physik? - Von George Johnson Brauchen wir einen göttlichen Planer? - Von Paul Davies Jenseits des Horizonts: Gott als Hypothese - Von Neil deGrasse Tyson Die Tragik der Religion - Ein Gespräch mit Richard Dawkins Das Gottes-Gen - Ein Gespräch mit Dean Hamer Die Religion im Laboratorium: Bewusstseinsforschung und die neuralen Grundlagen des Glaubens - Von Hannah de Keijzer Adam gegen Atom - Von Josh Wolfe 5 Robert Langdons Rom: Kunst und Architektur Von Engeln geleitet - Von Susan Sanders Tatort Kunst: Bernini und die Illuminati - Von Tod Marder Berninis Engel - Ein Gespräch mit Mark S. Weil Mythos und Magie in Berninis Skulpturen - Ein Gespräch mit George Lechner Das Geheimarchiv des Vatikans - Von Michael Herrera Bibliothek der Macht - Von Tod Marder Vier Kunstwerke, vier Morde - Von Diane Apostolos-Cappadona Rom, Stadt der Engel und der eingebildeten Teufel - Von David Downie 6 Wissenschaft und Technik in Illuminati Tod und Verderben - Ein Gespräch mit dem Gerichtsmediziner Cyril H. Wecht Auge um Auge - Von James Carlisle und Jennifer Carlisle Dan Brown, der Sprung aus dem Hubschrauber und die Antimaterie - Von David A. Shugharts Vom Staub der Sterne: eine unendliche Geschichte - Ein Gespräch mit Marcelo Gleiser Ein Tag ohne Gestern: Georges Lemaître und der Urknall - Von Mark Midbon Antimaterie in der Praxis - Von Stephan Herrera Der Heilige Gral der Physik - Ein Gespräch mit Amir D. Aczel 7 Dan Brown und die Kunst, 'Fakten' zur Fiktion zu machen Sie waren noch nie mit einer Yoga-Meisterin im Bett? - Von David A. Shugharts Der Name der Rose: Das Who is Who der geheimen Bruderschaft - Von David A. Shugharts Die Geheimnisse der Ambigramme - Von David A. Shugharts und Scott Kim Erleuchtete Worte? - Von Geoffrey K. Pullum Metaphysik im Roman - Von Glenn W. Erickson Vox Populi: Dan Brown als Kultobjekt - Von Leigh-Ann Gerow 'Art Fiction': eine Art Fiktion? - Von Diane Apostolos-Cappadona Zur deutschen Ausgabe Dan Brown hat sich offenkundig viel vorgenommen. Engel und Dämonen begleiten seinen Weg und prägen sein Werk, das viele mit 'spannender als James Bond' (DER SPIEGEL) beurteilen. Doch Spannung allein genügt dem erfolgreichen Romancier nicht. Wie bereits in seinem Bestseller "Sakrileg", dessen Hintergründe in dem ebenfalls bei Goldmann erschienenen Buch "Die Wahrheit über den Da-Vinci-Code" entschlüsselt werden, geht es Dan Brown auch in "Illuminati" um nichts Geringeres als die Aufdeckung des 'Geheimen Wissens der Welt'. Dass dieses Geheimwissen in Wahrheit ein ganz anderes ist als das von der Kirche überlieferte und gehütete, versteht sich von selbst. Dan Brown fahndet nach den Verschwörern und fragt nach deren Motiven und Methoden. Im Mittelpunkt seines Roman "Illuminati" steht der jahrtausendealte Konflikt zwischen Wissenschaft und Religion: auf der einen Seite der Vatikan als Gralshüter der dogmatischen Tradition, auf der anderen Seite Wissenschaftler wie Galilei, Kopernikus und Einstein bis hin zu den modernen Forschern der Nanotechnologie. Wer sich wie Millionen Leserinnen und Leser auf Dan Browns Szenario einlässt, könnte annehmen, dieser Konflikt nähere sich allmählich auf höchst dramatische Weise seiner Entscheidung: Wie in einem guten Western stehen sich Gut und Böse gegenüber. Dabei irritiert allein die Tatsache, dass 'Gut' und 'Böse' heutzutage kaum eindeutig zu definieren, manchmal nicht einmal voneinander zu unterscheiden sind. Gibt es sie denn tatsächlich, die eine, die 'wahre' Wahrheit? Je mehr wir wissen, desto drängender werden unsere Fragen. Ausgerechnet im so genannten Informationszeitalter, in dem noch die abseitigsten Wissensfragmente binnen kurzem per Mausklick verfügbar sind, versinken wir in einer Fülle von Daten und Fakten, ohne das Wesentliche zu erkennen. Verbirgt sich dahinter womöglich eine perfide Strategie? Gibt es eine groß angelegte Verschwörung, die die Menschheit bewusst im Unklaren über das 'wahre', aber geheime Wissen lassen will? Und ist die Frage nach denjenigen, die uns dieses Wissen vorenthalten, nicht ebenso spannend wie diejenige, ob es überhaupt das eine, das 'wahre' Wissen gibt? Dan Browns Bücher bieten Gelegenheit, über solche Fragen nachzudenken. Sein großes Verdienst ist es, diese Themen für eine breite Leserschaft leicht verständlich und so eindringlich zu erörtern, dass sich die meisten nicht mit der Lektüre seiner Bücher begnügen. Wo "Illuminati" den Zwängen des Genres gehorchend nur Denkanstöße geben kann, bietet "Die geheime Bruderschaft" profundes Hintergrundwissen. Die Herausgeber erläutern zusammen mit ausgewiesenen Experten ihres Fachs die zahlreichen Anspielungen und Metaphern des Romans, erklären die historischen wie die technologischen Fakten, decken Irrtümer auf und vertiefen jene Ideen, die Dan Brown, um seine Handlung voranzutreiben, oft nur kurz andeuten kann. Am Ende ergibt sich nicht nur ein wesentlich klareres Bild, sondern es stellt sich heraus, dass die Wirklichkeit oft viel spannender ist als ein Roman. Für die deutsche Ausgabe dieses Buches wurden sämtliche Beiträge neu übersetzt. Das gilt, sofern nicht ausdrücklich etwas anderes angegeben wurde, auch für zitierte Quellen. Die Rechte an den einzelnen Beiträgen liegen bei den Verfassern – eine Kurzvorstellung der Autoren finden Sie am Ende des Buches. Der Verlag Einleitung Die dunklen Geheimnisse der Menschheit Schon beim allerersten Mal, als ich vor einer größeren Zuhörerschaft über "Die Wahrheit über den Da-Vinci-Code" sprach – das Buch über die Geschichten und Geheimnisse hinter Dan Browns Mega-Bestseller "Sakrileg" (engl. The Da Vinci Code) – stand einer der Anwesenden auf und wollte wissen, ob ich einen ähnlichen Band zu Browns "Illuminati" (engl. Angels and Demons) vorlegen würde. Als ich im Lauf des Jahres 2004 durchs Land reiste, um "Die Wahrheit über den Da-Vinci-Code" vorzustellen – und Fragen beantwortete wie die, ob Jesus und Maria Magdalena wirklich verheiratet waren, ob auf Leonardos "Abendmahl" eine als Jünger getarnte Maria Magdalena zu sehen ist oder ob die Priorie de Sion tatsächlich existiert hat – wurde ich ebenfalls häufig gebeten, auch etwas zu "Illuminati" zu sagen. Eine von mir durchgeführte informelle Umfrage ergab, dass ungefähr einer von fünf Lesern "Illuminati" interessanter fand als "Sakrileg" – und das obwohl sich damals bereits abzeichnete, dass Dan Browns zweiter Roman1 eines der erfolgreichsten und am meisten diskutierten Bücher aller Zeiten werden würde. Während "Illuminati" nach seiner Erstveröffentlichung im Jahr 2000 (drei Jahre vor dem Erscheinen von "Sakrileg") nur einen vergleichsweise bescheidenen Absatz gefunden hatte, verkaufte es sich 2004 im Schlepptau von "Sakrileg" ebenfalls wie rasend und brachte Milliarden von US-Dollar ein. "Illuminati" wurde in einer Auflage von fünf Millionen Exemplaren neu gedruckt und kletterte in den Bestsellerlisten sowohl für Hardcover- wie für Paperbackausgaben sogar noch höher als das später erschienene Werk. 1 Von Dan Brown sind bislang vier Bücher erschienen. "The Digital Fortress" wurde 1996 in den USA zunächst als E-Book, dann als Taschenbuchausgabe veröffentlicht, eine deutsche Übersetzung mit dem Titel "Diabolus" erschien im Jahr 2005. Als Nächstes folgte im Jahr 2000 "Angels and Demons" (dt. 2003 "Illuminati"). Im Jahr darauf, 2001, erschien Dan Browns drittes Buch, "Deception Point" (dt. ebenfalls 2003 "Meteor") und 2003 "The Da Vinci Code" (dt. 2004 "Sakrileg"). Da sich der Herausgeber hier auf einen Vergleich von "Illuminati" und "Sakrileg" konzentriert, spricht er im ersten Fall von Dan Browns erstem Buch, im zweiten von Dan Browns zweitem. Also unterzog ich auch "Illuminati" einer genaueren Lektüre. Erneut war ich von den vielen Ideen und Themen, die in diesem Buch berührt werden, ebenso gefesselt wie von der spannenden Kriminalgeschichte, in die diese Themen eingebettet sind. Als ich meine Lektüre beendet hatte, sammelte ich zuerst einmal meine Gedanken. Zunächst kam mir "Illuminati" wie ein Entwurf für "Sakrileg" vor, und ich folgerte: Jeder, der "Sakrileg" wirklich verstehen wollte, würde den früheren Roman lesen müssen. In ihm hatte Brown die Gestalt Robert Langdons geschaffen. Obwohl er ihn noch nicht als 'Symbolologen' bezeichnete wie später in "Sakrileg", brillierte der Harvard-Professor schon hier mit seinem kunstgeschichtlichen Fachwissen und seinen Kenntnissen auf dem Gebiet religiöser Ikonografie. Was den Aufbau der Handlung und die beteiligten Charaktere angeht, sind beide Thriller enge Verwandte. In beiden Büchern beginnt die Handlung in einer europäischen Stadt – und zwar damit, dass ein herausragender Wissenschaftler, der über besondere Fachkenntnisse verfügt, brutal abgeschlachtet wird. In beiden Fällen ist der Mörder ein außergewöhnlicher Mensch, der einer uralten geheimen Sekte angehört. Beide Morde weisen ungewöhnliche forensische Charakteristika auf – Leonardo Vetras aus seiner Höhlung geschnittener Augapfel liegt in einem Flur des CERN-Forschungszentrums2 auf dem Boden, und Jacques Saunières hat sich im Sterben wie der nackte Mann auf Leonardos berühmter Proportionsstudie auf dem Fußboden eines Saals des Louvre arrangiert. 2 CERN ist die Abkürzung für Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire, das europäische Zentrum für Teilchenphysik in Genf, wo unter anderem das Konzept des world wide web (www) entwickelt wurde. In beiden Romanen wird Langdon von einem überraschenden Telefonanruf aus dem Schlaf gerissen und wegen seiner einzigartigen Kenntnis okkulter Geschichte und der religiösen Symbolik wie ein postmoderner Sherlock Holmes auf die Jagd nach einem Verbrecher angesetzt. Und im einen wie im anderen Fall steht ihm einzig und allein eine wunderschöne, kluge junge Frau zur Seite, deren Adoptivvater beziehungsweise Großvater das Opfer des brutalen Mordes ist, mit dem alles beginnt. Die junge Dame hilft Langdon dabei, Spuren zu deuten und apokalyptische Rätsel zu lösen. Sowohl in "Illuminati" als auch in "Sakrileg" fühlt Langdon sich mehr als einmal physisch zu seiner Partnerin hingezogen – im ersten Buch heißt sie Vittoria, im zweiten Sophie –, und jedes Mal endet die Geschichte mit einem verheißungsvollen Ausblick auf eine sexuelle Vereinigung. Doch anders als in den meisten Werken dieses Genres verwenden die Hauptpersonen im Verlauf der Handlung beider Romane – viel zu viel Zeit darauf, die Geheimnisse der westlichen Zivilisation zu lösen, als dass ihnen dabei noch die Muße bliebe, sich sexuell zu vergnügen. Außerdem spielt sich jede der beiden Geschichten trotz der wild bewegten und verzweigten Handlung in nur vierundzwanzig Stunden ab – das will Dan Brown uns jedenfalls glauben machen. In "Illuminati" ist Bernini der im Vordergrund stehende Künstler, da sein Werk die Hinweise enthält, die man entschlüsseln muss, um zu begreifen, wann und wo die nächsten Morde geschehen werden und was der Grund dafür ist. Rom gibt die Kulisse für fast die gesamte Handlung von "Illuminati" ab. In "Sakrileg" gilt das Hauptinteresse dem Werk Leonardos, und Paris ist der wichtigste Handlungsort. Im ersten Roman ist es die uralte Geheimsekte der Illuminati die die Fäden zieht, im zweiten Werk tritt die Priorie de Sion an ihre Stelle. Spielen in "Illuminati" fiktive verloren gegangene Schriften von Galilei eine Rolle, wertet Brown in "Sakrileg" die sehr realen und für echt befundenen gnostischen Evangelien aus. Hinzu kommen die "Dossiers Secrets", deren Authentizität nicht erwiesen ist. Und während in "Illuminati" Ambigramme eine große Bedeutung haben (ein punktsymmetrisches Symbol oder Wort, das um einen bestimmten Winkel – meist 180 Grad – gedreht wieder das gleiche Symbol oder Wort ergibt), sind es in "Sakrileg" Anagramme (die Umstellung von Buchstaben eines Wortes etwa zur Bildung eines Decknamens). Beide Bücher setzen sich vor allem mit der katholischen Kirche auseinander. Sie befassen sich mit der langen und komplizierten Geschichte des christlichen Glaubens. In "Sakrileg" beschäftigt Brown sich mit Themen, die die Ursprünge und die Kodifizierung, die systematische Erfassung des Christentums betreffen. In "Illuminati" steht ein Problem im Mittelpunkt, mit der sich der Vatikan seit Galilei auseinander setzen muss: der Widerstreit zwischen naturwissenschaftlichen und religiösen Kosmologien. In "Sakrileg" sind sowohl die Vertreter des orthodoxen Katholizismus als auch die Angehörigen der Priorie de Sion davon überzeugt, die richtige, die wahre Version ihrer Religion zu praktizieren. In "Illuminati" wird suggeriert, dass auch der CERN eine Art religiöse Institution sei, die aber der vom Vatikan verkörperten diametral entgegengesetzt wäre. In der 'Kathedrale des Wissens', dem CERN, wird tief unter der Erde Antimaterie gelagert, während in den Katakomben unter der 'Kathedrale des Glaubens', dem Petersdom, die Reliquien des heiligen Petrus aufbewahrt werden (oder vielleicht auch nicht – siehe Kapitel 1 des vorliegendes Buches). Bei der Lektüre von "Illuminati" erinnerte ich mich an meine Jugend, in der ich einige denkwürdige Monate in Rom verlebt hatte. Deshalb kenne ich die Straßen, Baudenkmäler und andere Monumente der Stadt recht gut. Da ich auf dem College die Geschichte des siebzehnten Jahrhunderts studiert habe, bin ich auch mit der Welt von Bernini, Galilei, Milton, Bruno sowie mit der Reformation und der Gegenreformation einigermaßen vertraut. Außerdem habe ich nicht wenig über die moderne Quantenphysik und Kosmologie gelesen. Browns "Illuminati" kitzelte mein Interesse für all diese Themen erneut wach. Wie nach der Lektüre von "Sakrileg" stürzte ich auch diesmal wieder in meine örtliche Buchhandlung, um Dutzende von Sachbüchern zu mehr als dreißig verschiedenen Themen (von der Antimaterie bis zu den Gegenpäpsten) zu kaufen. Auf diese Weise wollte ich mir ein tieferes Verständnis des fiktiven Plots von "Illuminati" verschaffen. Denn Dan Brown ist mit Sicherheit ein umstrittener Autor. Theologen haben ihn der Blasphemie bezichtigt, Schriftsteller haben ihn des Plagiats angeklagt. Ernsthafte Wissenschaftler warfen ihm vor, das breite Publikum mit seiner ungewöhnlichen Mischung von Fakt und Fiktion zu verwirren. Er selbst beharrt jedoch darauf, dass der reale Hintergrund seiner Bücher nicht erfunden sei, obwohl es sich dabei ganz klar um Romane handelt und sie auch ausdrücklich als solche vermarktet und verkauft werden. Meiner Meinung nach betrachten alle diese Kritiker das Phänomen unter einem falschen Blickwinkel. Ich bin der Ansicht, dass unsere Kultur nach einer intellektuellen Diskussion über die großen Fragen unserer Zeit förmlich lechzt. Wir vermögen die Zeichen und Symbole nicht mehr zu deuten, die unsere Vorfahren noch ganz intuitiv verstanden. Wir sind dabei, die Wurzeln unseres kulturellen Erbes zu verlieren, werden hin- und hergerissen zwischen widerstreitenden Impulsen, die auf der einen Seite in Richtung auf Glauben und Spiritualität gehen und auf der anderen Wissenschaft und Technologie verehren lassen. Je mehr unser Leben von Logik und Technologie dominiert wird, desto mehr sehnen sich einige von uns nach Spiritualität und einer Rückkehr zu den Werten der Vergangenheit. Während einige immer skeptischer werden und zu der Überzeugung gelangen, dass Gott tot oder bedeutungslos sei, kehren andere fast manisch in den Schoß der Kirche zurück. Und je globalisierter und materialistischer unsere Kulturen werden, desto mehr kleinere Gruppierungen scheinen sich zu höchst unlogischen, unhaltbaren, extremistischen und gefährlichen religiösen Lehren hingezogen zu fühlen. Dan Brown erweckt mit seinen Büchern ein enormes Interesse, doch dabei muss er den Gesetzen des Genres folgen: Um einen möglichst spannenden Plot zu entwickeln, kann er den Hintergrund der von ihm angerissenen Themen allenfalls skizzieren. Wer es genauer wissen, sich ein eigenes Urteil bilden will, der wird in diesem Band zum Beispiel etwas über die tatsächliche Geschichte der Papstwahl erfahren und darüber, was passieren könnte, wenn die Kardinäle des Vatikans sich beim nächsten Mal ins Konklave begeben – und wen sie dann vielleicht zum nächsten Pontifex ernennen. Wer bereits zu wissen glaubt, wer Galilei war und was sich bei dem berühmten Prozess gegen ihn abspielte, der werfe mal einen Blick in einige der in Kapitel 2 versammelten Aufsätze.

Reihe/Serie Goldmann Original
Goldmann Taschenbücher
Übersetzer Andrea Ott, Sebastian Vogel, Michael Müller
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Secrets of Angels & Demons
Maße 125 x 183 mm
Gewicht 490 g
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Schlagworte Brown, Dan • Geheimgesellschaften • Geheimgesellschaften, Illuminati Illuminaten • Illuminati (Dan Brown) • Illuminati, Illuminaten • Verschwörung
ISBN-10 3-442-15359-X / 344215359X
ISBN-13 978-3-442-15359-6 / 9783442153596
Zustand Neuware
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