Ihr seid hier im Paradies! - Hyok Kang, Philippe Grangereau

Ihr seid hier im Paradies!

Meine Kindheit in Nordkorea
Buch | Softcover
192 Seiten
2005
Goldmann Verlag
978-3-442-15346-6 (ISBN)
8,95 inkl. MwSt
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Eine Kindheit in Nordkorea, erzählt von einem jungen Mann, der der Hölle der Diktatur unter Einsatz seines Lebens entkam. Die Flucht aus dem abgeschottetsten Staat der Welt, in dem chronischer Nahrungsmangel herrscht und in dem die hungernden Massen mit Parteipropaganda gefüttert werden, während die Funktionäre in Saus und Braus leben, gelingt nur wenigen. Hyok ist schmächtig und klein. Er hat den Terror überlebt. Jetzt legt er Zeugnis ab.

Hyok Kang wurde am 20. April 1986 bei Usong im Nordosten der Demokratischen Volksrepublik Korea geboren. Er wuchs auf in einem von Mangel, Misstrauen und Überwachung geprägten System. Im Klima von Angst und Denunziation wurde er zum braven Parteisoldaten erzogen und erlebte die Macht der kommunistischen Diktatur in der eigenen Familie. Mit seinen Eltern floh der zwölfjährige Hyok Kang 1998 nach China, um sich vier Jahre später unter Lebensgefahr über die Nachbarstaaten nach Südkorea durchzuschlagen. Dort erst begriff er, dass er der Hölle entkommen war. Der französische Journalist Philippe Grangereau ist Auslandskorrespondent der Tageszeitung Libération sowie Initiator und Co-Autor dieses Buches. Hyok Kang traf er in Seoul und ermutigte ihn, seine Geschichte zu erzählen, die für die Leidensgeschichte von Tausenden seiner Landsleute steht.

Vorwort Ich traf Hyok Kang zum ersten Mal im Frühling 2003 in Prag in Tschechien. Der intelligente und schüchterne junge Mann war von einer Menschenrechtsorganisation eingeladen worden, um über sein Leben in Nordkorea zu berichten. Außer ihm nahmen zwei weitere, etwa vierzig Jahre alte Flüchtlinge daran teil. Sie schilderten ausführlich ihre Leiden im nordkoreanischen Gulag. Der junge Hyok dagegen wagte sich, wohl aufgrund seines zurückhaltenden Wesens, nicht ans Mikrophon. Stattdessen waren die entscheidenden Stationen seines Leidensweges in Form von Zeichnungen an den Bilderleisten des gemieteten Saals ausgestellt. Aus ihren teilweise präzisen, teilweise ungelenken Strichen sprach ausnahmslos jene spontane Wahrhaftigkeit, die nur Kindern eigen ist. Was er nur schwer in Worte fassen konnte, brachte er in seinen Zeichnungen umso anschaulicher und mit ungewöhnlicher Detailtreue zum Ausdruck. Nach seiner Flucht aus Nordkorea im Jahr 1998 hatte Hyok Kang vier Jahre in China gelebt und sprach infolgedessen Chinesisch, eine Sprache, die auch ich beherrschte. Diese Verständigungsmöglichkeit ermutigte mich, ihn zum Essen in einem Prager Restaurant einzuladen. Der junge Mann erzählte mir, wie er die Hungersnot in Nordkorea überlebt hatte: Er sprach von den Suppen aus Baumrinden, von der Jagd nach Ratten mit seinen Freunden, von den Stunden in den Grubenschächten auf der Suche nach Kohle, von nächtlichen Einbrüchen in die staatseigenen Bauernhöfen; von der Entkräftung und dem Tod mehrerer Schulkameraden. Hyok schilderte mir diese Ereignisse mit gleichgültiger Stimme, als spräche er von einem ganz gewöhnlichen Tag. Was er einige Jahre zuvor als Kind erlebt hatte, war das tägliche Los von Millionen anderen Nordkoreanern gewesen und war es noch immer. Denn auch im Jahr 2004 herrschte eine Hungersnot in Nordkorea, die beständig weitere Opfer forderte. »Mein Traum heute«, scherzte Hyok danach (während er einen riesigen Eisbecher mit Schlagsahne verspeiste), »ist es, dick zu werden!« Hyok ist schmächtig und klein. Wie beinahe alle nordkoreanischen Kinder war er in seinem Wachstum durch chronischen Nahrungsmangel beeinträchtigt. Hyok überließ sich seinen Erinnerungen und schilderte mir weitere schockierende Aspekte seines alltäglichen Lebens in Nordkorea: die unglaublichen Lehrmeinungen, die man ihm in der Schule eintrichterte, die totale Kasernierung, der die gesamte Bevölkerung in diesem stalinistischen Paradies unterworfen wurde, das in der Verehrung des »Großen Führers« zugrunde geht. Später erzählte mir Hyok, wie er nach China geflohen war, indem er den Grenzfluss, den im Winter gefrorenen Tumen, überquerte; wie er sich vier Jahre unter kümmerlichen Bedingungen in der Mandschurei aufgehalten hatte, wo die chinesische Polizei erbarmungslos Jagd auf die illegalen nordkoreanischen Einwanderer macht, und wie er sich im Jahr 2002 schließlich auf einer langen und gefahrvollen Reise bis nach Südkorea durchgeschlagen hatte über Vietnam, Laos, Kambodscha und Thailand. Drei Monate nach meiner Zusammenkunft mit Hyok in Prag traf ich in Südkorea wieder mit ihm zusammen, und nach zwei Wochen intensiver gemeinsamer Arbeit nahm dieses Buch allmählich in Seoul Gestalt an. Mein Dank gilt Cory Shim, einer begnadeten Dolmetscherin, die uns bei diesem Projekt geholfen hat, sowie Hyoks Eltern, die mich bei der Klärung zahlreicher Punkte unterstützten. »Wenn ich den Kindern in meinem Alter in Südkorea erzähle, wie das Leben in Nordkorea ist, dann glauben sie mir das meiste gar nicht«, vertraute mir Hyok eines Tages an. Was ist daran verwunderlich?

Reihe/Serie Goldmann Sachbücher ; 15346
Übersetzer Hanna Laak
Zusatzinfo mit 16 S. Zeichn.
Sprache deutsch
Original-Titel 'Ici, c' est le paradis!'
Maße 125 x 183 mm
Gewicht 188 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Schlagworte Nordkorea • Nordkorea; Berichte/Erinnerungen
ISBN-10 3-442-15346-8 / 3442153468
ISBN-13 978-3-442-15346-6 / 9783442153466
Zustand Neuware
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