Buddha sprach
Goldmann Verlag
978-3-442-21724-3 (ISBN)
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Buddha brachte der Menschheit die Wissenschaft vom Funktionieren des Geistes, deren Befolgung sie zu Glück und Zufriedenheit führen soll. Die 42 Sutren gelten als Zusammenfassung seiner Lehren. Um sie geht es im vorliegenden Buch. Osho erläutert die Sutren, um sie aus ihrem 2000-jährigen Gewand zu lösen und für den modernen Menschen verfügbar zu machen. Mit Witz und Esprit zeigt er, worauf es beim Buddhismus ankommt: uns einzulassen auf das Lied des Lebens.
Osho (Bhagwan Shree Raijneesh) wurde 1931 in Indien geboren. Bevor er als spiritueller Lehrer hervortrat, war er als Philosophieprofessor an der Universität von Jabalpur tätig. Seit den sechziger Jahren lehrte er spezielle Meditationstechniken, wobei er vor allem von westlichen Suchern großen Zulauf erhielt. 1974 gründete er in Poona ein Zentrum für Meditation und Selbsterfahrung. Von 1981 bis 1987 lehrte er in Oregon, USA. Bereits zu seinen Lebzeiten fanden seine Lehren Resonanz bei Millionen Menschen in aller Welt. Seit seinem Tod 1990 ist die Zahl seiner Anhänger weiter gewachsen.
1. Der vortrefflichste Weg 2. Nur Nichts ist 3. Darum sei achtsam 4. Lebe das Dhamma 5. Jenseits der Scheinwelt 6. Die zwanzig schweren Dinge 7. Im Einklang mit dem Weg 8. Sei dir selbst ein Licht 9. Der leere Spiegel 10. Die Wahrheit jenseits von Logik 11. Erleuchtung 12. Der Weg ist das Ziel 13. Die Macht der Wollust 14. Werde zum Treibholz 15. Vergebliche Mühe 16. Die Suche nach dem Glück 17. Der Achtfache Pfad 18. Der Weg der Mitte 19. Die Disziplin der Transzendenz 20. Die zehn Ebenen des Weges 21. Wegzehrung für die Reise 22. Der Urgrund der Wirklichkeit Glossar Weitere Informationen Über den Autor Meditationsurlaub im »Osho Meditation Resort« in Indien 1. DER VORTREFFLICHSTE WEG Buddha sprach: Frei zu sein von Leidenschaften und Ruhe zu finden, dies ist der vortrefflichste Weg. Diejenigen, welche ihre Eltern verlassen, von zu Hause fortgehen, den Geist verstehen, zum Ursprung gelangen und das Immaterielle begreifen, heißen Shramanas. Diejenigen, welche die Gebote der Moral beachten, welche rein und makellos sind in ihrem Verhalten und sich bemühen, die Früchte der Frömmigkeit zu erlangen, heißen Arhats. Der Nächste ist der Anagamin. Am Ende seines Lebens steigt die Seele des Anagamin zum Himmel auf und wird zum Arhat. Der Nächste ist der Skridagamin. Der Skridagamin steigt (nach seinem Tode) zum Himmel auf, kehrt noch einmal zur Erde zurück und wird sodann zum Arhat. Der Nächste ist der Srotapanna. Der Srotapanna stirbt siebenmal und wird siebenmal geboren, bevor er schließlich zum Arhat wird. Abtrennung der Leidenschaften bedeutet, dass sie ebenso wie abgetrennte Glieder niemals mehr benutzt werden. Gautama Buddha ist wie der Gaurishankar, einer der höchsten Gipfel im Himalaja. Die Reinheit seines Wesens, die Makellosigkeit seiner Seele ist unübertroffen – eine seltene Erscheinung auf dieser Erde. Selten deshalb, weil Buddha ein Wissenschaftler der inneren Welt ist, ein Wissenschaftler der Religiosität. Das ist eine ausgefallene Kombination. Religiös zu sein ist einfach, ein Wissenschaftler zu sein ist einfach – aber beides zu kombinieren, eine Synthese dieser beiden Polaritäten herzustellen, ist unglaublich. Es ist kaum zu glauben, doch es ist geschehen. Buddha ist der reichste Mensch, der je gelebt hat, reich in dem Sinn, dass in ihm alle Dimensionen des Lebens erfüllt sind. Er ist nicht eindimensional. Es gibt drei Ansätze, um zur Wahrheit zu gelangen: Der erste ist der Weg der Kraft, der zweite ist der Weg der Schönheit, und der dritte ist der Weg der Erhabenheit. Der wissenschaftliche Ansatz ist die Suche nach Macht; deshalb sagte Lord Bacon: »Wissen ist Macht.« Die Wissenschaft hat dem Menschen große Macht verliehen, so groß, dass der Mensch den gesamten Planeten Erde zerstören kann. Zum ersten Mal in der Geschichte des Bewusstseins ist der Mensch in der Lage, globalen Selbstmord zu begehen, einen kollektiven Selbstmord. Die Wissenschaft hat unheimlich viel Macht freigesetzt. Und sie strebt ständig nach immer größerer Macht. Auch so kann die Wahrheit erfahren werden – allerdings nur teilweise. Dann gibt es die Dichter, die Mystiker, Menschen mit einem Sinn für das Ästhetische. Sie sehen die Wahrheit als Schönheit – Jalaluddin Rumi, Rabindranath Tagore und andere, die glauben, die Wahrheit liege in der Schönheit. Sie schaffen Kunstwerke, sie geben neue Anstöße für Schönheit auf der Welt. Der Maler, der Dichter, der Tänzer, der Musiker – auch sie sind auf dem Weg zur Wahrheit, doch in einer ganz anderen Dimension als der Macht. Der Dichter ist nicht wie der Wissenschaftler. Der Wissenschaftler arbeitet mit analytischen Methoden, mit Vernunft und Beobachtung. Der Dichter arbeitet mit dem Herzen, mit Vertrauen und Liebe, durch das Irrationale. Er hat mit Verstand und Vernunft nichts zu tun. Die meisten religiösen Menschen gehören der zweiten Kategorie an. Die Sufis, die Bauls – sie alle folgen dem ästhetischen Ansatz. Deshalb gibt es so viele schöne Moscheen, Kirchen, Kathedralen, Tempel wie in Ajantha und Ellora – sie sind das Werk religiöser Menschen. Immer wenn religiöse Aktivität vorherrscht, dann wird große Kunst geschaffen, Musik wird geschaffen, großartige Malerei – die Welt wird ein wenig schöner. Sie bekommt nicht mehr Macht, aber sie wird schöner, lieblicher, lebenswerter. Der dritte Ansatz ist der Weg der Erhabenheit. Die alten Propheten der Bibel – Moses und Abraham, Mohammed, der Prophet des Islam, Krishna und Rama im Hinduismus –, sie nähern sich der Wahrheit durch die Dimension der Erhabenheit, durch die Ehrfurcht, die man empfindet, wenn man das Universum in seiner unendlichen Größe betrachtet. Die alten indischen Schriften wie die Upanishaden und die Veden – sie alle wandeln auf dem Weg der Erhabenheit. Sie sind voller staunender Ehrfurcht. Das Universum ist so unglaublich da, von solcher Erhabenheit und Größe, dass man sich nur davor verneigen kann – nichts anderes ist möglich. Man empfindet nur noch Demut, man wird zum Nichts. Dies sind die drei Dimensionen, über die man gewöhnlich zur Wahrheit gelangen kann. Die erste Dimension erzeugt den Wissenschaftler, die zweite den Künstler und die dritte die Propheten. Die Einzigartigkeit Buddhas besteht darin, dass sein Ansatz eine Synthese aller drei ist, und nicht nur eine Synthese – er geht über die drei hinaus. Buddha ist Rationalist. Er ist nicht wie Jesus, er ist nicht wie Krishna; er ist ganz und gar Rationalist. Einstein, Newton oder Edison könnten keinen Fehler in seiner Argumentation finden. Jeder Wissenschaftler wäre von ihrer Schlüssigkeit überzeugt. Sein Ansatz ist rein logisch; er überzeugt den Verstand. Man kann bei ihm keine Schwachpunkte entdecken. Jemand hat mir eine schöne Geschichte über W.C. Fields geschickt, einen berühmten Schauspieler und Atheisten. Er war auf Tournee in den Vereinigten Staaten, als eines Tages sein Manager in sein Hotelzimmer kam und zu seinem Schrecken feststellte, dass Fields gerade eine Ausgabe der Gideon–Bibel las. »Bill!«, sagte er. »Was zum Teufel machst du da? Ich dachte, du wärst Atheist.« Fields erwiderte: »Ich suche nur nach Schwachpunkten!« Aber bei Buddha kann man nicht nach Schwachpunkten suchen. Ja, bei Jesus kann man nach Fehlern suchen. Da gibt es viele, denn Jesus glaubt, er vertraut, er hat seinen Glauben. Er ist einfach wie ein Kind. Bei ihm gelten keine Argumente. Der Beweis ist da, aber es gibt kein Argument dafür. Sein ganzes Dasein ist Beweis genug. Bei Buddha ist es nicht so. Selbst wenn man mit seinem Herzen nicht übereinstimmt, auch wenn man ihm überhaupt nicht glaubt, auch wenn man nicht sieht, dass er selbst der Beweis ist, muss man trotzdem auf seine Argumente hören. Er liefert sowohl den Beweis als auch das Argument. Auch er ist selbst der Beweis für das, was er sagt, aber das ist nicht alles. Wenn du nicht bereit bist, ihn anzuschauen, kann er dich zwingen. Er kann dich überzeugen. Er ist Rationalist. Selbst ein Mann wie Bertrand Russell, der Atheist war, ein purer Logiker, hat gesagt: »Mit Jesus kann ich es aufnehmen, aber bei Buddha habe ich meine Bedenken.« Er hat ein Buch mit dem Titel Warum ich kein Christ bin geschrieben, ein großartiges und argumentatives Buch. Die Christen haben darauf noch keine Erwiderung gefunden; seine Argumente sind stichhaltig. Aber wenn man ihn mit Buddha konfrontiert, dann zögert er plötzlich, dann ist er sich seiner Argumente nicht mehr so sicher, denn Buddha überzeugt ihn mit seinen eigenen Argumenten. Buddha ist genauso analytisch wie Bertrand Russell. Du brauchst kein religiöser Mensch zu sein, um dich von Buddha überzeugen zu lassen. Darin ist er so einmalig. Du brauchst überhaupt nichts zu glauben. Du brauchst nicht an Gott zu glauben, du brauchst nicht an die Seele zu glauben, du brauchst gar nichts zu glauben, und trotzdem kannst du Buddha folgen. Im Laufe der Zeit wirst du etwas über die Seele und auch über Göttlichkeit erfahren, aber das sind dann keine Hypothesen. Man braucht keinen Glauben, um sich mit Buddha auf die Reise zu machen. Du kannst mit deiner ganzen Skepsis zu ihm kommen. Er wird dich akzeptieren und willkommen heißen. Er wird sagen: »Komm mit mir.« Zuerst überzeugt er deinen Verstand. Wenn dein Verstand überzeugt ist und du mit ihm auf die Reise gehst, wirst du allmählich spüren, dass er eine Botschaft hat, die über den Verstand hinausgeht. Er hat eine Botschaft, die sich durch die Vernunft nicht einschränken lässt. Aber zuerst überzeugt er die Vernunft. Buddhas Ansatz ist »überrational«, jedoch nicht gegen die Vernunft. Dies sollte man von Anfang an verstehen. Es hat etwas mit dem Jenseits zu tun, überrational, aber das Überrationale ist nicht gegen das Rationale, es ist damit in Einklang. Das Rationale und das Über–Rationale sind bei Buddha ein Kontinuum; sie folgen aufeinander. Darin liegt seine Einmaligkeit. Krishna sagt zu Arjuna: »Folge mir, gib dich hin!« Buddha sagt so etwas nie; er überzeugt dich davon, dich hinzugeben. Krishna sagt: »Gib dich mir hin, dann wirst du überzeugt sein.« Buddha sagt: »Lass dich zuerst überzeugen, dann folgt die Hingabe wie ein Schatten. Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen, man braucht gar nicht darüber zu reden.« Dank seinem rationalen Ansatz bringt er nie ein Konzept vor, das nicht bewiesen werden kann. Er spricht nie über Gott. H.G. Wells hat einmal über Buddha gesagt: »Er ist der göttlichste und der gottloseste Mensch in der ganzen Geschichte der Menschheit.« Ja, so ist es: der göttlichste und der gottloseste. Einen Menschen mit mehr Göttlichkeit als Buddha kann man nicht finden. Neben ihm verblasst jede andere Persönlichkeit. Seine Ausstrahlung übertrifft alles, sein Wesen ist unvergleichlich, doch von Gott spricht er nicht. Da er nie über Gott gesprochen hat, meinen viele, Buddha sei Atheist. Das ist er nicht. Er hat nicht über Gott gesprochen, weil es nicht möglich ist, über Gott zu sprechen. Alles Reden über Gott ist unsinnig. Was immer man über Gott sagen kann, ist falsch. Gott ist etwas, was nicht gesagt werden kann. Andere Weise sagen ebenfalls, dass über Gott nichts gesagt werden kann. Buddha ist wirklich konsequent; er sagt nicht einmal das, weil er meint: »Selbst wenn man sagt, dass über Gott nichts gesagt werden kann, hat man schon etwas gesagt. Wenn du sagst: ›Gott kann nicht definiert werden‹, hast du ihn bereits negativ definiert, nämlich dass er nicht definiert werden kann. Wenn du sagst: ›Man kann nichts sagen‹, sagst du auch das.« Buddha ist streng logisch. Er verliert kein einziges Wort über Gott. Ludwig Wittgenstein, einer der größten Denker unserer Zeit, ja, einer der größten aller Zeiten, hat einmal gesagt: »Was nicht gesagt werden kann, darf auch nicht gesagt werden. Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.« Denn über etwas Unaussprechliches zu sprechen ist ein Sakrileg. Buddha ist kein Atheist, aber er spricht niemals über Gott. Deshalb halte ich ihn für eine Seltenheit. Er bringt viele Menschen zum Göttlichen; er hat mehr Menschen angezogen als sonst irgendjemand. Millionen von Menschen hat er durch seine Gegenwart dazu gebracht, das Göttliche zu erfahren, aber das Wort hat er nie benutzt. Und nicht nur »Gott«, auch »die Seele«, »das Selbst« – auch darüber hat er keine Theorie. Er sagt nur: »Ich kann dir den Weg nach innen zeigen. Geh und schau selbst.« Er sagt: »Buddhas können nur den Weg weisen, sie können dir keine Philosophie liefern. Du bist da. Geh nach innen und schau.« Es kam einmal ein Mann zu Buddha. Er war ein großer Gelehrter, eine Art Professor, der viele Bücher geschrieben hatte und im ganzen Land bekannt war. Sein Name war Maulingputta. Er sagte zu Buddha: »Ich bin mit einem Dutzend Fragen gekommen, und du musst darauf antworten.« Buddha sagte: »Ich werde antworten, aber du musst eine Bedingung erfüllen. Ein Jahr lang musst du ganz still bei mir bleiben. Dann werde ich dir antworten, vorher nicht. Ich könnte auch jetzt antworten, aber du würdest die Antworten nicht empfangen können, da du nicht bereit bist. Was immer ich sage, würdest du missverstehen, denn dein Kopf ist überfüllt mit Interpretationen. Alles, was ich sage, wird durch deinen Verstand gefiltert. Sei ein Jahr lang einfach nur still, damit du dein Wissen loslassen kannst. Wenn du leer bist, werde ich alle deine Fragen beantworten. Das verspreche ich dir.« Als Buddha dies sagte, begann Sariputta, einer seiner Jünger, wie verrückt zu lachen. Maulingputta fühlte sich offensichtlich beschämt. Er sagte: »Was ist los? Warum lachst du?« Sariputta antwortete: »Ich lache nicht über dich; ich lache über mich selbst. Dieser Mann hat auch mich hereingelegt. Ich bin mit vielen Fragen hierher gekommen, und er sagte: ›Warte ein Jahr,‹ und ich wartete. Ein Jahr ist vergangen. Jetzt lache ich, denn jetzt sind meine Fragen verschwunden. Und er sagt mir immer wieder: ›Jetzt darfst du deine Fragen stellen.‹ Aber ich kann die Fragen nicht stellen, weil sie verschwunden sind. Also, Maulingputta, wenn du wirklich Antworten auf deine Fragen haben willst, dann frage jetzt! Warte nicht ein ganzes Jahr. Dieser Mann täuscht dich.« Buddha führte viele Menschen in die innere Welt, Millionen von Menschen, allerdings auf eine sehr rationale Art und Weise. Es ist ganz einfach: Zuerst muss man empfänglich werden, zuerst muss man still werden; dann ist die Vereinigung möglich, nicht vorher. Buddha hat niemals metaphysische Fragen beantwortet. Er war bereit, jede Frage über die Methode zu beantworten, aber er war nie bereit, eine Frage über Metaphysik zu beantworten. Darin besteht sein wissenschaftlicher Ansatz. Die Wissenschaft beantwortet nie das Warum. Sie beantwortet immer das Wie. Fragst du einen Wissenschaftler: »Warum existiert die Welt?«, wird er antworten: »Das weiß ich nicht, aber ich kann dir sagen, wie die Welt existiert.« Wenn du ihn fragst: »Warum gibt es Wasser?«, wird er die Achseln zucken. Aber er kann dir sagen, wie das Wasser existiert, aus wie viel Sauerstoff und wie viel Wasserstoff Wasser entsteht. Er kann dir die Methode geben, das Wie, den mechanischen Ablauf. Er kann dir zeigen, wie man Wasser macht, aber er kann dir nicht sagen, warum. Buddha lässt keine Warum–Fragen zu, aber das bedeutet nicht, dass er Atheist ist. Sein Ansatz unterscheidet sich sehr von denen der Atheisten. Die Theisten verlangen von einem zu glauben, zu vertrauen. Buddha sagt: »Wie kann man glauben? Ihr verlangt etwas Unmögliches.« Hört seine Begründung: Wenn jemand voller Zweifel ist, wie kann er dann glauben? Wenn bereits Zweifel da sind, wie soll er glauben? Er kann seine Zweifel unterdrücken, er kann sich zum Glauben zwingen, aber tief darunter wird der Zweifel wie ein Wurm lauern und sein Herz auffressen. Früher oder später muss der Glaube zusammenbrechen, weil er keine Grundlage hat. Er hat kein Fundament. Das Fundament besteht aus Zweifeln, und auf das Fundament des Zweifels hat er das ganze Gebäude seines Glaubens gebaut. Hast du es schon einmal bemerkt? Immer wenn du etwas glaubst, sind darunter Zweifel verborgen. Was ist das für ein Glaube? Buddha sagt, wenn keine Zweifel da sind, stellt sich die Frage des Glaubens nicht. Dann weiß man einfach. Dann braucht man keinen Krishna, der sagt: »Gib dich hin, dann wirst du glauben.« Dafür gibt es keinen Grund. Wenn Arjuna Gottvertrauen hat, dann hat er es; wenn nicht, dann kann man es auch nicht herstellen. Dann kann Arjuna höchstens ein Spiel spielen; er kann so tun, als würde er glauben. Aber Glauben kann man nicht erzwingen. Für Leute, deren Glaube ganz natürlich und spontan da ist, stellt sich die Glaubensfrage nicht. Sie glauben einfach. Aber sobald Zweifel aufkommen, wird Glaube unmöglich. Zweifel müssen aufkommen; sie gehören zum Wachstum. Durch Zweifel wird man reifer. Du bleibst kindisch, solange der Zweifel noch nicht in deine Seele gedrungen ist. Solange dich das Feuer des Zweifels nicht verbrennt, bleibst du unreif. Du weißt noch nicht, was Leben ist. Du beginnst das Leben erst zu begreifen, indem du zweifelst, indem du skeptisch bist, indem du Fragen stellst. Buddha sagt: Vertrauen kommt, aber nicht gegen den Zweifel, nicht als etwas, was man glaubt. Vertrauen kommt dadurch, dass der Zweifel mit Argumenten zerstört wird, dass der Zweifel mit noch mehr Zweifeln zerstört wird, dass Zweifel durch den Zweifel selbst ausgeräumt wird. Ein Gift kann nur mit einem Gift vernichtet werden – das ist die Methode des Buddhas. Er sagt nicht, du sollst glauben. Er sagt: Gehe tief in deinen Zweifel hinein, gehe ganz bis ans Ende, ohne Angst und ohne etwas zu unterdrücken. Lass dich auf die Zweifel ein und gehe diesen Weg ganz bis ans Ende, dann wird dich die Reise selbst über den Zweifel hinausführen. Denn irgendwann kommt der Moment, da der Zweifel sich selbst bezweifelt. Das ist der letzte Zweifel – wenn der Zweifel den Zweifel selbst anzweifelt. An diesen Punkt kommst du, wenn du ganz bis ans Ende gehst. Erst zweifelst du an deinem Glauben, du bezweifelst dies und jenes. Eines Tages, wenn alles angezweifelt worden ist, kommt plötzlich ein neuer und letzter Zweifel: Du beginnst am Zweifel zu zweifeln. Das ist etwas ganz Neues in der religiösen Welt: Dann tötet der Zweifel den Zweifel. Der Zweifel vernichtet den Zweifel und wird so zum Vertrauen, zum Glauben. Dieser Glaube steht nicht gegen den Zweifel; dieser Glaube ist jenseits von Zweifeln. Dieser Glaube ist nicht das Gegenteil von Zweifel, sondern das Fehlen von Zweifel. Auch Buddha sagt, dass man wieder zum Kind werden muss, aber der Weg dorthin geht durch die Welt, durch viele Dschungel von Zweifeln, von Argumenten und Schlussfolgerungen. Und wenn ein Mensch dann heimkehrt, sein ursprüngliches Vertrauen wiederfindet, dann ist das etwas ganz anderes. Er ist nicht mehr nur wie ein Kind; er ist ein erwachsener Mensch, reif, erfahren und doch wie ein Kind. Dieses Sutra, Das Sutra in 42 Abschnitten, hat es in Indien nie gegeben. Es hat nie in Sanskrit oder in Pali, der Sprache Buddhas, existiert. Ein chinesischer Kaiser namens Ming von der Han–Dynastie lud im Jahre 67 unserer Zeit einige buddhistische Meister nach China ein, die Botschaft des Buddhas dorthin zu bringen. Niemand kennt genau die Namen dieser buddhistischen Meister, aber eine Gruppe von Mönchen reiste nach China. Der Kaiser wollte eine Zusammenstellung der Aussagen Buddhas haben, die dann dem chinesischen Volk zum ersten Mal vorgestellt wurden. Die buddhistischen Schriften sind sehr umfangreich. Die buddhistische Literatur ist eine Welt für sich; es gibt Tausende von Schriften. Und sie gehen bis ins letzte Detail, denn Buddha glaubt an die logische Analyse. Er geht bei allem bis an die Wurzel. Seine Analyse ist so tief schürfend und perfekt, dass jedes Detail berücksichtigt ist. Es war schwierig. Was sollte man in einem völlig fremden Land übersetzen, in dem es einen Mann wie Buddha nie gegeben hat? Diese buddhistischen Mönche stellten also eine kleine Sammlung aus zweiundvierzig Kapiteln zusammen. Sie sammelten hier und dort Aussagen Buddhas, aus verschiedenen Schriften, aus verschiedenen Predigten. Diese Schrift wurde im Stil der konfuzianischen Analekten zusammengestellt, da sie ins Land des Konfuzius gebracht wurde. Das chinesische Volk war vertraut mit der Art und Weise, wie Konfuzius sprach, wie die Schriften des Konfuzius aussahen und zusammengestellt waren. Sie kannten Konfuzius, und deshalb schrieben die buddhistischen Meister genau in derselben Art. In den Analekten des Konfuzius beginnt jeder Satz bzw. jeder Absatz mit den Worten »Der Meister sprach …« Dieses Sutra beginnt auf ähnliche Weise. Jede Aussage beginnt mit »Buddha sprach …«
Reihe/Serie | Goldmann Arkana |
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Übersetzer | Mohani A. Marin Cardenas |
Sprache | deutsch |
Maße | 135 x 206 mm |
Gewicht | 585 g |
Einbandart | Paperback |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Östliche Weisheit / Alte Kulturen |
Schlagworte | Buddhismus • Osho • Osho / Bhagwan Shree Rajneesh • Spirituelle Lehrer (einz.) • Spirituelle Lehrer (Einzelne Personen) • Spirituelle Lehrer / Meister (Einzelne Personen) |
ISBN-10 | 3-442-21724-5 / 3442217245 |
ISBN-13 | 978-3-442-21724-3 / 9783442217243 |
Zustand | Neuware |
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