Die Weisheit des Herzens (eBook)

Spiegel-Bestseller
Wie wir werden, was wir sein wollen
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
272 Seiten
edition a (Verlag)
978-3-99001-678-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Weisheit des Herzens -  Raphael M. Bonelli
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Es kann uns stark und erfolgreich machen, denn wenn wir es richtig nutzen, sagt es uns immer, was zu tun ist. Das Herz kann unser bester Wegweiser durchs Leben sein. Der Neurowissenschaftler und Psychiater Raphael Bonelli zeigt in diesem Buch, wie wir es aktivieren und warum wir aufhören sollten, uns immer nur u?ber unsere Gefu?hle oder unseren Kopf zu definieren.

Raphael M. Bonelli, geboren 1968, ist Neurowissenschaftler und habilitierter Psychiater. Er arbeitet in der Wiener Innenstadt in eigener Praxis. Forschungsaufenthalte fu?hrten ihn an die Harvard University, die University of California Los Angeles (UCLA) und die Duke University. Bonelli leitet das RPP-Institut und betreibt damit Social-Media-Kanäle mit insgesamt etwa 350.000 Abonnenten. Er ist Autor mehrerer Bu?cher u?ber psychologische Themen, sein letztes Buch Bauchgefu?hle wurde ein SPIEGEL-Bestseller.

Raphael M. Bonelli, geboren 1968, ist Neurowissenschaftler und habilitierter Psychiater. Er arbeitet in der Wiener Innenstadt in eigener Praxis. Forschungsaufenthalte führten ihn an die Harvard University, die University of California Los Angeles (UCLA) und die Duke University. Bonelli leitet das RPP-Institut und betreibt damit Social-Media-Kanäle mit insgesamt etwa 350.000 Abonnenten. Er ist Autor mehrerer Bücher über psychologische Themen, sein letztes Buch Bauchgefühle wurde ein SPIEGEL-Bestseller.

PROLOG


Wenn das Herz erwacht

Ein lauer Herbstabend in Krakau 1939. Oskar Schindler macht sich bereit, wählt seinen besten Anzug aus, legt Manschettenknöpfe an, bindet seine Seidenkrawatte. Er hat Großes vor heute Nacht. Er will Eindruck schinden bei der SS. Vor kurzem hatte die deutsche Wehrmacht Polen überfallen und in nur zwei Wochen überrannt. Die jüdische Bevölkerung musste sich registrieren lassen und wurde gezwungen, in größere Städte umzusiedeln. Täglich kommen 10.000 Juden in Krakau an. Der bislang erfolglose Schindler wittert in dieser Situation das Geschäft seines Lebens. Zu diesem Zweck lässt er seine Frau in Mähren zurück und versucht mit wenig Eigenkapital sein großes Glück in Krakau.

Schindler weiß, wie er sich den neuen Machthabern präsentieren muss. Durch Bestechung verschafft er sich Zutritt in ein nobles Tanzlokal und gewinnt schnell die Aufmerksamkeit der SS-Offiziere. Oskar Schindler ist eine imposante Erscheinung: gutaussehend, hochgewachsen, tiefe Stimme. Und besonders beeindruckend: Träger des Goldenen Parteiabzeichens. Das schafft Vertrauen. Er lässt teures Essen und die besten Weine auffahren. Kaum jemand kann dem Charme des charismatischen deutschen Hünen widerstehen. Schnell genießt er heldenhaftes Ansehen bei der SS. Dabei ist er eigentlich ein Niemand, ein Blender und Hochstapler, der nur von einer Sache getrieben ist: Geldgier und Sucht nach gesellschaftlicher Anerkennung.

In Polen verliert Schindler alle seine Werte aus den Augen und kippt in ein Doppelleben: zu Hause eine biedere Ehe mit seiner frommen Frau Emilie. Ohne sie in Krakau gibt er den Kirchgang auf und wird zu einem Hedonisten und Spieler. Sein Herz ist gegenüber dieser Versuchung ausgesprochen willensschwach.

Weil sich ihm plötzlich die Möglichkeit bietet, nimmt er, ohne viel zu überlegen, den Lebensstil eines Lebemanns an und genießt das rauschende Leben in vollen Zügen. Er feiert hemmungslose Partys und hat enormen Erfolg bei Frauen. Oskar Schindler wird zum Partylöwen und Frauenschwarm, bewundert und beklatscht von seinen Freunden bei der SS. Er kann jede Frau haben und nimmt sie sich auch. Viele. Frauen beurteilet er nach ihrem Äußeren. Er denkt nicht mehr nach, lebt wie im Rausch. Die spielerische Oberflächlichkeit wird sein Markenzeichen – und Grundlage für seinen Erfolg.

Steven Spielbergs Welterfolg Schindlers Liste beginnt mit einem berechnenden Opportunisten. Der Protagonist Oskar Schindler wird von nichts anderem angetrieben als von der Befriedigung seiner Bauchgefühle: Gier, Lust, Alkohol. Er hat keine höheren Werte mehr. Zumindest keine anderen als die von der Regierung Vorgeschriebenen. Der Sinn für das Wahre, Gute und Schöne ist ihm abhandengekommen. Sein Gewissen schweigt. Politisch ist er ein klassischer Mitläufer, getrieben sowohl von der Angst vor Nachteilen als auch von der Gier nach persönlicher Bereicherung. Zwei zentrale Bauchgefühle, die totalitäre Regime bei ihren gefügigen Untertanen gern triggern.

Um das Geld für den Kauf einer Emaillewarenfabrik zu beschaffen, lässt er die ehemals vermögenden Juden der Stadt kontaktieren, die mittlerweile unter unsäglichen Bedingungen zusammengepfercht im Krakauer Ghetto leben müssen. Sein Angebot: Sie sollen ihm ihr Geld geben, er kauft dafür die Firma, und als Gegenleistung erhalten sie Töpfe und Pfannen, die sie dann im Ghetto eintauschen können. Es ist eine demütigende Offerte, aber Schindler hat keine Hemmungen, die Notsituation der ehemaligen Unternehmer auszunutzen.

Er kennt keine Skrupel mehr. Und damit nicht genug. Ohne jedes Schuldgefühl bezieht er die Wohnung einer gerade enteigneten jüdischen Familie, legt sich in das bequeme Ehebett der vormaligen Besitzer und murmelt zufrieden vor sich hin: »Könnte nicht besser sein.« Wäre Oskar Schindler nicht so ein gewitzter und charmanter Wolf im Schafspelz, würden die Zuschauer diese Herzenskälte kaum aushalten. Aber Schindler kommt damit durch. Er kauft die Firma, gewinnt die Wehrmacht als Abnehmer seiner Produkte und wird insbesondere durch die aufopferungsvolle Arbeit seines jüdischen Prokuristen, Itzhak Stern, zum erfolgreichen Unternehmer. Als seine treue Frau ihn eines Tages überraschend in Krakau besucht, öffnet die Geliebte die Wohnungstür. Es kommt zur Ehekrise. Emilie bleibt ganz ruhig. Und alles, was Schindler ihr zu sagen hat, ist: »Sieh dir an, sie (die Geliebte) ist ganz verlegen.« Er blufft, überspielt die peinliche Situation. Keine Reue, keine Schamgefühle, keine Bitte um Entschuldigung, nichts. Er ist unwillig, der Wahrheit ins Gesicht zu blicken: Er ist in den letzten Monaten moralisch verkommen, ein skrupelloser Ehebrecher. Er will keine Selbsterkenntnis. Selbst in dieser völlig eindeutigen Situation. Das nennt die Psychologie Verdrängung, Ausdruck eines verstockten Herzens. Er verweigert sich, er stellt sich taub. Seiner Frau erspart er nicht einmal die Demütigung, künftig für eine seiner Maitressen gehalten zu werden. »Wenn du mir versprichst, dass mich niemand mehr für jemand anderes hält als deine Ehefrau, bleibe ich«, beschwört sie ihn. Am nächsten Tag sitzt sie im Zug zurück nach Deutschland … Den Höhepunkt an Herzlosigkeit erreicht der Film, als er seinen Geschäftsführer, Itzhak Stern, in letzter Sekunde aus dem Zug befreit, der nach Auschwitz fährt. Stern hatte seinen Ausweis vergessen und wurde deshalb verhaftet und in den Zug geschafft. »Was wäre passiert, wenn ich fünf Minuten später gekommen wäre«, klagt ihn Schindler danach an, »dann wäre ICH jetzt der Dumme«.

Das ist mehr als Gedankenlosigkeit, das ist Selbstoffenbarung: Er ist so mit sich selbst beschäftigt, dass er keine Sekunde Zeit hat, sich in den zu Tode erschrockenen Stern hineinzuversetzen. Sein Herz ist verschlossen, verhärtet, ja versteinert. Nach einer Stunde filmisch brillant eingefangener egozentrischer Oberflächlichkeit kippt der Film ganz langsam ins Gegenteil, und Schindler beginnt seine Metamorphose hin zum Guten. Ein Schlüsselerlebnis berührt sein verhärtetes Herz: Von einem Hügel herab beobachtet er bei einem gemütlichen Ausritt an der Seite einer seiner Konkubinen die brutale Räumung des Krakauer Ghettos und wird ungewollt erstmals Augenzeuge einer Massenexekution. Er erkennt spontan: Das ist absolut böse und unmenschlich! Diabolisches Unrecht! Die Konkubine will wegsehen, wie so viele. Schindler bleibt. Ein kleines Mädchen im roten Mantel, das während des Gemetzels ziellos durch die Straßen von Krakau irrt, treibt ihm das Entsetzen ins Gesicht. Er sieht sie nur, weil er mit großer Willensanstrengung den Blick nicht abwendet. Diese Szene hat zweifellos Filmgeschichte geschrieben; sie wird gleichermaßen auch optisch zum Wendepunkt für Schindler. Es ist eine intuitive Spontanerkenntnis: In dem Moment öffnet er sein Herz.

Das Gute ergreift dann in der Folge langsam von seinem Herzen wieder Besitz. Er erkennt die Werte wieder an, die er um seines Erfolges willen verdrängt hatte. Unumstößliche, allgemeingültige Werte, die die offizielle Regierungspropaganda, der damalige Zeitgeist, so ganz anders darstellt. Er hat sich mit gottlosen Verbrechern gemein gemacht! Schindler hatte vorher nie so richtig darüber nachgedacht, war in seiner Oberflächlichkeit, seiner Geschäftigkeit und seinem Erfolgsrausch einfach mitgeschwommen. Mit dem Lagerkommandanten, Amon Göth, handelt er aus, dass »seine« Arbeiter tagsüber das Ghetto verlassen dürften und weiter bei ihm beschäftigt würden. Er will, von seinem Herzen bewegt, ihre Lebensbedingungen verbessern. Schindlers Fabrik wird so zu einem Ort der Hoffnung. Hatte er früher Bestechungsgelder für seine egoistischen Ziele eingesetzt, verwendet er sie jetzt, um beherzt Gutes zu tun und Böses zu verhindern. Davon hat er nichts, auch wenn er es so begründet, weil die Nazis nichts anderes verstehen. Aber er weiß: Das ist richtig! Sein Herz wendet sich zum Guten, er stellt sich in den Dienst der guten Sache, gegen das mörderische Regime. Nach Außen muss er immer noch mit der SS kooperieren und mit den Wölfen heulen, aber jetzt mit einem ganz anderen Ziel. Unter der Hand hilft er, wo es möglich ist.

Das Finale ist bekannt: Als das Lager geschlossen werden soll, um alle verbliebenen Bewohner nach Auschwitz zu deportieren, stellt Schindler mit seinem Prokuristen die sagenumwobene Liste zusammen. Aus dem Kopf werden alle ehemaligen Mitarbeiter aufgeschrieben, und dann kauft er sie um enorme Summen seines eigenen Vermögens der SS ab. Er verliert dabei bis Kriegsende sein gesamtes Geld. Der ehemalige Mitläufer aktiviert seinen freien Willen, um tapfer gegen den Strom zu schwimmen. Er muss seine Bauchgefühle der Angst (um sich selbst) und der Gier (nach persönlichem Profit) überwinden, doch mithilfe seines Herzens schafft er das. Einmal wird er von der Gestapo sogar verhaftet und...

Erscheint lt. Verlag 6.11.2023
Verlagsort Wien
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte Beziehung • Geschlecht • Glück • Hilfe • Leben • Männer • Persönlichkeitspsychologie • Psychologie • Psychoterapie • Ratgeber • Sex • Wert
ISBN-10 3-99001-678-4 / 3990016784
ISBN-13 978-3-99001-678-7 / 9783990016787
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