Unser Kind hat Epilepsie (eBook)

Ursachen, Behandlung, Auslöser, Alltag. Wie Sie Ihr Kind stark machen - der Elternratgeber für ein möglichst normales Leben
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
120 Seiten
Trias (Verlag)
978-3-432-11759-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Unser Kind hat Epilepsie -  Ulrich Brandl
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<p><strong>Epilepsie im Griff</strong></p> <p>Ein Prozent aller Kinder haben zeitweise eine Form der Epilepsie. Für sie und ihre Eltern ist diese Krankheit furchteinflößend und bedeutet eine große Herausforderung im Alltag. Viele möchten alles tun, um den nächsten Anfall zu vermeiden. Aber kann man das selbst beeinflussen?</p> <p>Dr. Ulrich Brandl, einer der erfahrensten Neuropädiater und Spezialisten für Epilepsie, unterstützt Sie beim Umgang mit der Krankheit und stellt Präventivmaßnahmen vor.</p> <ul> <li>Anfall einordnen: So erkennen Sie einen epileptischen Anfall und schätzen ihn richtig ein.</li> <li>Medikamente, Ernährung, OP, neue Therapien: Welche Behandlungsmethoden für Ihr Kind geeignet sind.</li> <li>Schule, Sport und Freizeit: So ermöglichen Sie Ihrem Kind weitestgehende Normalität.</li> </ul> <p>Der praktische Leitfaden für ein unbeschwertes Leben!</p>

Prof. Dr. med. Ulrich Brandl ist Facharzt für Kinderheilkunde und Neuropädiatrie. Nach 10 Jahren als Oberarzt für Neuropädiatrie an der Universitäts-Kinderklinik Erlangen wechselte er als 1989 als Professor für Pädiatrie mit Schwerpunkt Neurologie an die Kinderklinik des Universitätsklinikums Rudolf Virchow/Charité, Berlin. Von 1996 bis 2021 war er Direktor der Klinik für Neuropädiatrie des Universitätsklinikums Jena. Mittlerweile ist Prof. Brandl emeritiert, aber weiterhin als Berater rund um die Epilepsie tätig.

Prof. Dr. med. Ulrich Brandl ist Facharzt für Kinderheilkunde und Neuropädiatrie. Nach 10 Jahren als Oberarzt für Neuropädiatrie an der Universitäts-Kinderklinik Erlangen wechselte er als 1989 als Professor für Pädiatrie mit Schwerpunkt Neurologie an die Kinderklinik des Universitätsklinikums Rudolf Virchow/Charité, Berlin. Von 1996 bis 2021 war er Direktor der Klinik für Neuropädiatrie des Universitätsklinikums Jena. Mittlerweile ist Prof. Brandl emeritiert, aber weiterhin als Berater rund um die Epilepsie tätig.

Epilepsien und Anfälle


Die wichtigsten Symptome von Epilepsien sind Anfälle,
die in verschiedenen Formen und Verläufen auftreten
können und unterschiedliche Bezeichnungen tragen.

Epilepsien sind eine Gruppe verschiedener Erkrankungen, die alle durch das Auftreten von Anfällen gekennzeichnet sind. Dabei kann es sich um leicht behandelbare, vorübergehende Störungen oder um schwere chronische Erkrankungen handeln. Deshalb ist Epilepsie nicht gleich Epilepsie, wir werden über diese Krankheit immer im Plural sprechen müssen.

Was ist eine Epilepsie?


Eine Epilepsie ist eine zeitweise auftretende Funktionsstörung des Gehirns. Sie ist durch plötzliche und zeitlich begrenzte, starke Überaktivierung von Gehirnanteilen gekennzeichnet. In diesem Moment bemerkt man das eigentliche Symptom der Erkrankung, den epileptischen Anfall. Jeder Mensch kann einen Anfall erleiden, das kann zum Beispiel bei Vergiftungen oder bei Verletzungen des Gehirns vorkommen. Von einer Epilepsie spricht man erst, wenn wiederholt Anfälle ohne äußere auslösende Faktoren entstehen. Es handelt sich dabei um eine chronische Erkrankung, die allerdings nicht unbedingt das ganze Leben andauern muss.

Epilepsien gibt es wahrscheinlich, seit es Menschen gibt. Sie kommen auch im Tierreich vor. Bereits die ältesten medizinischen Schriften der Antike beschreiben epileptische Anfälle. Über lange Zeit hatte man keine rechte Vorstellung vom Zustandekommen der Anfälle, man glaubte bisweilen an eine dämonische Besessenheit. Die Epilepsie wurde zeitweise auch zu den Geisteskrankheiten gezählt, was wissenschaftlich nicht haltbar ist. Obwohl bereits in der Antike einige Ärzte vermutet hatten, dass es sich um eine Erkrankung des Gehirns handelt, wurden wissenschaftlich sinnvolle Vorstellungen über den Krankheitsmechanismus erst im 19. Jahrhundert entwickelt. Im gleichen Jahrhundert wurde auch das erste wirksame Medikament zur Behandlung von Epilepsien entdeckt.

In Deutschland leiden schätzungsweise zwischen 400 000 und 800 000 Personen an einer Epilepsie. Die Erkrankung kann zwar in jedem Lebensalter beginnen, auch noch im höheren Alter, die Hälfte aller Erkrankungen beginnen jedoch bis zum 10. Lebensjahr, zwei Drittel bis zum Alter von 20 Jahren. Genauere Zahlen gibt es aus Gründen des Datenschutzes nicht. In Ländern mit Gesundheitssystemen, die die Erkrankungen in der Bevölkerung systematisch registrieren, beispielsweise in Großbritannien, gibt es anteilig ähnliche Zahlen. Die Erkrankung kommt weltweit in allen Kulturen vor. Es handelt sich damit um eine häufige Erkrankung im Kindesalter; sie ist weit häufiger als zum Beispiel Diabetes oder Rheuma im Kindesalter. Der Beginn der Erkrankung lässt zumindest bei Kindern und Jugendlichen nur wenig Rückschlüsse auf die Ursache der Epilepsie zu. Auch wenn der erste Anfall mit 15 Jahren auftritt, können die Voraussetzungen für ihre Entstehung bereits bei der Geburt vorhanden gewesen sein.

Epilepsien sind durch verschiedenartige Anfallsformen gekennzeichnet. Bei einem Kind können verschiedene Anfallsformen nebeneinander vorkommen. Die Anfallsform allein sagt nichts über die Ursache oder Schwere der Epilepsie aus, obwohl sie für die genaue Diagnosestellung von größter Bedeutung ist. Wir werden uns daher der Beschreibung der Anfallsformen genauer widmen, da Sie als Eltern meistens die Anfälle beobachten und der Arzt oder die Ärztin auf Ihre Beobachtungen angewiesen ist. Wenn Sie die Anfallsformen und vor allem die Unterscheidungsmerkmale etwas kennen, wissen Sie besser, worauf Sie bei einem Anfall achten sollten.

Wie kommt ein epileptischer Anfall zustande?


Epileptische Anfälle sind das Ergebnis von Serien abnormer Aktivierungen von Nervenzellen (Neuronen, ▶ Abb.). Normalerweise tauschen Nervenzellen Informationen vorwiegend durch chemische, teilweise auch durch elektrische Signale untereinander aus. Die chemische Informationsübertragung geschieht durch hemmende und durch erregende Überträgerstoffe (Transmitter), die von einer Nervenzelle zur anderen gesendet werden können. Diese Überträgerstoffe treffen auf an der Zelloberfläche befindliche Empfänger (Rezeptoren), die chemische in elektrische Signale umwandeln können.

Die Nervenzellen bilden komplexe Netzwerke, in denen sich normalerweise hemmende und erregende Einflüsse im Gleichgewicht befinden. Prozesse des Denkens, Fühlens und Handelns führen zwar zu Aktivierungen in solchen Netzwerken, sie sind aber immer auch von der Aktivität hemmender Neuronen begleitet und so auf eine sinnvolle Funktion begrenzt. Bei einem Anfall kommt es jedoch vorübergehend zu einer übermäßigen Erregungstätigkeit, die auf einen Teil des Hirns begrenzt sein oder praktisch das gesamte Großhirn erfassen kann. Unter ungünstigen Umständen, zum Beispiel bei einem erheblich zu niedrigen Blutzucker, kann bei jedem Menschen ein Anfall ausgelöst werden.

Bei einer Epilepsie liegt eine Erkrankung vor, die das Gleichgewicht zwischen Hemmung und Erregung innerhalb dieser Netzwerke labiler macht. Dadurch können zu unvorhersagbaren Zeiten und ohne äußere Anlässe Anfälle auftreten. Die Störung dieses Gleichgewichts kann durch Veränderungen bei der Produktion von Transmittern, Änderungen im Verhalten der Rezeptoren oder einen Mangel an hemmenden Nervenzellen in bestimmten Hirnregionen bedingt sein. Dahinter können genetische Faktoren stehen, aber auch Ereignisse, die das Gehirn schädigen, wie Störungen der Blut- oder Sauerstoffversorgung, Unfallverletzungen oder Tumoren. Es gibt also keine einheitliche Ursache, der Anfall ist nur ein Symptom einer Reihe von Störungen, die das Verhalten einzelner Nervenzellen oder von Gruppen von Nervenzellen zeitweise beeinflussen. Wie ein Anfall aussieht, hängt kaum von der Ursache der Erkrankung ab, sondern hauptsächlich von dem Gehirnteil, von dem er ausgeht.

Mithilfe der Elektroenzephalographie ( ▶ EEG) können Ströme, die das Gehirn bei seiner Tätigkeit erzeugt, aufgezeichnet werden. Vor seiner Entdeckung durch den Jenaer Arzt Hans Berger (1928) wusste man nicht genau, wie epileptische Anfälle entstehen. Obwohl der amerikanische Arzt Hughlings Jackson bereits vor mehr als 100 Jahren die richtige Vermutung hatte, fehlten Möglichkeiten, diese zu beweisen. Bei bestimmten Anfallsformen wie den Absencen wusste man nicht einmal sicher, dass es sich dabei um epileptische Anfälle handelt. Heute weiß man durch experimentelle Untersuchungen an Nervenzellkulturen und Versuchstieren relativ genau, was sich bei einem Anfall abspielt.

Nervenzelle (Neuron): Die Zelle kann am Zellkörper (Soma) und an den Dendriten Informationen von anderen Neuronen sammeln, verarbeiten und über ihr meist verzweigtes Axon weitergeben.

Durch diese Experimente konnte auch eine zunehmende Zahl von Medikamenten entwickelt werden, die zur Behandlung von Epilepsien eingesetzt werden können. Allerdings gibt es in der Regel keine wissenschaftliche Antwort auf die Frage, warum ein Anfall gerade in einem bestimmten Moment auftritt und zu anderen Zeitpunkten nicht.

Verschiedene Anfallsformen


Epileptische Anfälle sehen nicht bei allen Betroffenen und nicht jedes Mal gleich aus. Je nachdem, welche Anteile des Gehirns am Anfall beteiligt sind, kommen verschiedene Anfallssymptome und Verläufe zustande. Für die Diagnosestellung, aber auch für die Wahl der geeigneten Behandlung ist es sehr wichtig, welche Anfallsformen bei Ihrem Kind auftreten. Sie werden sehen, dass sich einige Anfallsformen nur durch einige Details unterscheiden, die genau beobachtet werden müssen. Daher versuche ich hier, die wichtigsten Merkmale der verschiedenen Anfälle genau zu beschreiben, damit Sie wissen, worauf Sie achten sollten.

Große und kleine Anfälle


Früher unterschied man nur zwischen »großen« und »kleinen« Anfällen. Als große Anfälle wurden Anfälle bezeichnet, bei denen Betroffene bewusstlos zu Boden stürzen und Krämpfe oder Zuckungen zeigen. Alle weniger dramatischen Anfälle, von denen es eine große Vielfalt gibt, wurden als »kleine Anfälle« bezeichnet. Gerade in den sehr verschiedenartigen kleinen Anfällen liegt eines der wichtigsten Merkmale, anhand deren die einzelnen Epilepsieformen unterschieden werden können. In vielen Gesprächen mit Eltern erkrankter Kinder erlebte ich, dass es oft ganz verschiedene Vorstellungen über große und kleine Anfälle gibt. Manchmal werden längere Anfälle als »groß« und nur Sekunden dauernde, kurze Anfälle als »klein« bezeichnet. Bei exakter Beschreibung wären beides aber nur kürzere »kleine« Anfälle gewesen, weil keine Bewusstlosigkeit eingetreten ist. Setzt sich das in den Behandlungsakten fort, ist der Fehleinschätzung der Erkrankung Tür und Tor geöffnet. Die Bezeichnung »kleine« Anfälle sollte man ganz vermeiden und viel besser die im Folgenden erläuterten Begriffe verwenden. Der »große Anfall« hingegen hat seine eigene Bedeutung, bei richtiger Anwendung des Begriffs ist nichts gegen seine Benutzung einzuwenden.

Unterschied: generalisierte und fokale Anfälle (Herdanfälle)


Die Einteilung in generalisierte und fokale (herdförmige) Anfälle ist heute das wichtigste Unterscheidungsmerkmal verschiedener Gruppen von Anfällen. Generalisiert bedeutet, dass beide Hälften des Großhirns gleichzeitig am Anfallsgeschehen beteiligt sind, bei...

Erscheint lt. Verlag 4.10.2023
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Krankheiten / Heilverfahren
Schlagworte absence • Anfall • Epilepsie • Fieberkrampf • Grand-Mal • Grand-Mal-Anfall • Krampf • Krampfanfall
ISBN-10 3-432-11759-0 / 3432117590
ISBN-13 978-3-432-11759-1 / 9783432117591
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