Ayurveda-Lehrbuch Band 1 (eBook)
320 Seiten
tolino media (Verlag)
978-3-7579-6235-7 (ISBN)
Srikanta Sena beschäftigt sich seit über dreißig Jahren intensiv mit dem spirituellen Wissen der vedischen Schriften und mit Ayurveda als einem der wichtigsten Aspekte der vedischen Kultur. Er arbeitet heute als Ayurveda-Berater, Autor und Audio- und Video-Künstler. Seine Klangwerke sind hauptsächlich Vertonungen von vedischen Mantras und Hymnen zur Klärung des Bewusstseins.
Srikanta Sena beschäftigt sich seit über dreißig Jahren intensiv mit dem spirituellen Wissen der vedischen Schriften und mit Ayurveda als einem der wichtigsten Aspekte der vedischen Kultur. Er arbeitet heute als Ayurveda-Berater, Autor und Audio- und Video-Künstler. Seine Klangwerke sind hauptsächlich Vertonungen von vedischen Mantras und Hymnen zur Klärung des Bewusstseins.
Die Vedische Kultur
Bevor wir den Inhalt der Caraka-Saṃhitā präsentieren, beginnen wir, wie in der Einleitung angekündigt, mit einer Einführung in die vedische Kultur, worin ihre wichtigsten Elemente erklärt werden sollen. Aufgrund der Komplexität des Themas ist dies kein leichtes Unternehmen. Die vedische Kultur ist die Kultur, die auf den Vedas beruht und deren Hauptanliegen darin besteht, die spirituelle Entwicklung der Menschen zu fördern. Die vedische Sicht der Dinge in all ihren Aspekten ist dem modernen Menschen, der einer materialistischen Denkweise verhaftet ist, einigermaßen fremd und unverständlich. Vedische Geschichtsschreibung ist ihm phantasievolle Mythologie und vedische Philosophie ist ihm vielleicht Aberglaube oder Dogmatismus oder was auch immer. Aber selbst diejenigen, die sich eine gewisse Offenheit bewahrt haben und die fähig sind, materialistische Denkbahnen zu verlassen, werden manchmal skeptisch, wenn sie vedisches Wissen hören.
Beginnen wir am besten mit der Definition des Begriffes Veda. Veda bedeutet ganz einfach Wissen, Wissenschaft und zwar nicht spekulatives Wissen und durch Forschung und Experimente angeeignetes Wissen. Veda bedeutet offenbartes, göttliches Wissen, das schon immer existiert und das sich jeder aneignen kann oder aneignen sollte, der intelligent genug ist und die menschliche Lebensform optimal nutzen möchte. Die Quelle der Vedas ist bhagavān, das Höchste Lebewesen, der Höchste Herr, der unter vielen Namen bekannt ist. Da er unfehlbar und absolut ist, ist auch sein Wissen unfehlbar und absolut. Veda wird auch als der Atem Viṣṇus bezeichnet. In den Vedas offenbart sich Viṣṇu, das höchste Wesen. Seine Anordnungen sind für alle glückverheißend und sollten deshalb von der menschlichen Gesellschaft befolgt werden. Das sind ein paar für das Verständnis der Vedas und der vedischen Kultur notwendige Grundgedanken.
1. Die vedischen Schriften
Das vedische oder göttliche Wissen wurde am Beginn dieses Zeitalters vor ca. 5000 Jahren von Vedavyāsa, einer Inkarnation des Höchsten Herrn, schriftlich aufgezeichnet.[1] Davor wurde es mündlich überliefert. Als erstes Lebewesen empfing Brahmā, der auch als Prajāpati (»Herr der Geschöpfe«) bekannt ist, das Wissen direkt von Kṛṣṇa, dem Höchsten Herrn. Brahmā gab es weiter an seine Söhne, die es ihren Söhnen und Schülern vermittelten usw. Anfangs gab es nur einen Veda, der später zur Erleichterung des Studiums vierfach unterteilt wurde in Ṛg, Yajur, Sama und Atharva. Ṛg Veda enthält Hymnen, Yajur ritualistisches Wissen für die Ausführung von yajñas, Sāma für Gesang und Musik bearbeitete Hymnen des Ṛg, und Atharva Veda enthält – neben vielen mantras des Ṛg und Yajur – mantras für verschiedene Zwecke (z.B. Heilung; Beseitigung von Krankheiten). In den Vedas ist alles notwendige Wissen enthalten, durch das die Menschen einzeln oder als Gesellschaft sowohl materielles Glück als auch Befreiung erlangen können.
Drei Pfade des Wissens der Veden werden karma-kāṇḍa, jñāna-kāṇḍa und upasana-kāṇḍa oder bhakti-kāṇḍa genannt (oder auch karma-yoga, jñāna-yoga und bhakti-yoga). Die Veden sind wie eine kāma-dhenu, eine wunscherfüllende Kuh. Sie erfüllen verschiedene Wünsche verschiedener Lebewesen entsprechend ihrer verschiedenen Qualifikationen. Karma-kāṇḍa ist für diejenigen, die sich ihre materiellen Wünsche erfüllen wollen, wie z.B. Erhebung auf die himmlischen Planeten. Jñāna-kāṇḍa ist für diejenigen, die durch philosophische Analyse und Spekulation unpersönliche Befreiung anstreben und bhakti-kāṇḍa ist für diejenigen, die nach Liebe und hingebungsvollen Dienst zur Persönlichkeit Gottes streben.
Es gibt sechs Vedāṅgas (Glieder der Vedas) – jyotiṣa (Astronomie und Astrologie), candas (Metrik), nirukta (Etymologie), śikṣa (Aussprache), vyakaraṇa (Grammatik) und kalpa (Ritual) – und vier Upavedas (sekundäre Vedas) – Dhanurveda (Kriegskunst), sthapatya (Architektur), Āyurveda und Gandharvaveda (Musikwissenschaft).
Nach einer anderen Einteilung ist das Wissen in den Vedas in vier Sektionen organisiert: saṃhitā, brāhmaṇa, aranyaka und upaniṣad. Die Saṃhitā-Sektion enthält Hymnen, brāhmaṇa ritualistische Details, aranyaka philosophische Fragen und upaniṣad tiefe philosophische Einsichten. Chāndogya und Kena Upaniṣad z.B. gehören zum Sāma Veda, Īśa und Katha Upaniṣad zum Yajur Veda; Aitareya Brahmaṇa zählt zum Ṛg Veda und Śatapatha Brahmaṇa zum Yajur Veda.
Außer den vier Vedas wurden im Laufe der Zeit von großen Weisen noch andere Abhandlungen vedischen Wissens verfasst, die sich mit bestimmten Themen befassen. Die Upaniṣaden repräsentieren die Philosophie der Vedas; das Vedānta-sūtra stellt die Essenz der Vedas und Upaniṣaden dar, und das Śrīmad-Bhāgavatam ist die Essenz des Vedānta-sūtra (auch Brahma-sūtra genannt) und wird als »reife Frucht am Baum der vedischen Weisheit« bezeichnet. Die beiden zuletzt genannten Werke wurden von Śrīla Vyāsadeva verfasst, das Śrīmad-Bhāgavatam unter der besonderen Anleitung seines Guru Nārada Muni. Vedavyāsa schrieb außerdem das große Epos Mahābhārata, dessen wichtigstes Kapitel als Bhagavad-gītā Berühmtheit erlangt hat, die spirituelle Essenz aller Vedas in klarster Form enthält und seit Jahrtausenden als Standardwerk des bhakti-yoga-Systems hochgeschätzt wird.
Die vedischen Geschichtsbücher, welche historische Aufzeichnungen in nicht unbedingt chronologischer Reihenfolge enthalten, werden Itihāsas und Purāṇas genannt. Die bekanntesten Itihāsas sind Vedavyāsas Mahābhārata und Valmikis Rāmāyana. In ihnen werden die Taten großer Herrscher, Halbgötter und anderer bedeutender und außergewöhnlicher Persönlichkeiten der Weltgeschichte erzählt, die, wie schon oben angedeutet, aus sogenannter wissenschaftlicher Sicht Produkte einer regen Phantasie zu sein scheinen. Philosophische Erörterungen, dharma, yoga und andere Themen nehmen in diesen Schriften ebenfalls einen wichtigen Raum ein.
Andere bedeutende spezifische Abhandlungen vedischen Wissens, die im Laufe der Geschichte offenbart wurden, sind z.B. Manu-Saṃhitā, das Gesetzbuch Manus, in welchem die sozialen und religiösen Pflichten der āryas (Mitglieder einer zivilisierten Gesellschaft) dargelegt sind; Viṣṇu-smṛti; Nārada-smṛti; Yajñavalkya-smṛti; im 16. Jahrhundert die Schriften der sechs Heiligen Rūpa, Jīva, Sanātana Gosvāmī etc., Kṛṣṇadāsa Kavirājas und anderer vaiṣṇavas, deren Schriften das höchste vertrauliche Wissen offenbaren und in neuerer Zeit die Schriften Bhaktivedānta Swamis, dem wir eine (fast) vollständige Übersetzung des Śrīmad-Bhāgavatam mit ausführlichen Kommentaren verdanken. Er übersetzte außerdem das große Werk Caitanya-caritāmṛta von Kṛṣṇa dāsa Kavirāja ins Englische. Dies sind nur ein paar Beispiele aus dem Schatzhaus der vedischen Literatur. Was immer im Lauf der Zeit durch große Heilige und Weise offenbart wurde und noch offenbart wird und nicht im Widerspruch steht zu den Kernaussagen der ursprünglichen Vedas wird ebenfalls als Veda anerkannt, d.h. es gilt als authentische Quelle vedischen Wissens.
Die vedische Literatur ist so umfangreich, dass es heutigen Gelehrten, die sich ausschließlich mit dem Studium der vedischen Schriften beschäftigen, schwer fallen dürfte, sie alle im Laufe eines Lebens im Sanskrit-Original zu studieren. Um sich eine Vorstellung vom Umfang der vedischen Literatur zu machen, ein paar Beispiele: Ṛg Veda besteht aus über 1000 Hymnen, Manu-smṛti umfasst ca. 2500 Verse, Mahābhārata 100000 Doppelverse, Rāmāyana 24000, Śrīmad-Bhāgavatam (Bhagavat-Purāṇa) 18000 Verse. Die achtzehn Purāṇas enthalten zusammen ca. 400000 Verse. Die Schriften zu studieren ist eine Sache und sie korrekt zu verstehen eine andere. Akademische Gelehrsamkeit allein nützt wenig. Im Śrīmad-Bhāgavatam unterweist der Höchste Herr Seinen Geweihten Uddhava mit folgenden Worten:
śabda-brahmaṇi niṣṇāto na dhyāyet sādhv asādhu vā | śramas tasya śrama-phalo hy adhenum iva rakṣataḥ
»Wenn jemand durch akribisches Studium geschickt wird im Lesen vedischer Literatur, aber keine Bemühung unternimmt, den Geist auf die Persönlichkeit Gottes zu fixieren, dann gleicht seine Bemühung der eines Mannes, der sehr hart arbeitet, um für eine Kuh zu sorgen, die keine Milch gibt. Mit anderen Worten, die Frucht seines mühsamen Studiums des vedischen Wissens ist die Mühe selbst, ohne ein anderes greifbares Resultat.« (– Śrīmad-Bhāgavatam 11.11.18)
Diejenigen, die die Vedas (vedischen Schriften) bei unautorisierten, materialistischen Lehrern studieren, können ihre Schlussfolgerungen nicht begreifen und verschwenden lediglich ihre Zeit. An einer weltlichen Universität wird man kaum ein klares Verständnis des vedischen Wissens erlangen können. Die vielen Spekulationen über die Veden und Kommentare zu den vedischen Schriften bilden den...
Erscheint lt. Verlag | 19.9.2023 |
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Reihe/Serie | Ayurveda-Lehrbuch, Band 1 | Ayurveda-Lehrbuch, Band 1 |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Alternative Heilverfahren |
Schlagworte | Ayurveda • Ayurveda-Klassiker • Ayurveda Tradition • ganzheiltliche Lebensweise • Indische Heilkunst • Wissenschaft vom Leben |
ISBN-10 | 3-7579-6235-4 / 3757962354 |
ISBN-13 | 978-3-7579-6235-7 / 9783757962357 |
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