Du hast da dieses Funkeln (eBook)
204 Seiten
Francke-Buch (Verlag)
978-3-96362-795-8 (ISBN)
Jennifer Fulwiler hat ihr einzigartiges Funkeln als Stand-up-Comedienne, Bestsellerautorin und Mutter gefunden. Ihre erste Tour organisierte sie selbst, indem sie allein mit Hilfe von Internet und Kreditkarte landesweit Locations in Theatern buchte. Fast jede der Shows war ausverkauft. Mit ihrem Mann, sechs Kindern, einem großen Hund und einer einäugigen Katze lebt sie in Austin, Texas. www.jenniferfulwiler.com Instagram: jenniferfulwiler Facebook: Jen Fulwiler
2. Du hast da dieses Funkeln
Ich hatte gerade meinen zukünftigen Mann Joe kennengelernt, als ich den international bekannten Redner und Bestsellerautor Keith Ferrazzi traf. Er war mit Joe befreundet; später sollte er auch mein guter Freund werden und Joe und mich trauen. An jenem Tag aber war er für mich eine bekannte Persönlichkeit, die ich ehrfürchtig bewunderte. Ich wollte ihn mit meinem Humor und meiner Schlagfertigkeit beeindrucken. Als er erwähnte, dass er bald zu einem Renaissance Weekend fahre, antwortete ich begeistert: »Fürwahr, so möge Euch das Luftschiff sicher dorthin tragen. Auf eine erquickliche Zeit und köstliches Gerstengebräu!« Als ich ihn fragte, welches Kostüm er tragen werde, lächelte er höflich und ein wenig verwundert. Da beugte sich Joe zu mir herüber und erklärte mir, was ein Renaissance Weekend ist: eine exklusive Veranstaltung, bei der sich Top-Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik treffen, um sich über globale Strategien auszutauschen. Und ich hatte an ein Festival gedacht, bei dem die Leute sich altertümlich verkleiden und frittiertes Gebäck essen.
Ich bin froh, dass Keith damals nicht aufstand und sich langsam, aber sicher von dieser offenbar verrückten Frau entfernte, denn später in diesem Gespräch sagte er das, was mein ganzes Denken und meine Lebenseinstellung in neue Bahnen lenkte.
Er sprach davon, wie dankbar er für sein Leben sei. Keith führte ein erfolgreiches Unternehmen und war zutiefst überzeugt von dem, was er tat. Führungskräfte aus aller Welt suchten seinen Rat. Er reiste auf dem ganzen Globus umher und besaß ein Netzwerk ganz verschiedener Menschen, die ihn tagtäglich inspirierten. Begeistert erzählte er, er habe das Gefühl, die Welt im Rahmen seiner Möglichkeiten zum Positiven verändern zu können, und das sei das Einzige, was für ihn wirklich zähle.
Je länger wir miteinander sprachen, desto mehr erkannte ich, wie ungewöhnlich dieses Gespräch eigentlich war. Wenn man Leute nach ihrem Leben fragt, dann machen sie allzu oft ein müdes Gesicht. Sie seufzen. Sie wünschen sich, ihre Situation wäre eine andere. Und am Ende zucken sie mit den Schultern, sagen, es sei schon in Ordnung so, und wechseln das Thema.
Nicht jedoch Keith. Er glühte vor Begeisterung, wenn er über sein Leben sprach.
»Was ist dein Geheimnis?«, fragte ich ihn.
Seine Antwort war der Beginn meiner inneren Wandlung: »Ich habe das gefunden, wofür ich brenne.«
Ich mag diesen Ausdruck. Sicherlich hatte ich solche und ähnliche Formulierungen schon oft gehört, aber nie mit der Leidenschaft, die bei Keith mitschwang. Als er mir erklärte, was dieses besondere Feuer, dieses persönliche Funkeln, für ihn bedeutete, machte es klick bei mir. Er sagte, man könne es unterschiedlich definieren, aber er betrachte das, wofür wir brennen, als den einzigartigen Beitrag, mit dem wir anderen etwas zurückgeben können – eine Leidenschaft, die in uns hineingelegt wurde und die Welt zu einem besseren Ort macht, wenn wir sie einsetzen.
Ich ging an diesem Abend nach Hause und bekam dieses Konzept nicht mehr aus dem Kopf. Ich fragte mich, wofür ich eigentlich brannte, und hatte das Gefühl, dass es alles verändern würde, es herauszufinden.
In den beinahe zwei Jahrzehnten, die seit dieser Begegnung mit Keith vergangen sind, ist das »Konzept des Funkelns« zu einem Kernelement meiner Weltsicht geworden. Jahrelang habe ich die Definition verfeinert, auf der Grundlage meiner eigenen Erfahrungen sowie von zahlreichen Gesprächen, die ich mit Freunden, Geistlichen und Fachleuten geführt habe, die Gäste meiner Radiosendung waren. Und so definiere ich dieses Funkeln:
Es ist etwas, was wir tun und wozu wir bestimmt sind, was uns mit Energie erfüllt und mehr Liebe in die Welt bringt.
Wir wollen uns nun jede dieser vier Komponenten genauer ansehen:
Dieses Funkeln ist etwas, was wir tun
Eine bestimmte Arbeit, die wir tun, kann unser Funkeln hervorrufen, wobei ich den Begriff Arbeit hier im weitesten Sinne verwende. Ich denke dabei nicht nur an bezahlte Jobs, auch wenn etliche Menschen ihr Funkeln im Beruf einsetzen können. Es kann sich dabei um etwas handeln, was wir fünfzig Minuten oder fünfzig Stunden pro Woche machen – der Zeitaufwand ist nicht der Punkt.
Ich sage vor allem deshalb Arbeit, weil ich das, wofür wir brennen, von unseren Rollen gegenüber anderen abgrenzen möchte. Eine Frau, die Kinder hat, könnte zum Beispiel sagen: »Mein Funkeln zeigt sich darin, dass ich es liebe, Mutter zu sein.« Das ist zwar ein schönes Empfinden, doch es hat mit dem persönlichen Funkeln genauso wenig zu tun wie Cousine oder Nichte zu sein. Das sind Rollen, die mit unseren Beziehungen zusammenhängen. Unser Funkeln jedoch ist etwas Schöpferisches, das wir und nur wir auf diese Art in die Welt bringen können. Ich möchte daher vorschlagen, dass wir die Rolle der Mutter (oder des Vaters oder irgendeine andere in einer engen Beziehung) als zu kostbar betrachten, um sie durch die Arbeit überlagern zu lassen, die mit ihr einhergeht. Man liebt seine Familie unabhängig von den Aufgaben, die man im gemeinsamen Haushalt hat und vielleicht eher mit gemischten Gefühlen erledigt.
Wenn Menschen aus meinem Freundeskreis sagen, ihr Funkeln sei ihr Mutter- oder Vatersein, dann wollen sie damit in erster Linie zum Ausdruck bringen, wie glücklich sie sind, Kinder zu haben. Doch wenn sie weiter darüber nachdenken, finden sie meistens heraus, dass es auch bestimmte Dinge im Zusammenhang mit ihrer Elternrolle gibt, die ihnen Freude machen – und dort findet sich ihr wahres Funkeln, das, wofür sie brennen. Wenn sie zwischen diesen Aufgaben und der Beziehung zu ihren Kindern zu unterscheiden lernen, hilft ihnen das, in allen Phasen ihres Lebens Erfüllung zu finden. Davon auszugehen, dass das Elternsein das persönliche Funkeln ist, kann dazu führen, dass man sich verloren vorkommt, wenn die Kinder erwachsen werden und das Haus verlassen. Erinnert man sich aber daran, dass die Organisation, als die Kinder klein waren, einem besonders viel Spaß gemacht hat, wird sich ein Weg finden, um diese Leidenschaft mit anderen Menschen zu teilen, wenn die Kinder ausgezogen sind.
Dieses Funkeln ist unsere Bestimmung
In ihrem Buch The Path Made Clear beschreibt die berühmte amerikanische Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey, wie sie in ihrer Anfangszeit als Co-Moderatorin einen Gast interviewte. Das Gespräch selbst, so sagt sie, sei nicht besonders glamourös gewesen, aber währenddessen hatte sie so ein Gefühl: »Es war, als würde ich innerlich leuchten, als sei ich zu mir selbst nach Hause gekommen. Als die Sendung vorüber war, spürte ich diese Erkenntnis tief in meinem Herzen, so stark, dass ich förmlich eine Gänsehaut bekam. Mein ganzer Körper sagte mir: Das ist genau das, was du tun sollst.«1
Interessant – nicht das, was sie tun wollte, sondern was sie tun sollte. Winfrey beschreibt das, was sie von diesem Zeitpunkt an tat, als eine »Berufung«, nicht als Job. Solche Worte verwenden wir, wenn es um unsere Bestimmung geht. Damit ein Mensch sich berufen fühlt, muss der Ruf von außen kommen. Wenn Oprah über ihre Arbeit spricht, dann als jemand, der verinnerlicht hat, dass er sich den Weg, den er geht, nicht ganz allein ausgesucht hat.
Mein Verständnis von unserem ureigenen Funkeln hat sich weiterentwickelt, seit ich zum ersten Mal darüber nachgedacht habe. Ich verstehe es heute aus geistlicher Perspektive. Als ich Keith damals im Piratenkostüm vor mir sah, war ich noch Atheistin – wie schon mein ganzes Leben davor. In den darauffolgenden Jahren begaben Joe und ich uns auf einen Weg, der uns beide zum christlichen Glauben hinführte. Diese Überzeugungen haben meine Sicht darauf, was es bedeutet, für eine Sache zu brennen, grundlegend beeinflusst.
Als ich Atheistin war, wusste ich, dass das Schreiben mein besonderes Funkeln war. Ich hatte mehrere Buchprojekte begonnen und wieder verworfen, doch keins davon schien zu irgendeinem Ziel zu führen. Diese Leidenschaft entzündete in meinem Leben nicht den Funken, so wie ich es erwartet hatte. Ich suchte bei mir selbst nach Antworten und wurde immer frustrierter, weil ich sie nicht finden konnte. Als ich zum Glauben gefunden hatte, bat ich Gott, mir zu zeigen, wofür ich bestimmt war, statt nur darüber nachzudenken, was ich persönlich gern tun wollte.
Ich fühlte mich dahin geführt, einen Blog zu starten. Auf einer kostenlosen Plattform richtete ich einen Account ein und fing an, humorvolle Geschichten über meinen neu gefundenen Glauben zu erzählen. Es war eine denkbar unscheinbare Berufung: Ich benutzte keine tollen Formatierungen und bloggte noch nicht einmal unter meinem echten Namen. Ich hatte ungefähr ein Dutzend regelmäßige Leser. Einmal ließ ich mich von jemandem, den ich nur unter der Bezeichnung SirMeowsAlot74 kannte, in eine tagelange hitzige philosophische Debatte verwickeln. Dennoch hatte ich das Gefühl, mit dieser Arbeit etwas Sinnvolles zu tun, auch wenn sie mir keinen eindrucksvollen Ruf oder Geld verschaffte.
Jahre später mündete dieser Blog in meinen ersten Buchvertrag, durch den ich dann die Leute kennenlernte, die mich für die Radioarbeit anstellten, und dies wiederum führte zur Stand-up-Comedy. Am Anfang hätte ich nie ahnen können, was dabei herauskommen würde. Ich hatte einfach nur das simple Gefühl, dass das Schreiben meiner Blogbeiträge in diesem...
Erscheint lt. Verlag | 1.6.2023 |
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Übersetzer | Anja Findeisen-MacKenzie |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
ISBN-10 | 3-96362-795-6 / 3963627956 |
ISBN-13 | 978-3-96362-795-8 / 9783963627958 |
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