Wir haben das Ungemigliche miglich gemacht -  Dieter Aulfes

Wir haben das Ungemigliche miglich gemacht (eBook)

Die Geschichte des Bramscher Basketballwunders
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2023 | 1. Auflage
220 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7578-4369-4 (ISBN)
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Die Geschichte des Bramscher Basketballwunders wird aus der persönlichen Sicht des Autors erzählt. Er hat drei Jahrzehnte seines Lebens vorrangig dem Basketballsport gewidmet. Neben seiner persönlichen Geschichte ist es die eines Kleinstadtvereins und seines rasanten Aufstiegs von der Bezirksliga in die I. Bundesliga. Aber auch die vom tiefen Fall. Von der Teilnahme am Europapokal wieder hinunter auf die Bezirksebene.

Dieter Aulfes, Jahrgang 1952, geboren und aufgewachsen in Bramsche. Der Diplom Sozialarbeiter war 35 Jahre im Fachdienst Jugend des Landkreises Osnabrück beschäftigt. Über 30 Jahre prägte er das Geschehen rund um den Basketballsport in seiner Heimatstadt. Er rundet in diesem Buch seine persönlichen Basketballerlebnisse ab und gibt dem Leser die Möglichkeit, die Geschichte des Bramscher Basketballwunders noch einmal nachzuerleben, oder neu zu entdecken.

„Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie stolz ich bin, euch diesen Fisch an Land gezogen zu haben,“ schrieb Ulrike.

Der „Fisch“, den Ulrike im Netz hatte, war Mike Milling: „Mit Mike Milling schicke ich euch den besten Amerikaner, den ihr je hattet.“

Und sie hat nicht übertrieben.

Mike Milling wurde uns angekündigt als 2,04m großer Center- und Flügelspieler. Als er bei uns eintraf war er beim Flug über den Ozean ….. na ja, ihr wisst schon. So um die 2,00m groß war er. Aber alles andere stimmte. Er war für die Regionalliga ein Hammer.

Das Unternehmen „Jugend forscht“ ging mit folgendem Personal in die Regionalligasaison 1988/89: Jürgen Dölle (19 Jahre, Mannschaftskapitän), Ulrich Knost (19), Thomas Terstegge (22), Klaus Runggaldier (21), Andre Stückemann (19, eigene Jugend), Dirk Leding (24), Markus Lübbering (20, vom UBC Münster), Frank Lüken (20), Mike Milling (24, Charlotte/North Carolina), Markus Tschörtner (22). Trainer Burkhard Brämer (22), Co-Trainer Dieter Aulfes (35).

Ich hatte einen Kindergarten zu beaufsichtigen. Nein, Scherz. Ich hatte sie ja quasi alle seit dem Kindergarten begleitet und gefördert. Wir waren eine eingespielte Truppe. Fast alle Jungs, einschließlich Trainer, sind mit mir basketballerisch aufgewachsen.

Jetzt also wieder Regionalliga.

Dieses junge Team spielte alles an die Wand. Mit Spektakel-Basketball. Kaum ein Spiel, in dem nicht die 100-Punkte-Grenze geknackt wurde.

Am 5. November 1988 kam es in der Halle am Schulzentrum zum bis dato Highlight der Bramscher Basketballgeschichte; einschließlich II. Liga.

Mehr als 900 (!) Zuschauer wollten das Lokalderby der beiden bisher ungeschlagenen Teams des TuS Bramsche und des Osnabrücker BV (OBV) sehen.

Und sie bekamen eine Gala zu sehen; sofern sie Anhänger des TuS waren. Zwischenzeitlich führten wir mit 39 Punkten Vorsprung. Der OBV wurde gedemütigt. Der Endstand von 129:114 für uns war dann noch gnädig gegenüber dem Osnabrücker Gast. „Damit können wir leben“, meinte Gästetrainer Wolfgang Elbers.

Das Spiel hatte allerdings organisatorische Folgen. Die Stadt Bramsche ordnete an, dass künftig nur noch 300 Zuschauer zu den Spielen in die Halle am Schulzentrum kommen durften. Aus sicherheitstechnischen Gründen. Fluchtwege und andere Gegebenheiten seien nicht für mehr Zuschauer ausgerichtet.

Da wir inzwischen nicht unerheblich auf die Einnahmen bei den Heimspielen angewiesen waren, wäre eine solche Auflage auf Dauer das Ende des Bramscher Spitzenbasketballs gewesen. Es folgten viele Gespräche mit der Stadt, den Brandschutzverantwortlichen und anderen Entscheidern. Durch kleine bis mittlere Veränderungen wurden vor allem die Fluchtwege sicherer.

Die größte Unterstützung, die die Stadt in „ihren“ Basketball investierte, war der Einbau einer neuen, größeren Haupttribüne. Der erfolgte jedoch erst viel später.

Zwischenzeitlich spielten wir einige Spiele mit „offiziell“ 300 Zuschauern.

Diese Regionalligasaison flog wie im Rausch vorbei. Mit links spielten wir noch den NBV-Pokal (Niedersächsischer Basketball-Verband). Manchmal in Doppelschichten, Samstag Regionalliga, Sonntagvormittag (bei den Spielern sehr beliebt ;), NBV-Pokal.

Und wir spielten als letztjähriger Zweitligist im DBB-Pokal. Wir erreichten durch zwei Siege gegen Zweitligisten das Achtelfinale auf Bundesebene. In dem gab es in heimischer Halle eine 98:100 Niederlage gegen den Zweitligisten TuS Herten.

Mir fällt zu dieser Spielzeit 1988/98 kaum eine Anekdote außerhalb des rein Sportlichen ein. Es blieb einfach keine Zeit. Wir flogen durch die Saison. Wir blieben in der Liga ungeschlagen. Bis zum Rückspiel beim den OBV. Am 20. Februar 1989 kam es in der Schlosswallhalle in Osnabrück zum Show-Down.

1.600 Zuschauer! Die NOZ mutmaßte damals, dass dies wahrscheinlich die größte Kulisse bei einem Regionalliga-Basketball-Spiel in Deutschland sei. Darunter 500 bis 600 Bramscher. Alle erlebten erneut ein Spektakel. Diesmal konnten wir den OBV nicht in Grund und Boden spielen. Mike Milling lieferte ausgerechnet in diesem Spiel seine schlechteste Saisonleistung ab. Dafür wurde es spannend. Am Ende siegten wir verdient mit 77:73. Der Deckel war drauf. Nur noch theoretisch war uns die Meisterschaft und der Aufstieg zu nehmen.

Wir leisteten uns eine Auswärtsniederlage in Salzdahlum. Aber nur, um in der folgenden Woche den Meistertitel auch faktisch in eigener Halle feiern zu können. Zum Abschluss der Saison holten wir uns noch den NBV-Pokal gegen eben jene Salzdahlumer.

Jetzt also wieder II. Bundesliga.

Diesmal sollte es kein Abenteuer mehr werden. Finanziell war offensichtlich ein stabiler Rahmen geschaffen worden. Jörg Görtemöller sprach im Namen des Basketball-Förderer-Kreises in der Presse über einem Etat in Höhe von rund 60.000 DM. Allerdings sei weiterhin ein Sparkurs angesagt.

Personell konnten wir in dieser Zweitligasaison 1989/90 mit dem bewährten, immer noch jungen Kader planen. Wir hatten keine Abgänge. Und es gab – zunächst – nur einen Zugang: Ingo Schlachter, 2,07 großer Centerspieler kam von der TSG Westerstede zu uns.

Ansonsten hieß es, auch von Ulrike Keppler-Hood aus Charlotte: „Mike Milling kommt zu 90% wieder.“

Dem war dann aber nicht so. Mike versuchte, was legitim war, sein Gehalt nach oben zu treiben. Irgendwann mussten wir einsehen, dass diese finanziellen Forderungen nicht mehr zu unserem Etat passten.

Überhaupt mussten wir aufpassen, dass nicht innerhalb der Mannschaft eine Schere aufging, die letztlich zu Unruhe geführt hätte. Noch immer war der Amerikaner der einzige Vollprofi im Team. Die auswärtigen Spieler bekamen eine Aufwandsentschädigung. Die einheimischen Bramscher Spieler erhielten nach wie vor kaum bis keine finanzielle Unterstützung.

Es wurde also nach einem bezahlbaren Amerikaner gesucht. In der Zusammenarbeit mit Ulrike Keppler-Hood klappte das diesmal nicht. Sie war als „Managerin“ von Mike Milling ein wenig pikiert, dass wir Mike absagen mussten.

Da flatterte uns durch Zufall ein „preisgünstiges Angebot im Sommerschlussverkauf“ ins Haus. Vermittler dieses Angebots war unser Ex-Trainer, der damals aktuelle Trainer des Regionalligisten und Nachbarn OBV: Wolfgang Elbers.

Wolfgang rief an und fragte, ob wir einen Flügelspieler gebrauchen könnten. Ihm sei durch seinen guten Bekannten Sheldon Anderson (ehemaliger Spieler des BC Giants) ein Spieler angeboten worden, der wiederum gut mit Sheldon Anderson bekannt sei. Erste Vermutung bei uns: Vetternwirtschaft.

Der Spieler komme aus Detroit, sei 26 Jahre alt, 1.96m groß, Flügelspieler und Linkshänder.

Wolfgang betonte, dass er den Spieler gerne beim OBV unter Vertrag nehmen würde. Aber er suche nun mal einen Centerspieler. Er habe jedoch seinem Freund Shelly (Sheldon Anderson) versprochen, sich weiter in der deutschen Szene umzuhören.

Wir waren zunächst skeptisch. Die meisten deutschen Vereine – eigentlich alle – suchten damals auf der Position ihres Amerikaners (denn man durfte nur einen Ausländer verpflichten) einen Centerspieler oder einen Playmaker (Aufbauspieler). Flügelspieler waren eher die Ausnahme.

Wir waren offen. Wir waren inzwischen auf der Centerposition mit Markus Lübbering, Ingo Schlachter und Andree Stückemann mit drei gelernten Centern ausgestattet. Auch Dirk Leding konnte auf dieser Position spielen. Im Aufbau hatten wir mit Jürgen Dölle einen inzwischen für die zweite Liga sehr guten Playmaker. Wenn der mal eine Pause brauchte, hatten wir mit Markus Tschörtner und Thomas Terstegge zwei weitere klassische Aufbauspieler in der Hinterhand. Also warum nicht einen Flügelspieler. Und einen Linkshänder hatten wir auch noch nicht.

Als wir dann auf die statistischen Werte dieses Spielers schauten, wurden wir ein weiteres Mal skeptisch. Nicht, weil die so schlecht waren. Nee, im Gegenteil. Der hatte herausragende Statistiken am College. Die waren offensichtlich so gut, dass er einen NBA-Vertrag bei den Boston Celtics erhalten hatte. Zwar kam er nicht in der NBA zum Einsatz, aber er spielte im Celtics-Farmteam in der CBA, einer Unterliga der NBA. Praktisch eine zweite Profiliga. Dort erzielte er 25 Punkte pro Spiel. In der zurückliegenden Sommer-League, einer Spielserie die den Drafts, den Spielerverpflichtungen der NBA, vorgeschaltet ist, hatte er 39 Punkte im Schnitt erzielt.

Mal ehrlich: Das sind doch Zahlen, die einen Hobbyverantwortlichen aus der Provinz der zweiten deutschen Basketball-Liga skeptisch machen können: Vertrag bei den Boston Celtics, 25 Punkte im Schnitt in der CBA, 39 Punkte im Schnitt in der Summer-League.

Warum hat den keiner verpflichtet? Und warum wollte Wolfgang Elbers den nicht verpflichten? Auch wenn der einen Centerspieler suchte. Der Spieler ist doch 1,96m groß und hatte in seiner Statistik auch eine überragende Zahl an Rebounds vorzuweisen.

Irgendetwas musste mit dem Typ nicht stimmen.

Wir sind dieses „Risiko“ trotzdem eingegangen.

Also ließen wir ihn über den großen Teich fliegen. Und um es vorwegzunehmen. Er war der Erste, der beim Flug...

Erscheint lt. Verlag 13.7.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Sport
ISBN-10 3-7578-4369-X / 375784369X
ISBN-13 978-3-7578-4369-4 / 9783757843694
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