Die Königlichen (eBook)

Die Geschichte von Real Madrid
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
256 Seiten
Verlag Die Werkstatt
978-3-7307-0684-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Königlichen -  Hardy Grüne,  Dietrich Schulze-Marmeling
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Der spanische Rekordmeister Real Madrid ist zugleich der erfolgreichste Klub der Welt und schaut auf stolze 120 Jahre Vereinsgeschichte zurück. Diese ist bewegend und voller Brüche: Historisch wegen der Rolle des Klubs während des Spanischen Bürgerkriegs. Der Klub stand in dieser Zeit kurz vor der Aufl ösung. Umso erstaunlicher seine Wiederauferstehung in den 1950er Jahren mit einer Mannschaft und Spielweise, die als das 'weiße Ballett' bekannt wurden. Doch auch sportlich ging es auf- und abwärts, mussten Dursttrecken auch im Wettkampf mit dem FC Barcelona um die Vormachtposition in der spanischen Primera Division durchlaufen werden. Den Thron erklomm Real Madrid spätestens seit 2009 wieder und gewann seitdem allein fünf Champions-League-Titel der insgesamt 33 internationalen Titel. Die ganze sportpolitische Geschichte des königlichen Klubs Real Madrid - für alle Vereinsfans, aber auch jeden Liebhaber schönen Fußballs, der mit Stars wie Alfredo di Stefano und Ferenc Puskas, Zinedine Zidane, David Beckham und Ronaldo oder Luka Modric, Karim Benzema und Toni Kroos groß geworden ist.

KAPITEL 1


EIN MYTHOS ENTSTEHT
(1896–1918)


1879–1896
DIE VORGESCHICHTE


Vieles liegt im Dunkeln aus der Frühgeschichte von Real Madrid. Offizieller Gründungstag ist der 6. März 1902, als der bereits seit rund zwei Jahren bestehende „Madrid Foot Ball Club“ einen offiziellen Anstrich erhielt und bei den Behörden angemeldet wurde. Tatsächlich hatte man in Madrid schon seit mindestens 1896 gekickt, als ein paar vom Gaststudium an den englischen Universitäten Cambridge, Oxford und Eton zurückkehrende Spanier den Fußball im Gepäck gehabt hatten. Jüngere Forschungen ergaben sogar, dass es bereits im November 1879 zur Gründung eines im adligen Umfeld beheimateten „Madrid Cricket y Foot Ball Club“ gekommen war, der jedoch nach kurzer Zeit wieder einschlief und den Quellen zufolge lediglich zu einem Cricket-, nie aber zu einem Fußballspiel antrat.

Verlassen wir den Bereich der Spekulation, dann ist die Geburtswiege des heutigen Real Madrid Club de Fútbol die 1876 entstandene „Institución Libre de Enseñanza“ (ILE, „Freie Lernanstalt“). Sie orientierte sich an den modernen Lehrmethoden britischer Universitäten, widersetzte sich der Doktrin der Zentraluniversität von Madrid und stellte sich mit ihrer Forderung nach akademischer Freiheit gegen die von konservativen Meinungsführern der katholischen Kirche sowie vom Militär geprägte postimperiale Gesellschaft Spaniens. Unter ihren Gründern war der Rechtssoziologe Francisco Giner de los Ríos, der das liberale Denken in Spanien maßgeblich prägte und als Bewunderer der angelsächsischen Kultur neben Naturexkursionen auch Sport in seinem Lehrbetrieb einsetzte. Insbesondere Fußball betrachtete de los Ríos als probates Mittel, um die gesellschaftlichen Spannungen im zwischen Rechten und Linken zerrissenen Spanien zu überwinden. Im Mannschaftsspiel Fußball sah er zudem einen Gegenpol zum populären Stierkampf, der für ihn ein primitives Überbleibsel von Unterdrückung darstellte.

Der exakte Ablauf von den ersten Trainingsspielchen im Jahr 1896 bis zur offiziellen Klubgründung am 6. März 1902 ist lückenhaft und zudem widersprüchlich überliefert. Fest steht, dass Madrids Fußball im Landesvergleich spät dran war. In Villa de las Minas de Río Tinto sowie Huelva, zwei Kupfer- und Schwefelminen-Standorten an der andalusischen Küste, wurde schon seit den 1870er Jahren gekickt. 1878 bildeten britische Bergbau-Fachleute in Villa de las Minas de Río Tinto einen Rugbyklub, und am 23. Dezember 1889 entstand mit Recreativo Huelva der heute älteste Fußballverein Spaniens, an dessen Gründung u. a. der deutsche Ingenieur Wilhelm Sundheim beteiligt war. Auch in Bilbao und Barcelona entstanden schon vor der Jahrhundertwende Klubs. Beide Städte pflegten Kontakte ins Fußball-Mutterland England – Bilbao über die Hafenstadt Southampton sowie deren Universität, Barcelona durch Bildungseinrichtungen.

In der spanischen Gesellschaft des ausklingenden 19. Jahrhunderts spielte Sport zunächst nur eine Nebenrolle. Populär im Volk war vor allem der schon angesprochene Stierkampf, wohingegen Angehörige höherer Schichten elitären Freizeitvergnügungen wie Reiten oder Autorennen nachgingen. Während es im Nachbarland Frankreich um die Jahrhundertwende mit Radfahren, Rugby und Fußball gleich drei aufstrebende Disziplinen gab, wurzelte Sport in Spanien zunächst nur an wenigen Orten. Das hatte seinen Grund in der schleppenden Industrialisierung, jenem großen Motor der europäischen Fußballbewegung, die in Spanien abgesehen von den Ballungszentren des Nordens nur langsam vorankam. Im Gegensatz zu Nord- und Mitteleuropa gab es zudem keine nennenswerte Mittelklasse im Land, wie sie beispielsweise in Deutschland führend bei der Entwicklung des Fußballs zum Volkssport war.

Die Lebensbedingungen der spanischen Landbevölkerung gehörten zu den rückständigsten in Europa. Das Verkehrs- und das Kommunikationswesen des Landes waren schwach entwickelt, das Eisenbahnnetz lückenhaft, die Analphabetenrate hoch. Zudem gab es gewaltige regionale Unterschiede, so litten der Süden sowie Galizien angesichts der dortigen schlechten Perspektiven besonders unter Massenauswanderung der lokalen Bevölkerung nach Südamerika. Dort wiederum waren Spanier um die Jahrhundertwende vielfach an der Gründung renommierter Fußballklubs beteiligt. Bis heute gibt es spanische Vereine u. a. in Montevideo, Buenos Aires und Santiago de Chile.

Politisch befand sich Spanien seinerzeit im Umbruch. Das einst weltumspannende Imperium war spätestens mit dem Verlust der Philippinen sowie insbesondere Kubas 1898 endgültig zerbrochen und eine neue Identität noch nicht in Sicht. Das führte einerseits zu einer Regionalisierung und daraus resultierenden Autonomiebestrebungen vor allem in Katalonien sowie dem Baskenland. Andererseits verfolgte das in Madrid residierende Königshaus die Bildung eines auf das Militär gestützten starken Zentralstaates mit Basis in Madrid, einer aufstrebenden Metropole, die mitten im ländlichen und schwach entwickelten geografischen Zentrum Spaniens lag.

1897
REALS FUSSBALLWIEGE


Fußball verankert sich in Spanien ähnlich wie in anderen Ländern Europas zunächst in einer privilegierten Mittelschicht, die sich von überkommenen Traditionen abgewendet hat und energisch Richtung Moderne strebt. Dazu gehören Reformen der hierarchischen Gesellschaftsstrukturen sowie Offenheit für andere Länder und Kulturen. In Madrid entwickelt sich im Laufe des Jahres 1897 aus den erwähnten Spielversuchen der Mannschaft der „Institución Libre de Enseñanza“ (ILE) die „Sociedad de Foot Ball“, deren Initiator vermutlich Manuel Cassío war, der als Lehrer am ILE wirkte. Der spanische Fußballhistoriker Vicente Martínez Calatrave führt in seiner sechsbändigen „Historia y estadística del fútbol español“ zudem den in Madrid lebenden Schweizer Paul Heubi als treibende Kraft auf. Für das Jahr 1898 wird dann Bergbauingenieur-Student Luis Bermejillo als „Präsident“ der Sociedad de Foot Ball genannt.

Alle drei genannten Protagonisten sind geprägt von der „Gesunder Körper = gesunder Geist“-Philosophie, die die Leibesübungen vor allem in der wohlhabenden bürgerlichen Mittel- und Oberschicht verankert hat. Fußball ist insofern elitär und hat auch in Madrid zunächst keine Verbindung zur Unterschicht oder zum Proletariat. Gespielt wird auf einer Wiese am Ufer des Jarama unweit der Puerta de Hierro in der damaligen Vorstadt Moncloa. Über den Werdegang der ILE-Mannschaft ist wenig bekannt. Als sich die Gründergeneration um 1898 langsam zurückzieht, rücken offenbar Akteure nach, deren Bindung zum ILE deutlich geringer ist. Sie stammen aus dem heutigen Madrider Shopping-Barrio Salamanca und besuchen überwiegend eine Schule für Bergbauingenieure.

Im Oktober 1900 entsteht mit „Sky Foot Ball“ ein weiterer Verein. Einige Quellen sagen, er sei gegründet worden, weil es in der Sociedad de Foot Ball wegen offener Beiträge sowie geringen Engagements der adeligen Mitglieder zum Streit gekommen sei. Unter den Sky-Gründern sind die katalanischen Brüder Padrós Rubió sowie Julián Palacios, die zentrale Rollen in der Real-Geschichte einnehmen werden. Teamfotos zeigen die Akteure bereits in jener schneeweißen Kleidung, mit der Real Madrid später weltberühmt wird. Schließlich entsteht mit „El New Foot Ball Club“ (Nuevo Sociedad) noch eine dritte Mannschaft, der u. a. Studenten des französischen Lyzeums in Madrid beitreten.

Die Unsicherheiten über den genauen Ablauf der Ereignisse setzen sich im Jahr 1901 fort, als der „Madrid Foot Ball Club“ (MBFC) entsteht. Ob er das Resultat einer Fusion zwischen Sky und Sociedad de Foot Ball ist oder die Sociedad sich lediglich umbenannt hat, nachdem die Sky-Mitglieder beigetreten sind, bleibt offen. Eine dritte Version wiederum behauptet gar, der Sky Club sei bestehen geblieben und im März 1902 unter der Führung von Ceferino Rodríguez zum „New Football Club“ geworden, nachdem zahlreiche Mitglieder zum „Club Español“ gewechselt waren. In diesem Fall hätte es gleich zwei „New Football Club“ in der Real-Frühgeschichte gegeben.

Die zeitgenössische spanische Presse kann den Vorgang auch nicht aufklären. „Bei uns scheint sich eine englische Übung, ‚football‘ genannt, zu verbreiten“, heißt es 1901. „In Madrid bestehen zwei Klubs: ‚Foot-Ball-Sky‘, dessen Präsident Señor Mayora ist, und der ‚Madrid Foot-Ball-Club‘ unter der Leitung von Señor Julián Palacios. Obwohl dieses Spiel nicht unserem Charakter entspricht, muss man zugeben, dass es viele Anhänger hat. Am Sonntagvormittag sind die Spielfelder beider Klubs sehr umdrängt, und die Akteure spielen mit nicht...

Erscheint lt. Verlag 29.6.2023
Verlagsort Bielefeld
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Sport Ballsport
Schlagworte Champions League • Christiano Ronaldo • Das weiße Ballett • David Beckham • El Classico • erfolge real madrid • La decima • Luka Modric • Primera Divison • Real Madrid • Toni Kroos • Vereinsgeschichte
ISBN-10 3-7307-0684-5 / 3730706845
ISBN-13 978-3-7307-0684-8 / 9783730706848
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