Faire Scheidung -  Michael Bucher,  Simon Mettler

Faire Scheidung (eBook)

Gute Lösungen für alle Beteiligten
eBook Download: EPUB
2023 | 2. Auflage
200 Seiten
Beobachter-Edition (Verlag)
978-3-03875-507-4 (ISBN)
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Eine Scheidung ist der letzte gemeinsame Schritt als Ehepaar - dieser kompakte Ratgeber unterstützt auf dem Weg zu einer fairen Lösung. Er zeigt Möglichkeiten zur Konfliktlösung und beantwortet alle zentralen organisatorischen, rechtlichen und finanziellen Fragen: Wie läuft das Scheidungsverfahren ab? Welche Unterlagen benötige ich? Was geschieht mit der Wohnung und wie wird das Vermögen aufgeteilt? Haben die Kinder und ich Unterhaltsbeiträge zugut? Wie werden diese berechnet? Was bedeutet «gemeinsame elterliche Sorge» und «alternierende Obhut»? Ob ein Ehepaar die Scheidung gemeinsam angeht oder jeder Ehegatte für sich allein: Dieser Ratgeber schafft die Basis für die kommenden Diskussionen und hilft, sich zu orientieren - bis zur Scheidung und für die unmittelbare Zeit danach.

Michael Bucher ist ein beratend und prozessierend tätiger Rechtsanwalt, Mediator SAV und Collaborative Lawyer clp Schweiz. Seine Spezialgebiete sind das Familien- und Erbrecht, in denen er auch regelmässig referiert. Er verfügt über mehrjährige Erfahrung in verschiedenen Positionen am Bezirksgericht Hinwil, wo er unter anderem als nebenamtlicher Ersatzrichter und Vorsitzender der Schlichtungsbehörde in Miet- und Pachtsachen tätig war.

Wege zur Lösung des Konflikts

Über 90 Prozent der Scheidungen sind Scheidungen auf gemeinsames Begehren. Die meisten Paare einigen sich auf eine einvernehmliche Scheidung. Sie sehen ein, dass ihre Ehe zu Ende geht, auch wenn sie unterschiedliche Erklärungen dafür haben.

Die folgenden Hinweise sollen Sie auf Ihrem Weg zur einvernehmlichen Scheidung unterstützen. Denn die Erfahrung zeigt, dass gemeinsam erarbeitete Lösungen tragfähiger sind als Regelungen, die gegen den Willen einer Seite vom Gericht angeordnet werden.

Bleiben Sie im Gespräch

Das ist wohl der wichtigste Rat in einer Scheidungssituation. Versuchen Sie, den Konflikt eigenverantwortlich zu lösen. Es geht um Ihre Familie und Ihre Zukunft – wer, wenn nicht Sie, weiss, was für Sie beide und Ihre Kinder am besten ist!

Ihr Ehegatte sollte wenn immer möglich von Ihnen direkt erfahren, dass und warum aus Ihrer Sicht eine Scheidung unumgänglich ist. Sie verletzen ihn oder sie meist unnötig, wenn Sie diesen wichtigen Entscheid via Anwalt oder Drittperson mitteilen lassen. Haben Sie Angst vor Gewalt oder davor, verbal «fertiggemacht» zu werden? Vielleicht wird das Gespräch einfacher, wenn Sie Ihre Absicht brieflich mitteilen. Oder Sie bitten eine Person, der Sie beide vertrauen, beim Gespräch anwesend zu sein.

Nicht allen Paaren gelingt es gleich gut, belastende Gespräche in kon­struktiver Atmosphäre zu führen. Es gibt verschiedene Stellen, bei denen Sie Unterstützung finden: Neben Ehe- und Familienberatungsstellen finden Sie auch Unterstützung bei Paar- und Ehetherapeuten oder in einer Einzeltherapie.

Ein guter Weg: Mediation, Collaborative Law & Practice (CLP) oder gemeinsame Rechtsberatung

Wenn Sie beide eine einvernehmliche, also eine von Ihnen gemeinsam getragene Lösung wünschen, sich aber ohne professionelle Unterstützung nicht einigen können, stehen Ihnen verschiedene gute Möglichkeiten offen: Im Rahmen einer Mediation oder eines CLP-Verfahrens, aber auch bei einer gemeinsamen Rechtsberatung haben Sie die Möglichkeit, Lösungen ausserhalb gerichtlicher Usanzen und starrer Konzepte zu erarbeiten.

Mediation

Die Mediation ist ein aussergerichtlicher Weg der Konfliktbearbeitung, bei dem eine neutrale Drittperson (der Mediator oder die Mediatorin) ein Paar unterstützt, die Probleme rund um die Scheidung in Verhandlungen einvernehmlich und eigenverantwortlich zu lösen und eine Scheidungskonvention abzuschliessen. Mediation ist weder Beratung noch (Ehe-)Therapie. Sie kommt nur infrage, wenn sich zwei Eheleute einig sind, dass sich ihre Wege trennen.

Mediatorinnen und Mediatoren kommen von einem psychosozialen oder juristischen Grundberuf her und haben sich mit einer zusätzlichen Ausbildung qualifiziert. Ihre Aufgabe ist es, ein Gesprächsklima zu schaffen, welches es dem Scheidungspaar ermöglicht, selbständig eine faire und rechtsverbindliche Lösung zu entwickeln.

Gerald und Karin R. entschliessen sich zu einer Mediation, weil sie sich nicht einig sind, bei wem die beiden Söhne Markus und Gregor leben sollen. Die Mediatorin schlägt vor, die konfliktträch­tige Frage «Wer erhält die Obhut?» neu zu formulieren: «Wie stellen wir sicher, dass beide Eltern mit den Kindern genug Zeit verbringen können, sodass diese voll in den Genuss von Mutter und Vater kommen?» Anhand der Stundenpläne und Freizeitaktivitäten von Markus und Gregor sowie der Verpflichtungen und Abwesenheiten der Eltern wird für jeden Tag diskutiert und schliesslich geklärt, wer die Söhne wann betreut.

Die Klärung all dieser Fragen ermöglicht den Eltern, auch für den Unterhalt der Kinder eine angemessene Lösung zu finden. Zu guter Letzt schliessen Herr und Frau R. eine Scheidungsvereinbarung auf der Basis der gefundenen Lösung.

CLP-Verfahren

Das CLP-Verfahren (Collaborative Law & Practice, auch kooperative Praxis oder kooperatives Anwaltsverfahren genannt) ist in dieselben fünf Phasen wie eine Mediation aufgeteilt (siehe Kasten links). Es unterscheidet sich von dieser jedoch dadurch, dass beide Ehegatten beim Verhandeln je durch einen eigenen, speziell dafür ausgebildeten Anwalt unterstützt werden, der immer auch das Wohl des gesamten Familiensystems im Auge behält.

Vorteile gegenüber der Mediation zeigen sich insbesondere

  • bei juristisch oder wirtschaftlich komplexen Fragestellungen, aber auch,
  • wenn ein Ehegatte Mühe hat, seine eigene Position zu formulieren und dafür einzutreten.

Häufig werden beim CLP-Verfahren weitere CLP-Fachpersonen (für Paare und Familie, für Kinder oder Finanzexperten) einbezogen. So sind die Chancen auf eine ausgewogene Lösung häufig erheblich grösser und oftmals hilft diese Zusammenarbeit, unüberwindbar scheinende Blockaden aufzuheben.

Wird ein CLP-Verfahren ohne Ergebnis abgebrochen, dürfen die beteiligten CLP-Fachpersonen (inklusive eigener Anwälte) in einem gerichtlichen Verfahren zwischen den Ehegatten nicht mitwirken. Auch das führt dazu, dass alle Beteiligten konstruktiv und lösungsorientiert zusammenarbeiten.

Gemeinsame Rechtsberatung

Eine weitere Möglichkeit ist, dass Sie gemeinsam eine Anwältin konsultieren, die Ihnen hilft, eine Scheidungsvereinbarung auszuarbeiten. Im Gegensatz zu Mediation und CLP-Verfahren werden dabei rechtliche Aspekte stärker gewichtet. Bei einer Rechtsberatung durch eine gemeinsam beauftragte Anwältin muss Ihnen jedoch bewusst sein, dass die Beratung naturgemäss ihre Grenzen hat: Sich trennende Ehegatten haben potenziell gegenläufige Interessen, was die Möglichkeiten des gemeinsam beratenden Anwalts einschränkt. Dieser darf Sie und Ihre Ehefrau, Ihren Gatten nämlich nur so lange gemeinsam beraten, wie Sie beide miteinander vereinbare Interessen haben. Das ist beispielsweise nicht möglich, wenn ein Ehegatte ein Dokument zu seinen finanziellen Verhältnissen nicht offenlegen will.

Sind die Verhältnisse aber relativ klar und besteht kein ausgeprägter Konflikt zwischen den Ehegatten, ist diese Möglichkeit sinnvoll, und zwar auch finanziell, da ein Anwalt billiger ist als zwei.

Falls keine Einigung zustande kommt, darf dieser Anwalt keinen Ehegatten einseitig beraten oder vertreten.

Grenzen der gemeinsamen Lösungssuche

Weder eine gemeinsame Rechtsberatung noch eine Mediation oder ein CLP-Verfahren sind Allheilmittel für Scheidungspaare, sondern sie ergänzen das gerichtliche Verfahren. Sie basieren auf Individualität, Autonomie und Freiwilligkeit. Es gibt deshalb Situationen, in denen diese Ansätze eher nicht angebracht sind: zum Beispiel wenn eine Seite gar keine Gesprächsbereitschaft zeigt, bei Gewalt in der Ehe oder wenn ein Ehegatte psychisch krank ist.

Chris T. lehnt es strikte ab, mit seiner Ehefrau im gleichen Raum zu sein und mit ihr zu sprechen, auch wenn eine Fachperson (Anwältin, Mediator etc.) anwesend wäre. Eine gemein­same Lösungssuche ist deshalb nicht möglich.

Unabhängig davon, wie die Scheidungsvereinbarung zustande gekommen ist – unter den Parteien allein, mithilfe eines Mediators oder einer Anwältin oder im kooperativen Anwaltsverfahren: Sie muss in jedem Fall vom Gericht genehmigt werden (siehe Seite 129).

Der Weg über den (eigenen) Anwalt

Konstruktive und lösungsorientierte Anwälte können ihren Klientinnen und Klienten häufig viel Ärger vor Gericht ersparen. Legen Sie gleich zu Beginn des Mandatsverhältnisses fest, wie umfassend Sie sich unterstützen lassen möchten:

  • Sie wollen lediglich eine einmalige Beratung von ein bis zwei Stunden, um Ihre Rechte und Pflichten abzuklären. Die Kosten (siehe Seite 26) sind überschaubar.
  • Bei der klassischen, einseitigen Interessenvertretung beauftragen Sie eine Anwältin, sich für Ihre Interessen einzusetzen und Sie zunächst in den aussergerichtlichen Verhandlungen und – falls diese scheitern – im Verfahren vor dem Scheidungsgericht zu vertreten.
  • Ob Sie einen eigenen Anwalt, eine Anwältin brauchen, hängt von Ihrer persönlichen Situation und auch von Ihrer Gewandtheit im Umgang mit Behörden und mit komplexen rechtlichen oder finanziellen Fragen ab. Fühlen Sie sich Ihrem Partner, Ihrer Partnerin unterlegen oder über­fordert Sie das Ganze, engagieren Sie besser einen Anwalt, der nur für Sie da ist.

Eine Faustregel besagt: Wenn Ihr Ehemann, Ihre Ehefrau sich anwaltlich vertreten lässt, sollten auch Sie einen Rechtsbeistand bei-ziehen.

Ronaldo und Margrit H. sind seit neun Jahren verheiratet. Sie haben drei Kinder. Das Eigenkapital für das Einfamilienhaus der Familie stammt aus einer Erbschaft von Frau H. und aus Pensionskassenkapital von Herrn H. Jetzt will sich Ronaldo H. gegen den Willen seiner Ehefrau scheiden lassen. Beide werden anwaltliche Hilfe benötigen.

Waren Sie nur kurze Zeit verheiratet, haben Sie keine Kinder und sind sich über die finanziellen Fragen einig, brauchen Sie keine Anwälte. Mithilfe dieses Dossiers können Sie Ihre Scheidungskonvention selber formulieren. Unklarheiten oder Unstimmigkeiten wird das Gericht mit Ihnen zusammen anlässlich der Anhörung bereinigen (mehr dazu auf Seite 127).

So finden Sie die richtige Anwältin

Wie den Bauanwalt, die Steuer- oder Wirtschaftsanwältin gibt es auch...

Erscheint lt. Verlag 1.4.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft Recht / Sonstiges
ISBN-10 3-03875-507-9 / 3038755079
ISBN-13 978-3-03875-507-4 / 9783038755074
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