Hier spricht der Zodiac (eBook)

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2023 | 2. Auflage
184 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7578-7484-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hier spricht der Zodiac -  Jörg Spitzer
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In der Bewegung liegt schon die Bedrohung. Da schiebt sich ein Auto durch die Nacht, eine Frau und ein Mann sitzen darin, songs of Love, oder vielleicht etwas mehr; in der Bewegung liegt die Freiheit, wir sind in Amerika, aber der Sommer der Liebe ist noch ein Versprechen, es ist das Jahr 1969, aber Unschuld ist etwas anderes. Diese beiden werden heute nur den Tod finden. Ab 1969 wütet in der kalifornischen Stadt Vallejo ein Serienkiller der sich selber Zodiac nennt und es auf Liebespaare abgesehen hat. Mit eiskalter Präzision und Heimtücke tötet er fünf Menschen. Nach eigenen Angaben will der unbekannte Killer 37 Menschen getötet haben. Der Fall des Zodiac gilt bis zum heutigen Tag als nicht aufgeklärt. Ein Kurzroman nach wahren Ereignissen.

Die Ohrfeige war so hart und schallend das ich dachte, mir platzt der Schädel auseinander.

Ein paar sternähnliche Gebilde tanzten vor meinen Augen herum und ich glaubte, ein Railway Güterzug würde durch meinen Kopf donnern.

Vater steht mit wutverzerrtem Gesicht vor mir und hat mir nicht die Spur einer Chance gelassen diesem Mordsschlag auszuweichen.

„Blöder Kerl, pass doch einmal auf. Du Vollidiot. Bist ja zu blöde für Alles. Am liebsten würde ich Dir noch eine reinhauen, Trottel“.

Er hob nochmals drohend den Arm aber schlug nicht wieder zu. Sein wettergegerbtes, dunkles Gesicht und sein braunes Haar verliehen ihm einen Ausdruck von Bedrohlichkeit. Seine riesigen, rauhen Hände unterstützen diesen Eindruck noch.

Ich sah ihn mit einem eisernen Blick an doch konnte ich ihn damit nicht sonderlich beeindrucken.

„Mach das Du weg kommst. Ich will Dich heute nicht mehr sehen.“

Ohne ein Wort zu verlieren drehte ich mich um und ging in Richtung des alten Farmhaus zurück.

Dabei hatte ich es schon mehr als einmal gemacht. Wenn Vater den Draht um den Pfahl wickelte mußte ich nur eine Halterung mit dem Hammer in das Holz treiben. Das der mir dann abgerutscht war und den Alten am Knie getroffen hatte war Pech.

Also war ich nicht zu blöde dafür. Er war nur wieder zu besoffen um richtig arbeiten zu können.

Die Sonne schien heiß an diesem Julitag und jetzt um die Nachmittagszeit war es unerträglich.

Schweiß lief mir dem Gesicht herunter, meine Augen schmerzten von dem grellen Sonnenlicht und die Wange, auf die mich Dad heftig geschlagen hatte, brannte wie Feuer.

So schlenderte ich zum Haus, dass im gleißenden Sonnenlicht lag; man hörte förmlich das Holz ächzen unter der erbarmungslosen Hitze.

Ich ging an der alten Eiche vorbei die schon seit Tausenden von Jahren da stehen mochte. Sie erst verlieh dem einstöckigen Farmhaus mit seinem grauen Anstrich und seiner großen Veranda diesen Eindruck von Größe und Unnahbarkeit; so jedenfalls hatte es immer Großvater Walt ausgedrückt, der Vater von Mum. Er war nun schon seit zwei Jahren tot, lag einfach in seinem Ohrensessel als ich Mittags aus der Schule kam und rührte sich nicht mehr.

„Er hat nicht viel gespürt, ist schlicht und einfach eingeschlafen und nicht wieder aufgewacht, war wohl das Herz. War´n guter Mann.“

Doc Jenkins lapidarer Kommentar zu Opa`s Tod hatte mir meine Trauer auch nicht nehmen können und diese Wut, dass er tot war.

Wie saßen wir immer hinter dem Haus im Garten auf einer Holzbank in der kleinen Holzlaube. Geschichte, Erdkunde und vieles andere was einen Jungen wie mich interessiert hat wurde in stundenlangen Erläuterungen und Darlegungen regelrecht seziert. Und Großvater wußte eine Menge. Man konnte ihn alles fragen, stets hatte er eine Antwort parat. Da saßen wir so oft und schwelgten in unseren Gedanken: Wir ritten ebenso durch die Wüste Gobi in der Mongolei, hoch zu Pferde, wie wir ebenso hoch zu Kamel durch die endlosen Weiten der Sahara unsere Kreise zogen und uns wilde Schlachten mit den Tuareg lieferten. Ich blieb stehen da ich etwas auf dem Boden liegen sah.

Es waren drei kleine Vogeljungen die aus ihrem Nest in der alten Eiche gefallen waren und hilflos piepsend auf der staubigen Erde lagen.

Sie lagen alle drei auf der Seite und konnten ihre Köpfe kaum hochhalten; mit den kleinen Füßen scharrten sie im Sand und stießen leise wimmernde Laute aus.

Ich sah mich kurz um. Vater klopfte fluchend und wie von Sinnen auf seinen Holzpfählen herum. Ansonsten war ich alleine. Mum war wohl noch in der Küche beschäftigt um das Mittagessen vorzubereiten.

So sah ich die kleinen Vögel nun an, zog mein

großes Jagdmesser aus der Scheide, die ich am Hosenbund hängen hatte, und schnitt ihnen kurzerhand die dünnen und zarten Hälse durch.

Da liegen sie nun alle drei mit abgetrenntem Kopf und es sieht so aus, als wäre nichts geschehen. Eben nur das ich sie getötet habe..

Ein Gefühl der Gleichgültigkeit durchströmte mich, das der vorausgegangenen Hassattacke Platz gemacht hatte. Ich grub mit der Hand ein kleines Loch, warf die toten Vögel samt ihren abgetrennten Köpfen hinein und verscharrte sie.

„Junge, kommst Du zum Essen? Hey Bill, kommst Du auch bitte. Das Essen ist fertig.“

Mum hatte mich aus meinen Gedanken gerissen.

Hastig steckte ich das Messer zurück in die Scheide und ging die Treppenstufen zum Haus hoch.

„Tut mir leid wegen vorhin, Junge“, Dad trat hinter mich und fuhr mir mit seinen riesigen Pranken durchs Haar. „Wollte Dir keine kleben, vorhin. Hab mal wieder ein bißchen zu viel Streß. Sorry, mein Sohn. Okay?“

Er sah mich mit seinen großen blauen Augen an und augenblicklich konnte ich ihm nicht mehr böse sein.

„Schon gut, Dad. Ich bin alt genug um zu wissen das die Farm nicht gut läuft. Ich sehe das schon. Ich weiß Du arbeitest hart und viel. Und Mum ebenso.“

Wir gingen ins Haus hinein und betraten die große Küche. Es roch wunderbar nach Essen. Mum hatte wieder herrliche Steaks gebraten mit ihrem so unverwechselbar gemachten Kartoffelpüree dazu und der Essensduft durchströmte das ganze Haus, so, als wolle er die warme Herzlichkeit des Gebäudes unterstreichen.

Wie immer hatte Mutter liebevoll den Tisch gedeckt und bereits das herrliche Essen auf die Teller gelegt.

Ihr blondes Haar war zu einem adretten Knoten gebunden und ihre tiefblauen Augen, die so liebevoll schauen konnten, verliehen ihr ein stolzes Aussehen, obwohl sie nicht sehr groß war.

Nach dem Tischgebet langten Dad und ich erst einmal tüchtig zu. Ich hatte großen Appetit. Die Arbeit auf der Farm war etwas ganz anderes als den ganzen Tag in der Schule zu sitzen.Sie interessierte mich nicht. Zum Glück waren jetzt Sommerferien und ich brauchte diesen schrecklichen Ort für die erste Zeit nicht mehr aufsuchen. Es wurde auch von Jahr zu Jahr immer schlimmer. Ich war nun mal ein Einzelgänger und konnte mit den Anderen in der Schule nichts anfangen.

Manchmal ekelten sie mich regelrecht an mit ihrem Gerede und Getue. Ich war nicht sehr beliebt und wollte es auch nicht mehr sein. Mum und Dad hatten oft versucht mit mir darüber zu reden. Doch es hatte nichts gebracht. Dieses letzte Jahr auf der Highschool würde ich auch noch hinter mich bringen: Farmer wollte ich werden, wie Dad. Das war mein einziger Wunsch. Und meine Ruhe wollte ich haben. Aber die hatte ich jetzt.

Dafür mußte ich nur einmal kräftig hinlangen, vor einigen Tagen als mich dieser Schwachkopf von Dave Miller wieder einmal kleines, fettes Dickerchen genannt hatte und unter dem Gelächter der anderen seinen scheinbaren Triumph auskosten wollte. Doch diesmal hatten sie die Grenze überschritten. Dieses eine Mal hatte das Faß zum Überlaufen gebracht. Und so sollte es auch bis in alle Zukunft bleiben.

Krachend fuhr meine rechte Faust in sein Gesicht und beendete die billige Vorstellung. Als er dann so winselnd und jaulend vor mir auf dem Boden lag, hätte ich ihm am liebsten noch einen Tritt verpaßt. Zum Glück für ihn kam einer der Lehrer hinzu und hielt mich ab. Seitdem machten die anderen einen großen Bogen um mich, wenn sie mich sahen. Mir sollte es mehr als recht sein...

„Junge, alles okay bei Dir. Was ist los?“

Ich erschrak fürchterlich und sah auf. Dad und Mum starrten mich an als hätten sie den Geist von Grandpa gesehen.

„Du schaufelst das Essen nur so in dich hinein und murmelst dabei unverständliches Zeug. Ist Dir nicht wohl?“ Mum sah mich sorgenvoll an und Dad faßte mit seiner Hand über den Tisch an meine Stirn um auszuschließen, dass ich vielleicht einen Sonnenstich erlitten hatte.

„Der Junge hat eine ganz warme Stirn“, Dad`s besorgte Stimme rief Unbehagen in mir hervor. Schließlich fehlte mir nichts; ich hatte lediglich Gedanken gewälzt und das schmackhafte Essen dazu tat sein übriges.

„ Nein“, entfuhr es mir unwillig, „Mir fehlt nichts. Bin nur etwas müde und außerdem schmeckt das Essen herrlich.“ Damit gaben sie sich zufrieden und ich konnte endlich auf mein Zimmer. Endlich allein.

Der nächste Morgen versprach wieder ein strahlender und sehr warmer Tag zu werden, wie schon in den vergangenen Wochen.

Heute war Samstag und bis auf wenige kleinere Arbeiten, die ich zu verrichten hatte, war dies ein freier Tag.

Nach dem Frühstück verließ ich gegen acht Uhr das Haus. Als ich hinaus auf den Farmhof trat, schlug mir schon heiße Luft entgegen, und ein tiefblauer, wolkenloser Himmel spannte sich über das Farmland.

Von der nahegelegenen Lake Herrman Road hörte ich das leise Brummen von Automotoren, vermischt mit dem Summen von Fliegen und dem Zwitschern der Vögel.

In diesem Moment erschien alles so ruhig und friedlich,so, als wären Mum, Dad und Ich die einzigen Menschen auf dieser Welt. Ich holte mein Rad aus dem alten Geräteschuppen neben der Scheune und fuhr die staubige, unbefestigte Straße die zur Farm führte, hinunter bis zur Lake Herrman Road.

Von dort aus...

Erscheint lt. Verlag 27.6.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Schlagworte Kalifornien • Liebespaarkiller • Serienkiller • unbekannte serienkiller • Zodiac-Killer
ISBN-10 3-7578-7484-6 / 3757874846
ISBN-13 978-3-7578-7484-1 / 9783757874841
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