Fußball - Von Big Data zu Smart Data (eBook)

2 FUSSBALL ALS POSITIVES ELEMENT UND WARUM SICH BAUCHGEFÜHL UND DATEN OPTIMAL ERGÄNZEN

„Für einen Spieler und für jeden anderen Menschen – gibt es nichts Schöneres zu hören als: Gut gemacht! Dies sind die beiden besten Wörter, die je für den Sport erfunden wurden.“

Sir Alex Ferguson (ehemaliger schottischer Fußballspieler und -trainer, *1941)

Die Definition von Fußball lautet auf Wikipedia wie folgt:

„Fußball ist eine Ballsportart, bei der zwei Mannschaften mit dem Ziel gegeneinander antreten, mehr Tore als der Gegner zu erzielen und so das Spiel zu gewinnen.“

Die Regel 10.2 Sieger des Spiels hält diesen Punkt im Regelwerk des Fußballs fest:

(Quelle: https://www.dfb.de/fileadmin/_dfbdam/265384-Fussballregeln_22_23_GESAMT_online.pdf)

Zahlreiche Studien (vgl. z. B. Csikszentmihalyi, 1997) beweisen, dass Kinder und Erwachsene, die Freude und Spaß an einer Tätigkeit haben, in unserem Fall Fußball, intrinsisch motivierter, konzentrierter sind, weniger schnell aufgeben und mehr Selbstvertrauen in die eigene Qualität haben.

Ein positives Lernumfeld wirkt sich also sehr positiv auf das Ziel des Fußballs, mehr Tore als der Gegner zu erzielen, um somit zu gewinnen, aus.

Wo es das Ziel ist, zu gewinnen und gleichzeitig viel Geld und Interessen vorhanden sind, wie im Fußball, kommt auch Druck auf, was ein Teil des Spiels ist.

Das Problem dabei ist, dass circa 80 Prozent der Aussagen in so einem Umfeld negativer Natur sind, dazu braucht man sich nur einmal die Schlagzeilen in den Medien nach einem Spieltag anzuschauen oder den Diskussionen von Fans zuzuhören.

Auch hier können Daten und statistische Analysen helfen, einen positiveren Dialog unter Fans oder durch die Medien in Gang zu bringen, da es in Zukunft wesentlich mehr positive Fachdiskussionen geben wird.

Erwachsene bewerten und verurteilen nonstop, wodurch es sehr schnell zu emotionalen Blockaden kommt. Dadurch findet weniger Entwicklung statt und folgerichtig sinken die Chancen, am Wochenende das Ziel des Fußballs zu erreichen.

Schaut man sich die besten Trainer der Welt an, wie Carlos Ancelotti, Jürgen Klopp oder Pep Guardiola, sieht man, dass diese Trainer äußerst positive Menschenfänger sind.

Diese Positivität ist sogar oftmals ein extrem stark ausgeprägtes Merkmal, damit sie in einem negativen Umfeld auf ihre Staff und ihre Spieler gerade in Krisen ihre Positivität übertragen können.

Ein tolles Beispiel ist der folgende Videoclip, in welchem Pep Guardiola zu seiner Zeit als Trainer von Bayern München ein Rondo coacht und seine Spieler dabei extrem positiv pusht mit Aussagen wie:

„Badstuber, I love you!“

https://www.youtube.com/watch?v=iyzayw7jYKk

© picture alliance/dpa | Sven Hoppe

„Der einzige Weg, großartige Arbeit zu leisten, ist zu lieben, was man tut.“ – Steve Jobs

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Bedeutung der Vorbildfunktion. Jeder Leser, der Kinder hat, weiß, dass nichts einen so starken Einfluss auf den Nachwuchs ausübt wie die eigene Vorbildfunktion.

Daher ist es wichtig, sich immer mit guten Leuten mit einer positiven Energie zu umgeben, denn nichts ist schädlicher, als sogenannte „Energy-Sucker“ im eigenen Team zu haben.

Aus diesem Grund hat der englische Premier League Club FC Brentford, der einen auf statistischen Analysen aufbauenden Ansatz verfolgt, bei der Rekrutierung von Spielern und Mitarbeitern eine „No Asshole-Policy“ eingeführt. Man weiß dort genau, dass sich ein datenbasierter Ansatz erst in einem positiven Umfeld mit guten Emotionen entfalten kann.

Ein tolles Beispiel, wie wichtig Vorbilder und die direkte Umgebung sind, ist das folgende.

In der Saison 2014/2015 gewannen fünf ehemalige Schützlinge, die unter Louis van Gaal beim FC Barcelona tätig waren, die Meisterschaft in fünf der stärksten Ligen in Europa:

Pep Guardiola (FC Bayern München),

José Mourinho (Chelsea London),

Luis Enrique (FC Barcelona),

Laurent Blanc (Paris St. Germain) und

Phillip Cocu (PSV Eindhoven).

© picture alliance/dpa | Marc Müller

José Mourinho, einer von vielen erfolgreichen Schützlingen von Louis van Gaal

Warum ein Kapitel über Positivität in einem Buch, in dem es darum geht, wie man mithilfe von statistischen Analysen erfolgreicher Fußball spielen kann?!

Technologien und Big Data sind im Fußball angekommen, um zu bleiben und beim Thema Daten im Fußball herrscht nach wie vor eine große Negativität und Abneigung aus vielen verschiedenen Gründen. Ohne eine positive Einstellung macht es nur wenig Sinn, sich auf dieses Thema einzulassen.

Zudem soll mit diesem Kapitel von Beginn an klar und deutlich gemacht werden, dass Daten und Statistiken wertlos sind, ohne positive Menschen mit einem guten Bauchgefühl und Fußball-Know-how, die in der Lage sind, diese Daten gewinnbringend einzusetzen.

Daten sind objektiv und isoliert nur Zahlen, aber Fußball ist ein komplexes, chaotisches und subjektives Spiel, das nie linear verläuft und in dem keinerlei komplett identische Situationen auftreten. Deshalb sind immer Menschen mit Expertenwissen und einem extrem guten Bauchgefühl notwendig, um in den jeweiligen Situationen die richtigen Entscheidungen treffen.

Deshalb muss Fußball immer im Kontext gesehen werden, da alles einen Einfluss haben kann.

„Nothing is the most important thing, but everything is necessary.”

Albert Capellas (spanischer Fußballmanager, *1967)

Das Verhalten einer Mannschaft bei einer Niederlage, die Emotionen bei einer schweren Verletzung oder wenn ein Spieler nicht in der Startelf ist und der Umgang mit diesen Situationen lässt sich nicht in Daten erfassen.

© picture alliance/dpa | Marton Monus

„The more experience and knowledge you have, the easier it is.”

Albert Capellas

Warum also nicht mit einem Auge auf die objektive Seite wie Statistiken und Daten schauen und sich mit dem anderen Expertenauge auf die subjektive Seite, nämlich die Erfahrung, das Fachwissen und die Gefühle konzentrieren, um aus beiden Welten das Positivste herauszuziehen?

Expertenauge plus objektive Fakten = bestmöglicher Output

Der ehemalige Arsenal-London-Trainer Arsène Wenger, der aktuell als FIFA’s Global Chief of Football Development tätig ist, bringt diese wichtige Kombination bei einer Präsentation auf dem „8th Global Summit“ der Aspire Academy in Doha wie folgt auf den Punkt:

© picture alliance/dpa | Omar Zoheiry

„To improve football understanding and experience by creating Enhanced Football Intelligence through the combination of technical expert observations and football data analytics.”

Der Experte trifft die Entscheidungen von innen heraus, aber Statistiken und Wissenschaft können ihn dabei unterstützen, die bestmögliche Entscheidung zu treffen, da sie ihm helfen, den Fußball besser zu verstehen: Warum gewinnen oder verlieren Mannschaften?

Dabei ist es wichtig, dass das letzte Wort immer der Experte hat, denn nur er kann die Zusammenhänge herstellen. So könnten die Daten z. B. aufzeigen, wie gut der linke Flügelspieler gespielt hat, wie viele Dribblings er erfolgreich bestritten...