Ohne Redesign keine Erfüllung (eBook)

Kapitel 1

Der Wendepunkt – werde dir der Macht deiner Entscheidungen bewusst

„Die einzige Quelle für Weisheit ist Erfahrung.“

Albert Einstein

Warum bin ich so, wie ich bin? Wie funktionieren meine Psyche, meine Gedanken, meine Gefühle? Warum bin ich gerade von diesen Menschen umgeben und nicht von anderen? Wieso habe ich erst sehr spät erfahren, dass die Beziehung, die ich zwischen meinen Eltern beobachtet und miterlebt habe, mich später prägen würde? Warum hat mir keiner erklärt, dass meine Glaubenssätze über meine Person, je nachdem, ob sie positiv oder negativ ausfallen, ein Gefängnis sein oder mich motivieren können? Wieso habe ich erst sehr spät verstanden, dass mein Selbstbild über meinen Erfolg oder mein Scheitern entscheidet? (Das Selbstbild meint hier die Vorstellungen über die eigene Person.)

Warum bin ich manchmal energiegeladen, sprunghaft und motiviert und im nächsten Moment deprimiert und antriebslos? Mein Selbstvertrauen sinkt von einem Moment auf den anderen so sehr, dass ich dem Tod nahe bin. Versteht man darunter nicht eine bipolare Störung? Wenn das der Fall ist, dann sind wir doch alle bipolar, psychisch gestört, oder? – Nein, nicht wir alle, aber ich – ich kann schließlich nicht für dich oder für die ganze Menschheit sprechen. Aber im Ernst: Meine Gefühle unterliegen immer wieder, je nach Lebensphase oder Lebensabschnitt, Schwankungen, die ich nicht verstehe. Und die Schuld daran liegt allein bei den Entscheidungen, die ich gestern mit Überzeugung getroffen habe, von denen ich fest überzeugt war, dass sie mich glücklich machen würden.

Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen, dachte ich manchmal leise. Doch hätte ich dann wirklich eine andere Entscheidung getroffen?, überlegte ich weiter. Gab es nicht einen Grund, warum ich mich damals so entschieden habe? Und selbst wenn ich die Möglichkeit bekommen würde, diese Entscheidung noch zu ändern, würde das nicht wiederum bedeuten, dass ich die Entscheidung, die mich zu dieser Entscheidung geführt hat, auch ändern müsste, und die davor auch und die davor usw.? Wäre ich denn wirklich glücklicher und erfüllter, wenn ich mit allem neu beginnen könnte, sprich mich verändern würde? Warum muss man sich immer für das eine oder andere entscheiden, wieso gibt es keine mittlere Lösung? Allein diese Überlegung macht mich schon wieder depressiv . . .

All diese Fragen ließen mich ab einem gewissen Zeitpunkt in meinem Leben und auch später nicht mehr los. Sie wurden so intensiv, dass dieses Buch entstanden ist.

Bis zu einem gewissen Alter haben mich die Werte und Prinzipien, die mir meine Eltern mit auf den Weg gegeben haben, geprägt. In meiner Jugend habe ich sie dann infrage gestellt. Das Ergebnis war eine Anpassung meiner alten Werte und Prinzipien an die neu gewonnenen aus meinem Umfeld, den Medien sowie dem Freundes- und Bekanntenkreis. Als ich aber erwachsen wurde – wenn so was überhaupt möglich ist –, habe ich gemerkt, dass ich mich zu sehr verändert hatte. Veränderung wird sehr oft mit Innovation verknüpft. Aber hier rede ich nicht von dieser Art von positiver Veränderung. Ich denke hier eher daran, wie das Leben einen mitreißen kann. Kaum ist man aus der Schule raus, befindet man sich schon im Kreislauf des Lebens. Es nimmt einen so sehr in Anspruch, dass man gar nicht mitbekommt, dass man die Kontrolle über das eigene Leben an diese unsichtbare Kraft oder Instanz, welche oft mit den Begriffen System, Schicksal etc. beschrieben wird, übergeben hat. Oft ist einem nicht klar, dass man mit dieser Handlung die Herrschaft über sein eigenes Leben, das Recht, selbst darüber bestimmen zu können bzw. zu dürfen, abgibt.

Denn ab dem Moment, an dem man sich unbewusst entscheidet, sich an die Gegebenheiten, die Menschen, das Umfeld etc. anzupassen, ist man sich nicht mehr treu. Man verwandelt sich sofort in eine Marionette für „alle“. Man ergibt sich und lässt sich wie ein Blatt, das gerade von einem Baum gefallen ist, vom Wind umhertreiben. Der Wind treibt uns überallhin. Mal ist er ruhig, mal stürmisch und oft ziellos, aber weil man sein Gehirn und somit seine Persönlichkeit abgeschaltet hat und unbedingt allen gefallen will, kommt man nie an. Doch wer ohne Ziel durch das Leben läuft, sollte sich nicht wundern, dass er kein Ziel erreicht. Unsere einzige Aufgabe ist von da an „Gehorsamkeit und Unterordnung“. Jeder darf nun über unser Verhalten, unsere Emotionen, unsere Kleidung oder, einfach gesagt, über unser gespieltes und falsches „Ich“ oder „Leben“ entscheiden. Die Ironie an der ganzen Geschichte ist, dass uns dies nicht einmal auffällt, oft passiert es unbewusst, resultierend aus einer Reihe von Entscheidungen. Wir bemerken nicht, dass wir gerade alles aufgegeben haben, um das Gefühl der Zugehörigkeit zu empfinden. Wir sind so darauf fixiert, von anderen akzeptiert, gemocht zu werden, dass wir den höchsten Preis zahlen: unsere Selbstverleugnung und Selbstopferung. Diese Verleugnung oder Selbstopferung betreiben wir meistens so lange, bis wir eines Tages von unserem vertrauten Umfeld so verletzt oder verlassen werden, dass sich unsere Augen öffnen und uns klar wird, dass die Akzeptanz der anderen nur ein kurzfristiges und vergängliches Glücksgefühl und Zufriedenheit in uns ausgelöst hat. Plötzlich erkennen wir, dass all diese Glaubenssätze falsch und nur Zeit- und Energieverschwendung waren. Glaubenssätze nennt man in der Psychologie eine „tief verankerte Überzeugung, die eine Einstellung zu uns selbst oder zu unseren zwischenmenschlichen Beziehungen ausdrückt“.1 Wenn diese tief verankerte Überzeugung sich als Irrtum oder falsch herausstellt, fühlt man sich betrogen und verletzt. Man schämt sich für seine eigene Naivität.

Man spürt, wie das eigene Gleichgewicht ins Schwanken gerät und alles, was bisher klar und logisch war, plötzlich keinen Sinn mehr ergibt. Auf einmal verwandelt sich diese Verbundenheit, diese Zugehörigkeit, die man zu haben glaubte, in eine Qual, in ein Gefängnis, aus dem man nicht mehr herauskommt. Man ist unzufrieden, weil das eigene Leben einem fremd vorkommt. Alles fühlt sich falsch an. Man weiß nicht mehr, wem man vertrauen kann und wem nicht. Und selbst die, die noch vertrauenswürdig scheinen, verstehen einen vielleicht nicht und denken, dass man gerade den Kopf verliert. Fakt ist jedoch, dass dieses Gefühl einen nicht mehr loslässt, bis man anfängt, sich damit auseinanderzusetzen. Genau hier kommt dieses Buch ins Spiel!

Dieses Buch soll dir helfen zu verstehen, wer du bist und warum du zu der Person geworden bist, die du heute bist. Mithilfe von Techniken, Methoden und Prozessen, die hier beschrieben werden, sollst du wieder zu dir zurückfinden. Auch wird dir hier ein kleiner Einblick in die Psychotherapie (die gezielte professionelle Behandlung von psychischen, „mentalen“ Störungen oder psychisch bedingten körperlichen Beschwerden mit „psychologischen Mitteln“) und die Psychologie gegeben (siehe Kapitel 2 und 3). Es soll dir helfen, dich selbst und andere zu verstehen. Im Zentrum der Disziplin der Psychologie stehen du und ich, der Mensch und seine Psyche. Diese wird als die Wissenschaft vom Erleben und Verhalten des Menschen definiert, was die Gefühle, Gedanken, die Handlungen und den Menschen selbst einschließt. Oft verwendet diese Disziplin der Psychologie sozial-, geistes- und naturwissenschaftliche Denkmodelle, um das, was in einem Menschen vorgeht, das aber nach außen oft nicht gezeigt wird (das Unbewusste und Vorbewusste), zu verstehen (sich bewusst zu machen). Ergänzend wird auch kurz auf die Neurobiologie eingegangen, weil sie einen dabei unterstützt zu verstehen, wo sich in unserem Gehirn unsere Persönlichkeit entwickelt. Einfach erklärt, geschieht dies im limbischen System und auf der kognitiven Ebene, die von sechs psychoneuralen Grundsystemen (PGS) beeinflusst wird (siehe Kapitel 5).

Weiterhin wird dir in diesem Buch gezeigt, wie du dich mit deinen Glaubenssätzen auseinandersetzen kannst. Auch lernst du, wie du deine Schutz- und Verschleierungsstrategien erfolgreich konfrontieren und regulieren kannst (siehe Kapitel 3 und 4). Es wird durch das gesamte Buch hindurch ein Ausschnitt aus Ninas Leben als Anwendungsbeispiel verwendet. Gemeinsam werden wir ihre Überzeugungen und ihre Schutz- und Verschleierungsstrategien untersuchen und anschließend eine Brücke zu ihrem inneren Kind bauen, indem wir Erfolgsstrategien anwenden, um Ninas Prozess der Wiedervereinigung mit ihrem erwachsenen Ich zu fördern. Durch Ninas Beispiel sollst du das Thema besser verstehen, sodass dir ein Vergleich mit deiner eigenen Person möglich ist. So wird es dir leichter fallen, eine eigene Analyse durchzuführen.

Nur wer in Harmonie mit seinem inneren Kind ist, kann seine wahren Gefühle, Verletzungen, Wünsche und vieles mehr offenbaren. In diesem harmonischen Zustand bist du in der Lage, Entscheidungen zu treffen und die Verantwortung für die damit verbundene Veränderung zu übernehmen....