robust glücklich -  Dietmar Gumprecht

robust glücklich (eBook)

Resilienz durch Stoizismus
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2023 | 1. Auflage
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
978-3-99152-203-4 (ISBN)
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Tragödien, Ru?ckschläge, Misserfolge, Stress und Überforderung - jeder Mensch wird im Laufe seines Lebens immer wieder mit negativen Situationen konfrontiert. Dennoch gibt es Menschen, die jedes noch so tragische Ereignis meistern und auch in den dunkelsten Stunden innere Ruhe und Lebensmut bewahren. Sie verfu?gen u?ber mentale und emotionale Widerstandskraft: Resilienz. Die jahrtausendealte Philosophie der Stoa gilt als Mutter aller Therapien und Resilienztrainings. Persönlich, umfassend, tiefgru?ndig und doch zugänglich vermittelt dieses Buch die Kernelemente dieser u?ber Generationen erprobten Lehre. Deren Wirkung geht bei praktischer Anwendung weit u?ber das hinaus, was die meisten Ratgeber und Workshops vollmundig versprechen: Seelenfrieden, Gelassenheit und nichts weniger als robustes Lebensglu?ck. Über den Autor: Dietmar Gumprecht, geb. 1969, ist Pädagoge, Führungskraft, Gesundheitstrainer, Meditationslehrer und bietet in seiner Praxis psychologische Beratung und Coaching an. Sein methodischer Schwerpunkt liegt auf der antiken Philosophie der Stoa, mit der er sich seit seiner Jugend intensiv beschäftigt und die er seit Jahrzehnten praktiziert. In Vorträgen und Workshops gibt er sein Wissen zu den Themen Stoizismus und Resilienz weiter. www.stoicmind.at

Dietmar Gumprecht, geb. 1969, ist Pädagoge, Füh-rungskraft, Gesundheitstrainer, Meditationslehrer und bietet in seiner Praxis psychologische Beratung und Coaching an. Sein methodischer Schwerpunkt liegt auf der antiken Philo-sophie der Stoa, mit der er sich seit seiner Jugend intensiv beschäftigt und die er seit Jahrzehnten praktiziert. In Vorträgen und Workshops gibt er sein Wissen zu den Themen Stoizismus und Resilienz weiter.

Gestrandet

„Das ist doch nun eine glückliche Fahrt gewesen, als ich Schiffbruch litt.“

Zenon von Kition

Wer Schiffbruch erleidet, muss sich neu erfinden. Dies galt nicht nur für Robinson Crusoe, Sindbad und Kapitän Grant, sondern auch für den ersten Helden unserer Geschichte: Zenon von Kition. Würde sich Netflix oder HBO jemals dazu entschließen, aus Zenons Leben einen Film oder eine Serie zu machen, bestünde die erste Szene vor dem Vorspann aus einem Schicksal verheißenden Omen. Lasst uns das in Technicolor und Cinemascope ausmalen!

Vorsichtig dringt der junge Zenon, wir wollen ihn uns als naseweisen Zwölfjährigen vorstellen, immer tiefer in die düsteren, nur von Fackeln und Feuerschalen erhellten Gemäuer des Orakels von Delphi vor. Seine zwei jungen Begleiter blieben nach einigen Schritten in die Düsternis immer weiter ängstlich zurück und flüchteten schließlich laut schreiend aus dem Tempel, nachdem sie vermutlich einer am Steinboden kriechenden Schlange oder einem Skorpion begegnet waren.

Unser Zenon schreitet aber weiterhin mutig voran, während sonore Männerstimmen einen bedrohlich klingenden Kanon anschwellen lassen. Sein konzentriertes, vom Fackelschein beleuchtetes Gesicht füllt die gesamte Bildfläche aus, nimmt plötzlich einen Ausdruck der ehrfurchtsvollen Verblüffung an und verdeutlicht uns so, dass er am Ziel seiner Expedition angekommen ist. Zu den tiefen männlichen Stimmen mischt sich das unheimliche und doch laszive Stöhnen einer Frau und ein Kameraschwenk gibt den Blick auf die Pythia, die Hohepriesterin von Delphi, frei. Schwaden gelbgrünen vulkanischen Gases – Gas ist in Filmen grundsätzlich sichtbar – wabern um ihren schlanken, je nach Altersfreigabe der Serie spärlich bekleideten bis nackten Körper. Vor einem steinernen Altar wiegt sie sich in den Hüften und lässt ihre Hände geheimnisvoll schlängelnde Bewegungen vollführen, leckt sich dabei immer wieder ihre vollen Lippen, sodass unsere filmisch geschultes Auge sofort erkennt: Diese Frau ist ja so was von high!

Als ein Meckern den Gruselkanon der Priester unterbricht und ein Zicklein von einer gesichtslosen Assistentin an einem groben Seil zum Altar gezerrt wird, ist uns klar, dass es jetzt gleich blutig wird. Und wirklich: Als die Pythia sich neben das Tier kniet, es mit kaltem Wasser besprengt und dieses erschrocken meckernd zusammenzuckt, holt sie einen krummen Dolch hinter ihrem Rücken hervor. Für die Frage, wie eine derart dürftig bekleidete bis nackte Frau ein Messer bei sich tragen kann, bleibt uns keine Zeit, denn schon lässt die Hohepriesterin die Klinge mit geübtem Schwung durch die Luft sausen. Ein letztes klägliches Meckern, ein paar Blutspritzer im gleichgültigen Gesicht der Pythia und das plumpsende Geräusch des Tierkörpers. Als einige Hilfspriester das tote Zicklein in eine der Feuerschalen neben dem Altar legen, richtet die Pythia das Wort an Zenon:

„Der Gott ist dir wohlgesonnen! Er nimmt das Opfer an. Mit welcher Frage kommst du zu ihm?“

Zenon versagt kurz die Stimme, doch dann antwortet er mit jugendlicher Entschlossenheit: „Was muss ich tun, um auf die beste Weise zu leben?“

Wir sind uns nicht sicher, ob die Pythia daraufhin für einen flüchtigen Augenblick ein vielsagend wissendes Lächeln aufgesetzt hat und was die überrascht hochgezogene Braue des Hilfspriesters, der den Verbrennungsvorgang der Ziege überwacht, zu bedeuten hat. Jedenfalls wendet sie sich von Zenon ab und schreitet in Begleitung zweier Gottesdiener auf einen höhlenartigen Gang hinter dem Altar zu. Wir folgen den dreien durch die Grotte, auf deren Wänden die Fackeln der Priester unheimlich tanzende Schatten erzeugen, bis sich der Höhlengang zu einer blau schimmernden Felshalle weitet, in deren Mitte der kleine See der mythischen Quelle Kastalia1 ruht. Falls notwendig legt die Pythia ihre noch vorhandenen, vermutlich transparenten Kleidungsstücke ab und steigt zur rituellen Waschung ins dunkle Wasser.

Ein auf Effekt bedachter Regisseur würde die sich im Wasser rekelnde Pythia in den folgenden Minuten als Hintergrund für die Filmtitel nutzen. Nach diesem Bad trinkt die Hohepriesterin einen Schluck aus der Quelle und begibt sich dann zu einer Felsspalte, aus der noch mehr gelbgrünes und eindeutig halluzinogenes Gas strömt, beugt sich darüber und inhaliert.

Ein Szenenwechsel bringt uns wieder zum derweil wartenden Zenon, dessen Augen sich erwartungsvoll weiten, als die von ihrer Trance sichtlich geschwächte Pythia, von fünf Männern gestützt wieder den Altarraum betritt. Zitternd zieht sie das weiße Tuch, das sie über die Schultern geworfen trägt und ihr bis zu den Knöcheln reicht, enger um sich. Einer der Männer spricht Zenon mit fester Stimme an.

„Bist du bereit für den Orakelspruch der Pythia, Knabe?“, fragt er und Zenon vermag nur mit offenem Mund zu nicken.

„Wohlan, Pythia! Gib dem Knaben Auskunft. Welchen Rat erteilt der Gott Apollon ihm? Was muss er tun, um auf die beste Weise zu leben?“

Schnitt auf das Gesicht der Pythia. Mit flatternden Lidern bewegt sie zuerst stumm ihre Lippen. „Du musst …“, setzt sie an und wird von einem Schwächeanfall unterbrochen. Sie sammelt ihre Kräfte und haucht: „Du musst die Hautfarbe der Toten annehmen!“

Peitschender Orchesterakkord und Schwarzblende, die einige Momente andauert, um den merkwürdig bedrohlichen Orakelspruch nachwirken zu lassen.

Zart besaiteten Gemütern bleibt keine Gelegenheit sich von diesem Spannungsmoment zu erholen, denn schon öffnet sich die nächste Szene zu einem tosenden Ozean, auf dem ein winzig wirkendes Segelschiff antiker Bauart von haushohen Wellen herumgeworfen wird. Der Himmel ist von schwarzen Sturmwolken verhangen und wird immer wieder von gleißenden Blitzen zerrissen, begleitet von – je nach technischer Ausstattung des Heimkinos ohrenbetäubenden Donnerschlägen.

„Ägäis. Zehn Jahre später … 312 v. Chr.“, erklärt uns eine Texteinblendung und die darauf einsetzende, ebenfalls vom Sturm schwankende Kamerafahrt endet unmittelbar vor dem mittlerweile erwachsenen, regennassen Gesicht unseres Helden Zenon. Es sieht besorgt, nein vielmehr ängstlich oder gar panisch aus. Hinter ihm bemerken wir das hektische Treiben der Matrosen. Angstvolle Rufe mischen sich in das Pfeifen des Sturmes. Der Kapitän tritt zu unserem Helden. Er muss brüllen, um sich verständlich zu machen:

„Junger Herr Zenon! Du solltest unter Deck gehen! Hier ist es zu gefährlich! Ich kenne in dieser Gegend das Fahrwasser nicht so gut. Hier könnte alles voller Untiefen und Riffe sein!“

„Niemals!“, ruft Zenon. „Ich will sehen, wohin das Schicksal mich zu werfen gedenkt!“ Genauso sprechen jugendliche Helden.

„Ich habe all mein Vermögen, das mir mein Vater hinterlassen hat, in diese Schifffahrt investiert. Der Bauch dieses Schiffes ist voll mit phönizischem Purpur. Diese Fracht bringt mir also unglaublichen Reichtum oder sie führt mich ins Verderben.“

Natürlich sollte sich der Kapitän über die Ladung des Schiffes im Klaren sein, aber irgendwie muss der Drehbuchautor ja dem Publikum möglichst unkompliziert erklären, worum es hier geht. Das Produktionsbudget würde bestimmen, wie drastisch der Sturm und die wütende See mit dem Schiff und dessen bedauernswerten Insassen umgehen. Man stelle sich das Zerreißen des Segels, das Bersten des Mastes, über Bord gespülte Seeleute und den an einem Riff leckgeschlagenen Schiffsbauch vor. Es kommt, wie es kommen musste: Das Schiff sinkt mit Mann, Maus und der kostbaren Fracht.

In der nächsten Szene können wir uns den bewusstlosen Zenon auf der Küste von Attika liegend vorstellen, um ihn herum die Leichen unglücklicher Matrosen und Fässer, aus denen Purpur sickert und das Wasser tiefrot färbt. Zenon regt sich. Wir beobachten, wie er zu sich kommt, sich aufsetzt und an den Kopf fasst, um die Platzwunde über seinem rechten Auge zu befühlen. Er sieht sich um. Erschüttert lässt er seinen Blick entlang der Küste schweifen, die mit Schiffstrümmern, Leichen und lecken Fässern übersät ist. Erst zeichnet sich in seinem Gesicht Verzweiflung ab. Mit einem leise gemurmelten „Nein, nein, nein …“ auf den Lippen steht er schwerfällig auf. Zenons Gesichtsausdruck wandelt sich, als ihm unvermittelt und elementar bewusst wird: Er lebt!

„Ich lebe!“, flüstert er. Er wiederholt den Satz immer wieder und lässt ihn zusammen mit der einsetzenden Filmmusik zum Crescendo schwellen, bis es mit Pauken und Trompeten aus ihm herausbricht.

„Ich lebe!“, brüllt er rasend vor Glück heraus. Er beginnt, den Küstenstreifen entlangzulaufen, während die Kamera in luftige Höhen steigt, um die gesamte Küste mit all den Toten und Wrackteilen zu zeigen. Orchestraler Bombast tut das Übrige, um dem...

Erscheint lt. Verlag 2.6.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber
ISBN-10 3-99152-203-9 / 3991522039
ISBN-13 978-3-99152-203-4 / 9783991522034
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