Ronaldo -  Luca Caioli

Ronaldo (eBook)

Die Geschichte eines Besessenen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 12. Auflage
320 Seiten
Verlag Die Werkstatt
978-3-7307-0672-5 (ISBN)
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Cristiano Ronaldo ist einer der besten Spieler aller Zeiten. Seine Übersteiger sind spektakulär, seine Freistöße allseits gefürchtet, und sein Torinstinkt ist legendär. Auch als Werbe-Ikone und an der Seite schöner Frauen macht der Portugiese eine gute Figur. Dieses Buch erzählt seine Geschichte: von der ärmlichen Kindheit auf der Insel Madeira über die großen Erfolge im Verein und in der Nationalmannschaft bis hin zu seinem überraschenden Vereinswechsel zu Manchester United im Sommer 2021. Ein spannendes Buch, das den Menschen hinter dem oft als arrogant dargestellten Superstar Ronaldo sichtbar werden lässt.

Luca Caioli, Jahrgang 1958, ist ein italienischer Sportjournalist und Autor. Seine Biografien internationaler Fußballstars sind in mehr als 30 Ländern erschienen.

Kapitel 2


Abelhinha – die kleine Biene


Die Kindheit auf Madeira


„Auf der einen Seite hatte ich eine glückliche Kindheit. Auf der anderen Seite war sie nicht normal, weil ich mit zwölf Jahren meine Familie verlassen habe und nach Lissabon gezogen bin.“

Die Drei-Zimmer-Sozialwohnung, in der Cristiano aufwuchs, gibt es nicht mehr. Im Jahr 2007 hat man das Gebäude, das im Viertel Santo António in Madeiras Hauptstadt Funchal in der Quinta do Falcão 27A lag, abgerissen, um keine Probleme mit Hausbesetzern zu bekommen. Die Familie Aveiro war zu diesem Zeitpunkt schon lange fortgezogen. Cristianos Mutter Dolores lebt mittlerweile in einem großen weißen Haus mit Blick auf den Atlantik, das am anderen Ende von Funchal in São Gonçalo steht – ein wundervolles Zuhause, das ihr Sohn ihr gekauft hat und das sich ganz in der Nähe der Domizile seines Bruders Hugo und seiner Schwester Cátia befindet.

Die früher einmal sehr ärmliche Quinta do Falcão mit ihrer am Berghang gelegenen Ansammlung von Sozialwohnungen hat sich in den vergangenen Jahren dank einiger Investitionen der Europäischen Union sehr verändert. Neue Gebäudekomplexe sind aus dem Boden geschossen. Das Gebiet ist nun auch für die portugiesische Mittelklasse annehmbar geworden, in deren Reihen sich immer breiteres Entsetzen über die Häuserpreise entlang der Küstenlinie breitgemacht hat.

Am Ende der schmalen, kleinen Straße, an der das Haus des Fußballers einmal gestanden hat, gibt es heute nur noch etwas überwuchertes Buschland, einen Kleinfeld-Fußballplatz und eine Kneipe. Trotzdem pilgern Fans hierher, und die Taxis bieten ihnen für ein paar Euros eine Tour zu seinem Geburtsort, den Orten seiner Kindheit, seiner Schule, den Ort, an dem er anfangs Fußball gespielt hat … Er hat es sogar geschafft, so illustre Besucher Madeiras wie Winston Churchill, Kaiserin Elisabeth „Sissi“ von Österreich, Kaiser Karl I. von Österreich, den Literaten George Bernard Shaw, den Dichter Rainer Maria Rilke, Christoph Kolumbus und Napoleon in den Schatten zu stellen.

Madeira ist eine Inselgruppe im Atlantik, die sich ungefähr 860 Kilometer von Lissabon entfernt befindet und zu der zwei bewohnte Inseln gehören – Madeira und Porto Santo. Hinzu kommen drei kleinere, unbewohnte Inseln. Von Reiseführern als „Garten des Atlantiks“ gepriesen, sitzt die Insel Madeira auf einem 57 Kilometer langen und 22 Kilometer breiten vulkanischen Felsen, der vom Meeresboden bis zu dem 1.862 Meter hohen Gipfel des Pico Ruivo aufsteigt, der höchsten Erhebung. Die Hauptstadt Funchal hat 110.000 Einwohner.

Hier wird Cristiano am 5. Februar 1985, einem Dienstag, um 10:20 Uhr vormittags in der Klinik Cruz de Carvalho geboren. Er misst bei der Geburt 52 Zentimeter und wiegt knapp neun Pfund. Er ist das vierte Kind von Maria Dolores dos Santos und José Dinis Aveiro und der jüngste Bruder von Hugo, Elma und Cátia. Die Schwangerschaft war nicht geplant gewesen, gerade einmal 18 Monate liegen zwischen ihm und Cátia. Nun muss noch ein Name für ihn gefunden werden. „Meine Schwester, die in einem Waisenhaus arbeitete, schlug vor, dass wir ihn Cristiano nennen“, erinnert sich Dolores. „Ich dachte, dass das eine gute Wahl sei. Und mein Mann und ich mochten beide den Namen Ronaldo, nach Ronald Reagan. Meine Schwester wählte also Cristiano und wir Ronaldo.“

Cristiano Ronaldo dos Santos Aveiro wird in der Kirche Santo António getauft – an einem Tag, der zufälligerweise durch den Fußball geprägt wird. In seiner Freizeit nämlich hilft sein Vater José Dinis als Zeugwart des Amateur-Fußballvereins CF Andorinho in Santo António aus. Er bittet den Mannschaftskapitän Fernão Barros Sousa darum, Patenonkel des gerade geborenen Babys zu werden. Die Zeremonie ist für sechs Uhr abends angesetzt, doch zuvor findet um vier Uhr noch ein Spiel statt – Andorinha spielt gegen Ribeiras Bravas.

Priester António Rodríguez Rebola wird allmählich nervös. Er hat die anderen Kinder bereits getauft, und noch immer ist weder vom Vater noch vom Patenonkel etwas zu sehen. Dolores und die Patentante in spe laufen ihm in der Kirche hinterher, mit dem Baby im Schlepptau, und versuchen, den Geistlichen zu beruhigen. Schließlich kommen mit einer halben Stunde Verspätung auch Fernão und Dinis, und die Zeremonie kann endlich beginnen.

Die ersten Bilder im Familienalbum zeigen Cristiano als Baby, wie er mit großen Augen direkt in die Kamera starrt. Er ist in ein kleines, blauweißes Gewand und weiße Schühchen gekleidet, trägt an beiden Handgelenken goldene Armreifen und außerdem einen goldenen Ring sowie eine lange Kette mit einem Kruzifix um den Hals. Mit zunehmendem Alter ist auf den Fotos zu erkennen, wie sich sein Haar in einen kleinen Lockenschopf verwandelt und sein Lächeln nach dem Verlust der Schneidezähne etwas lückenhaft wird.

Dinis ist als Gärtner beim Rathaus angestellt, während Dolores hart als Köchin arbeitet, um ihren eigenen Kindern ebenfalls Essen auf den Tisch stellen zu können. Wie Tausende Portugiesen ist auch sie im Alter von 20 Jahren nach Frankreich gegangen, wo sie drei Monate lang Häuser geputzt hat. Ihr Mann wollte eigentlich nachkommen, doch als sich das zerschlug, ging sie zurück nach Madeira. Da hatten sie bereits zwei Kinder.

Das Leben ist nicht leicht für die Familie Aveiro – es ist für jeden schwierig, der weit entfernt von der Luxushotel-Industrie an der Küste wohnt. Es ist ein kleines Zuhause für eine sechsköpfige Familie, und wann immer es einen Regenschauer gibt, tropft es im Haus an Dutzenden Stellen hinein. Dolores besorgt sich Ziegel und Mörtel aus dem Rathaus, um das Problem in den Griff zu bekommen. Cristiano blickt dennoch auf eine glückliche Kindheit zurück. Im Alter von zwei oder drei Jahren entdeckt er beim Spielen auf dem Hof seinen besten Freund – den Fußball. „Einmal schenkte ich ihm an Weihnachten ein ferngesteuertes Auto und dachte, dass er damit gut ausgelastet sein würde“, erinnert sich sein Patenonkel Fernão Sousa. „Aber er spielte lieber mit einem Fußball. Er schlief mit dem Ball, und er ging nie von seiner Seite. Er war immer unter seinem Arm – wo immer er auch hinging, er kam mit.“

Cristiano kommt in eine Kinderkrippe des Externato de São João da Ribeira, einer von Franziskanernonnen geführten Schule. Mit sechs Jahren geht er auf die örtliche Grundschule. Als weiterführende Schule besucht er die Schule Gonçalves Zarco, die besser bekannt ist als Barreiros-Schule wegen ihrer Nähe zum Barreiros-Stadion, in dem die bekannte portugiesische Mannschaft von CS Marítimo Funchal spielt. Cristiano ist kein eifriger Schüler. Er schlägt sich nicht allzu schlecht, aber er ist auch nicht gerade ein Bücherwurm – er ist froh, wenn er irgendwie versetzt wird.

Eine seiner ehemaligen Klassenlehrerinnen, Maria dos Santos, hat ihren ehemaligen Schüler als „artig“, „witzig“ und als „einen guten Freund seiner Klassenkameraden“ in Erinnerung. Fragt man sie nach seiner Lieblingsfreizeitbeschäftigung, so sagt sie: „Von dem Tag an, als er durch die Tür kam, war Fußball sein Lieblingssport. Er hat sich auch an anderen Aktivitäten beteiligt, Lieder gelernt und seine Arbeit erledigt, aber er hatte gerne Zeit für sich selbst, Zeit für den Fußball. Wenn gerade kein Ball in der Nähe war – und oft war keiner da –, dann konnte er sich einen aus Socken machen. Er fand immer einen Weg, auf dem Schulhof Fußball zu spielen. Ich habe keine Ahnung, wie er das hinbekommen hat.“

Fußball auf dem Schulhof und Fußball auf der Straße also. „Wenn er von der Schule nach Hause kam, habe ich ihm immer gesagt, dass er auf sein Zimmer gehen und seine Hausaufgaben machen soll“, sagt Dolores. „Er hat mir dann immer erzählt, dass er keine aufbekommen habe. Also ging ich wieder und fing mit dem Kochen an, und er versuchte sein Glück. Er kletterte aus dem Fenster, schnappte sich einen Joghurt oder ein Stück Obst und rannte mit dem Ball unter dem Arm davon. Er war dann draußen und spielte bis halb zehn Uhr abends.“

Als wenn das nicht genug wäre, fängt er auch an, den Unterricht zu schwänzen, um hinauszugehen und zu spielen. „Seine Lehrer meinten zu mir, dass ich ihn bestrafen müsse, aber das habe ich nie getan. Er musste ja so viel wie möglich üben, um ein Fußballstar zu werden.“ Auch ihr Sohn bestätigte später einmal: „Ich habe immer Fußball mit meinen Freunden gespielt. Damit habe ich meine Zeit verbracht.“

Er spielt auf der Straße, weil es in der Nachbarschaft keinen Fußballplatz gibt. Eine Straße, die Quinta do Falcão, erweist sich als besondere Herausforderung, wenn Busse, Autos und Motorräder hindurch wollen. Man muss jedes Mal die Steine wegnehmen, die die Torpfosten markieren, und mit dem Wiederbeginn des Spiels warten, bis der Verkehr...

Erscheint lt. Verlag 22.5.2023
Übersetzer Markus Montz
Verlagsort Bielefeld
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Sport Ballsport
Schlagworte Biografie • Christiano Ronaldo • CR7 • Europameisterschaft 2016 • Fußball • Fußballbiografie • Juventus Turin • Manchester United • Real Madrid • ronaldo biografie • Sporting Lissabon • Sportlerbiografie • Weltfußballer
ISBN-10 3-7307-0672-1 / 3730706721
ISBN-13 978-3-7307-0672-5 / 9783730706725
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