Mbappé (eBook)

Die Biografie
eBook Download: EPUB
2023 | 3. Auflage
224 Seiten
Verlag Die Werkstatt
978-3-7307-0669-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mbappé -  Luca Caioli,  Cyril Collot
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Mit 17 Jahren der Durchbruch als Profi. Mit 18 der zweitteuerste Fußballer der Geschichte. Mit 19 Jahren schließlich Weltmeister und der jüngste Spieler seit Pelé, der je in einem WM-Finale traf. Trotz seiner jungen Jahre ist Kylian Mbappé schon heute ein Weltstar des Fußballs. Dieses Buch erzählt seine Geschichte: von der Kindheit in der Pariser Banlieue bis zu den großen Erfolgen im Verein und der französischen Nationalmannschaft. Interviews mit Verwandten und Nachbarn, ehemaligen Trainern und Mannschaftskollegen zeichnen darüber hinaus ein ganz persönliches Bild des Fußballwunderkinds.

Luca Caioli, Jahrgang 1958, ist ein italienischer Sportjournalist und Autor. Seine Biografien internationaler Fußballstars sind in mehr als 30 Ländern erschienen.

Kapitel 1


Allée des Lilas


Der Besuch war ihm vorab angekündigt worden, und er hat sich sorgsam vorbereitet. Mit blauem Stift hat er ein paar Gedanken niedergeschrieben. Er kann es kaum abwarten, sie vorzutragen, doch seine Großmutter sagt, er solle sich gedulden, er werde später noch dazu kommen. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt: Seine Großeltern und ihre Gäste plaudern und trinken Kaffee. Er blickt auf das Notizbuch, das er auf den Tisch des kleinen, von einem großen Fernseher dominierten Wohnzimmers gelegt hat. Er hört zu, beteiligt sich hin und wieder am Gespräch. Endlich bekommt er die Erlaubnis, verbunden mit der Empfehlung, laut und deutlich zu sprechen.

„Hallo zusammen. Kylian ist der Beste. Er ist der Held von Bondy. Alle lieben ihn. Er ist ein Vorbild für alle Kinder, die Fußball spielen. Er ist sehr gut. Wilfrid und Fayza haben ihre Kinder gut erzogen. Ethan wird in die Fußstapfen seines Bruders Kylian treten.“

Idrisse ist neun Jahre alt; er geht zur Schule, spielt Fußball in der U10 und fasst in wenigen Worten zusammen, was jeder in Bondy denkt, von Madame la Maire, der Bürgermeisterin, bis zu den Kindern, die nur wenige hundert Meter entfernt auf den Plätzen des Stade Léo-Lagrange trainieren.

Idrisse ist der Enkel von Elmire und Pierrot Ricles, einem Ehepaar, das in den späten 1970er Jahren von Martinique nach Frankreich kam. Sie leben in der ersten Etage eines weißen Wohnhauses in der Allée des Lilas Nr. 4. Ein fünfstöckiger Sozialbau aus den 1950er Jahren in einer ruhigen, von Bäumen gesäumten Straße im Zentrum von Bondy, einer Gegend, die manche wegen der Straßennamen hochtrabend Cité de Fleurs, Stadt der Blumen, nennen. Hierher ist die Familie Mbappé im Herbst 1998 gezogen. Steigt man die erste Treppe hinauf, sieht man einen Briefkasten, auf dem noch immer steht: „Lamari-Mbappé Lottin, 2te links“.

„Sie zogen in die Etage direkt über uns“, sagt Elmire, „in eine Wohnung genau wie die unsere: 56 Quadratmeter, Wohnzimmer, Kochnische mit Blick auf das Stade Léo-Lagrange und zwei Schlafzimmer. Ich erinnere mich, dass Fayza im achten Monat schwanger war mit Kylian, als sie ankamen.“

Fayza – damals 24 Jahre alt und aus Algerien stammend – wuchs in Bondy Nord auf, im Viertel Terre Saint-Blaise. Sie besuchte das Collège Jean Zay und ging in die Sporthalle direkt gegenüber vom Haus. Im Alter von 12 und 13 Jahren spielte sie Basketball, bevor sie sich ganz auf Handball konzentrierte. Sie spielte auf dem rechten Flügel für die AS Bondy in der Division 1.

„Sie fing ganz unten an und wurde zu einer der besten Handballspielerinnen in Bondy in den späten 1990er Jahren. Fayza hatte Charisma. Sie war eine der Leaderinnen des Teams, extrem talentiert und extrem tough“, erinnert sich ein Freund der Familie.

„Sie war eine Kämpferin auf dem Platz, aber sie war auch hitzköpfig. Es brauchte nicht viel, um sie auf die Palme zu bringen, und sie war nicht zimperlich mit den Gegenspielerinnen. Wenn man Fayza verärgerte, ließ sie es einen spüren“, erinnert sich Jean-Louis Kimmoun, ein früheres Vorstandsmitglied und später Präsident des Klubs in einem Interview mit Le Parisien. „Aber abseits des Platzes war sie eine ganz liebe Person und ist es immer noch.“

„Sie redet allerdings gern viel“, erzählt ein Freund des Paares. „Früher hatte sie ständig irgendwelchen Unfug im Kopf. Ich arbeitete drei oder vier Jahre lang mit ihr zusammen als Trainer in den Vierteln Maurice Petitjean und Blanqui, mittwochs und in den Schulferien in den Gemeindezentren. Dort traf sie Wilfrid, der ebenfalls Trainer war, mit seinem kleinen Bruder Pierre und Alain Mboma, dem großen Bruder von Patrick Mboma, Afrikas Fußballer des Jahres 2000. Beide liebten Sport, hatten den Schalk im Nacken und starke Persönlichkeiten. Es war nur logisch, dass sie sich zueinander hingezogen fühlten.”

Als er mit Fayza in die Allée des Lilas zog, war Wilfrid 30 Jahre alt. Geboren in Douala in Kamerun, war er auf der Suche nach einem besseren Leben nach Frankreich gekommen. Nachdem er in Bobigny gewohnt hatte, zog er nach Bondy Nord, wo er einige Jahre Fußball spielte.

„Er war ein guter Spieler, ein Zehner, ein Mittelfeldspieler, der gerne den Ball hatte“, erinnert sich Jean-François Suner, technischer Direktor der AS Bondy, der von allen nur Fanfan genannt wird. „Er hätte Karriere machen können. Er durchlief die Jugendmannschaften des Klubs und spielte dann zwei Jahre für den benachbarten Verein aus Bobigny in der Division d’Honneur [höchste Amateurklasse im französischen Fußball]. Als er dort aufhörte, kam er wieder zu uns. Wir boten ihm eine Stelle an, und er kümmerte sich zunächst als Trainer und später als sportlicher Leiter um unsere Jugend. Wir arbeiteten fast 30 Jahre lang zusammen, ab der Saison 1988/89, und bauten den Klub um, bis er im Juni 2017 dann aufhörte.“

20. Dezember 1998


Fünf Monate und ein paar Tage waren seit jenem berühmten 3:0 vergangen, seit Zinédine Zidanes zwei Kopfballtoren und Emmanuel Petits coup de grâce im WM-Finale gegen die Brasilianer mit ihrem angeschlagenen „Fenômeno“ Ronaldo. Die Erinnerungen an diesen Sonntag, den 12. Juli, und den kollektiven Rausch waren noch frisch. Wie könnte man auch anderthalb Millionen Menschen vergessen, die freudentrunken auf den Champs-Elysées feierten und Siegeslieder sangen?

Die Menge bejubelte „Black-blanc-beur“ (schwarz, weiß, nordafrikanisch) und skandierte „Zidane président!“ Wie könnte man einen der größten Triumphe in der Geschichte des französischen Sports vergessen? Es war nur folgerichtig, dass Fayza und Wilfrid in diesem vom Fußball gesegneten Jahr das schönste aller Weihnachtsgeschenke bekamen: ihr erstes Kind. Der Junge kam am 20. Dezember zur Welt und wurde getauft auf den Namen Kylian Sanmi (kurz für Adesanmi, was auf Yoruba „die Krone passt mir“ bedeutet) Mbappé Lottin. Der Nachname Mbappé würde noch Anlass für viele Spekulationen sein: War Kylian der Enkel von Samuel Mbappé Léppé, genannt „Le Maréchal“, dem kamerunischen Mittelfeldspieler der 1950er und 1960er Jahre? Oder war er ein Verwandter von Étienne M’Bappé, dem Bassisten aus Douala? Nein, da gab es keine Verbindung, wie Pierre Mbappé erklärt: In Kamerun ist der Nachname Mbappé in etwa so verbreitet wie Dupont in Frankreich oder Schulz in Deutschland.

Pierre ist Kylians Onkel, auch er Fußballer. Er fing bei Stade de l’Est an und spielte später für Klubs wie Laval, Villemomble und Ivry. Als er zum Krankenhaus eilte, um seinen Neffen kennenzulernen, hatte er im Gepäck einen Minifußball als Geschenk für das Neugeborene. Im Scherz sagte er zu Fayza und seinem Bruder Wilfrid: „Ihr werdet sehen, aus ihm wird eines Tages ein großer Fußballer!“

Einige Tage nach dem freudigen Ereignis kehrten Mutter und Sohn heim. Fayza nahm wieder ihre Arbeit in der Stadtver waltung von Bobigny auf, während Wilfrid nur über die Straße gehen musste zum Stade Léo-Lagrange, wo er seine Kids trainierte. Besonders einer hatte seine Aufmerksamkeit erregt: Er war elf Jahre alt und fünf Jahre zuvor aus Kinshasa im damaligen Zaire, der heutigen Demokratischen Republik Kongo, nach Bondy gekommen. Die Lage in seiner Heimat war prekär, daher hatten seine Eltern beschlossen, ihn nach Frankreich zu schicken, damit er zur Schule gehen und sich eine Zukunft aufbauen konnte. Der Junge hieß Jirès Kembo Ekoko; er war der Sohn von Jean Kembo, genannt „Monsieur But“, Mittelfeldspieler der zairischen Nationalmannschaft, die zweimal den Africa Cup of Nations gewann (1968 und 1974) und sich 1973, auch dank der beiden Tore von Kembo im entscheidenden Spiel gegen Marokko, als erstes Team aus Subsahara-Afrika für die Endrunde einer Weltmeisterschaft qualifizierte. Jean nannte seinen Sohn Jirès zu Ehren des französischen Mittelfeldspielers Alain Giresse, den er sehr bewunderte, und schickte ihn nach Frankreich zu einem Onkel und seiner älteren Schwester. 1999 erhielt Jirès Kembo Ekoko seine Spielberechtigung bei der AS Bondy. Wilfrid war sein erster Trainer und wurde bald auch sein Vormund und eine Art Vater.

„Es ist schwer zu erklären, aber es war, als wäre dieser Mensch seit jeher meine Bestimmung gewesen“, sagte Jirès Jahre später. Die Familie Lamari-Mbappé Lottin nahm ihn bei sich zuhause auf; zwar adoptierten sie ihn nicht, doch er nannte sie stets Mama und Papa, denn sie waren es, die ihm Zuneigung gaben und ihm halfen, schwierige soziale Verhältnisse zu überwinden und sich den Traum von der Karriere als Fußballprofi zu erfüllen. Jirès zog in die Allée des Lilas und wurde zu Kylians großem Bruder, Vorbild, Idol und erstem Fußballhelden. Die Nachbarn...

Erscheint lt. Verlag 14.4.2023
Übersetzer Olaf Bentkämper
Verlagsort Bielefeld
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Sport Ballsport
Schlagworte biografie Mbappe • Cyril Collot • Der kleine Prinz • Équipe tricolore • französische Nationalmannschaft • Fußball • Fußball Katar • Fußball-WM 2018 • Kylian Mbappé • Luca Caioli • Mbappé • Paris St. Germain • Real Madrid • WM 2022
ISBN-10 3-7307-0669-1 / 3730706691
ISBN-13 978-3-7307-0669-5 / 9783730706695
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