Schmerz ist Kopfsache (eBook)
224 Seiten
Riva Verlag
978-3-7453-2219-4 (ISBN)
Andreas Könings ist Neuroathletiktrainer und erster deutscher Z-Health® Master Practitioner. Er war selbst als Basketballer im Leistungssport aktiv und betreut nun seit über zehn Jahren Spitzensportler und Schmerzpatienten. In seiner Deutschen Akademie für Neuro-Performance bildet er Trainer und Therapeuten im neurozentrierten Training aus und gibt seine Praxiserfahrung in Seminaren, Workshops und Vorträgen weiter. Lisa Könings ist Ökotrophologin mit dem Schwerpunkt neurozentrierte Ernährungsberatung. Dieser individuelle Ansatz fußt auf ihrer Ausbildung bei Z-Health. Ihr Ziel ist es, Menschen ganzheitliche Hilfe zu bieten, die ihnen wieder mehr Lebensqualität ermöglicht. Sie ist davon überzeugt, dass es keine allgemeingültigen Ernährungsempfehlungen geben kann, sondern jeder sein eigener Experte ist. Zusammen mit Andreas Könings leitet sie die Deutsche Akademie für Neuro-Performance.
Andreas Könings ist Neuroathletiktrainer und erster deutscher Z-Health® Master Practitioner. Er war selbst als Basketballer im Leistungssport aktiv und betreut nun seit über zehn Jahren Spitzensportler und Schmerzpatienten. In seiner Deutschen Akademie für Neuro-Performance bildet er Trainer und Therapeuten im neurozentrierten Training aus und gibt seine Praxiserfahrung in Seminaren, Workshops und Vorträgen weiter. Lisa Könings ist Ökotrophologin mit dem Schwerpunkt neurozentrierte Ernährungsberatung. Dieser individuelle Ansatz fußt auf ihrer Ausbildung bei Z-Health. Ihr Ziel ist es, Menschen ganzheitliche Hilfe zu bieten, die ihnen wieder mehr Lebensqualität ermöglicht. Sie ist davon überzeugt, dass es keine allgemeingültigen Ernährungsempfehlungen geben kann, sondern jeder sein eigener Experte ist. Zusammen mit Andreas Könings leitet sie die Deutsche Akademie für Neuro-Performance.
Kapitel 2
Neuronale Grundlagen – der erste Schritt zur Schmerzfreiheit
Die wichtigste Aufgabe des Gehirns
Ihr Gehirn lebt im Hier und Jetzt und stellt sich diese eine Frage: Ist es jetzt sicher? Diese Frage stellt es sich in jeder Sekunde und trifft eine entsprechende Entscheidung: »Ja, es ist sicher« oder »Nein, es ist nicht sicher«. Somit ist die wichtigste Aufgabe des Gehirns, Ihr Überleben zu sichern. Das Überleben ist wichtiger als Bewegung, Nahrungsaufnahme, Fortpflanzung, Arbeit und Ähnliches. Sicher ist dies alles wichtig, für Ihr Gehirn im Hier und Jetzt aber nicht überlebensnotwendig. Welche Einschätzung Ihr Gehirn trifft, hängt von eingehenden Informationen ab. Mehr dazu erfahren Sie später in diesem Kapitel ab Seite 46. Zusätzlich trifft Ihr Gehirn permanente Vorhersagen über die unmittelbare Zukunft. Je besser die eingehenden Signale sind, desto einfacher ist die Vorhersage für Ihr Gehirn. Nur so kann die Sicherheit gewährleistet werden.
Was hat dies nun mit Schmerzen zu tun? Ihr Gehirn lässt uneingeschränkte und schmerzfreie Bewegung nur zu, wenn es sich sicher fühlt. Fühlt sich Ihr Gehirn dagegen unsicher, so zieht es die Handbremse an. Als Schutzmechanismus ist die Handbremse von Ihrem Gehirn immer ein Stück weit angezogen. Das ist normal. Die Frage ist nur: wie stark? Bei Schmerzen hat das Gehirn die Handbremse allerdings bis zum Anschlag angezogen. Schmerzen sind eine der stärksten Bremsen, die Ihr Gehirn wählt, und dienen dazu, potenziell bedrohliche Situationen zu vermeiden. Erinnern Sie sich selbst daran, was Sie bei Schmerzen machen: zu Hause auf der Couch liegen oder im Bett bleiben, und das möglichst bewegungslos. Ihr Gehirn möchte Sie schützen und sein Überleben sichern. Aber was ist das für ein Leben für Sie? Der Schutzmechanismus Schmerz führt häufig zu einer Reduktion von Bewegung. Bewegung ist für das Gehirn allerdings essenziell und überlebensnotwendig. Ihr Nervensystem arbeitet nach dem Grundsatz »Use it, or loose it«. Dies heißt übersetzt: Benutze es oder verliere es. Ohne Bewegung fehlt es an einer Aktivierung einzelner Gehirnbereiche. Diese Nichtbenutzung wird von unserem Gehirn registriert. Es schlussfolgert daraus, dass diese Bereiche nicht weiter gebraucht werden, und reduziert die Aktivität noch weiter. Und dadurch können wiederum neue Schmerzen entstehen. Ein Teufelskreis beginnt.
Ziel dieses Buches ist es, dass Sie lernen, wie Sie Ihrem Gehirn wieder mehr Sicherheit geben können, sodass es die Handbremse löst. Wichtig ist, dass die Sicherheitseinschätzung des Gehirns immer individuell ist und dementsprechend bei jedem Men-schen andere Auslöser für das Anziehen der Handbremse vorliegen. Um herauszufinden, welche das bei Ihnen sind, und um sie anschließend lösen zu können, helfen Ihnen das Testverfahren in Kapitel 3 ab Seite 62 sowie die Übungen in Kapitel 5 ab Seite 108.
Aufbau und Funktion von zentralem und peripherem Nervensystem
Im ersten Moment mag Ihnen das Nervensystem vielleicht als komplexe und undurchdringliche Struktur erscheinen. Im Grunde ist es jedoch eine geordnete Struktur, die sich in unterschiedliche Bereiche gliedert und bei jedem Menschen gleich aufgebaut ist. Alle Bereiche arbeiten zusammen und in Wechselwirkung zueinander, wobei das Nervensystem fast alle Prozesse in Ihrem Körper steuert. Dabei lassen sich grob zwei wichtige Aufgabengebiete herausstellen:
- Die Aufrechterhaltung lebenswichtiger Funktionen, die weitestgehend autonom und ohne willentlichen Einfluss stattfinden. Dazu zählen unter anderem Herzschlag, Atmung und Verdauung.
- Die Ermöglichung und Koordination von Bewegungen des Körpers.
Das menschliche Nervensystem ist primär in einen zentralen und peripheren Bereich aufgeteilt, die jeweils eigene Aufgabenbereiche haben.
Primär lässt sich das menschliche Nervensystem dabei in zwei Bereiche aufteilen: in das zentrale Nervensystem (ZNS), das aus Gehirn und Rückenmark besteht, sowie das periphere Nervensystem (PNS). Das PNS umfasst alle Anteile des Nervensystems außerhalb des zentralen Nervensystems und gliedert sich funktionell in das somatische und das vegetative Nervensystem. Es wird auch autonomes oder viszerales Nervensystem genannt. Der vegetative Anteil wird nochmals in das sympathische und das parasympathische Nervensystem aufgeteilt.
Ein Grundverständnis über die Struktur des Nervensystems und dessen Aufgaben hilft Ihnen dabei, neurozentriertes Training besser zu verstehen. Einige Übungen in diesem Buch mögen auf den ersten Blick vielleicht etwas eigenartig erscheinen, jedoch sind sie eine praktische Umsetzung der neuronalen Gesetzmäßigkeiten und dienen dazu, die Informationsaufnahme und deren Weiterleitung ans Gehirn zu verbessern. In den folgenden Abschnitten erfahren Sie mehr über die einzelnen Bereiche des Nervensystems.
Unser Chef – das zentrale Nervensystem
Das Gehirn gehört neben dem Rückenmark zum zentralen Nervensystem und ist die Schaltzentrale des Körpers. Wie eine Art Supercomputer besteht es aus unzähligen Nervenzellen, die über feinste aufeinander abgestimmte Nervenimpulse miteinander kommunizieren und alle wichtigen Funktionen im Körper steuern.
Das Gehirn ist in der Lage, sich permanent an äußere und innere Reize anzupassen, indem es seine Strukturen neu gestaltet. Dies wird als Neuroplastizität bezeichnet. Dabei geschieht nichts anderes, als dass sich das Gehirn auf die gegebenen alltäglichen Stimulationen so anpasst, dass es bessere und schnellere Lösungswege findet oder kreiert. Diese Vorgänge benötigen sehr viel Energie. Um wertvolle Energie zu sparen, ist das Gehirn immer bedacht, wenig benötigte (aktivierte) Strukturen herunterzufahren und letztendlich abzubauen. Neuroplastizität funktioniert also in zwei Richtungen: zum einen, indem neue Verknüpfungen und Strukturen geschaffen werden, und zum anderen, dass alte, nicht mehr benötigte Strukturen abgebaut werden. Beide Vorgänge sind nötig, damit sich das Gehirn stetig veränderten Lebensbedingungen anpassen und somit das oberste Ziel, die Überlebenssicherung, gewährleisten kann. Neurozen-triertes Training macht sich die Neuroplastizität zunutze, indem es das Gehirn mit den »richtigen« Informationen versorgt, um langfristig gesund sowie schmerzfrei zu sein – oder zu werden – und gut funktionieren zu können.
Diese Darstellung des Gehirns zeigt wichtige Areale, die in engem Zusammenhang mit Schmerzen und deren Wahrnehmung stehen.
Noch vor einiger Zeit hat man angenommen, dass es eine bestimmte Schmerzzentrale im Gehirn gibt. Heute wissen wir, dass mindestens zehn Bereiche des Gehirns – des zentralen Nervensystems – an dem komplexen Phänomen der Schmerzverarbeitung beteiligt sind. Mehr über die relevantesten Bereiche erfahren Sie jetzt.
Der Kortex – wo über Schmerzen entschieden wird
Der volumenmäßig größte Teil Ihres Gehirns wird Kortex genannt, oder auf Deutsch: Großhirnrinde. Sie besteht aus zwei Hirnhälften, den sogenannten Hemisphären, die über verschiedene Verbindungen miteinander kommunizieren. Das Großhirn übernimmt dabei eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgaben und Funktionen, wobei viele davon im Hinblick auf die Schmerzwahrnehmung sowie deren Entstehung von großer Relevanz sind. So findet hier beispielsweise die »letzte Einordnung« einer gegebenen Situation und des damit verbundenen »Bedrohungsgrades« statt. Mit anderen Worten: Im Kortex entscheidet sich in letzter Instanz, ob und wie sehr sich Ihr Gehirn in der gegebenen Situation gerade bedroht fühlt. Die folgende Tabelle stellt eine Übersicht der für dieses Buch und im Schmerzkontext relevanten Bereiche des Kortex dar.
Bereich | Funktion |
Frontallappen (prämotorischer, primär motorischer, präfrontaler und vorderer cingulärer Kortex) | • Bewegungsplanung und -steuerung • Sitz des motorischen Homunkulus (Seite 32) • Steuerung autonomer Prozesse wie Herzschlag und Blutdruck • Kognitive Funktionen (emotionale Bewertung von Schmerzen) • Entscheidungsfindung und Problemlösung • Gedächtnis |
Parietallappen (somatosensorischer Kortex) | • Verarbeitung der sensorischen Wahrnehmung • Sitz des sensorischen Homunkulus (Seite 32) • Wahrnehmung und Verarbeitung von Emotionen |
Temporallappen (Amygdala, Hippocampus) | • Emotionsverarbeitung und -steuerung (limbisches System, Seite 34) • Emotionale Steuerung autonomer Funktionen • Gedächtnisbildung (körpereigener Arbeitsspeicher) |
Der Kortex arbeitet dabei in den meisten Fällen kontralateral. Das bedeutet, dass er mit seinen motorischen sowie sensorischen Aufgaben und Empfindungen für die gegenüberliegende Seite verantwortlich ist. Wenn Sie das linke Bein anheben möchten, um eine Treppenstufe hinaufzusteigen, so kommt der »Befehl« aus Ihrem Frontallappen im rechten Kortex. Gleichzeitig empfängt Ihr Parietallappen im rechten Kortex alle wichtigen sensorischen Informationen, zum Beispiel wie weit Ihr linkes...
Erscheint lt. Verlag | 10.12.2023 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Krankheiten / Heilverfahren |
Schlagworte | Bewegung • Entspannung • Ernährung • Fitness • Heilung • Knieschmerzen • Kollagen • Kopfschmerzen • Migräne • Mobility Training • Omega 3 • protein pulver • Schulterschmerzen • Stress • Therapie • Vagusnerv • Verspannung • Vitamin C • Workout |
ISBN-10 | 3-7453-2219-3 / 3745322193 |
ISBN-13 | 978-3-7453-2219-4 / 9783745322194 |
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Größe: 37,9 MB
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